Ukraine-Übersicht Selenskjy: Russland bereitet etwas Schmutziges vor +++ Moskau zieht offenbar Offiziere aus Cherson ab

Agenturen/Red.

23.10.2022

Moskau: Kiew plant Provokation durch radioaktive Bombe

Moskau: Kiew plant Provokation durch radioaktive Bombe

Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu hat in einem Telefonat mit seinem französischen Amtskollegen behauptet, Kiew plane zur Diskreditierung Moskaus die Zündung einer radioaktiven Bombe.

23.10.2022

Russland zielt weiter auf die Energie-Infrastruktur der Ukraine. In Cherson geraten die Besatzer unter Druck. Offiziere sollen die Stadt verlassen haben, auch 20'000 Zivilisten wurden weggeschickt. Die Ereignisse des Tages im Überblick.

Agenturen/Red.

Das russische Militär macht die lebenswichtige Infrastruktur in der Ukraine immer mehr zum Hauptziel seiner Angriffe und bringt so zunehmend die gesamte Bevölkerung in Not. Trotz der massiven Raketenangriffe gegen Energieanlagen sieht der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die Truppen seines Landes in den von Moskau besetzten Gebieten aber weiter auf dem Vormarsch.

Der ukrainische Energieversorger beklagte angesichts der Angriffe schwere Schäden an den Hauptnetzen im Westen des Landes. Die Folgen seien sogar noch schlimmer als bei den russischen Angriffen zwischen dem 10. und 12. Oktober, teilte Ukrenerho am Samstag mit. Angesichts der Zerstörungen vor dem kommenden Winter warnte Ministerpräsident Denys Schmyhal vor einer Flüchtlingskrise. «Wenn es in der Ukraine keinen Strom, keine Heizung, kein Wasser mehr gibt, kann das einen neuen Migrationstsunami auslösen», sagte er der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung».

«Der einzige Weg, eine humanitäre Katastrophe zu stoppen, ist die schnelle Lieferung von Flugabwehrsystemen und zusätzlichen Raketen», sagte Selenskyjs Berater Mychajlo Podoljak. Angesichts der schweren Schäden an der Energie-Infrastruktur forderte Selenskyj die Bevölkerung erneut zum Stromsparen auf.

Russland auf dem Schlachtfeld weiter in Bedrängnis

Die ukrainischen Streitkräfte setzten ihre Offensive zur Befreiung der von Russland besetzten Gebiete fort. Nach Darstellung Selenskyjs kommt die Armee voran. Besonders gespannt ist die Lage in der südlichen Region Cherson, wo es aus ukrainischer Sicht immer mehr Erfolge gibt. Russland hatte eingeräumt, dass die Lage für seine Truppen dort schwierig sei.

Russland hat angesichts des Vormarschs Kiewer Truppen mehr als 20'000 Zivilisten aus der Stadt Cherson geschickt. «Wir haben allen Leuten, die uns heute gehört haben, vorgeschlagen, die Möglichkeit zu nutzen und in den linksufrigen Teil des Gebiets Cherson zu gehen», sagte Kirill Stremoussow, der Vizechef der russischen Besatzungsverwaltung, am Sonntag in einem Radiointerview.

Die Stadt Cherson liegt am rechten Ufer des Dnipro und war von Russland gleich zu Beginn des Angriffskriegs erobert worden. Die ukrainischen Truppen haben systematisch die Nachschubwege der Russen über den Dnipro zerstört und rücken bei ihrer Gegenoffensive auf die Stadt vor.

Nach Einschätzung britischer Geheimdienste bereitet Russland mit grossem Aufwand die Verteidigung seiner besetzten Gebiete vor. Die berüchtigte russische Söldnereinheit «Wagner» wolle etwa eine Verteidungslinie in der besetzten Region Luhansk aufbauen, hiess es am Sonntag im Kurzbericht des britischen Verteidigungsministeriums auf Twitter.

Russische Grenzregion: Tote nach Beschuss von ukrainischer Seite

Einmal mehr beklagte die russische Grenzregion Belgorod Beschuss von ukrainischer Seite. Zwei Menschen seien dabei am Samstag in der Grenzstadt Schebekino getötet worden, teilte Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow mit. Elf Menschen seien verletzt worden, vier von ihnen schwer. Gladkows Angaben zufolge wurde bei dem Beschuss auch Energie-Infrastruktur getroffen. Details nannte er nicht. Rund 15'000 Menschen seien zeitweilig ohne Strom, Heizung und Wasser gewesen.

