Ukraine-Übersicht Russischer Verwalter getötet +++ Verstörende Bilder zeigen exponierte Köpfe 

Red.

6.8.2022

Ukrainische und russische Truppen liefern sich im Donbass erbitterte Gefechte. Vor allem Bachmut steht unter Beschuss der Angreifer. Die Verteidiger feiern dagegen bei Cherson Erfolge. Die Ereignisse des Tages in der Übersicht.

Red.

Knapp sechs Monate nach Beginn ihrer Invasion attackieren die russischen Truppen in der Ostukraine mit aller Härte die Stadt Bachmut – einen Eckpfeiler der Verteidigungslinie um den letzten von den Ukrainern dort kontrollierten Ballungsraum. Das teilte am Samstag der Generalstab in Kiew in seinem neuen Lagebericht mit. Die prorussischen Rebellen hatten am Vortag gemeldet, es gebe schon Gefechte im Stadtgebiet. Das russische Militär berichtete zudem, dass es mit Luft- und Artillerieattacken an der südlichen Front Hunderte ukrainische Soldaten getötet und westliche Militärtechnik zerstört habe. Unabhängig können die Angaben beider Seiten nicht überprüft werden.

Atomkraftwerkgelände-Beschuss als «Terrorismus» angeprangert

Nach dem Beschuss des Atomkraftwerkgeländes Saporischschja am Freitag machten sich Russland und die Ukraine gegenseitig dafür verantwortlich. Das grösste Atomkraftwerk Europas liegt im von Russland besetzten Teil der Südukraine – bereits mehrfach kam es dort in den vergangenen Kriegsmonaten zu brenzligen Situationen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von einem «Akt des Terrorismus» durch die russische Seite und forderte neue Sanktionen, die gezielt die Nuklearindustrie des Nachbarlands treffen sollten. Das Aussenministerium in Kiew warnte: Sollte ein Reaktor im Betrieb getroffen werden, seien die möglichen Folgen «gleichbedeutend mit dem Einsatz einer Atombombe».

Die staatliche ukrainische Atombehörde Enerhoatom erklärte, durch den Beschuss seien eine Stickstoffanlage und ein Hilfskorpus des Kraftwerks beschädigt worden. «Es bleibt das Risiko, dass Wasserstoff austritt und sich radioaktive Teilchen verteilen, auch die Brandgefahr ist hoch.»

Russen drängten Ukrainer im Osten schrittweise zurück

Seit der Eroberung des Gebiets Luhansk konzentrieren sich die russischen Angriffe in der Ostukraine auf das benachbarte Gebiet Donezk. Schrittweise konnten die Invasoren in den vergangenen Wochen die ukrainischen Verteidiger zurückdrängen. Sie kontrollieren inzwischen etwa 60 Prozent des Territoriums.

Das Hauptquartier der ukrainischen Truppen im Donbass befindet sich im Ballungsraum Slowjansk – Kramatorsk, wo vor dem Krieg gut eine halbe Million Menschen lebten. Von Osten her ist dieser Raum durch die Festungslinie Siwersk – Soledar – Bachmut gesichert. Diese gerät nun an mehreren Stellen ins Wanken. Russische Truppen stehen auch vor Siwersk und Soledar. Die schwersten Gefechte laufen aber derzeit um den Verkehrsknotenpunkt Bachmut.

Im Süden sind laut Kiew die Russen in der Defensive

Im Süden des Landes geht die Initiative hingegen auf die Ukrainer über. Dort konzentrieren sich die russischen Truppen dem Lagebericht aus Kiew zufolge darauf, ihre Positionen zu verteidigen. Die Kommandostelle Süd des ukrainischen Militärs hatte zuvor bereits berichtet, mindestens sechs russische Waffen- und Munitionsdepots sowie zwei Kommandopunkte im Gebiet Cherson vernichtet zu haben. Auch für diese Angaben gibt es keine unabhängige Bestätigung.

