Republikaner zoffen sichNikki Haley steckt ein, teilt aus – und über allem schwebt Trump
dpa/phi
7.12.2023 - 09:14
Fernsehdebatten im US-Wahlkampf sind vor allem eines: Show. Doch die Runden der republikanischen Präsidentschaftsbewerber driften zunehmend in Beleidigungen ab. Eine Frau steht lächelnd in der Mitte.
07.12.2023, 09:14
07.12.2023, 16:24
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Die republikanischen Präsidentschaftskandidaten haben sich eine vierte Debatte im TV geliefert – erneut ohne Donald Trump.
Nikki Haley hatte zuletzt in den Umfragen Aufwind und stand im Fokus der Diskussion.
Ron DeSantis und Vivek Ramaswamy griffen Haley scharf an.
DeSantis behauptete, die Konkurrentin würde von Spendern unterstützt, die sie beeinflussen würden.
Ramaswamy nannte Haly «korrupt» und «faschistischer» als das «Regime» von Präsident Joe Biden.
Haley liess die Attacken an sich abprallen.
Unterstützung bekam Haley von Chris Christie, der auch Donald Trump explizit kritisierte.
Im Rennen der republikanischen US-Präsidentschaftsbewerber rückt neben Ex-Präsident Donald Trump zunehmend die frühere UN-Botschafterin Nikki Haley ins Rampenlicht.
Bei der vierten TV-Debatte der republikanischen Präsidentenanwärter in Tuscaloosa im US-Bundesstaat Alabama stand die 51-Jährige angesichts ihrer jüngsten Umfrage-Erfolge klar im Mittelpunkt und war Ziel der meisten verbalen Attacken.
Trump, der in Umfragen gegenüber seinen parteiinternen Konkurrenten scheinbar uneinholbar vorne liegt, blieb der Runde erneut fern – und spielte dort weit weniger eine Rolle als die einzige Frau in dem Rennen.
Diesmal standen lediglich vier Anwärter auf der Fernseh-Bühne. Neben Haley waren dabei: Floridas Gouverneur Ron DeSantis, der Unternehmer Vivek Ramaswamy und der frühere Gouverneur von New Jersey, Chris Christie.
Haleys Lauf
Mehrere andere Bewerber sind angesichts magerer eigener Aussichten bereits aus dem Rennen ausgestiegen, etwa Ex-Vizepräsident Mike Pence. Trump führt das republikanische Bewerberfeld derzeit unangefochten an und liegt etwa 45 Prozentpunkte vor DeSantis und Haley. Ramaswamy und Christie rangieren im einstelligen Bereich.
Für DeSantis, der zum Start des Rennens noch als aussichtsreichster Konkurrent für Trump gegolten hatte, ging es in den vergangenen Monaten in Umfragen steil bergab. Haley dagegen legte kontinuierlich zu und schloss zuletzt zu DeSantis auf. Erst vor ein paar Tagen bekam sie einen zusätzlichen Schub im Wahlkampf.
Die einflussreiche Organisation Americans for Prosperity, die von den Milliardär-Brüdern Charles und David Koch gegründet wurde, sprach der früheren Gouverneurin von South Carolina ihre Unterstützung aus. Damit bekommt die 51-Jährige erhebliche organisatorische und finanzielle Hilfe an die Hand, die ihr weiteren Rückenwind geben könnte.
Die Attacke der Konkurrenten
Und üblicherweise steht diejenige Person bei TV-Debatten im Fokus, für die es politisch gerade am besten läuft. DeSantis knöpfte sich Haley ein ums andere Mal vor. Er warf ihr unter anderem vor, dass sie unter der Fuchtel von fragwürdigen reichen Spendern stehe.
«Nikki wird den Grossspendern nachgeben, wenn es darauf ankommt», wetterte er. Der 45-Jährige griff Haley auch für politische Positionen aus der Vergangenheit an und beschuldigte sie unter anderem, als Gouverneurin chinesische Investoren in ihrem Bundesstaat hofiert zu haben.
