Apple, BMW, Coop Immer mehr Unternehmen kehren Russland den Rücken

uri

3.3.2022

Getötete Zivilisten: russische Armee setzt Angriffe auf ukrainische Ziele fort

Getötete Zivilisten: russische Armee setzt Angriffe auf ukrainische Ziele fort

Aufnahmen von Bergungsarbeiten aus der zweitgrössten Stadt Charkiw nach russischem Beschuss zeigen Tote, die mit den Füssen voran aus den Trümmern ihrer Wohnungen getragen werden.

02.03.2022

Der Krieg in der Ukraine und die verhängten Sanktionen führen dazu, dass sich immer mehr Unternehmen aus den Russlandgeschäften zurückziehen. Öl-Multis machten den Anfang, inzwischen ziehen immer mehr Firmen nach. 

uri

Im Ukraine-Krieg verzichtet der Westen auf militärisches Eingreifen und setzt dafür auf die volle Härte wirtschaftlicher Sanktionen. Der Handel mit Russland ist fast vollständig zusammengebrochen und je tiefer russische Truppen in das Nachbarland eindringen, desto deutlicher zeichnet sich ein Rückzug internationaler Firmen aus Russland ab. Ein unvollständiger Überblick.

Apple

Der kalifornische Technologiekonzern hat die Verkäufe seiner Produkte in Russland ausgesetzt. Die Exporte in alle Handelskanäle des Konzerns in dem Land seien bereits vergangene Woche gestoppt worden, teilte das US-Unternehmen am Dienstag mit. Auch seien der Bezahlservice Apple Pay und andere Dienste eingeschränkt worden. Die Apps der russischen Staatssender RT und Sputnik seien in allen App Stores für Apple-Geräte ausserhalb Russlands nicht mehr verfügbar.

Apple-Verkäufer in Moskau: Der Technologiekonzern setzt die Verkäufe seiner Produkte in Russland aus. (Archiv)
Apple-Verkäufer in Moskau: Der Technologiekonzern setzt die Verkäufe seiner Produkte in Russland aus. (Archiv)
Bild: Artyom Geodakyan/TASS

BMW

Der Automobil- und Motorradhersteller mit Sitz in München hatte mit dem russischen Partner Avtotor im vergangenen Jahr noch 12'000 Autos in Kaliningrad gebaut und insgesamt 49'000 Autos in Russland verkauft. Damit ist bis auf Weiteres Schluss. «Wir verurteilen die Aggressionen gegenüber der Ukraine und verfolgen mit grosser Besorgnis und Betroffenheit die Entwicklungen», heisst es von BMW.

Boeing

Der Flugzeughersteller Boeing kündigte an, keine Serviceleistungen für russische Fluglinien mehr zu erbringen – ein schwerer Schlag für die grösste russische Fluggesellschaft Aeroflot, die die Boeing 737 und 777 nutzt.

BP

Der britische Mineralölkonzern steigt aus dem russischen Öl- und Gasunternehmen Rosneft aus. Vorstandschef Bernard Looney teilte am vergangenen Sonntag mit, BP werde seinen Anteil von 19,75 Prozent an Rosneft abgeben. BP ist seit 2013 an Rosneft beteiligt.

Looney sagte, er und der frühere BP-Manager Bob Dudley seien mit sofortiger Wirkung aus dem Direktorium von Rosneft zurückgetreten. «Wie so viele bin ich von der sich in der Ukraine entwickelnden Situation tief schockiert und betrübt und mein Herz ist bei allen Betroffenen», erklärte Looney. «Es hat uns veranlasst, die Haltung von BP gegenüber Rosneft grundlegend zu überdenken.»

Coop

Der Schweizer Detailhändler nimmt nun alle russischen Lebensmittel aus dem Sortiment. «Coop hat sich aus aktuellem Anlass entschieden, vorläufig keine Lebensmittel mehr aus diesem Herkunftsland zu beziehen», sagte eine Sprecherin dem «Tages-Anzeiger». Betroffen seien indes nur wenige Produkte, etwa zwei Wodkasorten und Tiefkühlfische.

Russische Produkte aus den Regalen nehmen ebenfalls Globus sowie die deutschen Supermarktketten Aldi, Netto, Rewe und Penny. Edeka verbannt ebenfalls russische Produkte und prüft diesen Schritt auch für solche aus Weissrussland.

Daimler Truck

Der weltgrösste Lastwagenbauer hat vorerst alle geschäftlichen Aktivitäten in Russland eingestellt. «Wir stehen als Unternehmen für eine friedliche globale Zusammenarbeit und lehnen jede Form vom militärischer Gewalt kategorisch ab», sagte ein Sprecher des Unternehmens am Montag in Stuttgart. Das «Handelsblatt» hatte zuvor berichtet, dass Daimler Truck die Kooperation mit dem russischen Panzerwagenhersteller Kamaz gestoppt hat.