Das Gebiet Belgorod beklagt mit anderen Grenzregionen wie etwa Kursk und Brjansk schon seit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine immer wieder Feuer von der Gegenseite. Eingeräumt hat die Ukraine die Vorwürfe nicht. Russland hatte immer wieder gedroht, noch härter in dem Krieg vorzugehen und auch Kommandozentralen in Kiew ins Visier zu nehmen, wenn der Beschuss nicht aufhöre. Die Zerstörungen und Opferzahlen stehen allerdings in keinem Vergleich zu den massiven Kriegsschäden in der Ukraine.

In Sibirien stürzte derweil ein russsischer Kampfjet bei einem Testflug in ein Wohngebiet ab. Bei dem Unfall in der sibirischen Stadt Irkutsk starben zwei Piloten, wie der Zivilschutz am Sonntag der Nachrichtenagentur Interfax zufolge mitteilte. Die Maschine ist zwar in einem Wohngebiet zerschellt, nach ersten Behördenangaben gab es aber keine Opfer am Boden.


Die Ereignisse des Tages im Überblick

Das Wichtigste in Kürze

  • Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu behauptet in einem Telefonat mit seinem französischen Amtskollegen, Kiew plane zur Diskreditierung Moskaus die Zündung einer radioaktiven Bombe.
  • Die russische Militärführung hat nach Angaben einer US-Denkfabrik ihre Offiziere aus der ukrainischen Stadt Cherson abgezogen.
  • Der Chef des ukrainischen Rüstungsbetriebs Motor Sitsch ist nach Medienangaben wegen des Verdachts auf Hochverrat zugunsten Russlands festgenommen worden.
  • Angesichts der schweren Schäden an der Energie-Infrastruktur fordert Kiew die Bevölkerung zum Stromsparen auf. Rund 1,5 Millionen Kunden des Energieversorgers Ukrenerho ohne Strom.
  • Die russische Grenzregion Belgorod meldet Beschuss von ukrainischer Seite. Zwei Menschen seien dabei am Samstag in der Grenzstadt Schebekino getötet worden.
  • Trotz der massiven Raketenangriffe gegen Energieanlagen sieht Präsident Wolodymyr Selenskyj die ukrainischen Truppen weiter auf dem Vormarsch in den von Moskau besetzten Gebieten.
  • Den Überblick über die Ereignisse vom Samstag findest du hier.
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  • 21.49 Uhr

    Wir beenden den Live-Ticker am Sonntag

  • 20.48 Uhr

    Selenskjy: Russland bereitet etwas Schmutziges vor

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Weltgemeinschaft zu entschlossenem Widerstand gegen eine weitere Eskalation des Krieges durch Russland aufgerufen. Wenn Moskau der Ukraine vorwerfe, eine sogenannte schmutzige Bombe werfen zu wollen, bereite es selber irgendetwas Schmutziges vor. Das sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache.

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj.
    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj.
    Bild: Keystone/AP/Ukrainian Presidential Press Office

    Er sprach von einem «Telefonkarussell» des russischen Verteidigungsministers Sergej Schoigu mit den Ministern der Nato-Staaten Frankreich, Grossbritannien, der Türkei und den USA. Schoigu hatte darin vor angeblichen Plänen der Ukraine mit einer nuklear verseuchten Bombe gewarnt.

    «Wenn jemand in unserem Teil Europas Atomwaffen einsetzen kann, dann ist es das nur einer – und dieser eine hat dem Genossen Schoigu befohlen, dort anzurufen», sagte Selenskyj unter Anspielung auf Russlands Staatschef Wladimir Putin. Die Welt müsse klarstellen, dass sie nicht bereit sei, diesen «Schmutz» zu schlucken. «Wohin Russland auch geht, es hinterlässt Massengräber, Folterlager, zerstörte Städte und Dörfer, vermintes Land, zerstörte Infrastruktur und Naturkatastrophen», sagte der Präsident. Die Ukraine versuche dagegen, ihren Menschen wieder ein normales Leben zu ermöglichen. «Wo die Ukraine ist, wird kein Leben zerstört.»

