Ukraine-ÜbersichtUkraine meldet weitere Teilerfolge +++ General: Streumunition aus USA ist angekommen
Agenturen/red
13.7.2023
Türkei will Schwedens Nato-Beitritt frühestens im Oktober ratifizieren
Die Türkei wird nach den Worten ihres Präsidenten Recep Tayyip Erdogan den Nato-Beitritt Schwedens frühestens im Oktober ratifizieren, da das Parlament bis dahin nicht tagt. «Es gibt eine zweimonatige Parlamentspause», sagte Erdogan.
12.07.2023
Meter für Meter kämpft sich die Ukraine nach eigenen Angaben voran. Die Kritik eines entlassenen russischen Offiziers sorgt für Aufsehen. Die Ereignisse des Tages im Überblick.
Agenturen/red
13.07.2023, 21:52
13.07.2023, 21:53
Agenturen/red
Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben bei ihrer Gegenoffensive weitere Teilerfolge erzielt. So habe sie sich im südlichen Gebiet Saporischschja auf den neuen Positionen festgesetzt, teilte der Sprecher des Generalstabs, Andrij Kowaljow, am Donnerstag mit. Der russische Gegner leiste jedoch weiter «starken Widerstand» und ziehe Reserven heran. Bei Drohnenangriffen auf die ukrainische Hauptstadt Kiew und andere Orte sind laut Behörden etwa 25 Menschen verletzt worden. Moskau setzt nach britischen Erkenntnissen inzwischen auch Fahrzeuge als rollende Bomben ein. Russlands Militärführung hat den Oberbefehlshaber der russischen 58. Armee, Iwan Popow, dessen Angaben zufolge entlassen.
Ukrainische Armee kommt auch bei Bachmut voran
In der Ostukraine setzen die ukrainischen Truppen Kowaljow zufolge ihren Vormarsch südlich der von Russland kontrollierten Stadt Bachmut fort. Zugleich seien Angriffe der russischen Truppen im Donezker Gebiet in den Abschnitten Lyman, Awdijiwka und Marjinka sowie bei Kupjansk im Gebiet Charkiw abgewehrt worden. Zudem habe die russische Luftwaffe Dutzende Angriffe ausgeführt. Informationen der Kriegsparteien lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Mehr als 20 Verletzte allein in Saporischschja
In der südostukrainischen Grossstadt Saporischschja sind mutmasslich durch Raketenbeschuss mehr als 20 Menschen verletzt worden. 13 Verletzte mussten ins Krankenhaus gebracht werden, wie der Militärgouverneur Jurij Malaschko am Donnerstag bei Telegram mitteilte. Unter den Opfern seien acht Minderjährige. Innerhalb eines Tages seien im Gebiet Saporischschja 14 Ortschaften insgesamt 80 mal beschossen worden. Mehr als 40 Gebäude seien dabei beschädigt worden. Im Gebiet Cherson seien am Mittwoch und am Donnerstag mindestens drei Zivilisten getötet und drei verletzt worden, hiess es weiter. Auch Kiew war erneut Ziel russischer Drohnen. Trümmer abgeschossener Drohnen verletzten mehrere Menschen.
Entlassener Oberbefehlshaber übt scharfe Kritik
Der russische General Popow wandte sich in einer Sprachnachricht auf Telegram an die Soldaten. «Ich habe die Aufmerksamkeit auf die grösste Tragödie des modernen Kriegs gelenkt - auf das Fehlen der Artillerieaufklärung und -bekämpfung und die vielfachen Toten und Verletzten durch die feindliche Artillerie.» Danach habe sich das Verteidigungsministerium seiner entledigt.
Popow, dessen Einheiten im Gebiet Saporischschja kämpften, übte harte Kritik an seinen Vorgesetzten: «Die Soldaten der ukrainischen Streitkräfte konnten unsere Front nicht durchbrechen, aber von hinten hat uns der Oberbefehlshaber einen verräterischen Schlag versetzt, indem er die Armee im schwersten Moment der höchsten Anspannung enthauptet hat.» Zuvor hatten andere Telegram-Kanäle berichtet, Generalstabschef Waleri Gerassimow habe Popow als «Panikmacher» bezeichnet und ihn seines Postens enthoben.
