«Furchtlose Kämpferin»Kamala Harris: Wer ist die Frau an Bidens Seite?
dpa/twei
16.8.2020
Kamala Harris könnte die erste Vizepräsidentin der USA werden – und die erste schwarze Frau als Nummer zwei an der Staatsspitze. Aber wer ist die 55-Jährige, die an der Seite von Joe Biden ins Weisse Haus einziehen könnte?
Es ist nicht allzu lange her, da waren Joe Biden und seine Kandidatin für den Vizepräsidentenposten Kamala Harris noch Konkurrenten. Und sie war es, die Biden in einer TV-Debatte im Rennen um die Kandidatur der Demokraten fürs Weisse Haus den wohl unangenehmsten Moment bescherte.
Harris kritisierte Biden dafür, dass er in den 70er Jahren dagegen gewesen sei, dass Kinder mit Bussen zu Schulen in anderen Bezirken gefahren wurden, um die Trennung von Schwarzen und Weissen aufzuheben. Und sie sprach von einem kleinen Mädchen, das jeden Tag in einem solchen Bus sass: «Das kleine Mädchen war ich.» Mitschnitte des Moments werden heute noch von Fox News, dem Haussender von Präsident Donald Trump, rauf und runter gespielt. Die Attacke zeigte aber auch, wie geschickt die frühere Staatsanwältin Harris angreifen kann – und das dürfte Bidens Wahlkampf zugute kommen.
We are in a battle for the soul of this nation. But together, it's a battle we can win.@JoeBiden—I'm ready to get to work. pic.twitter.com/3PJcUTYBGU
Ein Wahlsieg von Harris mit Biden wäre historisch – noch nie war eine Frau US-Vizepräsidentin. Es ist das erste Mal, dass eine Schwarze für eine der beiden grossen Parteien als Vize-Kandidatin ins Rennen zieht.
Strikt gegen die Todesstrafe
Harris wurde am 20. Oktober 1964 in Oakland, Kalifornien, geboren. Ihre Mutter hatte Wurzeln in Indien, ihr Vater in Jamaika. Sie wuchs in einer afroamerikanischen Community in Oakland auf und sang unter anderem in einem Kirchenchor. Ihre Mutter war nicht nur Krebsforscherin, sondern auch Bürgerrechtlerin – Harris sagt immer wieder von ihr, dass sie den grössten Einfluss auf ihr Leben gehabt habe. Die Haltung Ihrer Mutter sei der Auslöser dafür gewesen, dass sie Anwältin geworden sei, sagte Harris in ihrem am Mittwoch veröffentlichten ersten Wahlkampfvideo.
Harris studierte in der Hauptstadt Washington Politikwissenschaft und Wirtschaft, in Kalifornien Rechtswissenschaft. 2003 wurde sie zur Bezirksstaatsanwältin von San Francisco gewählt. Dort traf sie umstrittene Entscheidungen: Im Wahlkampf versprach sie, als Staatsanwältin niemals die Todesstrafe anzustreben. Sie hielt sich daran, zog nach der Tötung eines Polizisten aber Protest auf sich.
Als sie sich als Attorney General – was in den USA die Positionen der Justizministerin und der Generalstaatsanwältin verbindet – in Kalifornien bewarb, versprach sie, trotz ihrer persönlichen Opposition die Todesstrafe im neuen Amt vollstrecken zu lassen – und wieder hielt sie sich daran.
Zweite Afroamerikanerin im US-Senat
International wurde Harris' Name einer breiteren Öffentlichkeit wohl zum ersten Mal bekannt, als sich Barack Obama entschuldigte. Er hatte Harris 2013 als brillante und zähe Juristin gelobt – und als die mit Abstand bestaussehende Generalstaatsanwältin bezeichnet. Obama handelte sich den Vorwurf des Sexismus ein.
2016 wurde Harris als zweite Afroamerikanerin überhaupt in den US-Senat gewählt. Ihr Auftrag sei wie früher: Für die Rechte aller Menschen in Kalifornien zu kämpfen, sagte sie. Anfang 2019 gab sie bekannt, dass sie sich für die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten bewerbe. Zu Beginn galt sie als aussichtsreiche Bewerberin.
Ihre Gegner versuchten, die Law-and-Order-Vergangenheit gegen sie zu verwenden. Einige ihrer Entscheidungen wurden von Kritikern nicht im Einklang mit ihrem Versprechen nach Reformen eines «kaputten» Strafjustizsystems gesehen. Im Dezember beendete sie ihre Kampagne.