Der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, berichtete, mit Luft- und Artillerieangriffen seien fast 600 ukrainische Soldaten getötet worden. So sei nahe der Ortschaft Bilohirka im Gebiet Cherson die 46. ukrainische Luftsturmbrigade getroffen worden. Dabei kamen nach seinen Worten mehr als 400 «Nationalisten» ums Leben. Daneben seien durch Raketenangriffe an der dortigen Front mehr als 70 weitere Soldaten getötet und 150 verletzt worden. Bei Raketenangriffen im Gebiet Dnipropetrowsk seien mehr als 80 «ausländische Söldner» gestorben.

London: Ukraine-Krieg vor neuer Phase

Nach britischen Informationen geht der Krieg derzeit in eine neue Phase. Das Verteidigungsministerium in London rechnet damit, dass sich die schwersten Gefechte auf eine knapp 350 Kilometer lange Frontlinie verlagern, die sich südwestlich nahe Saporischschja bis nach Cherson erstreckt und damit parallel zum Fluss Dnipro verläuft.

In Erwartung der ukrainischen Gegenoffensive oder vorbereitend für einen möglichen Angriff versammelten sich die russischen Streitkräfte mit ziemlicher Sicherheit im Süden der Ukraine, schrieben die Briten. Lange russische Militärkonvois bewegten sich weiterhin weg von der ukrainischen Donbass-Region in Richtung Südwesten.


Die Ereignisse des Tages in der Übersicht

Das Wichtigste in Kürze

  • Die ukrainische Armee gerät im östlichen Gebiet Donezk zunehmend unter Druck – hat am Samstag allerdings eigenen Angaben zufolge vorerst alle Vorstösse der Russen abgewehrt.
  • Ein Schiff mit 33’000 Tonnen Mais aus der Ukraine ist am Samstag zur Inspektion in Istanbul eingetroffen.
  • Die Ukraine bereitet eine Offensive im Süden bei Cherson vor, steht an der Front im Donbass aber unter hohem Druck.
  • Der MI6 sieht den Ukraine-Krieg in eine neue Phase eintreten.
  • Die USA wollen der Ukraine weitere Waffen und Munition im Wert von einer Milliarde Dollar schicken.
  • Die ukrainische Amnesty-Chefin ist wegen der Ukraine-Kritik der Organisation zurückgetreten.
  • Hier geht es zu den Ereignissen vom Freitag.
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    Wir beenden den Live-Ticker am Samstag

  • 21.22 Uhr

    Frachter mit ukrainischem Getreide soll doch nicht am Sonntag in Tripoli anlegen

    Das erste Schiff mit Getreideexporten aus der Ukraine seit Beginn des russischen Angriffskrieg soll doch nicht wie geplant am Sonntag in der libanesischen Hafenstadt Tripoli anlegen. «Wir möchten Sie darüber informieren, dass die für morgen geplante Ankunft des Schiffes ‹Razoni› verschoben wurde», teilte die ukrainische Botschaft im Libanon am Samstag der Nachrichtenagentur AFP mit.

    Auf die Frage nach den Gründen für die Verschiebung erklärte die Botschaft, dass sie derzeit «keine weiteren Informationen» habe. Laut einer mit der Angelegenheit vertrauten Quelle wird das Schiff wahrscheinlich nicht im Libanon anlegen, wenn es seine Ladung an einen Händler in einem anderen Land verkaufen kann.

    Bislang war geplant gewesen, dass der Frachter «Razoni» am Sonntag um 10.00 Uhr Ortszeit (09.00 Uhr MESZ) in Tripoli anlegt. Die «Razoni» hatte am Montag den Hafen im ukrainischen Odessa mit 26’000 Tonnen Mais an Bord in Richtung Libanon verlassen. Am Mittwoch inspizierten türkische und russische Experten das Schiff vor der Küste Istanbuls.