Biden: «Nato stärker denn je»
US-Präsident Joe Biden hat den Nato-Beitritt Finnlands als einen «unglaublichen Gewinn» für das westliche Militärbündnis bezeichnet. «Ich glaube nicht, dass die Nato jemals stärker gewesen ist», sagte Biden bei einem Treffen mit dem finnischen Präsidenten Sauli Niinistö in Helsinki. Die USA und Finnland teilten die gleichen Wertvorstellungen. Er habe ungefähr «drei Sekunden gebraucht», um dem Beitrittsgesuch Finnlands zuzustimmen. Angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hatte Finnland im Mai 2022 gemeinsam mit Schweden die Nato-Mitgliedschaft beantragt. Finnland wurde Anfang April als 31. Mitglied im Bündnis willkommen geheissen, Schweden fehlt dagegen weiterhin die Zustimmung aus der Türkei und Ungarn.
London: Russisches Militär setzt auch auf rollende Bomben
Nach Einschätzung des britischen Geheimdienstes nutzt Russland im Angriffskrieg gegen die Ukraine auch improvisierte Fahrzeugbomben. Im Juni habe es Berichte gegeben, dass russische Streitkräfte veraltete, gepanzerte Fahrzeuge mit mehreren Tonnen Sprengstoff als rollende Bomben eingesetzt hätten, teilte das Verteidigungsministerium in London am Donnerstag mit. Die Besatzung springe wahrscheinlich nach dem Start aus dem Fahrzeug. Der Grossteil derartiger Vorfälle sei rund um Marjinka in der Nähe der Stadt Donezk gemeldet worden, hiess es. Die meisten dieser Fahrzeuge seien durch Panzerabwehrminen und Beschuss mit ziemlicher Sicherheit vor Erreichen des Ziels zerstört worden.
Die Ereignisse des Tages im Überblick.
Das Wichtigste in Kürze
Die von den USA zugesagte Streumunition ist nach Angaben eines ukrainischen Brigadegenerals bereits in der Ukraine eingetroffen.
Der 4-Sterne-General der USA im Ruhestand, Robert Abrams hat in einem Interview mit dem Sender ABC News gesagt, er denke, Wagner-Chef Prigoschin sei entweder in Haft, versteckt oder «erledigt worden».
Ein Luftangriff auf Kiew hat nach ukrainischen Informationen vier Menschen das Leben gekostet.
Kiew meldet Gebietsgewinne im Süden und Osten des Landes.
Russlands Aussenminister Sergej Lawrow wirft dem Westen vor, mit der Lieferung moderner Kampfjets an die Ukraine eine atomare Bedrohung für Russland zu schaffen.
Putin: Kiew hat Recht auf Sicherheit, aber nicht auf Kosten Moskaus
Der russische Präsident Wladimir Putin hat vor dem Hintergrund seines Angriffskriegs gegen die Ukraine dem Nachbarland prinzipiell das Recht auf die Wahrung seiner Sicherheit zugesprochen. Dies dürfe aber die Sicherheit Russlands nicht gefährden, schränkte er in einem Interview des russischen Staatsfernsehens ein, das am Donnerstag der kremlnahe Berichterstatter Pawel Sarubin auf seinem Telegram-Kanal veröffentlichte. «Die Mitgliedschaft der Ukraine in der Nato schafft eine Bedrohung für die Sicherheit Russlands», behauptete Putin, der dies als einen Grund für den Beginn des Kriegs anführte.
Die Mitgliedschaft in der Nato mache auch die Ukraine nicht sicherer, sondern führe nur zu weiteren Spannungen in der Welt, sagte der Kremlchef weiter. Die Ukraine strebt den Beitritt zur westlichen Militärallianz vor allem an, um sich vor der Bedrohung aus Russland zu schützen. Beim Nato-Gipfel in Vilnius hat Kiew keine Einladung zum Bündnis erhalten. Stattdessen gab es Sicherheitsgarantien von den G7-Staaten der mächtigsten Wirtschaftsnationen. Daneben sagten die Nato-Staaten der Ukraine weitere Waffenhilfe in ihrem Abwehrkampf gegen die russische Invasion zu.
Nach Putins Angaben sind die westlichen Waffen nicht kriegsentscheidend. Allein seit Beginn der Kiewer Gegenoffensive Anfang Juni habe das russische Militär 311 ukrainische Panzer zerstört. Davon stamme mindestens ein Drittel aus westlicher Produktion, darunter auch deutsche Leopard-Kampfpanzer. Die ukrainischen Soldaten würden gar nicht mehr in westliche Panzer steigen wollen, weil diese zuerst abgeschossen würden. «Und sie brennen auch wie alle anderen, sogar besser als die Panzer aus sowjetischer Produktion - die bekannten T-72», behauptete Putin.
Nach Angaben westlicher Militärexperten hatte Russland zu Jahresbeginn bei den Panzern noch ein Übergewicht von drei zu zwei. Zuletzt sollen sich die Zahlen jedoch angeglichen haben.
