Demokraten-Parteitag Michelle Obama: «Donald Trump ist der falsche Präsident für unser Land»

dpa/ap/dor

18.8.2020

Die frühere First Lady Michelle Obama stellt Donald Trump zum Auftakt des Parteitags der US-Demokraten ein verheerendes Zeugnis seiner Amtszeit aus. Bernie Sanders ruft derweil seine Anhänger zur Unterstützung von Joe Biden auf.

Die frühere First Lady Michelle Obama hat vernichtende Kritik an US-Präsident Donald Trump geübt und zur Wahl von dessen Herausforderer Joe Biden aufgerufen. «Donald Trump ist der falsche Präsident für unser Land», sagte die Ehefrau von Ex-Präsident Barack Obama in ihrem am Montagabend (Ortszeit) ausgestrahlten Redebeitrag für den Parteitag der Demokraten in Milwaukee (Wisconsin). Trump habe mehr als genug Zeit gehabt zu beweisen, dass er der Aufgabe gewachsen sei, er sei aber «ganz klar überfordert».

Bei dem bis Donnerstag andauernden Parteitag der Demokraten wird Biden zum Präsidentschaftskandidaten für die Wahl am 3. November gekürt. Wegen der Coronapandemie findet der Parteitag in diesem Jahr weitgehend virtuell statt und nicht wie ursprünglich geplant mit Tausenden Delegierten und Zehntausenden Gästen in Milwaukee im US-Bundesstaat Wisconsin.

«Präsident zu sein ändert nicht, wer du bist. Es offenbart, wer du bist», sagte Obama weiter. Unter dem Republikaner Trump herrschten «Chaos, Spaltung und ein totaler und völliger Mangel an Empathie» im Weissen Haus. «Wenn Sie glauben, dass die Dinge unmöglich noch schlimmer werden können, vertrauen Sie mir, das können sie. Und das werden sie, wenn wir bei dieser Wahl nichts ändern. Wenn wir irgendeine Hoffnung haben, dieses Chaos zu beenden, dann müssen wir für Joe Biden stimmen, als hänge unser Leben davon ab.»

Michelle Obama trug eine Halskette, die bei genauem Hinsehen ein Aufruf zum Wählen war: Vier Buchstaben ergaben das Wort «Vote». Der Demokrat Barack Obama war Trumps Vorgänger im Weissen Haus. Biden war Barack Obamas Vizepräsident.

Die frühere First Lady Michelle Obama – hier bei einer Veranstaltung zur Förderung von Wählerregistrierung in Florida – gilt als Zugpferd für die US-Demokraten.
Die frühere First Lady Michelle Obama – hier bei einer Veranstaltung zur Förderung von Wählerregistrierung in Florida – gilt als Zugpferd für die US-Demokraten.
Bild: Keystone/AP Photo/Brynn Anderson

Alle leiden unter Trump

Biden sei ein «zutiefst anständiger Mann», der wisse, «was nötig ist, um eine Wirtschaft zu retten, eine Pandemie zu bekämpfen und unser Land zu führen», so Obama. Sie betonte, wie wichtig es sei, wählen zu gehen, und verwies auf die Wähler, die 2016 zu Hause blieben und Trump dadurch halfen, die Wahl zu gewinnen. «Wir leiden alle unter den Konsequenzen.»

Die Frau von Ex-Präsident Obama gehört zu den prominentesten Rednern, die auf dem Programm des viertägigen Parteitags stehen. Was sie über Biden sagte, steht im Kontrast zu dem, was Kritiker Trump vorwerfen: Dass dieser nicht auf seine Berater höre, Lügen erzähle und die Wissenschaft ignoriere. Biden, der unter Barack Obama Vizepräsident war, habe in dem Amt einen «fantastischen» Job gemacht, sagte Obama. «Er weiss, was es braucht, um eine Wirtschaft zu retten, eine Pandemie zurückzuschlagen und unser Land zu führen.»



Bernie Sanders fordert Anhänger zu Biden-Wahl auf

Der linke Senator Bernie Sanders rief seine Anhänger zur Unterstützung von Joe Biden bei der US-Wahl im November auf. «Wir müssen zusammenkommen, Donald Trump besiegen und Joe Biden und Kamala Harris zu unserem nächsten Präsidenten und unserer nächsten Vizepräsidentin machen», sagte Sanders in seinem am Montagabend (Ortszeit) ausgestrahlten Beitrag für den Parteitag. Sanders war dem moderaten Ex-Vizepräsidenten Biden im Vorwahlkampf unterlegen.

Sanders sagte: «Die Zukunft unserer Demokratie steht auf dem Spiel. Die Zukunft unserer Wirtschaft steht auf dem Spiel. Die Zukunft unseres Planeten steht auf dem Spiel.» Er warnte, der republikanische Präsident Donald Trump sei nicht nur nicht in der Lage, die zahlreichen Krisen zu bewältigen, er führe die USA zudem auf den Pfad der Autokratie. Sanders fügte hinzu: «Diese Wahl ist die wichtigste in der modernen Geschichte dieses Landes.» Notwendig sei eine Bewegung, wie sie es nie zuvor gegeben habe, und Menschen, die für Demokratie und Anstand und gegen Gier, Oligarchie und Engstirnigkeit kämpfen.

Die Organisatoren des Parteitags hatten am Montag in einer Pressekonferenz betont, dass es bei dem Parteitag um Joe Biden, nicht um Donald Trump gehen solle. Die Reden von Obama und Sanders sowie vorab veröffentlichte Auszüge weiterer Reden machten aber deutlich, dass Trump immer wieder vorkommen und direkt angegriffen wird: zum Beispiel für seinen Umgang mit Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt in der Hauptstadt Washington, für seine Warnungen vor der Briefwahl, für die Spaltung des Landes, die Trump nur noch weiter verschärft habe.

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