  • 21.07 Uhr

    Ukrainischer Generalstab: Vorstösse von Russen in Donezk abgewehrt

    Die ukrainische Armee gerät im östlichen Gebiet Donezk zunehmend unter Druck – hat am Samstag allerdings eigenen Angaben zufolge vorerst alle Vorstösse der Russen abgewehrt. Es seien russische Offensiven in Richtung der Städte Slowjansk, Bachmut und Awdijiwka zurückgeschlagen worden, teilte der ukrainische Generalstab in seinem Abendbericht mit. Insbesondere um Bachmut toben seit Tagen heftige Kämpfe. Die prorussischen Rebellen hatten am Vortag vermeldet, es gebe Gefechte bereits innerhalb des Stadtgebiets. Unabhängig können die Angaben beider Seiten nicht überprüft werden.

    Die Kleinstadt gilt als ein Eckpfeiler des Verteidigungssystems rund um den letzten von Ukrainern gehaltenen Ballungsraum im Donbass. Sollten Bachmut und andere Kleinstädte fallen, wäre der Weg für die russischen Truppen weitgehend frei in Richtung Slowjansk und Kramatorsk. Seit der Eroberung des Nachbargebiets Luhansk konzentrieren die Russen ihre Angriffe in der Ostukraine auf Donezk, wo sie bislang rund 60 Prozent des Territoriums erobert haben.

    Der 71-jährige Wladimir Wassiljewitsch steht vor dem zerstörten Hauses seiner Verwandten in Slowjansk.
    Der 71-jährige Wladimir Wassiljewitsch steht vor dem zerstörten Hauses seiner Verwandten in Slowjansk.
    Archivbild vom 4. Juli 2022: Michal Burza/ZUMA Press Wire/dpa
  • 19.17 Uhr

    Russische Besatzungsverwaltung in Cherson meldet Tod von Mitglied

    Im südukrainischen Gebiet Cherson ist Angaben der russischen Besatzungsverwaltung zufolge eines ihrer Mitglieder nach einem Anschlag gestorben. Der stellvertretende Leiter der von den Russen in der Stadt Nowa Kachowka eingesetzten Verwaltung, Witalij Gura, sei seinen Verletzungen erlegen, schrieb die prorussische Politikerin Jekaterina Gubarewa am Samstag auf Telegram. Auch die staatliche russische Nachrichenagentur Ria Nowosti meldete Guras Tod. Demnach soll er früher am Tag in der Nähe seines Hauses von Unbekannten mit einer Schusswaffe angegriffen worden sein.

    Infolge des seit knapp einem halben Jahr andauernden Angriffskriegs gegen die Ukraine haben russische Truppen in der Südukraine mehrere Gebiete erobert und dort eigene Verwaltungen installiert. Insbesondere in Cherson gab es seitdem wiederholt Proteste aus der Bevölkerung gegen die neuen Besatzungsmacht. Immer wieder berichteten russische und prorussische Medien auch von Anschlägen.

  • 18.30 Uhr

    IAEA-Chef fordert Zugang zu beschossenem ukrainischem AKW

    Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) drängt nach dem Beschuss des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja erneut auf Zugang zu der von Russland besetzten Anlage. Der Angriff am Freitag «unterstreicht die sehr reale Gefahr einer nuklearen Katastrophe, die die öffentliche Gesundheit und die Umwelt in der Ukraine und darüber hinaus bedrohen könnte», sagte IAEA-Chef Rafael Grossi am Samstag in einer Stellungnahme. Er hielt fest, dass auf dem Gelände Schäden entstanden seien, dass aber die Reaktoren unversehrt seien und keine Radioaktivität ausgetreten sei.

    Der Besuch eines IAEA-Teams vor Ort würde helfen, die nukleare Sicherheit vor Ort zu stabilisieren und unabhängige Informationen über den Zustand des AKWs zu liefern. Grossi forderte die Ukraine und Russland auf, endlich gemeinsam einen solchen IAEA-Einsatz möglich zu machen.