In der ukrainischen Hauptstadt Kiew hat der Stadtrat ein Moratorium auf die öffentliche Nutzung russischsprachiger «Kulturprodukte» verhängt. «Es muss endgültig ein für alle mal das russischsprachige Kulturprodukt auf dem Gebiet der Hauptstadt der Ukraine eingeschränkt werden», sagte der Stadtratsabgeordnete Wadym Wassyltschuk von der nationalliberalen Partei Holos (Stimme) gemäss einer Mitteilung. Dem Verbot unterliegen demnach Bücher, Musik, Filme, Theater- und Zirkusveranstaltungen.
Russisch sei die Sprache des «Aggressorstaates» und habe in Kiew nichts zu suchen, hiess es von Wassyltschuk. Für die Neuerung stimmten 71 der 120 Abgeordneten. Betroffen sind auch historische Werke von hohem künstlerischen Wert wie von Michail Bulgakow, einem der berühmtesten russischsprachigen Schriftsteller aus Kiew. Nicht mitgeteilt wurde, welche Strafen auf Verstösse stehen.
Seit dem prowestlichen Umsturz im Frühjahr 2014 und der russischen Annexion der Halbinsel Krim wird in der Ukraine eine verstärkte Ukrainisierung betrieben. Die ukrainische Verfassung garantiert zwar bisher weiter die Nutzung des Russischen als einer der Minderheitssprachen des Landes. Doch wurde nach dem russischen Angriff auf die Ukraine vor mehr als 16 Monaten der Druck auf alles Russische verstärkt.
20.41 Uhr
Putin warnt erneut vor Nato-Beitritt der Ukraine
Der russische Staatschef Wladimir Putin hat eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine erneut als nicht hinnehmbar bezeichnet. «Es würde die Gefahr für Russlands Sicherheit erhöhen», sagte Putin im Fernsehen übertragenen Äußerungen. «Es würde die eigene Sicherheit der Ukraine nicht erhöhen, und darüber hinaus die Welt anfälliger machen und zu mehr Spannungen in der internationalen Arena führen», sagte Putin, dessen Land in der Ukraine Krieg führt. Die Ukraine habe das Recht auf Sicherheitsgarantien, dabei dürfe aber nicht die Sicherheit Russlands gefährdet werden, sagte Putin.
Putin sagte auch, westliche Waffenlieferungen an die Ukraine würden den Verlauf des Kriegs nicht beeinflussen. Westliche Raketen würden zwar «einigen Schaden» verursachen, für die russischen Soldaten passiere aber dadurch «nichts Kritisches», sagte er. Westliche Panzer und andere gepanzerte Fahrzeuge, die der Ukraine zur Verfügung gestellt worden seien, hätten keine erheblichen Auswirkungen gehabt. Für das russische Militär seien sie zu «Zielen von Priorität» geworden, sagte Putin. Der russische Staatschef spottete, ausländische Panzer würden «noch besser» brennen als die zu Sowjetzeiten entworfenen Panzer, die zum Inventar des ukrainischen Militärs gehörten.
Putin drohte damit, das von den UN vermittelte Abkommen für den Export von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer nicht zu verlängern, für den Fall, dass der Westen nicht auf russische Forderungen eingehe. Putin gab zu verstehen, dass der Kreml seine Beteiligung an dem am Montag auslaufenden Abkommen aussetzen und erst dann wieder einsteigen könnte, wenn der Westen zustimmt, russische Lebensmittel- und Düngemittellieferungen zu ermöglichen.
20.20 Uhr
Biden will Gefangenenaustausch für «Wall Street Journal»-Reporter
US-Präsident Joe Biden will den in Russland inhaftierten «Wall Street Journal»-Reporter Evan Gershkovich über einen Gefangenenaustausch freibekommen. «Ich meine es ernst mit einem Gefangenenaustausch», sagte Biden bei einer Pressekonferenz in Helsinki. «Und ich meine es ernst damit, alles Mögliche zu tun, um Amerikaner zu befreien, die in Russland oder irgendwo anders illegal festgehalten werden», sagte er. Das entsprechende Verfahren sei im Gange.
Gershkovich ist seit mehr als 100 Tagen in Russland inhaftiert, wo ihm Spionage vorgeworfen wird. Gershkovich und das «Wall Street Journal» bestreiten die Vorwürfe. Die russischen Behörden haben bisher keine Beweise für angebliche Spionage vorgelegt.
Die russische Regierung signalisierte Anfang Juli Bereitschaft für einen Gefangenenaustausch, der Gershkovich betrifft. Der Kreml betonte aber, dass Verhandlungen darüber unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden müssten.
