Coronavirus – Schweiz Infektiologe Günthard fordert Corona-Strategie für den Herbst

sda

17.7.2022 - 01:55

Infektiologe Huldrych Günthard hat in einem Interview mit dem "SonntagsBlick" vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) eine Corona-Strategie für den Herbst gefordert. Eine solche fehle. (Archivbild)
Infektiologe Huldrych Günthard hat in einem Interview mit dem "SonntagsBlick" vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) eine Corona-Strategie für den Herbst gefordert. Eine solche fehle. (Archivbild)
Keystone

Infektiologe Huldrych Günthard hat in einem Interview mit dem «SonntagsBlick» vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) eine Corona-Strategie für den Herbst gefordert. Eine solche fehle – genauso wie die Erkenntnis, dass Long Covid ein prioritäres Problem sei.

«Das BAG hat Long Covid meines Wissens bisher nicht als prioritäres Problem erkannt und als solches definiert», sagte der leitende Arzt an der Klinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene am Zürcher Unispital. Steckten sich aber täglich 100'000 Personen mit Corona an und nur fünf Prozent zeigten Long-Covid-Symptome, dann ergebe das 5000 Personen mit Langzeitfolgen. «Die können teilweise monatelang nicht arbeiten und werden zum medizinischen Sonderfall.» Eine spezifische Therapie gebe es nämlich nicht.

Von den Behörden erwartet er eine klare und kontinuierliche Kommunikation, wie es um die Pandemie steht. «Ein solches Konzept ist beim BAG zurzeit nicht vorhanden. Das kann in der Bevölkerung zu Verunsicherung und zu einer Verharmlosung der Infektion führen», so Günthard. Es brauche einen Krisenstab und kurze Entscheidungswege. «Wenn sich eine neue Welle aufbaut, muss man innert zwei, drei Tagen die Bevölkerung informieren und sagen, was Sache ist.»

«Ball liegt wieder beim BAG»

Dazu sei es verwirrend, wenn die Behörden das Impfen zum Königsweg erklärten, Impfungen aber selbst bezahlt werden müssten. Dazu sollte schon jetzt überlegt werden, wie neue Impfstoffe am schnellsten unter die Leute gebracht werden könnten. «Da liegt der Ball wieder beim BAG und dann bei den Kantonen. Es braucht eine klare Strategie», sagte Günthard.

Die starren Altersgrenzen beim Impfen, wie die Boosterempfehlung für Personen über 80 Jahre, hinterfragte er: «Medizinisch gesehen gibt es keinen Grund, so starre Altersgrenzen zu ziehen, wie es die Impfkommission macht. Man muss sich zudem überlegen, welches Signal man damit aussendet.»

«Wir müssen akzeptieren, dass die Pandemie noch nicht vorbei ist», so der Infektiologe. Die Sommerwelle habe extrem an Fahrt aufgenommen. «Wahrscheinlich werden wir in zwei bis vier Wochen die Spitze erreichen.»

sda