  • 18.02 Uhr

    Nach Proteststurm: Leiterin der ukrainischen Amnesty-Sektionzurückgetreten

    Die Leiterin der ukrainischen Sektion von Amnesty International ist aus Protest gegen einen Bericht der Menschenrechtsorganisation zurückgetreten. In dem am Donnerstag veröffentlichten Bericht hatte Amnesty den ukrainischen Streitkräften vorgeworfen, die Zivilbevölkerung zu gefährden, in dem sie in bewohnten Gebieten Stellung gegen russische Angriffe bezögen. Oksana Pokaltschuk warf daraufhin in einer am Freitagabend auf Facebook veröffentlichten Erklärung vor, die Kriegsrealität in der Ukraine zu verkennen und Bedenken ihrer Sektion ignoriert zu haben, die auf eine Überarbeitung gedrungen habe.

    «Es ist schmerzlich zuzugebeben, aber die Führung von Amnesty International und ich haben sich über Werte getrennt», schrieb Pokaltschuk. «Ich glaube, dass jede Arbeit zum Wohle der Gesellschaft den lokalen Kontext berücksichtigen und die Konsequenzen durchdenken sollte».

    Pokaltschuk schrieb, ihre Sektion habe die Amnesty-Leitung gebeten gehabt, dem ukrainischen Verteidigungsministerium angemessen Zeit für eine Antwort auf den Bericht zu geben. Amnesty-Generalsekretärin Agnes Callamard erklärte in einer Pressemitteilung zu dem Bericht, darin werde ein Verhaltensmuster der ukrainischen Streitkräfte dokumentiert, «Zivilisten Gefahr auszusetzen und das Kriegsrecht zu verletzen». «In einer defensiven Position zu sein nimmt das ukrainische Militär nicht davon aus, internationales humanitäres Recht zu respektieren», erklärte Callarmard.

    Callamard reagierte am Freitag scharf auf Kritik an dem Bericht, die auch vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und den Aussen- und Verteidigungsministern in Kiew gekommen war. «Ukrainische und russische Soziale-Medien-Mobs und Trolle: Sie attackieren alle heute die Ermittlungen Amnestys. Das nennt man Kriegspropaganda, Desinformation, Falschinformation. Das wird unsere Unparteilichkeit nicht erschüttern und die Tatsachen nicht ändern.»

    Der ukrainische Aussenminister Dmytro Kuleba warf ihr daraufhin eine Scheinneutralität vor, die dem Kreml in die Hände spiele. «Die Amnesty-Generalsekretärin hat mich offensichtlich einen «Mob» und «Troll» genannt, aber das wird mich nicht davon abbringen zu sagen, dass dieser Bericht die Wirklichkeit verzerrt, eine falsche moralische Äquivalenz zwischen Aggressor und Opfer herstellt und Russlands Desinformationsanstrengung fördert», schrieb Kuleba auf Twitter.

  • 17.10 Uhr

    Zweiter ukrainischer Getreidefrachter in Istanbul

    Ein Schiff mit 33’000 Tonnen Mais aus der Ukraine ist am Samstag zur Inspektion in Istanbul eingetroffen. Dies teilte das türkische Verteidigungsministerium auf Twitter mit. Es ist der zweite Getreidefrachter, seit unter Vermittlung der Türkei ein internationales Abkommen über ukrainische Ausfuhren über das Schwarze Meer erzielt wurde. Zwei weitere Schiffe werden in Kürze erwartet.

