Entführt und gefoltertIrans Mullah-Regime richtet deutschen Staatsbürger hin
tafi / dpa
28.10.2024
Trotz internationaler Kritik vollstreckt der Iran das Todesurteil gegen den Deutsch-Iraner Djamshid Sharmahd. Der Doppelbürger war in Dubai entführt und in einem Schauprozess verurteilt worden.
Andreas Fischer
28.10.2024, 19:18
28.10.2024, 19:58
Andreas Fischer
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Der im Iran inhaftierte und zum Tode verurteilte Deutsch-Iraner Jamshid Sharmahd ist nach Angaben der iranischen Justiz hingerichtet worden.
Das Todesurteil gegen Sharmahd sei am Montagmorgen «nach der endgültigen Genehmigung der Gerichtsentscheidung durch den Obersten Gerichtshof» vollstreckt worden.
Sharmahd war von Agenten des Regimes auf einer Geschäftsreise entführt worden.
Im Iran ist der deutsch-iranische Doppelbürger Djamshid Sharmahd hingerichtet worden. Wie das offizielle Justizportal Misan bekanntgab, erfolgte die Exekution am Morgen. Deutschland hatte die Aufhebung des Urteils gefordert. Anfang 2023 erklärte der damalige Aussenamtssprecher Nasser Kanaani, dass Deutschland zu emotional reagiere. «Die Islamische Republik Iran wird niemanden um Erlaubnis fragen, um gegen Terrorismus vorzugehen.»
Ein Revolutionsgericht hatte den 69-Jährigen im Februar 2023 unter anderem für einen Terroranschlag verantwortlich gemacht und ihm die Zusammenarbeit mit ausländischen Geheimdiensten zur Last gelegt. Überprüfen lassen sich die Vorwürfe nicht. Seine Familie und Menschenrechtsgruppen wiesen sie entschieden zurück.
Den Vorsitz im Sharmahd-Prozess hatte Abolghassem Salawati, auch bekannt als «Richter des Todes», der von den USA und der Europäischen Union mit Sanktionen belegt wurde.
Familie kämpften bis zuletzt für Sharmahds Rettung
Sharmahd wurde im Sommer 2020 Berichten zufolge vom iranischen Geheimdienst in Dubai entführt, wo er auf einer Geschäftsreise zwischenlanden musste. Seitdem war er in Teheran inhaftiert und unter Folter zu Geständnissen gezwungen worden.
Zuvor lebte Sharmahd jahrelang in den USA. Vor dort aus hatte er eine Webseite betreiben, mit der er die Verbrechen des Mullahregimes anprangerte. Wohl deshalb geriet er in den Fokus iranischer Agenten.
Todesstrafen werden im Iran normalerweise durch Erhängen vollstreckt. Das Urteil gegen Sharmahd war im April 2023 durch den Obersten Gerichtshof bestätigt worden. Bis zuletzt kämpften Menschenrechtler – und vor allem Sharmahds in den USA wohnhafte Tochter Gazelle – für dessen Rettung.
Teheran riskiert diplomatische Spannungen
Obwohl der Iran die Todesstrafe rigoros vollstreckt, sind Hinrichtungen westlicher Ausländer äusserst selten. Die Vollstreckung des Todesurteils gegen Djamshid Sharmahd dürfte die Beziehungen zwischen Teheran und Berlin stark belasten.
Experten kritisierten immer wieder, dass der Sicherheitsapparat des Irans Ausländer inhaftiert, um wichtige Funktionäre im Ausland freizupressen. Auch Sharmahds Familie hoffte bis zuletzt auf einen solchen Deal.