Coronavirus ETH-Forscher warnt vor neuer Corona-Supervariante

sda

22.8.2021 - 03:44

Mikroskopaufnahme einer menschlichen Zelle (grün), die mit Coronavirus-Partikeln (blau) infiziert ist. (Archivbild)
Mikroskopaufnahme einer menschlichen Zelle (grün), die mit Coronavirus-Partikeln (blau) infiziert ist. (Archivbild)
Keystone

Ein ETH-Forscher hat vor einer neuen Corona-Supervariante gewarnt. Diese könne sich als Kombination der bestehenden Varianten bilden, sagte Sai Reddy, Assistenzprofessor am Department of Biosystem Science and Engineering der ETH in Basel, in einem Interview.

«Es ist sehr wahrscheinlich, dass eine neue Variante auftaucht, bei der wir uns nicht mehr nur auf die Impfung verlassen können», erklärte der 40-jährige US-Amerikaner dem «SonntagsBlick». Wo auch immer diese entstehe, sie werde mit Sicherheit die Schweiz erreichen. «Deshalb müssen wir uns für die nächsten Jahre auf mehrere Impfungen einstellen, die laufend an neue Varianten angepasst werden.»

Die Coronavirus-Varianten Beta aus Südafrika und Gamma aus Brasilien hätten Fluchtmutationen entwickelt, sodass sie Antikörpern teilweise ausweichen könnten, erklärte der Immunologe. Delta wiederum sei viel ansteckender, habe aber bis jetzt keine Fluchtmutationen gebildet. Die Entstehung einer Kombination sei unausweichlich, sagte Reddy.

Es sei die nächste Phase der Pandemie, wenn Beta oder Gamma infektiöser würden oder aber Delta Fluchtmutationen entwickle. «Das wird das grosse Problem des kommenden Jahres. Covid-22 könnte noch schlimmer werden als das, was wir jetzt erleben.» Die Impfstoffhersteller müssten dann die Vakzine rasch anpassen.

Weiterer Anstieg im Herbst

Für die Schweiz prophezeite Reddy im Herbst einen Anstieg der Fälle und damit auch der Impfdurchbrüche. Allerdings nicht, weil die Impfstoffe schlecht wirkten, sondern weil die Impfrate noch zu tief sei. Deshalb würden viel mehr Viren zirkulieren. «Wenn die Impfrate nicht rasch steigt, können nur noch harte einschränkende Massnahmen Schlimmeres verhindern.»

Neuste Daten zeigen laut dem Forscher, dass die Viruslast von Delta so gross ist, dass jeder Ungeimpfte, der sich mit der Variante ansteckt, ein Superspreader sein kann. «Und weil Kinder unter zwölf Jahren sich nicht impfen lassen können, werden sie zu einer grossen Gruppe potenzieller Superspreader.»

Ein Grund, warum die Delta-Virusvariante die Impfung überwinden könne, sei die sehr grosse Viruslast, sagte Reddy weiter. «Dem müssen wir mit einem hohen Level an Antikörpern begegnen.» Genau das bewirke eine dritte Booster-Impfdosis.

Jüngste Berichte aus Israel und den USA würden zeigen, dass nach sechs Monaten die aktuellen mRNA-Vakzine nur noch bis zu 60 Prozent gegen eine symptomatische Delta-Infektion wirksam seien, sagte Reddy. Sie seien aber immer noch sehr wirksam gegen schwere Symptome. «Ein Booster dürfte uns zurück zu 90 Prozent führen.»

sda