Ukraine-Übersicht Tausende Ukrainer wollten sich dem Wehrdienst entziehen +++ Kiew: Russlands Armee braucht Jahre zum Wiederaufbau 

Agenturen/red

30.12.2022

Ukraine meldet neue Welle russischer Raketenangriffe

Ukraine meldet neue Welle russischer Raketenangriffe

Die ukrainische Luftwaffe erklärte, Russland habe in der Nacht mit Kamikaze-Drohnen angegriffen und am Donnerstagmorgen aus verschiedenen Richtungen mehr als 120 luft- und seegestützte Marschflugkörper auf die Ukraine abgefeuert.

29.12.2022

Mit jedem Raketenangriff treibe sich Russland nur noch tiefer in eine Sackgasse, sagt Präsident Selenskyj. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg macht derweil klar, dass er ukrainische Angriffe auf militärische Ziele in Russland für vollkommen legitim hält. Die Entwicklungen im Ticker.

Agenturen/red

Der russische Präsident Wladimir Putin und der chinesische Staatschef Xi Jinping wollen die bilaterale Zusammenarbeit stärken. In Eingangsstatements einer Videokonferenz, die öffentlich ausgestrahlt wurden, sprach Putin am Freitag von «geopolitischen Spannungen» und Xi von einer «schwierigen und bei weitem nicht eindeutigen internationalen Situation». Die Ukraine erwähnten sie im öffentlichen Teil ihrer Konferenz nicht. Russland flog nach ukrainischen Angaben in seinem Krieg in der Ukraine in der Nacht erneut Drohnenangriffe auf das Land.

«Im Interesse der Stabilität weltweit»

Putin sagte, er wolle die militärische Zusammenarbeit mit China ausbauen. Die strategische Partnerschaft zwischen Russland und China «als stabilisierender Faktor» werde wichtiger, sagte er. Putin gab an, er rechne mit einem Besuch Xis in Moskau im Frühling.

Xi sagte, China sei bereit, die strategische Zusammenarbeit mit Russland auszubauen. «Im Interesse der Stabilität weltweit» wolle man ein globaler Partner sein.

Schwere Luftangriffe auf die Ukraine

Der stellvertretende Chef des ukrainischen Präsidentenbüros, Kyrylo Tymoschenko, gab die Zahl der am Donnerstag bei russischen Raketenangriffen auf wichtige Infrastruktur getöteten Zivilisten höher an als zuvor: mit vier. Es war der stärkste Beschuss seit Wochen. Das ukrainische Militär teilte am Freitagmorgen mit, Russland habe in den vergangenen 24 Stunden 85 Raketen auf die Ukraine abgefeuert und 35 Luftangriffe geflogen. Zudem habe es 63 russische Angriffe mit Mehrfachraketenwerfern gegeben.

Die Russen hätten die Ukraine am Donnerstagabend und Freitagmorgen mit iranischen Drohnen vom Typ Shahed-131/136 angegriffen, teilte die ukrainische Luftwaffe mit. Alle Drohnen seien abgeschossen worden. Der Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, teilte mit, einige der Drohnen hätten auf seine Stadt gezielt. Fünf von sieben nach Kiew gestartete Drohnen seien direkt über der Stadt abgeschossen worden.

Kiew seit Kriegsbeginn fast 29 Tage im Alarmzustand

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine haben in der Hauptstadt Kiew die Alarmsirenen 638 Mal geheult. Insgesamt habe seit Ende Februar damit knapp 694 Stunden lang Alarmzustand geherrscht, teilte am Freitag Kiews Militär-Verwaltungschef Serhij Popko mit. «Das sind praktisch 29 Tage, fast ein ganzer Kalendermonat, den die Bürger der Stadt in Schutzräumen und Bunkern verbracht haben.» Insgesamt habe die Hauptstadt 52 Luftangriffe erlebt, bei denen 120 Menschen ums Leben kamen, unter ihnen fünf Kinder. 495 Menschen seien bei den Angriffen mit Raketen und Marschflugkörpern verletzt worden.

Durch die Angriffe seien über 600 Gebäude beschädigt worden, sagte Popko. Die kritische Infrastruktur der Hauptstadt sei erheblich beschädigt worden.

«2022 war das schlimmste Jahr in der neueren Geschichte Kiews», betonte Popko. Nachdem der Vormarsch der russischen Bodentruppen auf Kiew abgeschlagen worden sei, sei der Feind zu dem «Genozid aus der Luft» übergegangen.

Kiew: Russlands Armee braucht fünf Jahre zum Wiederaufbau

Die russische Armee hat angesichts ihrer Verluste in der Ukraine nach Meinung des ukrainischen Verteidigungsministers Olexij Resnikow ihre Schlagkraft auf Jahre hinaus verloren. Nach Resnikows Einschätzung werden die russischen Streitkräfte mindestens fünf Jahre für den Wiederaufbau brauchen. «Nach Erkenntnissen der Nato-Aufklärung haben die Russen gewaltige Verluste an Panzern, Artillerie, Schützenpanzern und Soldaten», wurde Resnikow am Freitag von der «Ukrajinska Prawda» zitiert.

«Die regulären Streitkräfte der Russischen Föderation könnten frühestens in fünf Jahren wiederhergestellt werden, vielleicht auch erst in zehn Jahren», sagte der Minister. Das gleiche gelte auch für Russlands Raketen-Potenzial. Schließlich sei dies ein Krieg der Ressourcen. «Und sie (die Nato) kann diese Ressourcen berechnen.»

