Experte zur Polit-Lage Hamas bekommt von Russland und dem Iran «Rückendeckung»

gbi

8.10.2023

Weiter Kämpfe im Süden Israels

Weiter Kämpfe im Süden Israels

In einigen Teilen im Süden Israels sind laut israelischem Militär auch in der Nacht zum Sonntag die Kämpfe weitergegangen. Die Lage im Land sei noch nicht wieder vollständig unter Kontrolle. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte, das Sicherheitskabinett habe beschlossen, die militärischen und staatlichen Einrichtungen der radikal-islamischen Palästinenser-Gruppe Hamas und der Palästinenser-Miliz Islamischer Dschihad zu zerstören.

08.10.2023

Krieg in der Ukraine, Massenproteste in Israel: Dass die Hamas genau jetzt einen Grossangriff auf Israel starten konnte, liegt auch an der internationalen Grosswetterlage, sagt Nahost-Experte Reinhard Schulze. 

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  • Die Hamas hat den Angriff auf Israel schon lange geplant, glaubt Islandwissenschaftler Reinhard Schulze.
  • Die Islamisten bekommen ihm zufolge «eine Art Rückendeckung» durch Russland und den Iran.
  • Innenpolitische Spannungen hätten zuvor die israelischen Sicherheitskräfte eingenommen.
  • Eine längere Militäraktion Israels könne zu einer Ausweitung des Konflikts in der Region führen.

Der Grossangriff der Hamas auf Israel vom gestigen Samstagmorgen hat die israelischen Streitkräfte völlig überrascht – dabei muss die Hamas die Offensive von langer Hand geplant haben: «Der Zeitpunkt muss lange geplant gewesen sein. Eine solche Eskalation kann nicht von heute auf morgen durchgeführt werde», sagt Nahost-Experte Reinhard Schulze im Gespräch mit SRF.

Begünstigt worden sei der Angriff durch die erhitzte weltpolitische Gemengenlage, die durch den Krieg in der Ukraine entstanden sei. «Krieg ist wieder an der Tagesordnung gesetzt worden», sagt Schulze. Hinzu komme, dass «die Hamas eine Art Rückendeckung» durch Russland, den Iran und die im Libanon agierende Hisbollah-Miliz» habe. «So konnte der Angriff insgesamt gewagt werden.»

Gleichzeitig sei die israelische Regierung von Premierminister Benjamin Netanjahu innenpolitisch stark angeschlagen, es gab in den letzten Monaten zu anhaltenden Massenprotesten: Schulze spricht hier von einer «prekären Situation», in der die Sicherheitsorgane teilweise lahmgelegt worden seien.

Auch wenn noch unklar sei, wie sich der Konflikt entwickelt, besteht laut dem Islamwissenschaftler durchaus die Gefahr eines Flächenbrands in der Region: Noch sei es ein begrenzter Krieg, zwischen der radikalislamische Hamas sowie der Dschihad-Bewegung auf der einen und Israel auf der anderen Seite.

«Die Hamas hat eine Art Rückendeckung durch Russland, den Iran und die Hisbollah»

Reinhard Schulze

Islamwissenschaftler

Die Hamas repräsentiere nur eine Minderheit der Palästinenser, gibt der emeritierte Professor der Universität Bern zu bedenken, und sie habe bisher auch noch keinen Rückhalt der Fatah-Bewegung.

Aber das könnte sich ändern: «Wenn hingegen Israel versucht, eine Militäroperation in Gaza durchzusetzen – das hat die Hisbollah im Libanon schon angekündigt – dann wird das nicht auf den Raum Gaza begrenzt sein.» In diesem Fall würde auch der Norden Israels in das Kampfgeschehen hineingezogen «und dann kann das noch weitere Eskalationsstufen bis hin zu Iran und Syrien zur Folge haben», so Schulze.

Saudi-Arabien – lange Zeit ein machtpolitischer Rivale Israels – dagegen habe derzeit kein Interesse an einer Eskalation der Gewalt: Saudi-Arabien wolle sich die Normalisierung der Beziehungen zu Israel «nicht zerstören lassen». Entsprechend werde Riad rasch auf Gesprächen zu einer Befriedung der Situation drängen.