Ukraine-ÜbersichtRussland erleidet laut London hohe Verluste bei Kämpfen um Awdijiwka
Agenturen/red
28.10.2023
Selenskyj fordert mehr Militärhilfe zur Flugabwehr
Nach Schäden an Gebäuden des ukrainischen AKW Chmelnyzkyj fordert Präsident Wolodymyr Selenskyj mehr Waffenhilfe zur Abwehr russischer Luftangriffe.
27.10.2023
Die Gefechte um die schwer umkämpfte ostukrainische Stadt Awdijiwka haben Russland nach Einschätzung britischer Geheimdienste schwere Verluste eingebracht. Die Ereignisse des Tages im Überblick.
Agenturen/red
28.10.2023, 21:41
Agenturen/red
Die Gefechte um die schwer umkämpfte ostukrainische Stadt Awdijiwka haben Russland nach Einschätzung britischer Geheimdienste schwere Verluste eingebracht. Russland habe vermutlich Teile von bis zu acht Brigaden in das Gebiet geschickt - und diese Kräfte hätten wahrscheinlich einige von Russlands bislang höchsten Verlustraten in diesem Jahr erlitten, teilte das britische Verteidigungsministerium am Samstag in seinem täglichen Geheimdienst-Update zum Ukraine-Krieg mit. Die schweren, aber ergebnislosen Kämpfe rund um Awdijiwka hätten sich in der vergangenen Woche fortgesetzt, schrieben die Briten.
Ukraine-Gespräche in Malta begonnen — Russland nicht dabei
In Malta hat am Samstag ein drittes grosses, internationales Ukraine-Treffen für einen möglichen späteren Friedensgipfel zur Beendigung des russischen Angriffskriegs begonnen. «Die internationale Unterstützung für die ukrainische Friedensformel wächst», teilte der Leiter des Präsidentenamtes in Kiew, Andrij Jermak, zum Auftakt mit.
Zu der Konferenz versammeln sich am Wochenende Topdiplomaten und nationale Sicherheitsberater zahlreicher Staaten. Jermak sprach von 65 vertretenen Staaten, deutlich mehr als im Sommer in Saudi-Arabien.
Es wird erwartet, dass die Ukraine die beiden Verhandlungstage bis Sonntag als Gelegenheit nutzen wird, um Unterstützung für den Friedensplan von Präsident Wolodymyr Selenskyj zu gewinnen. Die aus zehn Punkten bestehende «Friedensformel» sieht im Kern den Abzug russischer Truppen aus dem Land vor. Ähnlich wie bei den vorherigen Konferenzen in Kopenhagen und Dschidda soll zudem unter anderem über die Themen Energie, Ernährung und nukleare Sicherheit sowie humanitäre Fragen und die Wiederherstellung der Grenzen der Ukraine gesprochen werden.
Ukraine setzt Drohnen gegen Landesflucht von Wehrpflichtigen ein
Der ukrainische Grenzschutz setzt nach eigenen Angaben auch Drohnen zur Verhinderung der Flucht von Wehrpflichtigen ins Ausland ein. Im südlichen Gebiet Odessa an der Grenze zur Republik Moldau seien am Freitag 14 Männer an der illegalen Ausreise gehindert worden, teilte der Grenzschutz am Samstag mit. In vier Fällen sei dabei zur Aufklärung aus der Luft auch eine Drohne eingesetzt worden, hiess es. Die Grenzschützer veröffentlichten dazu ein Video. Die Männer versuchten demnach, unrechtmässig die Grenze zu überqueren.
Immer wieder versuchen Männer in der Ukraine, sich durch Flucht einem Einsatz im Kampf gegen den russischen Angriffskrieg zu entziehen. Nach Angaben des Grenzschutzes hatten die Verdächtigen im Internet Kontakt mit Organisatoren aufgenommen, die ihnen Fluchtrouten gegen Bezahlung von 2000 US-Dollar aufgezeigt hätten.
Seit Beginn der russischen Invasion vor mehr als 20 Monaten hat der ukrainische Grenzschutz nach eigenen Angaben mehr als 20 000 wehrpflichtige Männer an der Flucht gehindert. Die Flüchtigen werden immer wieder an der «grünen Grenze» vor allem zu Rumänien und der Republik Moldau aufgegriffen. Im Grenzfluss Tyssa (Theiss) zu Rumänien und Ungarn gab es auch Fälle, in denen Männer ertranken. Mehrere erfroren auch bei der Flucht durch die Karpaten.
Die Ereignisse des Tages im Überblick
Das Wichtigste in Kürze:
Der ukrainische Grenzschutz setzt nach eigenen Angaben auch Drohnen zur Verhinderung der Flucht von Wehrpflichtigen ins Ausland ein.