  • 20.27 Uhr

    Ukrainischer Energieversorger schaltet zeitweise Strom in Kiew ab

    Nach wiederholten russischen Angriffen auf die Energieinfrastruktur der Ukraine hat das staatliche Energieunternehmen Ukrenergo in der Hauptstadt Kiew zeitweise den Strom abgeschaltet. Wie der Stromversorger DTEK mitteilte, begann Ukrenergo mit geplanten «Stabilisierungs-Abschaltungen» ab 11.13 Uhr (Ortszeit, 10.13 Uhr MESZ).

    Die Stromabschaltungen in Kiew sollten nach Angaben von DTEK nicht länger als vier Stunden dauern, der Versorger schloss Verlängerungen aber nicht ganz aus. Die Stromsperren würden eingeführt, «um Unfälle zu verhindern», erklärte DTEK.

  • 19.19 Uhr

    Von der Leyen und Scholz wollen «Marshallplan» für die Ukraine

    Der deutsche Kanzler Olaf Scholz und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen haben einen «Marshallplan» für den Wiederaufbau der Ukraine gefordert. Dabei handele es sich um «eine Generationenaufgabe, die jetzt beginnen muss», schrieben von der Leyen und Scholz am Sonntag in einem Gastbeitrag in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung».

    Bereits an diesem Montag geht es bei einem deutsch-ukrainischen Wirtschaftsforum mit Spitzenvertretern beider Länder in Berlin um den Wiederaufbau des von Russland angegriffenen Landes. Scholz will die Konferenz gemeinsam mit dem ukrainischen Ministerpräsidenten Denys Schmyhal eröffnen. Bei einer Wiederaufbaukonferenz am Dienstag in Berlin soll mit Vertretern internationaler Organisationen, der Ukraine und zivilgesellschaftlichen Organisationen über die Rahmenbedingungen gesprochen werden.

    Mit dem Marshallplan hatten die USA zwischen 1948 und 1952 mit Milliarden Dollar den Wiederaufbau in Deutschland und anderen europäischen Staaten finanziert.

  • 18.55 Uhr

    Ukraine hat laut Regierungsangaben 90 Prozent ihrer Windkraft verloren

    Die Ukraine hat durch den russischen Angriffskrieg etwa 90 Prozent ihrer Windkraft-Kapazitäten verloren. Bei Solarenergie betrage der Verlust 40 bis 50 Prozent, sagte Energieminister Herman Haluschtschenko im ukrainischen Fernsehen. Er machte keine Angaben, wie gross die installierten Kapazitäten waren. Die Ukraine habe die erneuerbaren Energien aber in den vergangenen Jahren stark ausgebaut, sagte er. Vor dem Krieg habe ihr Anteil zehn bis elf Prozent an der Energieproduktion betragen. Nach dem Krieg solle der Ausbau umso schneller fortgesetzt werden.

    Das angegriffene Land ist damit noch stärker auf fossile Brennstoffe und Atomkraft angewiesen als bislang. Die russische Armee hat in den vergangenen Tagen mit Luftangriffen die ukrainische Strom- und Wärmeversorgung schwer beschädigt. Um Strom zu sparen, fahren derzeit in der Hauptstadt Kiew statt Oberleitungsbussen wieder Dieselbusse.

  • 17.38 Uhr

    Offenbar Fälschungen von Schweizer Produkten auf russischem Markt

    Wegen des Ukraine-Krieges haben Tausende Firmen Russland verlassen. Das gilt auch für Schweizer Firmen. Das zeigen Recherchen der «NZZ am Sonntag». Obwohl der Markt von den Unternehmen nicht mehr beliefert wird, sind viele ihrer Produkte dort immer noch erhältlich. Das gilt unter anderem für die Sackmesser von Victorinox, von denen in Russland Fälschungen über das Internet verkauft werden.

    Das Unternehmen beobachte die Entwicklung, die gegen markenrechtliche Regelungen verstosse, teilte Victorinox mit. Auch die Uhren der Swatch-Group, das Computer-Zubehör von Logitech und die Lindt-Schololade werden in Russland weiterhin verkauft, obwohl die Firmen Russland den Rücken gekehrt haben.

  • 16.49 Uhr

    Orban: EU «schiesst» mit Russland-Sanktionen hinterhältig auf Ungarn

    Ungarns rechtsnationaler Ministerpräsident Viktor Orban hat die EU beschuldigt, mit den Russland-Sanktionen auf hinterhältige Weise gegen Ungarn zu «schiessen». Er prophezeite der Europäischen Union  bei einer Rede in der Stadt Zalaegerszeg anlässlich des Feiertags zum Gedenken an den Aufstand in Ungarn 1956 ein ähnliches Schicksal wie dem Ostblock, dessen Zerfall 1989 begann.