Selenskyj kündigt weiteren Ausbau der ukrainischen Luftabwehr an

Als Folge immer neuer russischer Raketenangriffe auf ukrainische Städte hat Präsident Wolodymyr Selenskyj einen weiteren Ausbau der Luftabwehr angekündigt. «Im neuen Jahr wird die ukrainische Luftverteidigung noch stärker, noch effektiver», sagte Selenskyj am Freitagabend in seiner täglichen Videoansprache. Dadurch könne die Luftabwehr der Ukraine die stärkste in ganz Europa werden. «Dies wird eine Sicherheitsgarantie nicht nur für unser Land, sondern für den gesamten Kontinent sein.»

Die Luftabwehr der ukrainischen Streitkräfte hat in den vergangenen Wochen bei russischen Großangriffen mit Marschflugkörpern, Raketen und sogenannten Kamikaze-Drohnen relativ hohe Abschusszahlen erreicht. Angesichts der Masse der einfliegenden Projektile konnten nicht alle Raketen abgewehrt werden. Die ukrainische Armee, die bereits eine Reihe ausländischer Flugabwehrsysteme nutzt, wartet auf den Einsatz der angekündigten US-amerikanischen Patriot-Batterie. Gegenwärtig werden ukrainische Soldaten an dem System ausgebildet.


Die Ereignisse des Tages in der Übersicht

Das Wichtigste in Kürze

  • Der europäische Gaspreis hat zum Jahresende weiter nachgegeben.
  • Die Ukraine hat von Polen weitere Starlink-Terminals erhalten, mit denen über ein Satelliten-Netzwerk Verbindungen zum Internet hergestellt werden. Das Unternehmen Starlink gehört Elon Musk.
  • In Luzern haben Vandalen ein ukrainisches Zentrum beschmiert.
  • Der russische Präsident Wladimir Putin hat den chinesischen Staats- und Parteichef Xi Jinping im Frühling zu einem Staatsbesuch nach Moskau eingeladen.
  • In der Nacht hat Russland erneut Drohnenangriffe gegen ukrainische Städte geflogen.
  • Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hält die ukrainischen Angriffe auf militärische Ziele in Russland für vollkommen legitim. «Jedes Land hat das Recht, sich zu verteidigen», sagt er – und fordert die Bündnisstaaten auf, noch mehr Waffen zu liefern.
  • Die Entwicklungen von Donnerstag findest du hier.
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    Wir beenden den Live-Ticker am Freitag

  • 21.29 Uhr

    Kreml macht in der Ukraine eingesetzten Soldaten und Beamten Steuergeschenk

    In der Ukraine stationierte russische Soldaten und Beamte sind nach Kreml-Angaben künftig von der Einkommenssteuer befreit. Die Regelung betreffe «diejenigen, die in den (vier) Gebieten arbeiten», sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Freitag vor Journalisten mit Blick auf die vier von Russland als annektiert beanspruchten ukrainischen Gebiete Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja. Er berief sich dabei auf eine Ausnahmeregelung in einem Anti-Korruptionsgesetz, die die Regierung am Donnerstag veröffentlichte.

    Soldaten, Polizisten, Angehörige der Sicherheitsdienste und andere Staatsbedienstete, die in den vier Regionen Dienst leisten, müssen dem Erlass von Präsident Wladimir Putin zufolge keine Angaben mehr zu «ihrem Einkommen, ihren Ausgaben und ihrem Vermögen» machen.

    Das Dekret räumt ihnen zudem das Recht ein, «Belohnungen und Geschenke» zu erhalten, wenn diese «humanitären Charakter» haben und im Rahmen des Militäreinsatzes in der Ukraine empfangen werden. Die Massnahme gilt auch für «Ehepartner und minderjährige Kinder», und zwar rückwirkend ab dem 24. Februar - dem Beginn der Offensive in der Ukraine.

    Sterben für Putins Krieg: Während der Kreml in Russland rekrutieren lässt, lassen in der Ukraine immer mehr russische Soldaten ihr Leben. Der Kreml-Chef lässt sich das etwas kosten. 
    Sterben für Putins Krieg: Während der Kreml in Russland rekrutieren lässt, lassen in der Ukraine immer mehr russische Soldaten ihr Leben. Der Kreml-Chef lässt sich das etwas kosten. 
    Archivbild: Uncredited/AP/dpa
  • 20.53 Uhr

    Tausende Ukrainer wollten sich dem Wehrdienst entziehen

    Seit Ausbruch des russischen Angriffskriegs und seit Ausrufung des Kriegszustands in der Ukraine haben mehrere Tausend junge Ukrainer versucht, sich dem Wehrdienst zu entziehen. Wie die ukrainischen Grenztruppen am Freitag mitteilten, wurden knapp 12’000 Männer bei dem Versuch gefasst, die Grenze illegal in Richtung westliches Ausland zu überqueren.

    Bei der illegalen Grenzüberquerung seien auch 15 Männer ums Leben gekommen. Unter anderem erfroren den Angaben zufolge zwei Männer in den Karpaten auf dem Weg nach Rumänien.

    Auch in Russland versuchten Tausende junge Männer, sich dem Wehrdienst zu entziehen. Unmittelbar nach der Mobilmachung im September flohen Tausende ins Ausland, in einigen ehemaligen Sowjetrepubliken entstanden kleinere russische Kolonien.

