Ukraine-Übersicht Selenskyj warnt in Davos vor «Einfrieren» des Ukraine-Kriegs

Agenturen/red

16.1.2024

Selenskyj dankt Schweiz für Hilfe und Anteilnahme

Selenskyj dankt Schweiz für Hilfe und Anteilnahme

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat nach seinem Empfang in Bern der Schweiz für ihre Hilfe und für ihre Anteilnahme am Schicksal der Ukraine gedankt. Selensykyj sagte auch, neutral zu sein, bedeute für die Schweiz nicht, die Realität zu ignorieren.

15.01.2024

Der ukrainische Präsident Selenskyj nutzt das Weltwirtschaftsforum, um den kriegsmüden Westen aufzurütteln. Derweil werden bei einem russischen Raketenangriff auf Charkiw mindestens 17 Menschen verletzt. Die Ereignisse des Tages im Überblick

P. Dahm

Das Weltwirtschaftsforum in Davos hat seinem Ruf als geopolitisches Krisentreffen zum Auftakt alle Ehre gemacht. Der erstmals seit Kriegsbeginn persönlich angereiste ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warnte am Dienstag in dem Schweizer Skiort eindringlich vor einem «Einfrieren» des russischen Kriegs gegen sein Land. Zugleich bekräftigte er Hoffnungen auf einen Beitritt zur Nato. Beim Werben um weitere Milliarden und Waffenlieferungen bekam Selenskyj Unterstützung aus der EU und von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg.

«Jeder eingefrorene Konflikt wird irgendwann wieder aufflammen», warnte Selenskyj in seiner Rede vor Politikern und Wirtschaftsvertretern. Der Ukrainer spricht sich seit langem dafür aus, den Krieg auf dem Schlachtfeld zu entscheiden, um Russland eine strategische Niederlage zuzufügen. Sein Land verteidigt sich seit fast zwei Jahren mit westlicher Hilfe gegen die russische Invasion. Beinahe ein Fünftel des ukrainischen Staatsgebiets steht unter russischer Kontrolle.

Dem russischen Präsidenten Wladimir Putin warf Selenskyj einmal mehr vor, kein Interesse an einer Friedenslösung zu haben. «Putin ist ein Raubtier, das sich nicht mit Tiefkühlprodukten zufrieden gibt», betonte der Ukrainer. Er komme immer wieder zurück — für mehr.

Stoltenberg und von der Leyen werben für Ukraine-Hilfen

In den vergangenen Jahren hatte Selenskyj beim Weltwirtschaftsforum in Videoansprachen um Unterstützung für sein Land geworben. Diesmal reiste er selbst an, um den kriegsmüden Westen aufzurütteln. Bei Stoltenberg und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen rannte er damit quasi offene Türen ein.

«Wir müssen der Ukraine nur beistehen - und irgendwann wird Russland verstehen, dass sie einen zu hohen Preis zahlen und einer Art gerechtem Frieden zustimmen», sagte Stoltenberg voraus. Die Nato-Staaten müssten ihr Möglichstes tun, um den Preis für Russland hochzutreiben. Paradoxerweise sei ein Ende des Krieges ausgerechnet mit mehr Waffen für die Ukraine zu erreichen.

Von der Leyen betonte, die Ukraine müsse in ihrem Widerstand weiter gestärkt werden. «Die Ukraine benötigt Planbarkeit bei der Finanzierung im gesamten Jahr 2024 und darüber hinaus», sagte sie vor dem Hintergrund noch ausstehender Zusagen auch der EU.

Eine Entscheidung über das neue Hilfsprogramm der EU mit 50 Milliarden Euro für die kommenden vier Jahre erwarte sie zum Sondergipfel Anfang Februar. Zuletzt hatte der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban den Beschluss verhindert. Sie persönlich wünsche sich eine einstimmige Lösung, mache von der Leyen klar, ergänzte aber: «Wir bereiten uns auch dafür vor, dass das nicht gelingt.»