In Malta findet an diesem Wochenende eine von der Ukraine organisierte internationale Konferenz statt. Bei dem Treffen, zu dem die Organisatoren Teilnehmer aus etwa 60 Ländern erwarten, will die Ukraine für ihren Zehn-Punkte-Friedensplan werben.
Die Ukraine hat ihre erste Minenräummaschine entwickelt.
Russland wirft Ukraine Beschädigung von Atommüll-Lagerstätte vor
Russland hat der Ukraine die Beschädigung einer Lagerstätte für Atommüll bei einem Drohnangriff auf eine Atomanlage vorgeworfen. Die Atomanlage Kursk sei am Donnerstagabend von drei Drohnen mit Sprengstoff angegriffen worden, teilte die russische Regierung mit. Der Pressedienst der Atomanlage bestätigte den Angriff am Freitag, berichtete aber, dass es keine erheblichen Schäden gegeben habe. Der Betrieb laufe normal.
17.17 Uhr
Ukraine setzt Drohnen gegen Landesflucht von Wehrpflichtigen ein
Der ukrainische Grenzschutz setzt nach eigenen Angaben auch Drohnen zur Verhinderung der Flucht von Wehrpflichtigen ins Ausland ein. Im südlichen Gebiet Odessa an der Grenze zur Republik Moldau seien am Freitag 14 Männer an der illegalen Ausreise gehindert worden, teilte der Grenzschutz mit. In vier Fällen sei dabei zur Aufklärung aus der Luft auch eine Drohne eingesetzt worden, hiess es. Die Grenzschützer veröffentlichten dazu ein Video. Die Männer versuchten demnach, unrechtmässig die Grenze zu überqueren.
Immer wieder versuchen Männer in der Ukraine, sich durch Flucht einem Einsatz im Kampf gegen den russischen Angriffskrieg zu entziehen. Nach Angaben des Grenzschutzes hatten die Verdächtigen im Internet Kontakt mit Organisatoren aufgenommen, die ihnen Fluchtrouten gegen Bezahlung von 2000 US-Dollar aufgezeigt hätten.
Seit Beginn der russischen Invasion vor mehr als 20 Monaten hat der ukrainische Grenzschutz nach eigenen Angaben mehr als 20'000 wehrpflichtige Männer an der Flucht gehindert. Die Flüchtigen werden immer wieder an der «grünen Grenze» vor allem zu Rumänien und der Republik Moldau aufgegriffen. Im Grenzfluss Tyssa (Theiss) zu Rumänien und Ungarn gab es auch Fälle, in denen Männer ertranken. Mehrere erfroren auch bei der Flucht durch die Karpaten.
Bei Kriegsbeginn war eine Generalmobilmachung mit einem Verbot zur Ausreise von wehrpflichtigen Männern im Alter zwischen 18 und 60 Jahren angeordnet worden. Verbreitet sind in dem Land nicht gefälschte Ausreisegenehmigungen. Der EU-Statistikbehörde Eurostat zufolge sind in den 27 EU-Staaten sowie Norwegen, Schweiz und Liechtenstein über 650'000 ukrainische Männer im Alter von 18 bis 64 Jahren als Flüchtlinge registriert.
16.08 Uhr
Deutsche Bundesländer beklagen schwache Abwehr gegen russische Desinformation
Die Innenministerin des deutschen Bundeslandes Niedersachsen Daniela Behrens beklagt die schwache Abwehr gegen die zunehmend massiven Troll-Attacken aus Russland. «Wir haben zu wenig Instrumente dagegen, wir stehen fast völlig blank da», sagte Behrens der «Welt am Sonntag». Bund und Länder müssten mehr tun und rasch Gegenmassnahmen ergreifen. «Das dauert alles viel zu lange», kritisierte sie. Die russischen Desinformationskampagnen hätten das Potenzial, «unsere demokratische Grundordnung zu untergraben».
Unter Federführung von Bundesinnenministerin Nancy Faeser wird derzeit ein «Aktionsplan von Bund und Ländern gegen Desinformation und für eine wehrhafte Demokratie» erarbeitet. Faeser will den sechsseitigen Entwurf bei der Innenministerkonferenz vom 6. bis 8. Dezember in Berlin vorlegen, wie die Zeitung berichtete.