    Russische Rekruten warten nach der Teilmobilmachung in der Region Wolgograd auf einen Zug.
    Russische Rekruten warten nach der Teilmobilmachung in der Region Wolgograd auf einen Zug.
    Aufnahme vom 17.10.2022: -/AP/dpa
  • 20.44 Uhr

    Kiew: Russlands Armee braucht fünf Jahre zum Wiederaufbau

    Die russische Armee hat angesichts ihrer Verluste in der Ukraine nach Meinung des ukrainischen Verteidigungsministers Olexij Resnikow ihre Schlagkraft auf Jahre hinaus verloren. Nach Resnikows Einschätzung werden die russischen Streitkräfte mindestens fünf Jahre für den Wiederaufbau brauchen. «Nach Erkenntnissen der Nato-Aufklärung haben die Russen gewaltige Verluste an Panzern, Artillerie, Schützenpanzern und Soldaten», wurde Resnikow am Freitag von der «Ukrajinska Prawda» zitiert.

    «Die regulären Streitkräfte der Russischen Föderation könnten frühestens in fünf Jahren wiederhergestellt werden, vielleicht auch erst in zehn Jahren», sagte der Minister. Das gleiche gelte auch für Russlands Raketen-Potenzial. Schliesslich sei dies ein Krieg der Ressourcen. «Und sie (die Nato) kann diese Ressourcen berechnen.»

    Über die eigenen Streitkräfte machte Resnikow keine Angaben. Seit dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine im Februar haben beide Seiten bereits schwere Verluste erlitten. Nach ukrainischer Darstellung hat die russische Armee bereits über 100’000 Gefallene zu beklagen. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

    Polizisten stehen in der besonders umkämpften Stadt Charkiw vor einem Berg an Raketenfragmenten, die in der Umgebung eingeschlagen sind.
    Polizisten stehen in der besonders umkämpften Stadt Charkiw vor einem Berg an Raketenfragmenten, die in der Umgebung eingeschlagen sind.
    Aufnahme vom 5.12.2022: Libkos/AP/dpa
  • 20.03 Uhr

    Selenskyj kündigt weiteren Ausbau der ukrainischen Luftabwehr an

    Als Folge immer neuer russischer Raketenangriffe auf ukrainische Städte hat Präsident Wolodymyr Selenskyj einen weiteren Ausbau der Luftabwehr angekündigt. «Im neuen Jahr wird die ukrainische Luftverteidigung noch stärker, noch effektiver», sagte Selenskyj am Freitagabend in seiner täglichen Videoansprache. Dadurch könne die Luftabwehr der Ukraine die stärkste in ganz Europa werden. «Dies wird eine Sicherheitsgarantie nicht nur für unser Land, sondern für den gesamten Kontinent sein.»

    Die Luftabwehr der ukrainischen Streitkräfte hat in den vergangenen Wochen bei russischen Grossangriffen mit Marschflugkörpern, Raketen und sogenannten Kamikaze-Drohnen relativ hohe Abschusszahlen erreicht. Angesichts der Masse der einfliegenden Projektile konnten nicht alle Raketen abgewehrt werden. Die ukrainische Armee, die bereits eine Reihe ausländischer Flugabwehrsysteme nutzt, wartet auf den Einsatz der angekündigten US-amerikanischen Patriot-Batterie. Gegenwärtig werden ukrainische Soldaten an dem System ausgebildet.

    Die russische Armee greift seit Oktober gezielt das ukrainische Energienetz an und sorgt mit massiven Schäden für lange Ausfallzeiten in der Strom- und Wasserversorgung. Ziel ist, die Bevölkerung im Winter unter Druck zu setzen. Selenskyj verwies in diesem Zusammenhang auf eine «klare Strategie» zur Sicherung der Stromerzeugung und -verteilung. «Es braucht viel Mühe, aber es wird klappen», sagte er. «Das ist eine der wichtigsten Aufgaben für das nächste Jahr, und ich habe keine Zweifel, dass wir sie meistern werden.»

    Strasse im von russischen Luftangriffen stark zerstörten Tschernihiw nördlich von Kiew.
    Strasse im von russischen Luftangriffen stark zerstörten Tschernihiw nördlich von Kiew.
    Aufnahme vom 13. April 2022: Keystone
  • 19.11 Uhr

    Europäischer Gaspreis gibt weiter nach

    Der europäische Gaspreis hat zum Jahresende weiter nachgegeben. Am Freitag fiel der Terminkontrakt TTF für niederländisches Erdgas bis auf 70,72 Euro je Megawattstunde. Zu Handelsbeginn hatte er noch knapp 80 Franken notiert. So günstig war europäisches Erdgas zuletzt im Februar, vor Beginn des Krieges in der Ukraine.

    Anfang Dezember hatte der Terminkontrakt TTF noch kurzzeitig rund 150 Franken je Megawattstunde notiert. Das Rekordhoch war im Sommer bei 340 Franken je Megawattstunde erreicht worden. Damals hatte ein Lieferstopp von Erdgas aus Russland einen rasanten Höhenflug beim Preis ausgelöst.

    Als wesentlicher Grund für den fallenden Gaspreis gelten milde Temperaturen, die den Verbrauch dämpfen. So werden für den Jahreswechsel in Zentraleuropa regional Temperaturen von bis zu 20 Grad vorhergesagt. Ausserdem wurde zuletzt deutlich mehr Energie aus Windkraft gewonnen, was den Verbrauch von Gas zur Stromerzeugung verringert.