Kiew erwartet rasche Richtungsentscheidung über Nato-Beitritt

Selenskyj wünscht sich spätestens beim Nato-Gipfel im Juli in Washington Entscheidungen, die eine Mitgliedschaft der Ukraine in der Allianz näherbringen. In Davos traf er mit Stoltenberg zusammen und dankte diesem nach eigenen Angaben für die unerschütterliche Unterstützung durch das Militärbündnis.

Russland begründet seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine auch mit dem Streben des Landes in die Nato. Eine Aufnahme der Ukraine in das Bündnis ist bisher jedoch nicht in Sicht.


Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Bei einem russischen Raketenangriff auf Charkiw sind mindestens 17 Menschen verletzt worden.
  • Der belarussische Verteidigungsminister hat eine neue Militärdoktrin angekündigt, die erstmals den Einsatz von Atomwaffen vorsehen soll.
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat bei einem Treffen mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg Hoffnungen seines Landes auf einen Beitritt zu dem Militärbündnis bekräftigt.
  • Russland wehrte laut dem Verteidigungsministerium in Moskau in der Nacht erneut einen ukrainischen Drohnenangriff über der Stadt Woronesch im Grenzgebiet im Südwesten des Landes ab.
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat im Rahmen des Weltwirtschaftsforums in Davos eine Rede gehalten und gewarnt: «Putin verkörpert den Krieg».
  • Was am Montag wichtig war, kannst du hier nachlesen.
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  • 23.32 Uhr

    Macron sagt Ukraine Unterstützungsabkommen und weitere Waffen zu

    Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat der Ukraine ein Unterstützungsabkommen in Aussicht gestellt, ähnlich wie es Grossbritannien vor einigen Tagen mit dem von Russland angegriffen Land besiegelt hat. Frankreich plane mit der Ukraine eine vergleichbares Vereinbarung, und er werde in diesem Zusammenhang im Februar in die Ukraine reisen, sagte Macron in Paris. Frankreich werde die Ukraine weiter militärisch unterstützen, unter anderem mit der Lieferung von 40 weiteren Marschflugkörper vom Typ Scalp, Hunderten Bomben sowie von Caesar-Haubitzen. Russland dürfe den gegen die Ukraine gestarteten Krieg nicht gewinnen, sagte Macron.

    Frankreichs Präsident Macron hat der Ukraine weitere ein Unterstützungsabkommen und weitere Waffen zugesagt.
    Frankreichs Präsident Macron hat der Ukraine weitere ein Unterstützungsabkommen und weitere Waffen zugesagt.
    Christophe Ena/AP Pool/dpa

    Das Abkommen zwischen Grossbritannien und der Ukraine war am vergangenen Freitag bei einem Besuch des britischen Premierministers Rishi Sunak in Kiew unterzeichnet worden. Es schreibt fest, dass London die Ukraine jetzt, aber auch in möglichen zukünftigen Konflikten mit Russland unterstützt. Dabei geht es um schnelle und dauerhafte Militärhilfe, nicht um den Einsatz britischer Soldaten. Die Ukraine wehrt seit fast zwei Jahren mit westlicher Unterstützung eine russische Invasion ab.

  • 23.17 Uhr

    Viele Verletzte nach russischem Raketenangriff auf Charkiw

    Bei einem russischen Raketenangriff auf Charkiw sind mindestens 17 Menschen verletzt worden. «Zwei Frauen davon sind schwerverletzt», teilte der Militärgouverneur der Region Charkiw, Oleh Synjehubow, auf seinem Telegram-Kanal mit. Zwölf weitere Personen seien ins Spital  eingeliefert worden. Demnach sind zwei umfunktionierte Flugabwehrraketen vom Typ S-300 im Stadtzentrum der Millionenstadt eingeschlagen.

    Die Raketen hätten einen Ort getroffen, an dem keine militärische Infrastruktur aufgebaut sei, stattdessen aber viele Wohnhäuser, klagte Bürgermeister Ihor Terechow. Die Behörden sprechen zudem von Schäden an ziviler Infrastruktur.

