Spannungen USA – Iran«Das Risiko eines ungewollten Kriegsausbruchs ist erheblich»
Gil Bieler
21.6.2019
Das Säbelrasseln zwischen den USA und dem Iran wird lauter und lauter. Lässt sich ein Krieg noch vermeiden? «Bluewin» hat bei Konfliktforscher Lars-Erik Cederman von der ETH Zürich nachgefragt.
Ist eine Eskalation noch vermeidbar? «Bluewin» hat Lars-Erik Cederman, Professor für Internationale Konfliktforschung an der ETH Zürich, um eine Einschätzung gebeten.
Herr Cederman, wenn man sich die Schlagzeilen der letzten Wochen ansieht, scheint es, als ob die USA und der Iran unmittelbar vor einem Krieg stehen. Täuscht der Eindruck?
Nein, der Eindruck ist korrekt. Seit der amerikanischen Kündigung des Atomabkommens mit dem Iran ist die Lage angespannter geworden. Die Spannung ist in den letzten Tagen sogar noch gestiegen, und das Risiko eines ungewollten Kriegsausbruch durch beidseitige Fehleinschätzung ist erheblich.
Die USA erhöhen bereits seit Wochen den Druck auf den Iran. Hätten die Amerikaner überhaupt ein Interesse an einem neuen bewaffneten Konflikt in der Region?
Es gibt sicherlich Politiker in den USA, die an einem Konflikt Interesse hätten, inklusive Falken wie dem Sicherheitsberater John Bolton und andere «Neokonservative». Interessanterweise scheint Präsident Donald Trump von dieser Idee weniger angetan, weil er einsieht, dass ein Krieg in der breiten Bevölkerung unbeliebt und riskant wäre.
Wie sieht denn die Strategie dieser Falken aus?
Bolton weigert sich immer noch einzusehen, dass der Irakkrieg einen Irrtum dargestellt hat. Da die meisten nüchternen Sicherheitsexperten meinen, ein direkter Angriff auf den Iran wäre noch schwieriger und riskanter, ist es rätselhaft, wie er räsoniert, aber höchst wahrscheinlich unterschätzt er die Risiken und Kosten eines bewaffneten Frontalangriffs auf den Iran massiv. Es scheint klar, dass er seit sehr langer Zeit, zusammen mit israelischen Falken und anderen neokonservativen Kollegen, sehr gern die Bedrohung des Iran ein für alle Mal aus dem Weg räumen will.
Und wie sieht es auf der Seite des Iran aus: Was bezweckt Teheran mit diesem Säbelrasseln?
Die Uhr läuft gegen den Iran: Der Würgegriff der Sanktionen wird enger. Zuerst hat Teheran sicher damit gerechnet, man könnte Trumps Abwahl abwarten, aber diese Taktik hat man offensichtlich aufgegeben.
Beide Parteien schaukeln den Konflikt derzeit mit Provokationen hoch. Sehen Sie überhaupt noch eine Chance für eine Deeskalation?
Es gibt keinen Determinismus in dieser Entwicklung. Ein Joker im Spiel ist Trump selber. Falls der amerikanische Präsident wirklich keinen Krieg will, hat er gute Chancen, ihn zu stoppen – vor allem, weil er keinen Respekt für Fakten hat. Aber es gibt natürlich keine Garantien.
Wer könnte denn zwischen den beiden Lagern noch vermitteln?
Es ist schwierig, sich vorzustellen, dass Trump eine externe Einmischung dulden würde. Er denkt, dass er allen Situationen mächtig ist, und dass er eigenhändig einen besseren Deal aushandeln kann.
Neues angebliches Beweisfoto: Laut den USA sollen Mitglieder der iranischen Revolutionsgarden eine nicht explodierte Mine am Öltanker Kokuka Courageous entfernt haben.
Bild: KEYSTONE/AP US Department of Defense
In diesem Foto machen sich die iranischen Revolutionsgarden nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums nach den Tanker-Angriffen aus dem Staub.
Bild: KEYSTONE/AP US Department of Defense
Ein von den USA veröffentlichtes Satelliten-Foto zeigt den Öltanker Kokuka Courageous im Golf von Oman zusammen mit einem anderen Schiff.