  • 18.34 Uhr

    Historiker Kershaw: Vermute, dass Krieg in halbem Jahr vorbei ist

    Der britische Historiker Ian Kershaw geht nach eigenen Angaben davon aus, dass der russische Angriffskrieg in der Ukraine im kommenden Sommer vorbei sein wird. «Im Frühjahr werden wir sehen, ob die Ukrainer mit westlicher Unterstützung zu einer neuen Offensive bereit sind, mit der sie die Angreifer zurückdrängen können. Wenn das der Fall ist, dann könnten wir im Frühjahr oder Sommer auf dem Weg zu der einen oder anderen Lösung sein», sagte der 79-Jährige in einem Interview der «Süddeutschen Zeitung» (Online/ Freitag). Der «derzeitige Grad der Zermürbung» sei «für beide Seiten schwer zu ertragen», so der Historiker. «Deshalb vermute ich, dass der Krieg in einem halben Jahr vorbei ist.»

    Russlands Präsident Wladimir Putin habe sich in eine Lage gebracht, die er nie vorhergesehen habe, sagte Kershaw der Zeitung weiter. «Er befindet sich jetzt in einem Krieg, den er nicht gewinnen kann und der sehr kostspielig und schädlich ist.» Nun gelte es abzuwarten, in welchem Zustand die Streitkräfte auf beiden Seiten am Ende dieses Winters sein werden. «Für die Ukraine wird das ein sehr harter Winter, aber natürlich auch für viele Russen.»

    Der Krieg gegen das Nachbarland habe für Moskau auch langfristige Konsequenzen, sagte Ian Kershaw (Foto). «Russland ist jetzt isoliert, jedenfalls in Europa. In dem Sinne war die Entscheidung, in die Ukraine einzumarschieren, eine teure Entscheidung. Sie verändert Europa, wie genau, ist noch nicht absehbar», so der 79-Jährige.
    Der Krieg gegen das Nachbarland habe für Moskau auch langfristige Konsequenzen, sagte Ian Kershaw (Foto). «Russland ist jetzt isoliert, jedenfalls in Europa. In dem Sinne war die Entscheidung, in die Ukraine einzumarschieren, eine teure Entscheidung. Sie verändert Europa, wie genau, ist noch nicht absehbar», so der 79-Jährige.
    Archivbild: Europa Press via Getty Images
  • 18.21 Uhr

    Litauen wird Radhaubitzen aus Frankreich beziehen

    Litauen rüstet vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine weiter auf: Zur Stärkung der Verteidigungsfähigkeiten der eigenen Streitkräfte wird das baltische EU- und Nato-Land 18 französische Radhaubitzen vom Typ Caesar Mark II beziehen. Dies vereinbarte Verteidigungsminister Arvydas Anusauskas bei einem Besuch in Paris mit seinem französischen Kollegen Sébastien Lecornu. Litauen schliesse sich dazu dem Entwicklungsprogramm für die Artilleriegeschütze an, wie das Verteidigungsministerium in Vilnius am Freitag mitteilte.

    Die auf Lastwagen montierten Geschützes mit einem Kaliber von 155 Millimeter sollen ältere Haubitzen mit geringerer Reichweite ersetzen und bis 2027 an Litauen ausgeliefert werden. Der Baltenstaat wird den Angaben zufolge zwischen 110 und 150 Millionen Euro für die Beschaffung des sich noch in Entwicklung befindlichen Waffensystems aufwenden.

  • 18.08 Uhr

    Russland spricht von 3000 zivilen Opfern bei Kämpfen um Mariupol

    Monate nach der blutigen Eroberung der ukrainischen Hafenstadt Mariupol hat Russland von 3000 getöteten Zivilisten gesprochen und damit erstmals eigene Schätzungen veröffentlicht. Die Schäden, die der Stadt bei der monatelangen Belagerung entstanden sind, bezifferte das russische Ermittlungskomitee in einer am Freitag veröffentlichten Pressemitteilung zugleich auf 176 Milliarden Rubel (2,3 Milliarden Euro). Moskau machte für die Schäden und Verluste Kiew verantwortlich. Internationale Organisationen werfen hingegen Russland zahlreiche Kriegsverbrechen bei der Annexion Mariupols vor.

    Die Kämpfe um die im Gebiet Donezk gelegene Grossstadt Mariupol begannen unmittelbar nach Ausbruch des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine am 24. Februar. Die letzten ukrainischen Verteidiger der monatelang belagerten Stadt gingen am 20. Mai in russische Kriegsgefangenschaft. Nach Angaben Kiews sind durch den ständigen Artilleriebeschuss und die humanitäre Notlage, die durch die russische Belagerung entstand, Zehntausende Zivilisten ums Leben gekommen. Auch die EU und die Vereinten Nationen haben Moskau Kriegsverbrechen während der Kämpfe um Mariupol vorgeworfen.

    Gräber mit nicht identifizierten Leichen von Menschen, die während schwerer Kämpfe getötet wurden, sind auf dem Friedhof ausserhalb von Mariupol in der von Russland kontrollierten Region Donezk im Osten der Ukraine zu sehen. 
    Gräber mit nicht identifizierten Leichen von Menschen, die während schwerer Kämpfe getötet wurden, sind auf dem Friedhof ausserhalb von Mariupol in der von Russland kontrollierten Region Donezk im Osten der Ukraine zu sehen. 
    Bild: Alexei Alexandrov/AP/dpa
  • 17.53 Uhr

    Kiew war schon 29 Tage im Alarmzustand

    Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine haben in der Hauptstadt Kiew die Alarmsirenen 638 Mal geheult. Insgesamt habe seit Ende Februar damit knapp 694 Stunden lang Alarmzustand geherrscht, rechnete am Freitag Militär-Verwaltungschef Serhij Popko vor. «Das sind praktisch 29 Tage, fast ein ganzer Kalendermonat, den die Bürger der Stadt in Schutzräumen und Bunkern verbracht haben.»