In dem Aktionsplan werde das Ziel formuliert, die hybride Kriegsführung von Ländern wie Russland zu erkennen und abzuwehren, Massnahmen zu koordinieren und die Widerstandskraft von Staat und Gesellschaft gegen Russlands Desinformationskampagnen zu stärken. Zu diesem Zweck solle ein «Netzwerk aller relevanten Akteure der Bundes- und Länderebene einschliesslich der Kommunen» aufgebaut werden.
Troll-Attacken sollen insbesondere vom Verbund der 16 Verfassungsschutzämter und des Bundesamtes für Verfassungsschutz frühzeitig erkannt und schnellstmöglich mit eigenen Inhalten im Internet bekämpft werden. Trolle agieren mit gefälschten Profilen auf Online-Plattformen und verbreiten Falschinformationen.
Niedersachsens Verfassungsschutzpräsident Dirk Pejril begründete den Unmut der Länder so: «In der Analyse der Bedrohung sind wir gut in Deutschland.» Besser und schneller müsse es bei den nötigen Gegenmassnahmen vorangehen. «Und zwar insbesondere da, wo Falschinformationen und Desinformationskampagnen viral gehen – insbesondere in der digitalen Welt», sagte Pejril.
13.33 Uhr
London: Hohe Verluste Russlands bei Kämpfen um ukrainisches Awdijiwka
Die Gefechte um die schwer umkämpfte ostukrainische Stadt Awdijiwka haben Russland nach Einschätzung britischer Geheimdienste schwere Verluste eingebracht. Russland habe vermutlich Teile von bis zu acht Brigaden in das Gebiet geschickt — und diese Kräfte hätten wahrscheinlich einige von Russlands bislang höchsten Verlustraten in diesem Jahr erlitten, teilte das britische Verteidigungsministerium in seinem täglichen Geheimdienst-Update zum Ukraine-Krieg mit. Die schweren, aber ergebnislosen Kämpfe rund um Awdijiwka hätten sich in der vergangenen Woche fortgesetzt, schrieben die Briten.
Die Ukraine wehrt sich seit mittlerweile mehr als 20 Monaten gegen die russische Invasion. In der Nähe der stark zerstörten Industriestadt Awdijiwka verlief bereits seit 2014 die Frontlinie zu den von Moskau unterstützten Separatisten. Die russisch kontrollierte Gebietshauptstadt Donezk liegt nur wenige Kilometer südlich davon. Die russische Armee hatte vor gut zwei Wochen mit neuen Angriffen nördlich und südlich von Awdijiwka begonnen.
Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht auf Basis von Geheimdienst-Erkenntnissen seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor.
11.08 Uhr
Ukraine-Gespräche in Malta begonnen
In Malta hat am Samstag ein drittes grosses internationales Ukraine-Treffen für einen möglichen späteren Friedensgipfel zur Beendigung des russischen Angriffskriegs begonnen. «Die internationale Unterstützung für die ukrainische Friedensformel wächst», teilte der Leiter des Präsidentenamtes in Kiew, Andrij Jermak, zum Auftakt mit. Zu der Konferenz versammeln sich am Wochenende Topdiplomaten und nationale Sicherheitsberater zahlreicher Staaten. Jermak sprach von 65 vertretenen Staaten, deutlich mehr als im Sommer in Saudi-Arabien.
Es wird erwartet, dass die Ukraine die beiden Verhandlungstage bis Sonntag als Gelegenheit nutzen wird, um Unterstützung für den Friedensplan von Präsident Wolodymyr Selenskyj zu gewinnen. Die aus zehn Punkten bestehende «Friedensformel» sieht im Kern den Abzug russischer Truppen aus dem Land vor. Ähnlich wie bei den vorherigen Konferenzen in Kopenhagen und Dschidda soll zudem unter anderem über die Themen Energie, Ernährung und nukleare Sicherheit sowie humanitäre Fragen und die Wiederherstellung der Grenzen der Ukraine gesprochen werden.
«Das ist wahrhaftig eine Demonstration, dass die Welt an Gerechtigkeit und an einem Sieg der Ukraine interessiert ist», sagte Jermak mit Blick auf das Malta-Treffen. «Russlands Falschdarstellungen zu einem Schwinden des Interesses an der Ukraine haben sich nicht bewahrheitet.»
Russland ist nicht eingeladen und kritisierte die Gespräche als «offensichtlich antirussische Veranstaltung». China, das als Verbündeter Russlands eine eigene Friedensinitiative angestossen hatte, bleibt dem Vernehmen nach anders als im Sommer diesmal fern.