20.01 Uhr
Putin: Russland denkt über Verlängerung des Getreideabkommens nach
Die Verlängerung des Getreideabkommens mit der Ukraine ist nach Angaben von Kremlchef Wladimir Putin von der Erfüllung der Russland gegebenen Versprechen abhängig. «Wir denken darüber nach, wie wir vorgehen, es sind ja noch einige Tage», sagte Putin in einem Interview des Staatsfernsehens, das der kremlnahe Berichterstatter Pawel Sarubin am Donnerstag auf seinem Telegram-Kanal veröffentlichte. Er sagte es gebe die Möglichkeit, die Beteiligung Russlands an dem Abkommen so lange auszusetzen, bis die Versprechungen, die Moskau im Rahmen der Vereinbarung gegeben worden seien, auch tatsächlich erfüllt würden.
Russland hatte nach Beginn seines Angriffskriegs gegen die Ukraine auch die Seehäfen des Nachbarlands blockiert. Da die Ukraine ein wichtiger Agrarexporteur ist, wuchs weltweit die Sorge vor steigenden Lebensmittelpreisen und Hungerkrisen in den ärmsten Ländern. Im vergangenen Sommer wurde dann unter Vermittlung der Vereinten Nationen und der Türkei das sogenannte Getreideabkommen ausgehandelt, das Kiew die Kornausfuhr über den Seeweg - wenn auch in beschränktem Umfang - ermöglicht.
Als Gegenleistung forderte Moskau Erleichterungen bei den Sanktionen für seine Dünge- und Lebensmittelexporte, etwa bei Versicherungen, Fracht und auch der Finanzierung. «Nichts, ich möchte das betonen, absolut nichts wurde getan», klagte Putin in dem Interview.
Ohne Verlängerung läuft die Schwarzmeer-Getreide-Initiative am Montag aus. Am Mittwoch war bekannt geworden, dass UN-Generalsekretär António Guterres einen Brief an Putin zur Rettung des Getreideabkommens geschrieben hatte. Putin erklärte nun, er habe den Brief noch nicht gesehen.
19.46 Uhr
US-Verteidigungsminister: Ukraine wird nach Kriegsende Nato-Mitglied
US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat sich überzeugt geäussert, dass die Ukraine nach Ende des russischen Angriffskriegs in die Nato aufgenommen wird. «Ich habe keinen Zweifel daran, dass das geschehen wird», sagte Austin in einem ausgestrahlten Interview mit dem Sender CNN. Bis dahin gebe es aber noch «eine Reihe von Dingen, die getan werden müssen» wie eine Justizreform. Es müsse sichergestellt werden, dass die «Demokratie in gutem Zustand» sei. Auf einen Zeitraum bis zur Aufnahme des Landes ins westliche Verteidigungsbündnis liess er sich nicht festlegen.
Die G7-Gruppe westlicher Wirtschaftsmächte hatte der Ukraine zuvor beim Nato-Gipfel in Litauen langfristige militärische und finanzielle Hilfe zugesichert, solange das Land noch kein Mitglied ist. Die USA, Deutschland und die fünf anderen Staaten der G7 stellten auch moderne Ausrüstung für deren Luft- und Seestreitkräfte in Aussicht. Die Hoffnung von Präsident Wolodymyr Selenskyj auf eine Einladung in die Nato erfüllte sich bei dem Gipfel aber nicht.
19.19 Uhr
Erwartungen für gemeinsame Gaseinkäufe in der EU übertroffen
Das Interesse an gemeinsamen Gaseinkäufen in der EU steigt sowohl bei Unternehmen als auch bei Lieferanten. In einer zweiten Ausschreibungsrunde gaben 25 Gaslieferanten Angebote mit einem Volumen von 15,19 Milliarden Kubikmetern Gas ab, wie die EU-Kommission in Brüssel mitteilte.
Von den EU-Staaten waren zuvor gemeinsam 15,92 Milliarden Kubikmeter nachgefragt worden. Für ein Volumen von knapp zwölf Milliarden Kubikmetern seien Unternehmen und Lieferanten zusammengeführt worden, hiess es von der Kommission. Die Unternehmen könnten nun die Lieferverträge direkt mit den Gaslieferanten aushandeln.
Die EU-Länder hatten vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs im vergangenen Jahr beschlossen, gemeinsam Gas zu kaufen, um Unternehmen stabilere Preise zu sichern und die Gasspeicher wieder aufzufüllen. Ausserdem soll vermieden werden, dass sich die EU-Staaten gegenseitig überbieten. «Wir haben eine Nachfrage von fast 16 Milliarden Kubikmetern. Das sind über 4 Milliarden mehr als in der ersten Runde», sagte der Vizepräsident der EU-Kommission, Maros Sefcovic. Schon in den ersten beiden Runden seien die für das gesamte Jahr angestrebten Mengen übertroffen worden.