    Insgesamt habe die Hauptstadt 52 Luftangriffe erlebt, bei denen 120 Menschen ums Leben gekommen seien, unter ihnen fünf Kinder. 495 Menschen seien bei den Angriffen mit Raketen und Marschflugkörpern verletzt worden.

    Durch die Angriffe seien über 600 Gebäude beschädigt worden, sagte Popko. Die kritische Infrastruktur der Hauptstadt sei erheblich beschädigt worden. Unabhängig überprüfen lassen sich diese Angaben nicht.

    «2022 war das schlimmste Jahr in der neueren Geschichte Kiews», betonte Popko. Nachdem der Vormarsch der russischen Bodentruppen auf Kiew abgeschlagen worden sei, sei der Feind zu dem «Genozid aus der Luft» übergegangen.

  • 17.15 Uhr

    Tote und Verletzte bei russischen Luftangriffen in Region Charkiw

    Das Dorf Kateryniwka und die Stadt Kupjansk in der Region Charkiw sind laut ukrainischen Angaben von russischen Truppen unter Beschuss genommen worden. Wie der stellvertretende Leiter des ukrainischen Präsidialamtes, Kyrylo Tymoschenko, mitteilte, seien bei dem Angriff auf Kateryniwka zwei Menschen getötet und zwei weitere verletzt worden. Oleh Sinehubow, der der Leiter der Militärverwaltung des Gebiets Charkiw, teilte mit, dass in Kupjansk ein 70-jähriger Mann verletzt wurde.

  • 16.36 Uhr

    Putin und Xi wollen stärker zusammenarbeiten

    Der russische Präsident Wladimir Putin und der chinesische Staatschef Xi Jinping wollen die bilaterale Zusammenarbeit stärken. In Eingangsstatements einer Videokonferenz, die öffentlich ausgestrahlt wurden, sprach Putin am Freitag von «geopolitischen Spannungen» und Xi von einer «schwierigen und bei weitem nicht eindeutigen internationalen Situation». Die Ukraine erwähnten sie im öffentlichen Teil ihrer Konferenz nicht. Russland flog nach ukrainischen Angaben in seinem Krieg in der Ukraine in der Nacht erneut Drohnenangriffe auf das Land.

    Putin sagte, er wolle die militärische Zusammenarbeit mit China ausbauen. Die strategische Partnerschaft zwischen Russland und China «als stabilisierender Faktor» werde wichtiger, sagte er. Putin gab an, er rechne mit einem Besuch Xis in Moskau im Frühling.

    Xi sagte, China sei bereit, die strategische Zusammenarbeit mit Russland auszubauen. «Im Interesse der Stabilität weltweit» wolle man ein globaler Partner sein.

    Seit dem Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine hat sich China Russland angenähert. Peking hat sich geweigert, den Angriffskrieg zu verurteilen. Die chinesische Regierung gab den USA und der Nato die Schuld am Krieg. Zudem hat China die westlichen Sanktionen gegen Russland angeprangert. Russland hat China in dessen Spannungen zu Taiwan verteidigt. Peking betrachtet Taiwan als Teil seines Staatsgebiets. In der vergangenen Woche hielten Russland und China gemeinsame Militärübungen im Ostchinesischen Meer ab.

    Wladimir Putin (rechts) spricht in einer Videokonferenz am 30. Dezember mit dem chinesischen Staatschef Xi Jinping.
    Wladimir Putin (rechts) spricht in einer Videokonferenz am 30. Dezember mit dem chinesischen Staatschef Xi Jinping.
    Bild:  Keystone
  • 16.06 Uhr

    Ukraine erhält weitere Starlink-Geräte von Polen

    Der ukrainische Premierminister Denys Schmyhal hat mitgeteilt, dass die Ukraine eine weitere Lieferung von Starlink-Geräten erhalten habe. 

    Nachdem Elon Musk der Ukraine zu Beginn der russischen Invasion Starlink-Terminals geschenkt hat, stammt diese Lieferung aus Polen. Die Geräte sind nicht nur für die Kommunikation der Truppen wichtig, sondern auch um diverse zivile Infrastruktur in Betrieb zu halten, wenn die Stromversorgung und andere Kommunikationsmittel ausfallen.  

  • 14.40 Uhr

    Putins Neujahrsgrüsse: Keine an Macron, Scholz und Biden, dafür an Schröder und Berlusconi

    US-Präsident Biden hat Wladimier Putin schon vor einigen Tagen vom Verteiler seiner Neujahrsgrüsse gestrichen. Auch Bundeskanzler Scholz und Präsident Macron werden keine guten Wünsche vom Kreml erhalten. Dies teilte dessen Sprecher Dimitri Peskow gemäss «Spiegel» mit. Wladimir Putin bekomme von diesen auch keine.

    Bereits verschickt seinen die Neujahrsgrüsse an Altbundeskanzler Gerhard Schröder und den ehemaligen italienischen Präsidenten Silvio Berlusconi.

    Waren 2012, nach den russischen Präsidentschaftswahlen, zusammen essen: Silvio Berlusconi, Gerhard Schröder und Wladimir Putin. 
    Waren 2012, nach den russischen Präsidentschaftswahlen, zusammen essen: Silvio Berlusconi, Gerhard Schröder und Wladimir Putin. 
    KEYSTONE
  • 12.31 Uhr

    ESC-Chef verteidigt Ausschluss von Russland

    Der Chef des Eurovision Song Contest (ESC) hat den Ausschluss Russlands aus dem Wettbewerb verteidigt. Der Schritt sei hart gewesen und sei es immer noch, sagte Martin Österdahl im Gespräch mit Abba-Sänger Björn Ulvaeus beim Sender BBC Radio 4. Allerdings sei die Massnahme gerechtfertigt.

