Finanzhilfe für Schlepperbekämpfung EU und Tunesien einigen sich auf Migrations-Deal

afp/tjnj

16.7.2023

Schon im Juni sind Mark Rutte (links), Ursula von der Leyen (2.v.r) und Giorgia Meloni (r.) nach  Tunesien gereist, um mit Präsident Kais Saied zu verhandeln.
Schon im Juni sind Mark Rutte (links), Ursula von der Leyen (2.v.r) und Giorgia Meloni (r.) nach Tunesien gereist, um mit Präsident Kais Saied zu verhandeln.
Koen Van Weel/ANP/dpa

Die EU möchte die illegale Migration über das Mittelmeer reduzieren. Helfen soll Tunesien: Das Land erhält Finanzhilfe von 900 Millionen Euro. Im Gegenzug soll es stärker gegen Schlepper vorgehen.

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  • Um die Anzahl illegaler Überquerungen in die EU zu verringern, hat Tunesien sich verpflichtet, stärker gegen Schlepperbanden vorzugehen.
  • Im Gegenzug erhält das nordafrikanische Land 900 Millionen Euro von der Europäischen Union.
  • Vor allem Italiens Regierungschefin Meloni drängte auf eine rasche Einigung.

Angesichts steigender Zahlen von Migranten und ihrer lebensgefährlichen Fahrten über das Mittelmeer haben die EU und Tunesien eine noch stärkere Zusammenarbeit bei dem Thema beschlossen.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die Regierungschefs der Niederlande und Italiens sowie Tunesiens Präsident Kais Saied verkündeten am Sonntag in Tunis die Unterzeichnung eine entsprechenden Absichtserklärung. Damit kann die EU-Kommission für das wirtschaftlich schwer angeschlagenen Land in Nordafrika Finanzhilfen in Höhe von bis zu 900 Millionen Euro (873 Millionen Franken) auf den Weg bringen.

Illegale Überfahrten sollen reduziert werden

Vor gut einem Monat waren die EU-Politiker bereits zu Gesprächen in Tunesien, um den Deal auszuhandeln. Im Gegenzug für die Finanzhilfen soll Tunesien künftig stärker gegen Schlepper und illegale Überfahrten vorgehen, um dort die Abfahrten von Menschen in Richtung Europa zu reduzieren.

Vor allem die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni drängte auf eine Vereinbarung, um die von Tunesien ablegenden Migrantenboote auf deren Weg nach Süditalien und damit in die Europäische Union früh zu stoppen.

«Wir haben ein gutes Paket. Jetzt ist es Zeit, es umzusetzen», sagte Von der Leyen mit Blick auf die Absichtserklärung. Saied sagte: «Wir sind fest entschlossen, sie schnellstmöglich umzusetzen.» Er sprach beim Thema Migration von einer «unmenschlichen Situation», die im Kollektiv gelöst werden müsse.

Hilfsbetrag verdreifacht

Die EU-Kommission will etwa für Such- und Rettungsaktionen und die Rückführungen von Migranten gut 100 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Das entspricht der dreifachen Summe, mit der Brüssel Tunis dabei zuletzt im Durchschnitt jährlich unterstützte.

Tunesien ist eines der wichtigsten Transitländer für Migranten auf dem Weg nach Europa. Vor allem in Italien wird seit geraumer Zeit über die Ankunft Tausender Migranten diskutiert. In diesem Jahr stiegen die Migrationszahlen über die Mittelmeerroute massiv.

Allein bis Freitag zählte das Innenministerium in Rom mehr als 75'000 Bootsmigranten, die seit Jahresbeginn an Italiens Küsten ankamen - im Vorjahreszeitraum waren es rund 31'900.

Zuvor hatte sich die tunesische Regierung noch skeptisch gezeigt. Im Juni hatte Präsident Saied verkündet, sein Land nicht zur Grenzpolizei Europas machen zu wollen.