Hartnäckige Problemlöserin
Nun wird Harris zugetraut, besonders gut afroamerikanische Wähler mobilisieren zu können. Sie ist moderat, gesetzt, ihre Auftritte durchchoreographiert. Im Senat hat sie bewiesen, hartnäckig Fragen stellen zu können und eine Problemlöserin zu sein. Kritisiert wird häufiger, dass sie sich ideologisch nicht verorten lasse.
Harris spielte schon früher mit dem Gedanken, im Duo mit Biden gegen Trump anzutreten. Biden wäre ein grossartiger «Running Mate», sagte sie im Mai 2019 – damals hatte sie ihn allerdings noch als ihren Vize-Kandidaten im Sinn. Biden bezeichnete Harris, die eng mit dessen verstorbenem Sohn Beau befreundet war, bei der Bekanntgabe seiner Entscheidung als eine «furchtlose Kämpferin».
Kamala Harris macht Trump für Corona-Tote verantwortlich
Wenn Joe Biden bei den Präsidentschaftswahlen am 3. November 2020 Donald Trump bezwingt, wird sie Vizepräsidentin: Wer ist Kamala Harris?
Bild: AP
Kamala Harris wird am 20. Oktober 1964 in Oakland, Kalifornien, geboren. Ihr Vater Donald wanderte 1961 aus der britischen Kolonie Jamaica in die USA ein. Die Insel wurde ein Jahr später unabhängig.
Bild: AP Kamala Harris Campaign
Donald J. Harris zieht es nach Berkeley, um dort seine Doktorarbeit zu schreiben. In Berkeley lernt der Ökonom...
Bild: AP Kamala Harris campaign
... Shyamala Gopalan kennen, die 1960 ins Land gekommen war. Die gebürtige Inderin arbeitet in der Krebsforschung. Das Paar bekommt nach Tochter Kamala noch ein zweites Kind: ...
Bild: AP Kamala Harris campaign
... Maya Harris wird am 30. Januar 1967 geboren. Das Familienglück währt aber nur kurz: Die Eltern trennen sich früh, Mutter Shyamala kümmert sich fortan um die Mädchen, die in Oakland quasi an der Universität aufwachsen.
Bild: AP Kamala Harris campaign
Das Trio im Januar 1970: Als Kamala in den Kindergarten kommt, erlebt sie hautnah das damals kontroverse «Busing»-Programm, das für bessere soziale Durchmischung sorgen sollte. Als Kamala zwölf Jahre alt ist, nimmt ihre Mutter eine Stelle in Kanada an.
Bild: AP Kamala Harris campaign
Harris beendet in Kanada die Schule und studiert anschliessend in Washington Politik- und Wirtschaftswissenschaften. Hier ist sie (rechts) 1982 bei Anti-Apartheidsprotesten an der Uni zu sehen. Sie besteht sieben Jahre später ausserdem die Jus-Doktorprüfung.
Bild: AP Kamala Harris campaign
Nach rund 13 Lehrjahren in den Rechts-Institutionen wird Kamala Harris 2003 Zum Bezirksstaatsanwalt von San Francisco gewählt. 2007, als diese Foto mit Mutter Shyamala entsteht, wird sie ohne Gegenkandidat bestätigt.
Bild: AP Kamala Harris campaign
Ihre Arbeit macht sie derart gut, dass sie 2010 und 2014 die Oberhand bei der Wahl des kalifornischen Generalstaatsanwalts behält. Fast schon folgerichtig zieht sich nach dem Urnengang 2016 für Kalifornien in den US-Senat ein.
Bild: Keystone
Obwohl sie erst seit zwei Jahren Senatorin ist, beweist Harris Ehrgeiz, als sie 2019 ihren Hut ins Rennen um den demokratischen Präsidentschaftskandidaten wirft. Im Dezember wirft sie jedoch das Handtuch, weil ihr die Mittel fehlen.
Bild: Keystone
Zuvor punktete sie in einer Demokraten-Debatte gegen Joe Biden, als es um frühere «Busing»-Programme in den USA ging. Doch dessen ungeachtet, entscheidet sich der demokratische Trump-Herausforderer...
Bild: Keystone.
... im August 2020 dafür, sie zu im Falle eines Wahlsiegs zur Vizepräsidentin zu machen.
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Ihre Arbeit macht sie derart gut, dass sie 2010 und 2014 die Oberhand bei der Wahl des kalifornischen Generalstaatsanwalts behält. Fast schon folgerichtig zieht sich nach dem Urnengang 2016 für Kalifornien in den US-Senat ein.
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Zuvor punktete sie in einer Demokraten-Debatte gegen Joe Biden, als es um frühere «Busing»-Programme in den USA ging. Doch dessen ungeachtet, entscheidet sich der demokratische Trump-Herausforderer...
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... im August 2020 dafür, sie zu im Falle eines Wahlsiegs zur Vizepräsidentin zu machen.