    «Auch wenn wir uns nicht als politisch verstehen, sollten wir immer für die grundlegenden und ultimativen Werte der Demokratie eintreten», sagte Österdahl. «Dies wird ein Eurovision Song Contest, der die Werte, über die wir reden, aufrechterhält: Solidarität, Zuwendung, Vereinigung durch Musik.»

    Russland war wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine bereits vom ESC 2022 ausgeschlossen worden. Den Wettbewerb gewann die ukrainische Gruppe Kalush Orchestra mit dem Lied «Stefania». Damit haben die Ukrainer eigentlich das Recht auf die Austragung im Folgejahr. Da die Veranstaltung aber aus Sicherheitsgründen nicht in der Ukraine über die Bühne gehen kann, springt Grossbritannien als Zweitplatzierter von 2022 mit dem Austragungsort Liverpool als Gastgeber ein.

    Eurovision-Gewinner machen Trophäe zu Drohne

    Eurovision-Gewinner machen Trophäe zu Drohne

    Das ukrainische Kalush Orchestra hat die Trophäe versteigert, die es beim Eurovision Song Contest 2022 gewonnen hat. Von dem Erlös soll das Luftfahrsystem PD-2 gekauft werden.

    03.06.2022

  • 12.05

    Vandalenakte gegen ukrainisches Zentrum in Luzern

    Gegen das ukrainische Kultur- und Begegnungszentrum Prostir im Luzerner Stadtteil Reussbühl sind Vandalenakte verübt worden. Die Zentrumsleitung sieht vor allem Politik und Schulen in der Pflicht.

    Das Zentrum hat gemäss «Zentralplus» bei der Luzerner Polizei Anzeige wegen Sachbeschädigung erstattet. Das Onlineportal und Tele1 berichteten von Schmierereien auf Containern, dem Trottoir und an der Hauswand. Halbwüchsige haben demnach im Zentrum Knallkörper gezündet, zudem wurde eine Fensterscheibe eingeschlagen. Auf einem Pausenplatz sollen ukrainische Kinder verprügelt worden sein.

    Die Schmierereien wurden in russischer Aussprache, aber in lateinischen Buchstaben geschrieben. Urban Frye, Kantonsrat der Grünen und Mitgründer von Prostir, vermutet hinter der Täterschaft Jugendliche aus der näheren Umgebung. Sie würden das machen, was der Stimmung in ihrem Elternhaus entspreche, sagte er am Freitag gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

    Trotz dieser Vorfälle will Prostir das Zentrum als offenes Haus führen. «Wir wollen keinen Securitas vor der Türe», sagte Frye. Das Ziel der Einrichtung sei die Kommunikation mit unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen. Es wurde nun aber eine Überwachungskamera installiert.

  • 11.42 Uhr

    Putin lädt Xi nach Moskau ein

    Der russische Präsident Wladimir Putin hat den chinesischen Staats- und Parteichef Xi Jinping im Frühling zu einem Staatsbesuch nach Moskau eingeladen. «Im nächsten Jahr wird sich der intensive bilaterale Austausch fortsetzen, daran zweifle ich nicht. Und wir werden eine Möglichkeit finden, uns persönlich zu treffen», sagte Putin am Freitag in einer auf der Kreml-Website veröffentlichten Videoschalte mit Xi Jinping.

    Putin war Anfang des Jahres zu Gast bei den Olympischen Winterspielen in Peking. Zuletzt haben sich die beiden bei einem Gipfel in Usbekistan im Herbst getroffen.

    Das Verhältnis beider Staatsführer gilt als gut. China hat im Gegensatz zu den westlichen Staaten Russlands Angriff auf die Ukraine nicht verurteilt. Dem Kreml zufolge hat Xi Jinping Pekings Bereitschaft erklärt, in der aktuellen politischen Lage weiter Partner Moskaus zu sein. Putin wiederum nannte die Beziehungen beider Staaten beispielhaft für die Zusammenarbeit von Grossmächten im 21. Jahrhundert. Der 70-Jährige erklärte die Stärkung der gemeinsamen Militär- und Rüstungspolitik zu einem der wichtigsten Aufgabenfelder.

    Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine hat Moskaus militärische Schwachstellen blossgelegt. Seit Monaten kämpft Russland zudem mit zunehmendem Material- und Munitionsmangel. So hat Moskau nach US-Informationen bereits Waffenhilfe aus Nordkorea und dem Iran geordert. China könnte deutlich mehr und bessere Ausrüstung liefern, allerdings gibt es bislang keine Anzeichen dafür, dass sich Peking in den Konflikt hineinziehen lassen will.

    Der russische Präsident Wladimir Putin unterhält sich mit seinem via Videocall zugeschalteten chinesischen Amtskollegen Xi Jinping.
    Der russische Präsident Wladimir Putin unterhält sich mit seinem via Videocall zugeschalteten chinesischen Amtskollegen Xi Jinping.
    Bild: AP
  • 11.27 Uhr

    Raketenfund: Belarus vermutet Provokation aus Kiew

    Das Verteidigungsministerium von Belarus hat nach dem Fund einer Flugabwehrrakete auf belarussischem Staatsgebiet von einer möglichen Provokation Kiews gesprochen.

