Israel USA präsentieren Plan für Waffenstillstand im Libanon

SDA

15.11.2024 - 05:12

Anwohner stehen vor den Trümmern von Häusern nach einem israelischen Luftangriff in Dahieh, einem südlichen Vorort der libanesischen Hauptstadt. Foto: Hassan Ammar/AP
Anwohner stehen vor den Trümmern von Häusern nach einem israelischen Luftangriff in Dahieh, einem südlichen Vorort der libanesischen Hauptstadt. Foto: Hassan Ammar/AP
Keystone

Angesichts der anhaltenden Gewalt im Libanon haben die USA einen Vorschlag für eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah unterbreitet. Der Plan stösst auf gemischte Reaktionen und erfordert weitere Diskussionen.

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Die Vereinigten Staaten haben angesichts der hohen Opferzahlen im Libanon einen Vorschlag für eine Waffenruhe zwischen den israelischen Streitkräften und der libanesischen Hisbollah-Miliz vorgelegt. Der arabische Nachrichtensender Al-Dschasira berichtete, dass der Entwurf dem libanesischen Parlamentspräsidenten Nabih Berri übermittelt wurde. Das Dokument, das von der US-Botschafterin im Libanon, Lisa Johnson, überreicht wurde, enthält mehrere Vorschläge, die noch weiter erörtert werden müssen.

Die israelische Seite hat laut der «Jerusalem Post» Bedingungen gestellt, die es dem Militär erlauben würden, weiterhin gegen die Hisbollah im Libanon vorzugehen, um deren Wiederbewaffnung zu verhindern. Diese Forderung wird in Beirut abgelehnt. Ein libanesischer Funktionär erklärte: «Es ist undenkbar, dass Israel zu jeder Zeit zuschlagen darf.»

Ein politisches Manöver für Trump

Parallel dazu arbeitet Israel an einem eigenen Vorschlag für eine Waffenruhe mit der Hisbollah, wie die «Washington Post» berichtet. Ein solcher diplomatischer Erfolg könnte dem designierten US-Präsidenten Donald Trump als schneller aussenpolitischer Triumph dienen, so mehrere israelische Beamte. Ein israelischer Funktionär äusserte: «Es gibt eine Abmachung, dass Israel Trump ein Geschenk macht... dass es im Januar eine Einigung über den Libanon geben wird.» Diese Aussage deutet darauf hin, dass sich die Prioritäten der israelischen Regierung nach der US-Wahl schnell verändert haben. Der israelische Minister für strategische Angelegenheiten, Ron Dermer, besuchte Trump in dessen Anwesen in Mar-a-Lago, bevor er die amtierende US-Regierung über den Stand der Gespräche informierte.

Russlands Rolle und die militärische Lage

Der israelische Vorschlag sieht vor, dass sich die Hisbollah hinter den Litani-Fluss zurückzieht, etwa 30 Kilometer von der israelischen Grenze entfernt. Zudem soll Russland, das enge Beziehungen zum syrischen Präsidenten Baschar Al-Assad pflegt und Truppen in Syrien stationiert hat, sicherstellen, dass die Hisbollah nicht erneut aus Syrien aufgerüstet wird. Russische Unterhändler waren zuletzt in Israel, um über die Details zu sprechen.

Die Hisbollah, die mit dem Iran verbündet ist, hat Israel seit Beginn des Gaza-Konflikts mit Raketen beschossen. Israel reagierte mit intensiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive. Der Krieg im Gazastreifen wurde durch ein Massaker der Hamas und anderer Gruppen am 7. Oktober 2023 in Israel ausgelöst, bei dem rund 1.200 Menschen getötet und 250 als Geiseln genommen wurden. Auf palästinensischer Seite sind Zehntausende, überwiegend Zivilisten, ums Leben gekommen. Die Hisbollah begründet ihre Angriffe auf Israel mit der Unterstützung der Hamas im Gazastreifen.

Humanitäre Auswirkungen und der Ruf nach Frieden

Seit Beginn der Auseinandersetzungen zwischen der Hisbollah und dem israelischen Militär sind im Libanon nach Angaben der Behörden 220 Minderjährige getötet worden. Zudem wurden fast 1.300 Kinder und Jugendliche verletzt, wie das Gesundheitsministerium mitteilte. Insgesamt belaufen sich die Opferzahlen auf 3.386 Tote und 14.417 Verletzte. Die Behörde unterscheidet nicht zwischen Hisbollah-Kämpfern und Zivilisten. In Israel sind seit Kriegsbeginn 76 Menschen gestorben, darunter 45 Zivilisten und 31 Soldaten, und über 640 wurden verletzt.

Auf beiden Seiten der Grenze sind Zehntausende Menschen vor den Kämpfen geflohen. Der Sprecher des US-Aussenministeriums, Vedant Patel, betonte: «Wir dringen deshalb so entschieden auf eine diplomatische Lösung, weil wir Bedingungen herstellen wollen, unter denen Zivilisten auf beiden Seiten in ihre Häuser zurückkehren können.»