Christchurch-Attentat Neuseelands Premier will den Namen des Täters nie aussprechen

SDA

19.3.2019 - 06:15

Die neuseeländische Premierministerin hat nach dem Attentat auf zwei Moscheen ihre Solidarität mit Neuseelands Muslimen bekundet. Sie gelobte, den Namen des Attentäters niemals zu nennen.

Mit einem islamischen Gebet hat das neuseeländische Parlament der 50 Todesopfer des Anschlags auf zwei Moscheen in Christchurch gedacht. Premierministerin Jacinda Ardern erklärte, sie werde den Namen des Attentäters niemals aussprechen.

Premierministerin Jacinda Ardern begann ihre Rede vor den Abgeordneten am Dienstag mit der arabischen Grussformel «Salam aleikum» («Friede sei mit Euch»). Vier Tage nach dem rassistisch motivierten Massaker am vergangenen Freitag wurden noch 30 Verletzte im Spital behandelt. Nach Angaben der Kliniken sind neun von ihnen in kritischem Zustand.



Der mutmassliche Täter – ein 28 Jahre alter Rechtsextremist aus Australien – sitzt in Untersuchungshaft. Ein 17-minütiges Video, in dem grosse Teile des Verbrechens zu sehen sind, kursiert immer noch im Internet. An diesem Mittwoch sollen zahlreiche Todesopfer – alles Muslime – in Christchurch beigesetzt werden. Auf Spendenkonten für die Hinterbliebenen gingen inzwischen umgerechnet mehr als fünf Millionen Euro ein.

«Er wird, wenn ich spreche, namenlos sein»: Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern verzichtet auf Nennung des Namens des Moscheen-Attentäters von Christchurch. (Archivbild)
«Er wird, wenn ich spreche, namenlos sein»: Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern verzichtet auf Nennung des Namens des Moscheen-Attentäters von Christchurch. (Archivbild)
Source: Keystone 

Ardern verlangte in ihrer Rede von den grossen Internet-Konzernen wie Facebook und Google, ihrer moralischen Verantwortung gerecht zu werden und die Verbreitung solcher Videos zu verhindern. «Das darf kein Fall sein, in dem es allein um Profit geht, nicht um Verantwortung.» Auch mehrere neuseeländische Netzbetreiber forderten von den Konzernen, mehr zu tun. Zudem zogen verschiedene neuseeländische Firmen wie eine Lottogesellschaft und Banken, die bei Facebook Werbung geschaltet hatten, ihre Anzeigen zurück.

Menschen geben Waffen ab

Die Premierministerin verzichtete in ihrer Rede darauf, den mutmasslichen Attentäter beim Namen zu nennen. Sie sagte: «Er wollte viele Dinge mit seinem Akt des Terrors zu erreichen. Eines davon war, berühmt zu werden. Deshalb werden Sie von mir niemals seinen Namen hören.» Dem Australier droht wegen vielfachen Mordes lebenslange Haft. Einen Termin für den Beginn des Prozesses gibt es noch nicht. Nach bisherigen Ermittlungen der Polizei hatte er keine Komplizen.

Die Regierungschefin hatte nach den Anschlägen auch schärfere Waffengesetze in Aussicht gestellt. Details sollen bis kommende Woche vorgelegt werden. In Erwägung gezogen würden aber Waffen-Rückkäufe sowie ein Verbot einiger halbautomatischer Waffen.

Die Neuseeländer reagierten bereits auf Appelle der Regierung, Waffen abzugeben. Laut Polizei liegen noch keine Daten zur Zahl der seit Freitag abgegebenen Waffen vor. Die Menschen sollten sich angesichts der verschärften Sicherheitslage aber zunächst bei der Polizei melden.

IS droht mit Vergeltung

Inzwischen wurden die Leichname mehrerer Todesopfer an die Familien übergeben. Nach einem Bericht der Zeitung «New Zealand Herald» vom Dienstag plant die muslimische Gemeinde von Christchurch eine gemeinsame Trauerfeier, möglicherweise an diesem Mittwoch. Einige Todesopfer sollen aber auch im Ausland bestattet werden. Die meisten Opfer kommen aus Einwandererfamilien. Im Islam ist es eigentlich üblich, dass Tote binnen 24 Stunden beigesetzt werden.

Unterdessen drohte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) mit Vergeltung. Die «Anführer der Ungläubigen» hätten über die Opfer des «Massakers» nur Krokodilstränen vergossen, sagte IS-Sprecher Abu al-Hassan al-Muhadschir in einer am Montagabend verbreiten Audiobotschaft. Die Echtheit der mehr als 40 Minuten langen Botschaft konnte zunächst nicht überprüft werden. Sie wurde aber über die üblichen Kanäle des IS in den sozialen Medien verbreitet.

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