    «Wir sollten uns nicht um diejenigen kümmern, die irgendwo im Schatten von den Wachtürmen in Brüssel auf Ungarn schiessen», sagte Orban. «Sie werden dort enden, wo ihre Vorgänger geendet haben.» In Budapest und anderen Teilen des Landes wurden Plakate mit dem Schriftzug «Die Brüsseler Sanktionen ruinieren uns» aufgehängt.

    Auf Anti-EU-Kurs: Ungarns rechtsnationaler Ministerpräsident Viktor Orban.
    Auf Anti-EU-Kurs: Ungarns rechtsnationaler Ministerpräsident Viktor Orban.
    Bild: Keystone/dpa/Britta Pedersen

    Die Regierung Orban hatte Mitte Oktober eine «nationale Konsultation» zu den EU-Sanktionen gegen Russland gestartet, die vor allem auch die Energieimporte aus Russland betreffen. Orban kritisiert immer wieder die wegen Moskaus Angriffskrieg gegen die Ukraine verhängten EU-Sanktionen, auch wenn er ihnen bei den Treffen der EU-Staats- und Regierungschefs zugestimmt hat.

    Ungarn ist stark abhängig von russischem Öl und Gas. Die Regierung in Budapest achtete seit dem Beginn des Krieges darauf, gute Beziehungen zum Kreml aufrechtzuerhalten. Auch lehnte sie es ab, Militärhilfe für die Ukraine zu leisten.

    Anders als in den vergangenen Jahren versammelten sich Orbans Anhänger in diesem Jahr am 23. Oktober nicht in Budapest. Dort sollte es am Sonntag eine Grosskundgebung aus Protest gegen die schlechte Bezahlung der Lehrer geben.

  • 16.24 Uhr

    WBF: Fünf Gesuche um Streichung von Schweizer Sanktionsliste

    Die Schweiz hat im Einklang mit der EU mehr als 1000 Russinnen und Russen als Reaktion auf den russischen Angriffskrieges in der Ukraine sanktioniert. Doch nicht alle, die auf der Sanktionsliste stehen, wollen dies akzeptieren, wie der «SonntagsBlick» schreibt. Einige bestreiten vehement, zum Machtzirkel des russischen Präsidenten Wladimir Putin zu gehören. Sie fordern daher, von der Sanktionsliste gestrichen zu werden.

    In fünf Fällen sind laut dem Wirtschaftsdepartement (WBF) Gesuche um ein Delisting gestellt worden. Das letzte Wort hat der Gesamtbundesrat. Damit bleibe die Rechtsstaatlichkeit vollumfänglich gewahrt, so das WBF.

  • 15.29 Uhr

    Russland schickt Zehntausende Zivilisten aus besetzter Stadt Cherson

    Russland hat in dem besetzten südukrainischen Gebiet Cherson angesichts des Vormarschs Kiewer Truppen mehr als 20'000 Zivilisten aus der gleichnamigen Stadt auf die andere Seite des Flusses Dnipro geschickt. «Wir haben allen Leuten, die uns heute gehört haben, vorgeschlagen, die Möglichkeit zu nutzen und in den linksufrigen Teil des Gebiets Cherson zu gehen», sagte Kirill Stremoussow, der Vizechef der russischen Besatzungsverwaltung, in einem Radiointerview. Zugleich erklärte er, dass die Lage stabil sei und die Verteidigungslinien verstärkt würden.

    Die Stadt Cherson liegt am rechten Ufer des Dnipro und war von Russland gleich zu Beginn des Angriffskriegs erobert worden. Ende September annektierte Kremlchef Wladimir Putin Cherson als eins von vier ukrainischen Gebieten auch offiziell für Russland. Die Lage der russischen Truppen westlich des Flusses hat sich aber gleichzeitig deutlich verschlechtert. Die ukrainischen Truppen haben systematisch die Nachschubwege der Russen über den Dnipro zerstört und rückten Anfang Oktober bei ihrer Gegenoffensive weiter auf die Stadt vor.

    Der neue Kommandeur der russischen Truppen in der Ukraine, Sergej Surowikin, sagte in dem Zusammenhang, die Moskauer Truppenführung schliesse «schwierige Entscheidungen» nicht aus. Beobachter deuten dies als Hinweis auf einen möglichen Truppenabzug aus der Stadt.