    Charkiw wird regelmässig vom russischen Militär mit Raketen beschossen. Trotz der zivilen Opfer, die der Dauerbeschuss fordert, heisst es aus dem russischen Verteidigungsministerium stets, dass nur militärische Ziele angegriffen würden.

  • 22.02 Uhr

    Scholz und Biden telefonieren zu Ukraine und Nahost

    Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz und US-Präsident Joe Biden haben nach Angaben ihrer Regierungen miteinander telefoniert, um sich über die andauernde Unterstützung der Ukraine und die Lage im Osten auszutauschen.

    Man sei sich einig gewesen, dass es notwendig sei, das von Russland angegriffene Land finanziell, militärisch und humanitär weiter zu unterstützen, teilte ein Sprecher der deutschen Bundesregierung mit.

    Die Ukraine verteidigt sich seit fast zwei Jahren mit westlicher Hilfe gegen die russische Invasion. Beim wichtigsten Unterstützer USA jedoch steckt die Freigabe neuer Militärhilfen in einem innenpolitischen Streit fest, was Kiew grosse Sorge bereitet. Biden hat Berichten zufolge deshalb für Mittwoch eine kleine Gruppe führender Kongressmitglieder ins Weisse Haus eingeladen.

  • 20.05 Uhr

    Belarus kündigt neue Militärdoktrin an

    Der belarussische Verteidigungsminister hat eine neue Militärdoktrin angekündigt, die erstmals den Einsatz von Atomwaffen vorsehen soll. Es werde ein neues Kapitel aufgeschlagen, in dem die Verpflichtungen gegenüber den Verbündeten klar definiert würden, sagte Verteidigungsminister Viktor Chrenin in einer Sitzung des belarussischen Sicherheitsrats. Die Ansichten zum Einsatz von taktischen Atomwaffen, die auf belarussischem Territorium stationiert seien, würden darin dargelegt.

    Russland schickte im vergangenen Jahr taktische Nuklearwaffen nach Belarus, allerdings ist nicht bekannt, wie viele nun dort stationiert sind. Russland hat erklärt, es werde die Kontrolle über diese Waffen behalten, die eine vergleichsweise geringe Reichweite haben. Es war nicht klar, wie die neue Doktrin auf die russischen Waffen angewendet werden könnte.

    Verteidigungsminister Viktor Chrenin (M) hat die Militärdoktrin von Belarus überarbeitet.
    Verteidigungsminister Viktor Chrenin (M) hat die Militärdoktrin von Belarus überarbeitet.
    Nikolai Petrov/BelTA Pool/AP/dpa

    Die Doktrin soll der Allbelarussischen Volksversammlung, einem repräsentativen Organ, das in Belarus parallel zum Parlament arbeitet, zur Genehmigung vorgelegt werden. Der Sekretär des Sicherheitsrates, Alexander Wolfowitsch, sagte, die Stationierung russischer Atomwaffen in Belarus solle Polen von einer Aggression abschrecken. «Leider haben uns die Äusserungen unserer Nachbarn, insbesondere Polens, dazu gezwungen, die Militärdoktrin zu verstärken», sagte er.

    Russland nutzte am 24. Februar 2022 belarussisches Territorium für seinen Einmarsch in die Ukraine und unterhält dort Militärstützpunkte. Belarussische Soldaten sind an dem Angriff auf die Ukraine nicht beteiligt.

  • 19.28 Uhr

    Estnische Polizei verhaftet russischen Professor

    Die Polizei in Estland hat einen russischen Professor der renommiertesten Universität des Landes wegen des Verdachts der Spionage für Moskau verhaftet. Der estnische Inlandsgeheimdienst teilte mit, er habe Ermittlungen gegen den russischen Staatsbürger und Professor für internationale Politik an der Universität Tartu, Wjatscheslaw M., eingeleitet. Er soll die nationale Sicherheit des Landes gefährdet haben.