18.56 Uhr
Biden: USA langfristig verlässlicher Nato-Partner
US-Präsident Joe Biden sieht in den USA auch in den kommenden Jahrzehnten einen verlässlichen Nato-Partner, ungeachtet möglicher politischer Veränderungen in dem Land. «Daran besteht kein Zweifel», sagte Biden in Helsinki. Das westliche Verteidigungsbündnis habe die überwältigende Unterstützung des amerikanischen Volkes. «Es gibt eine überwältigende Unterstützung von den Mitgliedern des Kongresses, sowohl im Repräsentantenhaus als auch im Senat, in beiden Parteien, auch wenn es extreme Elemente in der einen Partei gibt», sagte Biden.
Er war von einer Journalistin auf einer Pressekonferenz mit dem finnischen Präsidenten Sauli Niinistö gefragt worden, ob sich Finnland als jüngstes Nato-Mitglied auch künftig auf die USA als Bündnispartner verlassen könne, sollte es einen politischen Wechsel an der Spitze des Landes geben.
Im kommenden Jahr stehen US-Präsidentenwahlen an, bei denen sich der ehemalige Präsident Donald Trump um die republikanische Kandidatur bewirbt. Für die Demokraten geht Biden erneut ins Rennen; er dürfte keine ernstzunehmende innerparteiliche Konkurrenz bekommen.
«Das amerikanische Volk weiss (...), dass unsere Sicherheit auf der Einheit der europäischen und transatlantischen Partner beruht», sagte Biden weiter. «Niemand kann die Zukunft garantieren, aber das ist die beste Wette, die man eingehen kann.»
Finnland ist Anfang April als 31. Mitglied in die Nato aufgenommen worden. Das Land grenzt auf einer Länge von rund 1340 Kilometern an Russland. Biden war nach dem Nato-Gipfel in Vilnius in das EU-Land weitergereist. Dort traf er sich am Donnerstag mit Niinistö und hielt gemeinsam mit dem finnischen Staatsoberhaupt ein Gipfeltreffen mit den Regierungschefs der weiteren nordischen Länder Schweden, Dänemark, Norwegen und Island ab.
18.23 Uhr
Ukrainischer Brigadegeneral: Streumunition der USA ist angekommen
Die von den USA zugesagte Streumunition ist nach Angaben eines ukrainischen Brigadegenerals bereits in der Ukraine eingetroffen. «Wir haben sie gerade erst bekommen. Wir setzen sie bisher noch nicht ein», sagte Olexander Tarnawskyj in einem ausgestrahlten Interview dem US-Sender CNN. Sie könne den Kampfverlauf wesentlich ändern, denn der Gegner begreife auch, dass die Ukraine mit dem Erhalt dieser Munition einen Vorteil habe. Die Führung werde über die Gebiete entscheiden, in denen sie eingesetzt werden könne, sagte Tarnawskyj weiter.
Die USA hatten die Lieferung von Streumunition an die Ukraine vergangene Woche angekündigt. Einige Nato-Staaten - darunter Deutschland - haben den Einsatz dieser gefährlichen Waffen per internationalem Abkommen geächtet. Seitens der USA gab es bisher keine Angaben dazu, wann die Munition geliefert wird - oder ob sie bereits angekommen ist.
Im Zuge des Krieges gegen die Ukraine hat Russland landesweit ukrainische Ortschaften beschossen - darunter auch mit Streumunition. Der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch zufolge wurde diese Munition auch in der seit 2014 zwischen Regierungstruppen und moskautreuen Separatisten umkämpften Ostukraine eingesetzt. Als Streumunition werden Raketen und Bomben bezeichnet, die in der Luft über dem Ziel bersten und viele kleine Sprengkörper verstreuen. Umstritten ist sie vor allem, weil ein erheblicher Teil davon nicht detoniert, sondern als Blindgänger vor Ort verbleibt und so die Bevölkerung gefährdet.
18.14 Uhr
Biden: «Putin hat den Ukraine-Krieg bereits verloren»
US-Präsident Joe Biden hält Kremlchef Wladimir Putin schon jetzt für den Verlierer des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. «Putin hat den Krieg bereits verloren. Putin hat ein echtes Problem», sagte der 80-Jährige auf einer Pressekonferenz mit dem finnischen Präsidenten Sauli Niinistö in Helsinki. Der russische Präsident könne den Krieg morgen beenden. «Aber es gibt keine Möglichkeit, dass er den Krieg in der Ukraine gewinnen wird», sagte er.