  • 15.08 Uhr

    Russische Armee meldet Zerstörung von ukrainischem Treibstofflager

    Die russische Armee hat nach eigenen Angaben ein ukrainisches Treibstofflager in der Zentralukraine zerstört. Ein Depot, «das mehr als 10'000 Tonnen Flugzeugbenzin für die ukrainischen Luftstreitkräfte beherbergte, wurde nahe des Ortes Smila in der Region Tscherkassy zerstört», teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Demnach wurden überdies mehrere Munitionslager sowie ein Benzin-Reservoir für ukrainische Militärfahrzeuge beschädigt.

  • 14.35 Uhr

    Moskau hat laut US-Denkfabrik Offiziere aus Cherson abgezogen

    Die russische Militärführung hat nach Angaben einer US-Denkfabrik ihre Offiziere in Erwartung eines ukrainischen Vorstosses über den Fluss Dnipro aus der ukrainischen Stadt Cherson abgezogen. Um die ukrainische Gegenoffensive in der Hauptstadt der gleichnamigen Region Cherson aufzuhalten, die Russland Ende September völkerrechtswidrig annektiert hatte, und den Rückzug zu vervollständigen, habe Moskau neu mobilisierte, unerfahrene Kräfte auf der anderen Flussseite postiert, teilte das Washingtoner Institute for the Study of War (ISW) mit.

    Die Truppenbewegungen fallen in eine Zeit, in der das ukrainische Militär das Voranschreiten seiner Gegenoffensiven in Cherson und der ebenfalls von Russland für annektiert erklärten Region Saporischschja verkündet hat. Die beiden weiteren illegal annektierten Regionen sind Donezk und Luhansk im Donbass. Am Donnerstag hatte der russische Präsident Wladimir Putin in allen vier Regionen das Kriegsrecht verhängt.

    Die jüngste russische Kriegsstrategie der Bombardierung ukrainischer Kraftwerke zielt nach Auffassung des ISW auf die Brechung des Kampfeswillens der Ukrainer ab. Zudem solle die Regierung gezwungen werden, zusätzliche Ressourcen aufzuwenden, um Zivilisten und Energieinfrastruktur zu schützen. Es sei unwahrscheinlich, dass die ukrainische Moral dadurch tatsächlich Schaden nehme, es gebe jedoch signifikante wirtschaftliche Folgen.

  • 14.06 Uhr

    Moskau spricht von möglicher Provokation durch radioaktive Bombe

    Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu hat in einem Telefonat mit seinem französischen Amtskollegen behauptet, Kiew plane zur Diskreditierung Moskaus die Zündung einer radioaktiven Bombe. Schoigu habe «seine Besorgnis über mögliche Provokationen der Ukraine mit Hilfe einer «‹schmutzigen Bombe› übermittelt», teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Als «schmutzige Bombe» werden konventionelle Sprengsätze bezeichnet, die auch radioaktives Material verstreuen. Die Ukraine, die nach dem Zerfall der Sowjetunion ihre Atomwaffen abgegeben hat, unterstellt ihrerseits Russland, den Abwurf einer solchen Bombe zu planen.

    Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu behauptet, die Ukraine plane zur Diskreditierung Moskaus die Zündung einer radioaktiven Bombe. (Archivbilld)
    Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu behauptet, die Ukraine plane zur Diskreditierung Moskaus die Zündung einer radioaktiven Bombe. (Archivbilld)
    Bild: Keystone/AP/Russian Defense Ministry Press Service

    Laut dem russischen Verteidigungsministerium spitzt sich die Lage in der Ukraine immer stärker auf eine «unkontrollierte Eskalation» hin zu. Die staatliche russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti behauptete, dass Kiew die Fertigstellung einer kleinen taktischen Atombombe faktisch abgeschlossen habe und bereit sei, diese auf eigenem Boden zu zünden, «um eine starke antirussische Kampagne zu starten, die das Vertrauen zu Moskau untergraben soll».

    Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine läuft seit Monaten nicht so, wie von Moskau geplant. Der Vormarsch geriet zunächst ins Stocken, inzwischen sind die russischen Einheiten sogar teilweise in die Defensive geraten. Vor diesem Hintergrund mehren sich Spekulationen um einen möglichen russischen Einsatz taktischer Atomwaffen gegen das Nachbarland. Moskau bestreitet derartige Absichten.