    Details zur möglichen Spionagetätigkeit des Professors nannten die Behörden nicht. Zunächst müssten die Anschuldigungen überprüft werden, teilten der Geheimdienst ISS und die Staatsanwaltschaft gemeinsam mit. «Der aktuelle Fall kommt zu den mehr als zwanzig vorangegangenen hinzu und veranschaulicht den Wunsch der russischen Nachrichtendienste, verschiedene Bereiche des estnischen Lebens, einschliesslich des wissenschaftlichen Sektors, zu infiltrieren», sagte der ISS-Direktor Margo Palloson. Russlands nachrichtendienstliches Interesse an Estland sei weiterhin hoch.

    Die Staatsanwaltschaft teilte mit, sie habe einen Haftbefehl gegen M. erlassen, um eine Flucht des Verdächtigen und weitere Straftaten zu verhindern. Der Beschuldigte befinde sich seit dem 3. Januar in Untersuchungshaft. Die Universität von Tartu ist die grösste und älteste Universität Estlands und wurde 1632 gegründet. Estnische Medien berichteten, dass M. dort von 2016 bis 2023 als Professor für Studien über die Europäische Union und Russland und vom 1. Januar 2023 bis zu seiner Verhaftung als Professor für internationale politische Theorie tätig war.

  • 18.23 Uhr

    Putin warnt Ukraine vor Ende ihrer Staatlichkeit

    Der russische Präsident Wladimir Putin hat die von ihm mit einem Krieg überzogene Ukraine vor einem Ende ihrer Existenz als Staat gewarnt. Der ukrainischen Staatlichkeit drohe durch das Handeln der Führung in Kiew ein «irreparabler Schlag», sagte Putin bei einem vom Staatsfernsehen übertragenen Treffen mit Vertretern von Kommunen. Die sogenannte Friedensformel des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sei nichts anderes als eine Fortsetzung des «Verbots» von Verhandlungen mit Russland.

    Kern der Friedensformel ist der Abzug russischer Truppen aus der Ukraine. Niemand könne Russland zum Verzicht auf die bisher eroberten Gebiete zwingen, sagte Putin dazu. «Alle verstehen, dass das nicht möglich ist.» Der Kremlchef bezeichnete die Gegenoffensive der Ukraine zur Rückeroberung von Gebieten erneut als gescheitert.

    Putin warf den ukrainischen Streitkräften vor, russische Grenzregionen wie zuletzt das Gebiet Belgorod zu beschiessen, um vom eigenen Scheitern abzulenken. Zudem solle den westlichen Sponsoren, die Geld, Waffen und Munition geben, auf diese Weise gezeigt werden, dass die Ukraine in der Lage sei, auf die russischen Angriffe zu antworten.

    Nach Putins Aussage hätte der Konflikt bereits vor anderthalb Jahren beendet werden können, wenn die Ukraine die bei den Verhandlungen in Istanbul getroffenen Vereinbarungen umgesetzt hätte. Die vom Westen gesteuerten «Dummköpfe» in Kiew hätten dann aber entschieden, den Kampf fortzusetzen.

  • 17.42 Uhr

    Ukraine-Friedensgipfel soll in Genf stattfinden

    Die Schweiz hat Genf als Austragungsort des geplanten Friedensgipfels zur Ukraine ausgewählt. Dies erfuhr die Nachrichtenagentur Keystone-SDA am Rande des Weltwirtschaftsforums (WEF) von einer mit dem Dossier vertrauten Quelle aus der Bundesverwaltung.

    Die beiden Länder nahmen die Arbeiten für das Treffen bereits auf, wie der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am WEF in Davos GR sagte. Die genauen Modalitäten, insbesondere etwa der Termin, standen zunächst noch nicht fest.

    Die Schweiz organisiert den Friedensgipfel auf Bitten der Ukraine, wie die beiden Länder am Montag anlässlich des Besuchs von Selenskyj beim Bundesrat in Bern mitteilten.

    Bundespräsidentin Viola Amherd sagte, sie und Selenskyj wünschten sich eine breite Unterstützung und möglichst hohe Teilnehmerzahl. Russland ist nicht willkommen. Vertreten sein sollen etwa die Länder des globalen Südens und auch China. Am Sonntag hatten in Davos Vertreter von über 80 Staaten und Organisationen die ukrainische Friedensformel über ein Ende des Krieges diskutiert.