Hinsichtlich der Perspektiven für eine Nato-Aufnahme der Ukraine betonte Biden, es sei keine Frage, ob das Land der Allianz beitreten sollte oder nicht. «Es geht darum, wann sie beitreten können. Und sie werden der Nato beitreten», sagte Biden. Er verwies erneut darauf, dass kein Land Nato-Mitglied werden könne, das gerade angegriffen werde. Die Nato hatte bei ihrem Gipfel diese Woche Hoffnungen auf einen baldigen Beitritt enttäuscht. Zwar gab die Allianz in Vilnius dem Land Hoffnung auf eine Aufnahme, knüpfte eine formelle Einladung aber an Bedingungen.
Er denke nicht, dass sich der Ukraine-Krieg über Jahre hinziehen werde, sagte Biden weiter. Zum einen glaube er nicht, dass Russland mit seinen Kapazitäten und Ressourcen den Krieg für immer aufrechterhalten könne. Zum anderen werde es Bedingungen geben, in denen Putin zu dem Schluss kommen werde, dass eine Fortsetzung des Krieges im Interesse Russlands wirtschaftlich wie politisch keinen Sinn mehr ergebe. Seine Hoffnung und Erwartung sei, dass die Ukraine bei ihrer Offensive erhebliche Fortschritte mache und es eine Art ausgehandelte Beilegung des Krieges geben werde.
Finnland ist Anfang April als 31. Mitglied in die Nato aufgenommen worden und grenzt auf einer Länge von rund 1340 Kilometern an Russland. Biden war nach dem Nato-Gipfel in Vilnius in das EU-Land weitergereist. Dort traf er sich am Donnerstag mit Niinistö und hielt gemeinsam mit dem finnischen Staatsoberhaupt ein Gipfeltreffen mit den Regierungschefs der weiteren nordischen Länder Schweden, Dänemark, Norwegen und Island ab.
18.03 Uhr
Russland weist geplante Sprengung des AKW Saporischschja zurück
Der Chef der russischen Atombehörde Rosatom, Alexej Lichatschow, hat Vorwürfe einer angeblich von Moskau geplanten Sprengung des Atomkraftwerks Saporischschja zurückgewiesen.
«Man müsste ein völliger Idiot sein, um die Sprengung eines Kraftwerks vorzubereiten, wo direkt täglich 3500 deiner Leute arbeiten», sagte Lichatschow in einem Interview für das russische Staatsfernsehen. Ausschnitte davon veröffentlichte der kremlnahe Berichterstatter Pawel Sarubin auf seinem Telegram-Kanal.
Die russischen Truppen haben kurz nach Beginn des von Wladimir Putin befohlenen Angriffskriegs vor gut 16 Monaten das Atomkraftwerk Saporischschschja besetzt. Mehrfach geriet die Anlage unter Beschuss, was trotz deren Herunterfahrens international die Sorge vor einer Atomkatastrophe steigerte. Seit Monaten verdächtigen sich Moskau und Kiew gegenseitig, gezielt ein Unglück an der Nuklearanlage zu provozieren, entweder durch Beschuss oder durch Verminung.
Anfang Juli spitzten sich die Vorwürfe zu. Es hiess, dass ein Anschlag unmittelbar bevorstehe. Laut Lichatschow hat sich die Lage inzwischen auch deswegen wieder beruhigt, weil die seinen Angaben nach verleumderischen Anschuldigungen Kiews mithilfe der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA widerlegt worden seien.
Die IAEA, die eigene Beobachter auf dem Gelände des AKW hat, hatte auf dem Höhepunkt des Streits erklärt, keine Anzeichen für eine Verminung zu sehen. Gleichzeitig berichteten die internationalen Atomexperten aber auch, dass die Anlage früher schon vermint worden war und sie nicht Zugang zu allen Bereichen des Kraftwerks hätten.
14.05 Uhr
Ehemaliger US-General denkt, Prigoschin sei entweder in Haft, versteckt oder «sonstwie erledigt»
Der Wagner-Chef sei entweder versteckt worden, im Gefängnis oder «sonstwie erledigt» worden. Abrams bezweifelt sogar, dass der Wagner-Boss noch am Leben sei. Auch an das Treffen mit Putin nach dem Aufstand, über das berichtet wurde, glaube er nicht, solange es keinen Beweis dafür gibt.
Seit mehreren Tagen gibt es kein Lebenszeichen von Jewgeni Prigoschin. Ob er sein Exil in Belarus angetreten hat oder noch antreten wird, ist unklar.
4-Sterne-General im Ruhestand Robert Abrams war der Kommandant der US-Truppen in Südkorea.
13.19 Uhr
Kiew meldet Geländegewinne im Süden und Osten
Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben im südlichen Gebiet Saporischschja südöstlich der Stadt Orichiw Geländegewinne erzielt.