  • 13.28 Uhr

    Russisches Flugzeug stürzt in Gebäude im sibirischen Irkutsk

    Ein russisches Kampfflugzeug ist am Sonntag in der sibirischen Stadt Irkutsk in ein Gebäude gestürzt. Der Regionalgouverneur Igor Kobsew teilte im Online-Dienst Telegram mit, die Maschine sei in ein zweistöckiges Haus gestürzt, es lägen zunächst keine Informationen über Opfer vor.

    Russische Nachrichtenagenturen zitierten Rettungskräfte, wonach die Maschine vom Typ Su-30 während eines Trainingsfluges abstürzte.

    Ein solches Kampfflugzeug ist nach russischen Angaben in Sibirien bei einem Trainingsflug abgestürzt. (Archivbild)
    Ein solches Kampfflugzeug ist nach russischen Angaben in Sibirien bei einem Trainingsflug abgestürzt. (Archivbild)
    Bild: Keystone
  • 12.10 Uhr

    «Zhadan begeistert uns»: Ukrainischer Autor mit Friedenspreis geehrt

    Der ukrainische Autor und Musiker Serhij Zhadan ist am Sonntag in der Frankfurter Paulskirche mit dem Friedenspreis geehrt worden. «Zhadan begeistert uns – sprachlich, literarisch, musikalisch», sagte die Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Karin Schmidt-Friderichs.

    «Sein Engagement für die Menschen in seiner Heimat beeindruckt uns. Er spielt in Metrostationen, holt Menschen aus stark umkämpften Vierteln heraus, liest Gedichte vor vollen Sälen und verteilt Hilfsgüter in der Stadt.»

    Der ukrainische Schriftsteller und Musiker Serhij Zhadan wird in Frankfurt mit dem Friedenspreis geehrt. Karin Schmidt-Friderichs applaudiert während der Verleihung.
    Der ukrainische Schriftsteller und Musiker Serhij Zhadan wird in Frankfurt mit dem Friedenspreis geehrt. Karin Schmidt-Friderichs applaudiert während der Verleihung.
    Keystone

    Zhadan gehört zu den wichtigsten Stimmen der ukrainischen Gegenwartsliteratur. Vom Überleben im Krieg berichtet er eher dokumentarisch in dem gerade erschienenen Buch «Himmel über Charkiw». «Es ist traurig und bezeichnend, dass wir über den Friedenspreis sprechen, während in Europa wieder Krieg herrscht», sagte der 48-Jährige in seiner Dankesrede.

    Der Friedenspreis ist mit 25'000 Euro dotiert. Geehrt werden Persönlichkeiten, die in Literatur, Wissenschaft oder Kunst zur Verwirklichung des Friedensgedankens beigetragen haben.

  • 11.05 Uhr

    Mindestens drei Tote nach Brand in russischer Munitionsfabrik

    Bei einem Brand in einer Munitionsfabrik in der russischen Millionenstadt Perm am Ural sind Angaben regionaler Medien zufolge mindestens drei Menschen ums Leben gekommen. Das teilte das Portal 59.ru am Sonntag unter Berufung auf die Notrufzentrale in Perm mit. Zudem gebe es Verletzte im Krankenhaus. Der Brand selbst soll sich am Samstagabend ereignet haben. Das Ausmass war unklar.

    Es ist nicht der erste tödliche Zwischenfall in der staatlichen Munitionsfabrik seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine. Am 1. Mai waren bei einer Explosion drei Mitarbeiterinnen ums Leben gekommen. Ein Strafverfahren wegen Missachtung der Sicherheitsvorschriften läuft.

    Im Zuge der russischen Teilmobilmachung hatte Präsident Wladimir Putin im September auch die Rüstungsindustrie zu einer Steigerung der Produktion aufgefordert. In der Fabrik werden unter anderem Geschosse für die Raketenwerfer «Grad» und «Smertsch», aber auch Treibladungen für Luft-Luft-Raketen hergestellt.

  • 10.30 Uhr

    London: Moskau will besetzte Gebiete mit «Wagner»-Linien absichern

    Nach Einschätzung britischer Geheimdienste bereitet Russland mit grossem Aufwand die Verteidigung seiner besetzten Gebiete in der Ukraine vor. Dies solle mutmasslich rapide ukrainische Gegenoffensiven abwehren, hiess es am Sonntag im täglichen Kurzbericht des britischen Verteidigungsministeriums auf Twitter.