    «Entweder wurde die ungelenkte Flugabwehrrakete wegen der schlechten Ausbildung der Mannschaft unabsichtlich abgefeuert, oder die Rakete war defekt, oder aber es handelt sich um absichtliche Provokation der ukrainischen Streitkräfte», sagte der Chef der belarussischen Flugabwehr, Kirill Kasanzew, in einer am Freitag im Nachrichtenkanal Telegram verbreiteten Stellungnahme.

    Staatsmedien in der belarussischen Hauptstadt Minsk hatten berichtet, dass eine vom Flugabwehrsystem S-300 abgeschossene Rakete am Donnerstagvormittag auf belarussisches Staatsgebiet gefallen sei. Kasanzews Angaben nach wurde sie über dem Landkreis Iwanawa im Gebiet Brest abgefangen. Wegen des Vorfalls wurde in Minsk bereits der ukrainische Botschafter einberufen.

    Kiew seinerseits hat die Bereitschaft erklärt, an der Aufklärung des Vorfalls mitzuarbeiten.

    Am Donnerstag hat die Ukraine einen massiven russischen Raketenangriff abgewehrt. Ein Teil der russischen Raketen traf dabei auch Objekte im westukrainischen Gebiet Lwiw. «Daher ist auch eine Provokation vonseiten des Terroristen-Staats Russland nicht auszuschliessen, der eine Flugroute seiner Marschflugkörper so ausgewählt hat, um ihren Abschuss im Luftraum über Belarus zu provozieren», hiess es in einer Erklärung des ukrainischen Verteidigungsministeriums.

    Das wäre ein ähnlicher Vorfall wie im November, als polnisches Staatsgebiet getroffen wurde.

  • 10.15 Uhr

    Nato-Chef fordert mehr Waffen für die Ukraine

    Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat Deutschland und die anderen Bündnisstaaten zu weiteren Waffenlieferungen an die Ukraine aufgerufen.

    «Es mag paradox klingen, aber militärische Unterstützung für die Ukraine ist der schnellste Weg zum Frieden», sagte der Norweger der Nachrichtenangentur DPA zum Jahreswechsel.

    Nato-Chef ruft zu mehr Waffenlieferungen für Ukraine auf

    Nato-Chef ruft zu mehr Waffenlieferungen für Ukraine auf

    Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat die Bündnisstaaten zu weiteren Waffenlieferungen an die Ukraine aufgerufen. «Es mag paradox klingen, aber militärische Unterstützung für die Ukraine ist der schnellste Weg zum Frieden.»

    30.12.2022

  • 8.09 Uhr

    Ukraine wehrt nächtliche Welle von Drohnenangriffen ab

    Die ukrainische Flugabwehr hat nach Behördenangaben in der Nacht zum Freitag Drohnenangriffe in Kiew und Umgebung sowie im Osten des Landes abgewehrt. «Russland hat wieder auf unsere Infrastrukturobjekte gezielt», teilte der Militärgouverneur des Kiewer Umlands, Olexij Kuleba, am Freitag in seinem Telegram-Kanal mit. Seinen Angaben zufolge schoss die Flugabwehr die Drohnen ab. Schäden habe es nicht gegeben.

    Auch die Stadtverwaltung in Kiew berichtete über den weitgehend glimpflichen Verlauf der nächtlichen Attacke. Fünf Drohnen wurden demnach über der Hauptstadt abgeschossen. Dabei seien ein Verwaltungsgebäude teilweise zerstört und die Fenster eines Wohnhauses beschädigt worden. Über Tote und Verletzte gab es keine Berichte.

    «Die zweite Nacht in Folge haben unsere Himmelsschützer alle fünf feindlichen ‹Shahed› (Drohnen) ausgeschaltet, die über dem Gebiet waren», teilte zudem der Militärgouverneur der Region Dnipropetrowsk um die Millionenstadt Dnipro, Walentyn Resnitschenko, in seinem Telegram-Kanal mit. Demnach gab es Angriffe in drei verschiedenen Landkreisen. Im angrenzenden Gebiet Saporischschja wurden laut dem Einsatzkommando Ost der ukrainischen Armee ebenfalls alle angreifenden Drohnen vernichtet.

  • 4.36 Uhr

    Selenskyj: Jeder Angriff bringt Russland näher ans Tribunal

    Mit seinen Raketenangriffen auf das Energienetz der Ukraine schadet Russland nach Darstellung der ukrainischen Staatsführung letztlich auch sich selbst und seinen Bürgern. «Mit jedem solchen Raketenangriff treibt sich Russland nur noch tiefer in eine Sackgasse» und steuere einem Internationalen Straftribunal entgegen, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache am Donnerstagabend, nur wenige Stunden nach dem jüngsten russischen Grossangriff mit Marschflugkörpern und sogenannten Kamikaze-Drohnen.

    Der «Status des grössten Terroristen der Welt» werde sich noch lange auf Russland und seine Bürger auswirken, sagte Selenskyj. «Und jede Rakete bestätigt nur, dass das alles mit einem Tribunal enden muss, genau so wird es sein.» In seinen Unterredungen mit anderen Staats- und Regierungschefs versucht der ukrainische Präsident, deren Unterstützung für ein Internationales Strafgericht nach dem Vorbild des Nürnberger Tribunals für NS-Verbrecher zu gewinnen. Geht es nach Selenskyj, sollen sich eines Tages auch Politiker und Militärs aus Russland für den Angriffskrieg gegen die Ukraine verantworten.

    Nach Selenskyjs Darstellung hat der jüngste russische Raketenangriff erneut schwere Schäden im Energienetz in weiten Teilen der Ukraine verursacht. Mit Blick auf mögliche weitere Attacken warnte er: «Dieses Jahr hat noch zwei Tage, vielleicht wird der Feind erneut versuchen, uns dazu zu bringen, das Neue Jahr im Dunkeln zu feiern.»