  • 16.49 Uhr

    Grossbritannien sieht weiter keine Fortschritte an Front in Ukraine

    Nach Einschätzung des britischen Verteidigungsministeriums haben weder Russland noch die Ukraine in der vergangenen Woche nennenswerte Fortschritte an der Front gemacht. Russland habe es trotz der Einnahme der Kleinstadt Marjinka im Dezember nicht geschafft, daraus Kapital zu schlagen und entweder westlich Richtung Kurachowe oder südlich Richtung Nowomychajliwka vorzustossen, teilten die Briten mit.

    Die Briten schrieben auf der Plattform X (früher Twitter), die Einkesselung der Stadt Awdijiwka bleibe wahrscheinlich derzeit Russlands wesentliches Ziel. Allerdings habe Russland bisher nur sehr begrenzt Gebietsgewinne erzielt, was zudem mit hohen Verlusten an Material und Personal einhergegangen sei.

    Der davon nördlich gelegene Ort Stepowe bleibe unter ukrainischer Kontrolle, was die Nachschubroute nach Awdijiwka sichere. «Russische Versuche, die Stadt zu isolieren, sind zumindest in der nächsten Woche unwahrscheinlich», teilte das Ministerium in London mit. Die Ukraine halte auch ihren Brückenkopf am Fluss Dnipro, um das Gebiet werde wahrscheinlich auch in der nächsten Woche gekämpft werden.

  • 15.39 Uhr

    Selenskyj am WEF: «Putin verkörpert den Krieg»

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat im Rahmen des Weltwirtschaftsforums in Davos eine Rede gehalten und gewarnt: «Putin verkörpert den Krieg». Die Forderung an die Ukraine «nicht zu eskalieren», habe dem Land sehr geschadet, dies habe Zeit gekostet. Eine klare Schwäche des Westens sei es, die russischen Nuklearwaffen nicht zu sanktionieren. Russisches Vermögen müsse eingefroren werden und für den Wiederaufbau der Ukraine genutzt werden. «Putin muss sein Handeln bereuen.»

    «Wir müssen uns verteidigen, unsere Kinder, unsere Häuser und unsere Leben. Wir haben bewiesen, dass wir es können», sagte Selenskyj. Die wichtigste Frage sei, wie der Krieg mit einem stabilen globalen Frieden beendet werden könne. Er richtet seine Worte an die Teilnehmer, die dabei helfen können. «Sie können helfen, die Ukraine wieder aufzubauen».

    «Jeder eingefrorene Konflikt wird irgendwann wieder aufflammen», warnte der Staatschef. Selenskyj spricht sich seit langem dafür aus, den Krieg auf dem Schlachtfeld zu entscheiden, um Russland so möglichst eine strategische Niederlage zuzufügen.

    Selenskyj warf dem russischen Präsidenten Wladimir Putin einmal mehr vor, kein Interesse an einer Friedenslösung zu haben. «Putin ist ein Raubtier, das sich nicht mit Tiefkühlprodukten zufrieden gibt», betonte der Ukrainer. Er komme immer wieder zurück für mehr.

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat im Rahmen des Weltwirtschaftsforums in Davos eine Rede gehalten.
    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat im Rahmen des Weltwirtschaftsforums in Davos eine Rede gehalten.
    KEYSTONE/Gian Ehrenzeller
  • 14..45 Uhr

    Stoltenberg: Irgendwann wird der Preis für Russland zu hoch

    Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg setzt auf anhaltende Unterstützung der Nato-Staaten für den Abwehrkampf der Ukraine gegen die russische Invasion. «Hilfe für die Ukraine ist eine Investition in unsere eigene Sicherheit», betonte er auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos. «Wir müssen der Ukraine nur beistehen – und irgendwann wird Russland verstehen, dass sie einen zu hohen Preis zahlen und einer Art gerechtem Frieden zustimmen», sagte er. Die Nato-Staaten müssten ihr Möglichstes tun, um den Preis für Russland hochzutreiben.