    Der Chef der Söldnereinheit «Wagner», Jewgeni Prigoschin, habe Mitte Oktober online angekündigt, mit seinen Teams eine abgesicherte «Wagner-Linie» aufzubauen, um die besetzte Region Luhansk zu verteidigen.

    Den Angaben Prigoschins zufolge sei es wahrscheinlich, dass auch der Fluss Siwerskyj Donez in diese Verteidigungszone integriert werden solle, hiess es von den Briten. Auf veröffentlichten Bildern sei ein Abschnitt mit neu errichteten Panzerabwehrsystemen und Gräben südöstlich der Stadt Kreminna in der Region Luhansk zu sehen.

    Die für ihre Brutalität berüchtigte Söldnertruppe «Wagner» ist für die russische Seite bereits in verschiedenen Kriegen im Einsatz gewesen. Kürzlich hatte ein Video in Russland für Aufsehen gesorgt, das den Geschäftsmann und Putin-Freund beim Rekrutieren von Gefängnisinsassen als Kämpfer für den Ukraine-Krieg zeigen soll.

  • 10.10 Uhr

    Putin gratuliert Xi Jinping zur Wiederwahl als Parteichef

    Kremlchef Wladimir Putin hat den chinesischen Staats- und Parteichef Xi Jinping zu dessen Wiederwahl für eine dritte Amtszeit beglückwünscht. «Die Resultate des 20. Parteitags der Kommunistischen Partei Chinas haben in ganzem Ausmass Ihre grosse politische Autorität und die Geschlossenheit der von Ihnen geführten Partei bestätigt», heisst es in dem am Sonntag vom Kreml veröffentlichten Glückwunschtelegramm.

    Er sei überzeugt, dass Xis Wiederwahl Chinas weiteren Aufstieg stärken werde und hoffe auf den Ausbau der russisch-chinesischen Kooperation, schrieb Putin zudem.

    Wladimir Putin zusammen mit Xi Jinping im September 2022. Russland setzt in seinem Krieg gegen die Ukraine und seinem Konflikt mit dem Westen auf Hilfe aus China.
    Wladimir Putin zusammen mit Xi Jinping im September 2022. Russland setzt in seinem Krieg gegen die Ukraine und seinem Konflikt mit dem Westen auf Hilfe aus China.
    Keystone

    Xi wurde am Sonntag wie erwartet auf dem Parteitag in seinem Amt für weitere fünf Jahre bestätigt. Der 69-Jährige hatte zuvor die bisher geltenden Alters- und Amtszeitbegrenzungen abgeschafft und so seine persönliche Macht im Apparat gestärkt.

    Russland setzt in seinem Krieg gegen die Ukraine und seinem Konflikt mit dem Westen auf Hilfe aus China. Diplomatisch hält Peking Moskau den Rücken frei und lehnt eine Verurteilung des russischen Angriffskriegs ab.

  • 10.08 Uhr

    Kiew: Über 67'000 gefallene Russen seit Kriegsbeginn

    Seit Beginn der russischen Invasion auf die Ukraine sind gemäss Angaben des ukrainischen Generalstabs 67'470 russische Soldaten getötet worden. Die Zahl der Toten sei in den letzten 24 Stunden um etwa 400 gestiegen. Ausserdem seien weitere fünf Panzer und zwei Hubschrauber zerstört worden. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

  • 9.40 Uhr

    Chef eines ukrainischen Rüstungsbetriebs wegen Verdachts auf Hochverrat verhaftet

    Der Chef des ukrainischen Rüstungsbetriebs Motor Sitsch ist nach Medienangaben wegen des Verdachts auf Hochverrat zugunsten Russlands festgenommen worden. Wjatscheslaw Bohuslajew und ein weiterer Top-Manager des Betriebs würden der «Kollaboration und der Beihilfe für den Agressorstaat verdächtigt, unter anderem durch illegale Grosshandelslieferungen von ukrainischen Flugzeugmotoren und der Reparatur russischer Hubschrauber», berichtete das ukrainische Internetportal «Strana» in der Nacht zum Sonntag.

    Motor Sitsch ist einer der wichtigsten Rüstungs- und Industriebetriebe der Ukraine. Das Unternehmen mit Sitz in der ostukrainischen Grossstadt Saporischschja produziert vor allem Flugzeugturbinen und - motoren. Bis 2014 ging ein Grossteil der Produktion nach Russland.