    Präsident Recep Tayyip Erdogan bestätigte unterdessen, dass die Türkei fortan russische Gaslieferungen in Rubel bezahlen und auch das russische Zahlungssystem Mir stärker nutzen werde. Ein neuer Plan zur Stärkung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit werde als «Machtquelle zwischen der Türkei und Russland in finanziellen Angelegenheiten» dienen, sagte Erdogan laut Nachrichtenagentur Anadolu auf seinem Rückflug aus der russischen Schwarzmeerstadt Sotschi. Dort war er am Freitag mit Präsident Wladimir Putin zusammengetroffen. Die Nutzung des Mir-Zahlungssystems werde auch russischen Touristen den Aufenthalt in der Türkei erleichtern, sagte Erdogan weiter.

    Nachdem das Schiff «Navi-Star» mit einer Getreide-Ladung gestern den Hafen von Odessa verlassen hat, ist nun der zweite Getreidefrachter in Istanbul eingetroffen. 
    Nachdem das Schiff «Navi-Star» mit einer Getreide-Ladung gestern den Hafen von Odessa verlassen hat, ist nun der zweite Getreidefrachter in Istanbul eingetroffen. 
    Bild: Keystone
  • 16.58 Uhr

    Ukraine-Botschafter nährt Hoffnung auf baldigen Papst-Besuch

    Reist der Papst in Kürze in die Ukraine? Dieses Gerücht hat der ukrainische Botschafter im Vatikan nach einer Audienz bei Franziskus am Samstag befeuert. Die Ukraine warte seit Beginn des russischen Angriffskrieges auf das Oberhaupt der katholischen Kirche, schrieb Andrij Jurasch bei Twitter. Und man werde sich freuen, «ihn noch vor seiner Reise nach Kasachstan zu begrüssen». Der Pontifex plant für 13. September einen Drei-Tages-Trip nach Kasachstan.

    Der Vatikan machte keine Details der Unterredung mit Jurasch öffentlich, sondern bestätigte nur das Treffen am Samstagvormittag. Der Botschafter berichtete dagegen, Franziskus habe seine Nähe zum ukrainischen Volk unterstrichen und den Willen geäussert, diese Verbundenheit bei einem Besuch zu zeigen.

    Der 85 Jahre alte Argentinier sagt seit Ausbruch der Krieges immer wieder, dass er gerne das Land besuchen wolle, um für den Frieden zu werben. Zumindest eine Reise nach Kiew scheint aktuell aber sehr unwahrscheinlich, weil Franziskus körperlich angeschlagen ist und ihm eine lange und beschwerliche Zugfahrt kaum zugemutet werden kann. In die Hauptstadt der Ukraine kann man nach wie vor nicht fliegen.

  • 16.45 Uhr

    Russische Truppen beginnen Angriff auf zwei ostukrainische Städte

    Russische Truppen haben am Samstag nach ukrainischen Angaben Angriff auf zwei strategisch wichtige Städte in der Region Donezk begonnen. «In Donezk führt der Feind eine offensive Operation aus, konzentriert seine Anstrengungen hauptsächlich auf Bachmut und Awdijiwka», teilte der ukrainische Generalstab auf Facebook mit.

    Militäranalysten zufolge sind die beiden Städte von entscheidender Bedeutung für den von Moskau geplanten Vorstoss auf die Regionalzentren Slowjansjk und Kramatorsk. Nach der Eroberung der Region Luhansk hat der Kreml seinen Truppen befohlen, die Region Donezk und damit den gesamten Donbass unter ihre Kontrolle zu bringen.

    Russischer Beschuss mit Raketen und Artillerie wurde auch aus anderen ukrainischen Gebieten gemeldet. Der Gouverneur der Region Dnipropetrowsk, Walentyn Resnitschenko, schrieb auf Telegram, in einem Wohngebiet der Stadt Nikopol seien drei Zivilisten verletzt worden. Nikopol liegt am Fluss Dnjepr gegenüber dem Atomkraftwerk Saporischschja, das unter russischer Kontrolle ist.