Was müsste passieren, dass es effektiv zu einem Krieg kommt?
Ein einzelner Vorfall könnte gut ausreichen – dass ein amerikanischer Kampfflieger heruntergeschossen werden würde zum Beispiel.
Falls es tatsächlich zu einem Krieg kommt, dürfte das einen richtigen Flächenbrand auslösen.
Die Folgen des Irakkriegs sind schlimm genug gewesen. Das Potenzial von Konfliktdiffusion und Grossmachtsinterventionen wäre in diesem Fall gegeben.
Zur Person: Lars-Erik Cederman ist Professor für internationale Konfliktforschung an der ETH Zürich. Im vergangenen Jahr erhielt er den mit 250'000 Franken dotierten Wissenschaftspreis der Marcel-Benoist-Stiftung für seine Erkenntnisse zur politischen Friedensbildung. Das Interview wurde schriftlich geführt.
Ein Mann geht an Tonnen von Müll vorbei, die am Fusse des Wasserkraftwerks am Potpecko-Stausee in Serbien schwimmen. Vor allem Plastikabfälle gelangen durch Nebenflüsse in den Stausee und sammeln sich hier an. Eine serbische Zeitung schrieb bereits von einer «fliessenden Müllhalde». (26.1.2021)
Bild: Darko Vojinovic/AP/dpa
Klein, aber oho: Ein internationales Forscherteam hat auf Madagaskar eine neue Chamäleonart entdeckt, bei der das Männchen lediglich 13,5 Millimeter lang ist. Obwohl das männliche Tier das kleinste unter rund 11'050 Reptilienarten ist, verfügt es in Relation zur Körpergrösse über die grössten Genitalien. Der Grund: Eine erfolgreiche Paarung mit den bedeutend grösseren Weibchen wäre sonst nicht möglich. (28.1.2021)
Bild: Frank Glaw/SNSB-ZSM/dpa
Feuer an der Tankstelle: Die deutsche Rastanlage Hunsrück Ost an der Autobahn A61 ist einer nur knapp einer Katastrophe entgangen, nachdem hier ein Kleintransporter beim Betanken in Vollbrand geriet. Erst die Feuerwehr konnte das Feuer löschen – zuvor hatte der Kassier allerdings richtig reagiert und per Notschalter die ganze Tankanlage ausser Betrieb genommen. (28.1.2021)
Bild: Keystone
Winston hat das Coronavirus besiegt: Der Gorilla erholt sich im Zoo von San Diego nach einer umfangreichen medikamentösen Behandlung von einem schweren Verlauf seiner Corona-Infektion. Bei dem 48-jährigen Silberrücken Winston waren im Zuge der Infektion eine Lungenentzündung und Herzprobleme aufgetreten. Er wurde daraufhin mit einer Antikörper-Therapie, Herzmedikamenten und Antibiotika behandelt. (26.1.2021)
Bild: Ken Bohn/San Diego Zoo Global/dpa
Und sie tun es immer noch: In Rio De Janeiro tummeln sich grosse Menschenmengen auf engem Raum am Strand von Ipanema in Rio de Janeiro. Und das, obwohl Brasilien nach wie vor sehr hohe Corona-Fallzahlen hat.
Bild: Bruna Prado/AP/dpa
Von Ruhe auf einer Parkbank kann hier nicht die Rede sein: Möwen und Tauben schwirren und fliegen um eine Frau in Tokio umher. (26.1.2021)
Bild: Eugene Hoshiko/AP/dpa
Nasskaltes Ende: Zwischen Frauenfeld und Matzingen ist eine 33-jährige Wagenlenkerin bei Glatteis von der Strasse abgekommen und im Murgkanal gelandet. Die Frau wurde mit leichten Verletzungen ins Spital gebracht. (26.1.2021)
Bild: Kapo TG
Banger Blick zum Horizont: Ein freiwilliger Helfer benutzt sein Walkie-Talkie, während er den Vulkan Mount Merapi während einer Eruption überwacht. Der Vulkan, der als einer der gefährlichsten der Welt gilt, ist erneut ausgebrochen und spukte mehrere Stunden glühende Asche und Gestein. (27.1.2021)
Bild: Slamet Riyadi/AP/dpa
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Bild: Keystone
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