    Paradoxerweise sei ein Ende des Krieges ausgerechnet mit mehr Waffen für die Ukraine zu erreichen, sagte Stoltenberg. Je glaubwürdiger die militärische Unterstützung sei, desto wahrscheinlicher werde ein Erfolg der Diplomaten am Verhandlungstisch. Irgendwann müsse Russlands Präsident Wladimir Putin einsehen, dass der Preis zu hoch sei und einem dauerhaften Frieden mit der Ukraine als unabhängiger Nation zustimmen.

  • 13.14 Uhr

    Ukrainischer Aussenminister: «Dann kämpfen wir mit Schaufeln»

    Angesichts des bröckelnden internationalen Rückhalts hat der ukrainische Aussenminister Dmytro Kuleba insbesondere die USA um weitere Militärhilfen gebeten und den Kampfeswillen seiner Landsleute betont. «Was auch immer der Preis für die Unterstützung der Ukraine jetzt ist: Der Preis, im Falle einer ukrainischen Niederlage das Chaos in der Welt zu beseitigen, wird viel höher sein», sagte Kuleba dem US-Sender ABC News in einem Interview, aus dem Auszüge veröffentlicht wurden.

    Auch unter schwersten Bedingungen werde sich die Ukraine Russland nicht ergeben, fügte der Minister hinzu: «Selbst wenn uns die Waffen ausgehen, werden wir mit Schaufeln kämpfen. Denn was für die Ukraine auf dem Spiel steht, ist die Existenz dieser Nation.» Für mögliche Friedensverhandlungen mit Russland müsse sein Land erst eine bessere Ausgangslage auf dem Schlachtfeld schaffen, sagte Kuleba.

    Der Aussenminister der Ukraine, Dmytro Kuleba, betonte in einem Interview den Verteidigungswillen seiner Landsleute (Archivbild).
    Der Aussenminister der Ukraine, Dmytro Kuleba, betonte in einem Interview den Verteidigungswillen seiner Landsleute (Archivbild).
    Foto: Efrem Lukatsky/AP/dpa
  • 11.25 Uhr

    Nato-Beitritt: Selenskyj trifft Stoltenberg in Davos

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat bei einem Treffen mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg Hoffnungen seines Landes auf einen Beitritt zu dem Militärbündnis bekräftigt.

    Kiew erwarte beim Nato-Gipfel im Juli in Washington Entscheidungen, die eine Mitgliedschaft der Ukraine in der Allianz näherbrächten, sagte Selenskyj heute am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos. Das Präsidentenamt in Kiew veröffentlichte auch Fotos von Selenskyjs Treffen mit Stoltenberg, bei dem es nach Angaben von Selenskyj auch um die Vorbereitungen auf den Nato-Gipfel ging.

    Treffen am 16. Januar in Davos. Von links: Andrij Jermak, der Chef des ukrainischen Präsidialamts, Wolodymyr Selenskyj und Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg.
    Treffen am 16. Januar in Davos. Von links: Andrij Jermak, der Chef des ukrainischen Präsidialamts, Wolodymyr Selenskyj und Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg.
    EPA

    Russland begründet seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine auch mit dem Streben des Landes in die Nato. Eine Aufnahme der Ukraine in das Bündnis ist bisher jedoch nicht in Sicht. Selenskyj teilte zum Treffen mit Stoltenberg mit, bis zu einem Beitritt der Ukraine wolle das Land weiter wie zuletzt mit Grossbritannien bilaterale Sicherheitsabkommen schliessen.

    Selenskyj dankte Stoltenberg nach eigenen Angaben für die unerschütterliche Unterstützung durch das Militärbündnis. Er habe den Nato-Generalsekretär auch über die Lage an der Front informiert und betont, dass Kiew weiter Hilfe bei der Verstärkung seiner Luftverteidigung brauche. Russland führt seit fast zwei Jahren seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

    Selenskyj will bei einer Rede auf dem Weltwirtschaftsforum im Bündner Skiort Davos um weitere Milliarden und Waffenlieferungen für die Ukraine werben. Zudem hofft er auf Unterstützung beim Wiederaufbau des Landes. In den vergangenen zwei Jahren hatte er in Videoansprachen um Unterstützung geworben. Diesmal reiste er selbst an, um den mehr und mehr kriegsmüden Westen aufzurütteln.