    Ein russischer Luftangriff zerstörte ein Wohngebiet in Bachmut in der Ostukraine.
    Ein russischer Luftangriff zerstörte ein Wohngebiet in Bachmut in der Ostukraine.
    Bild: Evgeniy Maloletka/AP/dpa
  • 15.44 Uhr

    Verstörende Bilder zeigen exponierte Köpfe

    Aus Popasna im Oblast Luhansk sind grausame Bilder aufgetaucht, über die der «Guardian» berichtet. Sie zeigen angeblich, wie die Köpfe ukrainischer Kriegsgefangener auf Stöcken aufgespiesst sind. Ihre kopflosen Körper seien ebenfalls inszeniert worden.

    Die russische Armee hat Popasna, das nicht weit von der aktuellen Front im Donbass entfernt ist, im Mai erobert. Der «Guardian» konnte die Echtheit der Bilder zwar nicht verifizieren, aber zumindest bestätigen, dass die Aufnahmen Ende Juli in Popasna entstanden sind.

    Eine Satellitenaufnahme von Popasna vom 25. Mai 2022.
    Eine Satellitenaufnahme von Popasna vom 25. Mai 2022.
    Keystone

    Serhiy Haidai, der ukrainische Gouverneur von Luhansk, soll die Bilder via Telegram verbreitet haben, die mittlerweile auf Social Media zu finden und dort wütende Reaktionen bewirken. Die Aufnahmen reihen sich in Berichte über Grausamkeiten der russischen Armee ein: Zuletzt erregte ein Video mit einer Kastration und Tötung eines ukrainischen Gefangenen.

  • 15 Uhr

    Atombehörde warnt vor anhaltender radioaktiver Gefahr

    Nach dem Beschuss des von Russland besetzten ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja besteht weiter erhöhte Brand- und Strahlungsgefahr. «Das Atomkraftwerk Saporischschja arbeitet mit dem Risiko einer Verletzung der Normen für Strahlen- und Brandschutz», teilte die staatliche ukrainische Atombehörde Enerhoatom am Samstag auf ihrem Telegram-Kanal mit. Beide Kriegsparteien machen sich gegenseitig für den Angriff auf die Anlage verantwortlich.

    Durch den Beschuss am Vortag seien eine Stickstoffanlage und ein Hilfskorpus des Kraftwerks beschädigt worden. «Es bleibt das Risiko, dass Wasserstoff austritt und sich radioaktive Teilchen verteilen, auch die Brandgefahr ist hoch», berichtete Enerhoatom. Das ukrainische Kraftwerkspersonal versuche, auch unter diesen Bedingungen die atomare Sicherheit der Anlage zu gewährleisten. Die Bedrohung aufgrund der Besetzung des Kraftwerks durch russische Truppen bleibe allerdings hoch.

    Am Freitag war die Anlage in der Stadt Enerhodar im Gebiet Saporischschja durch einen Beschuss in Brand geraten, konnte aber gelöscht werden. Ein Block des AKW musste abgestellt werden. Die Energieversorgung in der Stadt fiel teilweise aus.
    Am Freitag war die Anlage in der Stadt Enerhodar im Gebiet Saporischschja durch einen Beschuss in Brand geraten, konnte aber gelöscht werden. Ein Block des AKW musste abgestellt werden. Die Energieversorgung in der Stadt fiel teilweise aus.
    Archivbild: Olexander Prokopenko/AP/dpa
  • 14.31 Uhr

    Ukraine veröffentlicht neue Zahlen zu den Verlusten der russischen Armee

    Das ukrainische Verteidigungsministerium hat neu Zahlen zu den Verlusten der russischen Armee seit Beginn der Invasion veröffentlicht. Demnach haben inzwischen 41’900 russische Soldaten an der Font ihr Leben gelassen. 4051 gepanzerte Truppentransportfahrzeuge, 1802 Panzer und 955 Artilleriesysteme seine zerstört worden.

    Ausserdem seine 744 russische Drohnen, 223 Kampfflugzeuge, 191, Helikopter und 15 Kriegsschiffe eliminiert worden.