    Die Hausdurchsuchung bei Bohuslajew fand dem Medienbericht zufolge am Samstag statt. Der langjährige Chef von Motor Sitsch wurde demnach bereits nach Kiew überführt. Sollte Bohuslajew wegen Hochverrats verurteilt werden, droht ihm eine lebenslange Haftstrafe.

  • 8.25 Uhr

    Russische Grenzregion: Tote nach Beschuss von ukrainischer Seite

    Einmal mehr beklagte auch die russische Grenzregion Belgorod Beschuss von ukrainischer Seite. Zwei Menschen seien dabei am Samstag in der Grenzstadt Schebekino getötet worden, teilte Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow mit. Elf Menschen seien verletzt worden, vier von ihnen schwer. Gladkows Angaben zufolge wurde bei dem Beschuss auch Energie-Infrastruktur getroffen. Details nannte er nicht. Rund 15'000 Menschen seien zeitweilig ohne Strom, Heizung und Wasser gewesen.

    Die russische Grenzregion Belgorod beklagt seit Beginn des Krieges immer wieder Angriffe durch ukrainische Truppen.
    Die russische Grenzregion Belgorod beklagt seit Beginn des Krieges immer wieder Angriffe durch ukrainische Truppen.
    Bild: Keystone

    Das Gebiet Belgorod beklagt mit anderen Grenzregionen wie etwa Kursk und Brjansk schon seit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine immer Feuer von der Gegenseite. Eingeräumt hat die Ukraine die Vorwürfe nicht. Russland hatte immer wieder gedroht, noch härter in dem Krieg vorzugehen und auch Kommandozentralen in Kiew ins Visier zu nehmen, wenn der Beschuss nicht aufhöre.

    Nach Darstellung des Gouverneurs hat sich die Lage in den vergangenen Wochen weiter verschärft. Wer sehr nah an der Grenze zur Ukraine lebe, solle deshalb in der Nähe von Moskau untergebracht werden, sagte er. Gladkow ordnete zudem eine strengere Bewachung von Objekten der Energie-Infrastruktur an. Wegen der gespannten Lage hatte er auch die Herbstferien vorgezogen und verlängert.

  • 8.15 Uhr

    Kiew warnt vor Katastrophe wegen Moskaus Angriffen auf Energieanlagen

    Angesichts der schweren Schäden an der Energie-Infrastruktur forderte Selenskyj die Bevölkerung erneut zum Stromsparen auf. Nach seiner Darstellung waren unter anderem die Regionen Chmelnyzkyj, Odessa, Saporischschja und Dnipropetrowsk neben vielen anderen von den Angriffen betroffen. «Das Hauptziel der Terroristen ist die Energie», sagte Selenskyj. Die Stabilität der Versorgung im Land hänge von jeder Stadt ab. Teils sei die Versorgung schon wieder hergestellt.

    Die ukrainische Feuerwehr löscht am 22. Oktober einen Brand in einem Elektrizitätswerk, das von Raketen getroffen worden ist.
    Die ukrainische Feuerwehr löscht am 22. Oktober einen Brand in einem Elektrizitätswerk, das von Raketen getroffen worden ist.
    Bild: Keystone

    Nach Angaben der Präsidialverwaltung waren im Land rund 1,5 Millionen Kunden des Energieversorgers Ukrenerho ohne Strom. Selenskyjs Berater Mychajlo Podoljak sagte, Russland versuche, Ukrainer zu einer neuen massenhaften Flucht nach Europa zu drängen. «Der einzige Weg, eine humanitäre Katastrophe zu stoppen, ist die schnelle Lieferung von Flugabwehrsystemen und zusätzlichen Raketen», sagte Podoljak.

  • 8.00 Uhr

    Selenskyj sieht Erfolg trotz Moskaus Raketen

    Trotz der massiven russischen Raketenangriffe gegen Energieanlagen in der Ukraine sieht der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die Truppen seines Landes weiter auf dem Vormarsch in den von Moskau besetzten Gebieten.

    Die Streitkräfte kämen jeden Tag an der Front voran, die Schläge gegen die Infrastruktur von russischer Seite könnten sie nicht aufhalten, sagte Selenskyj in seiner am Samstagabend in Kiew verbreiteten Videobotschaft. «Die Ukrainer sind vereint und wissen genau, dass Russland keine Chance hat, diesen Krieg zu gewinnen.»