Prozess in Belarus Regime-Gegnerin Kolesnikowa zu elf Jahren Haft verurteilt

dpa/uri

6.9.2021 - 14:26

Maria Kolesnikowa, Oppositionelle aus Belarus, während einer Gerichtsverhandlung am 4. August 2021. 
Maria Kolesnikowa, Oppositionelle aus Belarus, während einer Gerichtsverhandlung am 4. August 2021. 
Bild: Ramil Nasibulin/BelTA/AP/dpa

Hinter verschlossenen Türen wurden der prominenten Oppositionellen Maria Kolesnikowa und dem Anwalt Maxim Snak der Prozess gemacht. Kolesnikowas Vater ist stolz auf seine Tochter und sieht das Urteil als Racheakt.

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Ein Gericht in Belarus hat die Oppositionelle Maria Kolesnikowa zu elf Jahren Haft verurteilt. Die 39-Jährige wurde am Montag für schuldig befunden, gemeinsam mit anderen einen Umsturz geplant, eine extremistische Organisation gegründet und zu Aktionen gegen die Staatssicherheit aufgerufen zu haben. Der Anwalt Maxim Snak, der gemeinsam mit ihr angeklagt war, wurde zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt.

Beide gehören dem oppositionellen Koordinierungsrat an, der sich nach der umstrittenen Wiederwahl von Machthaber Alexander Lukaschenko im vergangenen Jahr gebildet hatte. Lukaschenko ging mit harter Hand gegen seine Kritiker vor, zahlreiche von ihnen flüchteten ins Ausland.



«Es ist kein Urteil, es ist vielmehr die Rache der Behörden»

Kolesnikowa blieb. Sie zerriss ihren Reisepass, als belarussische Geheimagenten sie in die Ukraine ausweisen wollten, und liess sich im September 2020 festnehmen. Seither sass sie im Gefängnis.

Die Gerichtsverhandlung gegen sie und Snak fand hinter verschlossenen Türen statt. Kolesnikowas Familie durfte erst bei der Urteilsverkündung anwesend sein. Für viele sei seine Tochter zu einem Beispiel für Widerstandsfähigkeit und den Kampf zwischen Gut und Böse geworden, «ich bin stolz auf sie», sagte Vater Alexander der Nachrichtenagentur AP. «Es ist kein Urteil, es ist vielmehr die Rache der Behörden.»

Maria Kolesnikowa (Mitte), eine der Oppositionsführerinnen von Belarus, formt neben Maxim Znak (rechts), Rechtsanwalt und Mitglied des Koordinierungsrats der Opposition, ihre Hände zu einem Herz bei einer Kundgebung in Minsk. (Archiv)
Maria Kolesnikowa (Mitte), eine der Oppositionsführerinnen von Belarus, formt neben Maxim Znak (rechts), Rechtsanwalt und Mitglied des Koordinierungsrats der Opposition, ihre Hände zu einem Herz bei einer Kundgebung in Minsk. (Archiv)
Bild: Uncredited/AP/dpa

Lukaschenko hatte sich mit der Wahl im August 2020 eine sechste Amtszeit gesichert, es folgten monatelange Massenproteste in Belarus, gegen die die Polizei hart durchgriff. Mehr als 35'000 Menschen wurden festgenommen.

Symbol des Widerstands

Kolesnikowa wurde bei den Protesten zum Symbol des Widerstands, marschierte in vorderster Front der Bereitschaftspolizei entgegen und formte dabei mit den Händen Herzsymbole. Die Musikerin war lange Flötistin im Nationalorchester, sie studierte neben Minsk auch in Deutschland.

2020 war sie Kampagnenleiterin für den früheren Bankier Viktor Babariko, der Lukaschenko im Wahlkampf herausforderte, nach Vorwürfen der Geldwäsche und Steuerhinterziehung aber von der Wahl ausgeschlossen wurde. Für die Vorwürfe, die Barbariko als politisch motiviert bezeichnete, sitzt er eine 14-jährige Gefängnisstrafe ab. Danach unterstützte Kolesnikowa die Präsidentschaftskandidatin und frühere Englischlehrerin Swetlana Tichanowskaja, die ihrerseits an Stelle ihres inhaftierten Mannes antrat.

Kurz vor dem Beginn der Verhandlung im vergangenen Monat erklärte Kolesnikowa in einer Mitteilung aus dem Gefängnis, man habe ihr die Freilassung angeboten, wenn sie um Straferlass bitte und Staatsmedien ein reumütiges Interview gebe. Kolesnikowa bestand auf ihrer Unschuld und lehnte ab.