  • 13.35 Uhr

    Russland will Himars zerstört haben

    Das russische Militär hat nach eigenen Angaben mit Luft- und Artillerieschlägen fast 600 ukrainische Soldaten getötet. «Nahe der Ortschaft Bilohirka im Gebiet Cherson wurden durch Luftschläge und Artilleriefeuer der zeitweise Standort der 46. ukrainischen Luftsturmbrigade getroffen», sagte heute der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow.

    Lage von Bilohirka.
    Lage von Bilohirka.
    Google Earth

    Mehr als 400 «Nationalisten» seien getötet worden. Daneben seien durch Raketenangriffe an der Front in Cherson mehr als 70 weitere Soldaten getötet und 150 verletzt worden. Bei Raketenangriffen im Gebiet Dnipropetrowsk seien mehr als 80 «ausländische Söldner» gestorben. Konaschenkow berichtete zudem über die Vernichtung mehrerer Artilleriesysteme der Ukraine.

    So sei eine Batterie von «Olcha»- und Himars-Raketenwerfern zerstört worden. Himars sind präzise US-Mehrfachraketenwerfer mit hoher Reichweite. Moskau hat schon in der Vergangenheit mehrfach die Außergefechtsetzung dieser Waffensysteme gemeldet. Kiew und Washington dementierten dies dann später. Auch für den aktuellen Bericht Konaschenkows gibt es keine unabhängige Bestätigung.

  • 13.20 Uhr

    USA schicken Waffen im Wert von einer Milliarde Dollar

    Washington hat nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters das nächste Militärhilfe-Paket für Kiew geschnürt. Demnach sollen für die Ukraine Waffen im Wert von einer Milliarde Dollar beschafft werden. Die Unterstützung soll wohl am Montag öffentlich gemacht werden.

    Im Paket enthalten seien vor allem Munition sowie Raketen für die Himars-Artillerie. Ausserdem sollen 50 Schützenpanzer vom Typ M113 geliefert werden. Das Weisse Haus wollte den Bericht nicht kommentieren.

    Ein M113 der Schweizer Armee.
    Ein M113 der Schweizer Armee.
    Archivbild: KEYSTONE
  • 13 Uhr

    Vergiftet: Separatistenführer auf Intensivstation 

    Der Chef der von Russland eingesetzten Militärverwaltung im besetzten südukrainischen Gebiet Cherson, Wolodymyr Saldo, liegt mit Vergiftungserscheinungen im künstlichen Koma auf einer Intensivstation in Moskau. «Heute wurde er im künstlichen Koma mit einem Spezialflugzeug von der Krim nach Moskau geflogen», berichtete der russische Telegram-Kanal Baza am Samstag. Sein Zustand gilt als kritisch, eine Vergiftung wird als mögliche Ursache genannt.

    Der 66-jährige Saldo ist gebürtiger Ukrainer und war bereits vor der russischen Invasion politisch aktiv. Von 2002 bis 2012 war er Bürgermeister von Cherson, anschliessend sass er bis 2014 für die Partei von Ex-Präsident Viktor Janukowitsch im Parlament. 2015 verlor er die Wahl zum Bürgermeister von Cherson. Kurz nach der Besetzung grosser Teile der Südukraine wurde Saldo dann von den Russen als Chef der Militärverwaltung in Cherson etabliert.

    Saldo liegt im Moskauer Sklifosowski-Institut für Notfallmedizin - eine Spezialklinik, die sich auch auf Vergiftungen spezialisiert hat. Er wurde zunächst mit dem Verdacht auf Herzinfarkt und Schlaganfall in ein Krankenhaus eingeliefert, der Verdacht bestätigte sich aber nicht. Stattdessen äusserten die Ärzte den Verdacht, dass er vergiftet worden sei. Der Gesundheitszustand verschlechterte sich mit der Zeit rapide, so dass er ins Koma versetzt wurde.