Einmal mehr tat sich aber vor allem Ramaswamy mit besonders derben Attacken gegen Haley hervor. Er warf seiner Parteikollegin mehrfach vor, korrupt zu sein und behauptete, sie habe durch Anbiederei an Konzerne und Millionäre ein Vermögen angehäuft.
An einer Stelle hielt der 38-Jährige dabei etwas ungelenk einen Zettel hoch. Darauf selbstgekritzelt in Grossbuchstaben die Formel: «Nikki = korrupt». Er beschimpfte Haley als «faschistischer» als das «Regime» des amtierenden Präsidenten Joe Biden und stichelte, sie wolle Truppen in ukrainische Provinzen schicken, deren Namen sie nicht mal kenne.
Ihre Reaktion
Die 51-Jährige ignorierte Ramaswamys Attacken diesmal auffallend, nachdem sie bei der jüngsten TV-Debatte angesichts seiner Anwürfe noch zeitweise die Fassung verloren hatte. Bei der Zettel-Aktion würdigte sie ihren Konkurrenten keines Blickes und entgegnete auf die Frage, ob sie auf die Vorwürfe antworten wolle, kühl: «Nein, es ist meine Zeit nicht wert, auf ihn zu antworten.»
Bei DeSantis' Attacken wiederum hielt Haley dagegen. Mehrfach bezeichnete sie ihn als Lügner und Heuchler. «Ron lügt weiter, weil er verliert.» Und mit Blick auf die Vorwürfe zu ihren Spendern, entgegnete sie: «Er ist wütend, weil die Geldgeber von der Wall Street ihn früher unterstützt haben und jetzt mich unterstützen.» Vor allem aber genoss Haley sichtlich, im Zentrum zu stehen: «Ich freue mich über die ganze Aufmerksamkeit, Jungs – vielen Dank dafür.»
Als Christie ansetzte, um Haley gegen Ramaswamy zu verteidigen, lächelte sie breit. Christie wies Ramaswamy zurecht und rief ihn auf, einfach mal «den Mund zu halten» und die Pöbeleien gegen Haley zu unterlassen. «Das ist eine kluge, fähige Frau, die Sie nicht beleidigen sollten», sagte der 61-Jährige und bezeichnete Ramaswamy als «Klugscheisser» und den «unausstehlichsten Aufschneider Amerikas».
Ein bisschen Trump
Christie tat sich einmal mehr mit scharfer Kritik an Trump hervor, den er als «Diktator» und «Tyrann» betitelte, als «wütenden, verbitterten Mann», der nicht fit für das Präsidentenamt sei. Dafür kassierte er mehrfach Buh-Rufe aus dem Publikum. Seinen Mitstreitern auf der Bühne warf Christie vor, sie seien zu ängstlich, um sich gegen Trump zu stellen. Mehrfach ermahnte Christie seine Parteikollegen auch, vor allem DeSantis, dass sie den Fragen der Moderatoren auswichen und keine klaren Antworten gäben.
Inhaltlich wiederholten alle vier bisherige Botschaften politischer Härte, etwa gegenüber China oder dem Iran. Ramaswamy, dem in dem Rennen keine echten Chancen eingeräumt werden und der sich bei Wahlkampfauftritten bisweilen im Rappen versucht, tat sich ausserdem erneut mit allerlei radikalen Verschwörungstheorien hervor.
Trump, der neben dem Wahlkampf im kommenden Jahr gleich mit mehreren Gerichtsverfahren konfrontiert sein wird, verzichtete diesmal auf eine Konkurrenzveranstaltung zu der TV-Debatte. Schon bei den vorherigen Fernsehrunden seiner Parteikollegen war er nicht erschienen und hatte argumentiert, dass er es wegen seiner Umfragewerte nicht nötig habe teilzunehmen.
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