    Rettungskräfte durchsuchen nach einem russischen Grossangriff mit Marschflugkörpern und sogenannten Kamikaze-Drohnen in der Nähe von Kiew zerstörte Häuser.
    Rettungskräfte durchsuchen nach einem russischen Grossangriff mit Marschflugkörpern und sogenannten Kamikaze-Drohnen in der Nähe von Kiew zerstörte Häuser.
    AFP via Getty Images
  • 3.56 Uhr

    Selenskyj-Beraterin: 15'000 Vermisste in Ukraine

    Gut zehn Monate nach Kriegsbeginn gelten in der Ukraine nach Angaben der ukrainischen Präsidentenberaterin Alona Verbytska Tausende Soldaten und Zivilisten vermisst. «Russland hat aktuell 3392 ukrainische Kriegsgefangene bestätigt, aber in der Ukraine gelten derzeit 15'000 Menschen als vermisst, darunter viele Zivilisten», sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Das Schicksal dieser Menschen sei völlig ungewiss, sagte Verbytska, die sich als Ombudsfrau für die Rechte ukrainischer Soldaten engagiert. «Wir wissen nicht, was mit ihnen geschehen ist.»

    Viele Ukrainer*innen sind nicht mehr erreichbar. Kiew geht von 15'000 Vermissten aus. (Symbolbild)
    Viele Ukrainer*innen sind nicht mehr erreichbar. Kiew geht von 15'000 Vermissten aus. (Symbolbild)
    Anadolu Agency via Getty Images
  • 3.07 Uhr

    Nato-Generalsekretär ruft zu mehr Waffenlieferungen für Ukraine auf

    Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat die Bündnisstaaten zu weiteren Waffenlieferungen an die Ukraine aufgerufen. «Es mag paradox klingen, aber militärische Unterstützung für die Ukraine ist der schnellste Weg zum Frieden», sagte der Norweger der Deutschen Presse-Agentur zum Jahreswechsel. Hintergrund sei, dass Russlands Präsident Wladimir Putin davon überzeugt werden müsse, dass er sein Ziel, die Kontrolle über die Ukraine zu übernehmen, nicht erreichen werde. Dann könne es eine friedliche Verhandlungslösung geben, die ein Überleben der Ukraine als unabhängiger demokratischer Staat gewährleiste.

    Stoltenberg machte dabei auch deutlich, dass er die jüngsten ukrainischen Angriffe auf militärische Ziele in Russland für vollkommen legitim hält. «Jedes Land hat das Recht, sich zu verteidigen. Auch die Ukraine», sagte er. Bei den ukrainischen Angriffen müsse auch der Kontext gesehen werde. Dies seien massive russische Angriffe auf zivile Infrastruktur, die darauf abzielen, ukrainischen Zivilisten im Winter Wasser, Heizung und Strom zu nehmen.

    Zur Frage, ob es aus seiner Sicht auch in Ordnung wäre, der Ukraine Mittelstreckenraketen zur Verfügung zu stellen, sagte Stoltenberg, zu spezifischen Systemen gebe es einen ständigen Dialog zwischen Verbündeten und mit der Ukraine. Zudem verwies er darauf, dass Nato-Verbündete der Ukraine bereits in der Vergangenheit Waffensysteme mit grosser Reichweite geliefert hätten. Darunter seien Himars-Raketenwerfer, Artillerie mit grosser Reichweite und Drohnen.

    Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hält die jüngsten ukrainischen Angriffe auf militärische Ziele in Russland für vollkommen legitim. «Jedes Land hat das Recht, sich zu verteidigen. Auch die Ukraine», sagt er.
    Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hält die jüngsten ukrainischen Angriffe auf militärische Ziele in Russland für vollkommen legitim. «Jedes Land hat das Recht, sich zu verteidigen. Auch die Ukraine», sagt er.
    Getty Images
  • 2.14 Uhr

    Biden unterzeichnet US-Haushalt mit Milliarden für Ukraine

    US-Präsident Joe Biden hat das neue Haushaltsgesetz seiner Regierung unterzeichnet, das unter anderem milliardenschwere Hilfen für die Ukraine vorsieht. Mit seiner Unterschrift setzte Biden am Donnerstagabend (Ortszeit) den von beiden Kongresskammern gebilligten Etat mit einem Volumen von 1,7 Billionen US-Dollar in Kraft. Etwa die Hälfte des Budgets – knapp 858 Milliarden US-Dollar – entfällt auf Verteidigungsausgaben. Für die Unterstützung der Ukraine sind rund 45 Milliarden US-Dollar vorgesehen.

    Die Verabschiedung des Haushaltsgesetzes ist ein Erfolg für Bidens Demokraten. Der Etat sieht etwas mehr Unterstützung für die Ukraine vor, als der Präsident ursprünglich vom Repräsentantenhaus und Senat gefordert hatte.

    In den nun beschlossenen knapp 45 Milliarden US-Dollar für die Ukraine sind rund 9 Milliarden Dollar für militärische Hilfe und knapp 16 Milliarden Dollar für wirtschaftliche und humanitäre Hilfe für das von Russland angegriffene Land vorgesehen. Zudem sind zwölf Milliarden Dollar eingeplant, um nach Lieferungen an die Ukraine die Munitionsbestände und Lager des US-Militärs wieder aufzufüllen. Weitere 7 Milliarden Dollar sind für zusätzliche Aufwendungen der US-Truppen in Europa vorgesehen.