6.10 Uhr
Ukraine wirbt bei internationaler Konferenz für Friedensplan
In Malta findet an diesem Wochenende eine von der Ukraine organisierte internationale Konferenz statt. Bei dem Treffen, zu dem die Organisatoren Teilnehmer aus etwa 60 Ländern erwarten, will die Ukraine für ihren Zehn-Punkte-Friedensplan werben. Dieser sieht den Rückzug der russischen Invasionstruppen aus der gesamten Ukraine vor, auch aus den von Russland annektierten und kontrollierten Gebieten. Russland ist bei dem Treffen allerdings nicht vertreten. Moskau kritisiert die Konferenz vorab als «offen anti-russische Veranstaltung».
5.30 Uhr
Ukraine entwickelt erste Maschine zur Räumung von Minen
Die Ukraine hat ihre erste Minenräummaschine in Charkiw entwickelt. Der Gouverneur der Oblast Charkiw, Oleh Syniehubov, sagte, die Ausrüstung sei «erheblich billiger als ausländische Pendants», aber nicht weniger effizient. Berichten zufolge ist die Maschine in der Lage, 95 Prozent der Minen zu entschärfen. Von Russland verlegte Minen sind für die ukrainischen Soldaten ein grosses Problem. Sie zu räumen kostet viel Zeit, weshalb die Truppen nur langsam vorankommen.
3.45 Uhr
Russland dementiert Behauptung um Hinrichtung eigener Soldaten
Russische Diplomaten weisen die Behauptungen des Weissen Hauses um die Hinrichtung ihrer Soldaten als Lüge zurück. «Wer auch immer sich diese weltfremden Lügen ausgedacht hat, kann nur eine Person mit einer übertriebenen Vorstellungskraft sein», erklärt die russische Botschaft in Washington in einer Stellungnahme, die von der Nachrichtenagentur Ria übernommen wurde.
Der Sprecher des Weissen Hauses, John Kirby, hatte gegenüber Reportern gesagt, Moskaus Militär würde seine eigenen Soldaten hinrichten, wenn sie sich weigerten, Befehle auf dem Schlachtfeld in der Ukraine auszuführen.
0.05 Uhr
Insider: Ukrainischer Geheimdienst steckt hinter Angriff auf Überläufer Zarjow
Das Attentat auf den ehemaligen ukrainischen Abgeordneten und pro-russischen Politiker Oleg Zarjow wurde einem Insider zufolge vom ukrainischen Geheimdienst SBU ausgeführt. Zarjow habe lange auf «der Liste der Verräter» gestanden, sagt der SBU-Vertreter, der namentlich nicht genannt werden will, laut der Nachrichtenangentur Reuters. Er sei «ein absolut legitimes Ziel».
Der SBU-Sprecher Andrij Jusow sagt im ukrainischen Fernsehen, man werde das Attentat zunächst nicht kommentieren. «Wenn bekannt wird, dass seine Körpertemperatur unter 36,6 (Grad) gefallen ist, wird es auf jeden Fall eine Erklärung geben.» Russischen Behörden zufolge liegt Zarjow auf der Intensivstation.
0 Uhr
Ukraine meldet schweren russischen Beschuss von Cherson
Durch schweren russischen Beschuss sind offiziellen Angaben nach in der südukrainischen Grossstadt Cherson mehrere Menschen verletzt worden. Mehr als zehn Wohnhäuser im Stadtzentrum seien beschädigt worden, teilte der Leiter der Stadtverwaltung, Roman Mrotschko, am Freitag auf Telegram mit. «Am Abend hat die ganze Stadt gebebt», teilt der ukrainische Katastrophenschutz auf Telegram mit.
Laut der Gebietsverwaltung wurden sieben Personen in der Stadt verletzt. Drei Frauen seien ins Spital eingeliefert worden, schrieb am späten Abend der Chef der Militärverwaltung des Gebiets, Olexander Prokudin. Die Stadt Beryslaw sei ebenso beschossen und dabei eine weitere Person verletzt worden.
Unklar war zunächst, ob es sich um Artilleriebeschuss oder einen Angriff mit Raketen und Drohnen handelte. Zumindest wurde bekannt, dass zwei Kampfdrohnen russischer Produktion über dem Gebiet abgefangen worden sein sollen. Beschuss meldete derweil auch die benachbarte Region Mykolajiw. Dort fing die ukrainische Flugabwehr nach eigenen Angaben drei luftgestützte Lenkraketen vom Typ Ch-59 ab. Die Angaben aus dem Kriegsgebiet liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Im vergangenen Jahr gab Russland die Stadt Cherson auf und zog sich auf das linke Dnjepr-Ufer zurück. Seither gibt es beinahe täglich Artillerieangriffe auf die Stadt und die umliegenden Siedlungen, auch Drohnen und Raketen schlagen immer wieder in zivile Ziele in Cherson ein.