  • 11.22 Uhr

    Hoffnung auf Investitionen deutscher Unternehmen

    Wirtschaftsminister Robert Habeck setzt auf Investitionen deutscher Unternehmen in der Ukraine.

    Trotz des Kriegs gebe die Bundesregierung Investitionsgarantien, die die Firmen ähnlich wie eine Versicherung absicherten, sagte der Grünen-Politiker heute beim Weltwirtschaftsforum in Davos. Dort wollte er unter anderem an einer Veranstaltung mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und mehreren Unternehmenschefs teilnehmen.

    Die Garantien seien «ein ungeheuer erfolgreicher Schritt, der zeigt, dass wir daran glauben und darauf vertrauen, dass die Ukraine diese schwierige Situation erfolgreich besteht, aber auch, dass deutsche Unternehmen in die Ukraine investieren werden». In Davos wolle er dafür werben, dass auch andere Staaten dieses Instrument nutzten.

  • 11.20 Uhr

    Russland will ukrainische Drohnen über Woronesch abgewehrt haben

    Russland wehrte unterdessen laut dem Verteidigungsministerium in Moskau in der Nacht zum heutigen Dienstag erneut einen ukrainischen Drohnenangriff über der Stadt Woronesch im Grenzgebiet im Südwesten des Landes ab. Drei Geschosse seien von der Luftabwehr zerstört worden, teilte das Ministerium auf Telegram mit.

    Woronesch liegt rund 170 Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt.
    Woronesch liegt rund 170 Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt.
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    Dabei sei ein Kind leicht verletzt worden, nachdem Fragmente einer abgeschossenen Drohne in eine Wohnung eingeschlagen waren, schrieb der Gouverneur des Gebiets, Alexander Gussew, ebenfalls bei Telegram. Das 2013 geborene Mädchen habe Schnittwunden an Armen, Beinen und Hals. Mehrere Wohnblöcke und Privathäuser wurden laut Gussew beschädigt.

    Bei der Verteidigung der Ukraine kommt es immer wieder auch zu Angriffen auf russischem Gebiet. Die russischen Schäden oder Opferzahlen stehen dabei allerdings in keinem Verhältnis zu den schweren Kriegsfolgen in der Ukraine.

  • 11.15 Uhr

    Selenskyj würdigt die Schweiz als wichtige Unterstützerin

    Selenskyj lobte die Schweiz, die trotz ihrer Neutralität fest an der Seite der Ukraine stehe und etwa auch die Sanktionen gegen Russland mittrage. Die Schweiz gehöre zu den Ländern, die sich für Gerechtigkeit und einen fairen Frieden einsetzten, sagte Selenskyj.

    Wolodymyr Selenskyj am heutigen 16. Januar beim WEF in Davos.
    Wolodymyr Selenskyj am heutigen 16. Januar beim WEF in Davos.
    AP

    Er dankte dem Bund für ein neues langfristiges Programm zur Unterstützung des Wiederaufbaus in der Ukraine. Selenskyj will in persönlichen Gesprächen mit ranghohen Politikern in Davos um weitere Milliardenhilfen und Waffenlieferungen werben. Selenskyj hatte immer wieder betont, dass die Unterstützung für das schon vor dem Krieg stets klamme Land überlebenswichtig sei.

    Bei seinem Besuch in der Schweiz hob Selenskyj hervor, dass die Ukraine etwa auch bei der Entminung von Gebieten auf internationale Hilfe angewiesen sei. Die Schweiz gehöre dabei zu den großen Unterstützerinnen. «Heute sind 174'000 Quadratkilometer unseres Gebiets mit russischen Minen und nicht detonierten Geschossen kontaminiert. Es wäre schwierig für irgendein Land allein, mit dieser Aufgabe fertig zu werden», sagte Selenskyj. Das Land brauche Freunde, die bei der Beseitigung der Gefahr hülfen.