Die ukrainischen Einheiten setzen sich auf den neuen Positionen fest, teilte der Sprecher des Generalstabs, Andrij Kowaljow, am Donnerstag mit. Der russische Gegner leiste jedoch weiter «starken Widerstand» und ziehe Reserven heran. Detailliertere Angaben machte er nicht.
In der Ostukraine setzen die ukrainischen Truppen Kowaljow zufolge ihren Vormarsch südlich der von Russland kontrollierten Stadt Bachmut fort. Dort sei es ebenfalls zu einem Teilerfolg gekommen. Zugleich seien Angriffe der russischen Truppen im Donezker Gebiet in den Abschnitten Lyman, Awdijiwka und Marjinka sowie bei Kupjansk im Gebiet Charkiw abgewehrt worden. Zudem habe die russische Luftwaffe Dutzende Angriffe ausgeführt. Informationen der Kriegsparteien lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
11.27 Uhr
London: Russland nutzt alte Militärfahrzeuge als rollende Bomben
Im Juni habe es Berichte gegeben, dass russische Streitkräfte veraltete, gepanzerte Fahrzeuge mit mehreren Tonnen Sprengstoff als rollende Bomben eingesetzt hätten, teilte das Verteidigungsministerium in London am Donnerstag bei Twitter mit. Die Besatzung springe wahrscheinlich nach dem Start aus dem Fahrzeug.
Die meisten Vorfälle dieser Art hätten seien rund um Marjinka in der Nähe der ostukrainischen Stadt Donezk gemeldet worden, hiess es in dem täglichen Update des Verteidigungsministeriums. Die Briten bringen die Fälle mit Einheiten aus der russischen Teilrepublik Tschetschenien im Nordkaukasus zusammen.
Die Fälle hätten begonnen, nachdem tschetschenische Einheiten die Region verstärkt hätten, schrieb das Ministerium. Es verwies auch darauf, dass die Kämpfer Erfahrung mit improvisierten Sprengsätzen aus den Tschetschenien-Kriegen der 1990er Jahre hätten.
Das Verteidigungsministerium in London geht davon aus, dass die meisten dieser präparierten Fahrzeuge der Russen aufgrund von Panzerabwehrminen und Beschuss «mit ziemlicher Sicherheit» explodiert sind, bevor sie ihr Ziel erreichten. Allerdings lösten diese Sprengsätze extrem grosse Explosionen aus, die wahrscheinlich einen psychologischen Effekt auf die Verteidigungskräfte hätten.
Latest Defence Intelligence update on the situation in Ukraine - 13 July 2023.
Kiew meldet Abschuss von 20 Drohnen bei nächtlichem Angriff
Das ukrainische Militär hat bei nächtlichen Angriffen auf die Hauptstadt Kiew mit mindestens einem Toten und mehreren Verletzten nach eigenen Angaben 20 Drohnen und zwei Marschflugkörper abgewehrt. Luftwaffen-Sprecher Jurij Ignat sprach am Donnerstag von einem «erfolgreichen Einsatz der Flugabwehr» gegen «sämtliche fliegende» Shahed-Drohnen aus iranischer Produktion sowie zwei Geschosse des Typs Kalibr. Der Einsatz habe «hauptsächlich in der Region Kiew» stattgefunden.
Bei den Angriffen wurde in der Nacht zum Donnerstag nach Angaben der Behörden mindestens ein Mensch getötet, vier weitere Menschen wurden durch herabfallende Trümmerteile verletzt. Die Drohnen seien «aus verschiedenen Richtungen in die Hauptstadt eingedrungen», teilte die Militärverwaltung von Kiew im Onlinedienst Telegram mit. In mehreren Stadtteilen gab es Explosionen.
Kiew wurde nun bereits die dritte Nacht in Folge von Drohnen angegriffen. Die ukrainische Luftwaffe warnte in einer Mitteilung vor anhaltender Gefahr durch russische Drohnenangriffe.
⚡️Kyiv reports shooting down all Russian drones in latest attack on Kyiv
Kyiv authorities reported downing about a dozen Russian drones in Kyiv's airspace overnight on July 13 in Russia's latest aerial attack on the capital, the Kyiv City Military Administration reported. (1/2) pic.twitter.com/voCkaLnFkq
— The Kyiv Independent (@KyivIndependent) July 13, 2023
5.45 Uhr
Toter bei Drohnenangriffen auf Kiew
Bei Drohnenangriffen auf die ukrainische Hauptstadt Kiew ist in der Nacht zum Donnerstag mindestens ein Mensch getötet worden. Mindestens vier Menschen wurden nach Angaben der Behörden verletzt. Kiew wurde die dritte Nacht in Folge von Drohnen angegriffen, bei denen es sich nach Angaben der Militärverwaltung um iranische Shahed-Drohnen handelte. In mehreren Stadtvierteln gab es Explosionen.