Lastwagen von Daimler Truck auf der Messe IAA in Hannover (Archiv)
Lastwagen von Daimler Truck auf der Messe IAA in Hannover (Archiv)
Bild: Getty Images

DHL

Auch die Logistikbranche reagierte auf den Krieg in der Ukraine. Das deutsche Logistikunternehmen DHL kündigte an, bis auf Weiteres keine Lieferungen nach Russland und Belarus auszuführen. Auch DB Schenker hatte zuvor einige Dienstleistungen in Russland ausgesetzt. Das Schweizer Unternehmen Kuehne+Nagel stoppte zuvor alle Lieferungen nach Russland.

Die weltgrössten Logistikunternehmen beteiligten sich ebenfalls an den Massnahmen gegen Russland: Die dänische Reederei Maersk, die Schweizer Firma MSC sowie der französische Konzern CMA CGM kündigten alle an, keine Aufträge für Lieferungen nach Russland mehr entgegenzunehmen. Auch Deutschlands führende Reederei Hapag Lloyd teilte mit, bis auf Weiteres nur noch Lebensmittel nach Russland zu transportieren.

Equinor

Am Montag gab die norwegische Staatsfirma Equinor (ehemals Statoil) bekannt, dass sie ihre Partnerschaft mit Rosneft beendet. Das Öl- und Gasunternehmen besitzt Vermögenswerte in Russland im Wert von 1,2 Milliarden US-Dollar. «In der gegenwärtigen Situation betrachten wir unsere Position als unhaltbar», teilte Equinor-CEO Anders Opedal mit. 

ExxonMobil

Der grösste US-Ölmulti will sein Öl- und Gasfördergeschäft in Russland komplett aufgeben. «Wir verurteilen Russlands militärische Aktionen», erklärte das Unternehmen in einer Mitteilung vom Dienstagabend. Man unterstütze die Menschen in der Ukraine und spreche sich für eine starke internationale Reaktion gegenüber Russland aus, hiess es weiter.

General Motors

Der US-amerikanische Automobilkonzern teilte mit, dass es Lieferungen nach Russland einstellt. Ursächlich seien dafür «eine Reihe von externen Faktoren, einschliesslich Problemen in der Lieferkette und anderen Angelegenheiten, die ausserhalb der Kontrolle des Unternehmens liegen».

Google und YouTube

Google und YouTube schränkten die Monetarisierung von Inhalten russischer Staatsmedien ein. Auch der schwedische Teekommunikationskonzern Ericsson setzte Lieferungen nach Russland aus.

Horst Brandstätter Group

10 Millionen Euro Umsatz wollte das fränkische Unternehmen Horst Brandstätter in diesem Jahr eigentlich in Russland machen. Brandstätter ist für seine Playmobil-Figuren weltbekannt und produziert auch Pflanzgefässe und Bewässerungssysteme. «Wir sind fassungslos und bestürzt über den Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine», sagt Vorstandschef Steffen Höpfner und stoppt die Lieferungen nach Russland.

Shell

Das Mineralöl- und Erdgasunternehmen mit Sitz in London erklärte am Montag, es beende seine Partnerschaften mit dem staatlichen Gazprom-Konzern, einschliesslich der Sachalin-II-Flüssiggasanlage und auch die Beteiligung am Nord-Stream-2-Pipelineprojekt, das Deutschland ohnehin bereits gestoppt hat. 

«Wir sind schockiert über den Verlust von Menschenleben in der Ukraine», sagte Konzernchef Ben van Beurden. Er sprach von einem «sinnlosen Akt militärischer Aggression, der die europäische Sicherheit bedroht». Der Konzernchef betonte: «Unser unmittelbarer Fokus liegt auf der Sicherheit unserer Mitarbeiter in der Ukraine und der Unterstützung unserer Mitarbeiter in Russland.»

Visa, Mastercard und American Express

Die wichtigsten Kreditkartenanbieter der USA ergriffen ebenfalls Massnahmen gegen Russland. Aufgrund der internationalen Sanktionen schlossen Visa, Mastercard und American Express russische Banken aus ihren Bezahlnetzwerken aus. Die betroffenen Banken und deren Kunden können somit keine Transaktionen über die Netzwerke der Anbieter mehr vornehmen.

Volvo

Der schwedische Nutzfahrzeughersteller Volvo hat die Produktion in seiner Fabrik im russischen Kaluga und den Verkauf in Russland wegen des Ukraine-Konflikts vorübergehend eingestellt. «Diese Entscheidung tritt sofort in Kraft und gilt bis auf Weiteres», sagte ein Unternehmenssprecher am Montag der Deutschen Presse-Agentur.

Mit Material von dpa und AFP