Die Shahed-Drohnen seien «aus verschiedenen Richtungen in die Hauptstadt eingedrungen», teilte die Militärverwaltung von Kiew im Onlinedienst Telegram mit. Rund ein Dutzend davon seien im Luftraum über der Stadt abgeschossen worden. Aus fünf Stadtteilen seien herabfallende Trümmerteile gemeldet worden. Eine 19-jährige Frau und ein 23-jähriger Mann seien durch die Splitter verletzt und ins Krankenhaus eingeliefert worden, hiess es weiter.
Zwei Menschen seien im Bezirk Darnyzky durch «herabfallende Trümmer» verletzt worden, erklärte Serhij Popko, Leiter der Militärverwaltung von Kiew, auf Telegram. Ob es sich um dieselben Verletzten handelte, war unklar.
4.56 Uhr
Moskau: Kampfjetlieferungen an Kiew sind «atomare Bedrohung»
Russlands Aussenminister Sergej Lawrow hat dem Westen vorgeworfen, mit der Lieferung moderner Kampfjets an die Ukraine eine atomare Bedrohung für Russland zu erzeugen. «Die USA und ihre Nato-Satelliten schaffen das Risiko einer direkten militärischen Auseinandersetzung mit Russland und das kann katastrophale Folgen haben», sagte Lawrow im Interview mit dem russischen Internetportal lenta.ru. Russland könne nicht ignorieren, dass die F-16-Kampfjets, die der Westen an die Ukraine liefern wolle, potenziell Atomwaffen tragen können, so der russische Chefdiplomat.
«Allein den Fakt des Auftauchens solcher Systeme bei den ukrainischen Streitkräften werden wir als atomare Bedrohung vonseiten des Westens betrachten», sagte Lawrow. Zugleich wies der Minister zurück, dass Russland einen Atomschlag in der Ukraine plane. Die Bedingungen für die Anwendung solcher Waffen seien hinlänglich bekannt, sagte Lawrow.
Russlands Atomdoktrin besagt, dass Moskau Atomwaffen nur als Antwort in zwei Fällen verwenden darf: entweder bei einem atomaren Angriff auf Russland oder bei einem Angriff auf Russland mit konventionellen Waffen, der die Existenz des Landes selbst gefährdet.
021 Uhr
Moskau feuert Armeegeneral Iwan Popow
Russlands Militärführung hat den Oberbefehlshaber der im Süden der Ukraine stationierten russischen 58. Armee, Iwan Popow, dessen Angaben zufolge entlassen. Popow wandte sich in einer am Mittwoch auf dem Telegram-Kanal des Duma-Abgeordneten Andrej Guruljow verbreiteten Sprachnachricht an die Soldaten und erklärte, er sei wegen seiner Kritik an der ineffizienten Kriegsführung seines Postens enthoben worden. «Ich habe die Aufmerksamkeit auf die grösste Tragödie des modernen Kriegs gelenkt - auf das Fehlen der Artillerieaufklärung und -bekämpfung und die vielfachen Toten und Verletzten durch die feindliche Artillerie.» Danach habe sich das Verteidigungsministerium seiner entledigt.
Popow, dessen Armee im südukrainischen Gebiet Saporischschja kämpfte, übte harte Kritik an seinen Vorgesetzten: «Die Soldaten der ukrainischen Streitkräfte konnten unsere Front nicht durchbrechen, aber von hinten hat uns der Oberbefehlshaber einen verräterischen Schlag versetzt, indem er die Armee im schwersten Moment der höchsten Anspannung enthauptet hat.» Zuvor hatten andere Telegram-Kanäle berichtet, Generalstabschef Waleri Gerassimow habe Popow als «Panikmacher» bezeichnet und ihn abgelöst.
Die Entlassung und Kritik Popows fügt sich in das Bild, das Militärexperten von der russischen Armee gut 16 Monate nach Beginn des von Kremlchef Wladimir Putin befohlenen Angriffskriegs gegen die Ukraine zeichnen. Demnach herrscht in grossen Teilen der russischen Streitkräfte Unzufriedenheit mit der eigenen Militärführung und deren geschönten Lageberichten. Auch der am Ende missglückte Aufstand der lange für Moskau kämpfenden Privatarmee Wagner richtete sich explizit gegen Verteidigungsminister Sergej Schoigu, dem Söldnerchef Jewgeni Prigoschin Korruption und Unfähigkeit vorwarf.