    Saldo gilt als eins der Hauptziele ukrainischer Partisanenaktivitäten, die sich in den vergangenen Wochen im Süden der Ukraine verstärkt haben. Am Samstag wurde ein Anschlag auf einen lokalen Beamten der Besatzungsbehörden bekannt.

  • 12.35 Uhr

    Ukraine: Russland hat AKW beschädigt

    Die ukrainische Atombehörde wirft Russland laut BBC vor, das Atomkraftwerk (AKW) in Saporischschja beschädigt zu haben. Wie Enerhoatom meldet, sei bei einem Raketenbeschuss eine Anlage für die Stickstoff-Sauerstoff-Verarbeitung und eine Hochspannungsleitung getroffen worden.

    Wie die Raketen das russische Raketen das Kraftwerk beschädigen konnten, das von Kreml-Truppen gehalten wird, wurde nicht bekannt. Die russische Seite warf der Ukraine vor, Saporischschja unter Artilleriefeuer zu nehmen.

  • 12 Uhr

    Ukrainische Amnesty-Leiterin tritt zurück

    Nachdem Amnesty International der Ukraine vorgeworfen hat, sie würde ihre Soldaten in Wohngebieten platzieren, hat Präsident Wolodymyr Selenskyj gekontert, die Organisation mache Opfer zu Tätern. Nun gibt es eine weitere Konsequenz: Die ukrainische Chefin von Amnesty International nimmt ihren Hut. Oksana Pokalchuk hatte vor der Veröffentlichung offenbar den Amnesty-Bericht kritisiert, doch ihre Einwände blieben ungehört.

  • 11.31 Uhr

    Nordkorea bietet Kreml angeblich 100'000 «Freiwillige» an

    Nordkorea hat Russland angeblich angeboten, 100'000 «Freiwillige» zu schicken, die Moskau beim Krieg in der Ukraine helfen wollen, berichtet «The National Review» unter Verweis auf das russische Fernsehen.

    «Es gibt Berichte, nach denen 100'000 nordkoreanische Freiwillige bereit sind, zu kommen und an dem Konflikt teilzunehmen» soll TV-Mann Igor Korotchenko auf dem Channel One gesagt haben. Er deutete ausserdem an, Nordkoreaner könnten im Donbass den Wiederaufbau übernehmen.

    Bekommt er Schützenhilfe aus Nordkorea? Wladimir Putin am 31. Juli in Moskau.
    Bekommt er Schützenhilfe aus Nordkorea? Wladimir Putin am 31. Juli in Moskau.
    EPA

    Bereits im Juli hatte der russische Botschafter in Nordkorea gesagt, dass koreanische Bauarbeiter «hochgradig qualifiziert sind, hart arbeiten und selbst unter schwierigsten Bedingungen bereit sind, ans Werk zu gehen». Für Pjöngjang wären Leiharbeiter ein Weg, an dringend benötigte Devisen zu kommen

  • 11.20 Uhr

    Aktuelle Lage-Karten

  • 10.15 Uhr

    MI6: Ukraine-Krieg vor neuer Phase

    Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine tritt nach britischen Informationen in eine neue Phase ein. Das britische Verteidigungsministerium rechnet damit, dass sich die schwersten Gefechte auf eine knapp 350 Kilometer lange Frontlinie verlagern, die sich südwestlich nahe Saporischschja bis nach Cherson erstreckt und damit parallel zum Fluss Dnepr verläuft.

    Das teilte das Ministerium am Samstagmorgen in seinem regelmässigen Geheimdienst-Update zum Ukraine-Krieg mit. In Saporischschja befindet sich ein von Russland besetztes ukrainisches Atomkraftwerk, das leistungsstärkste in Europa. Cherson ist über eine strategisch wichtige Zugstrecke mit der besetzten Schwarzmeer-Halbinsel Krim verbunden.

    In Erwartung der ukrainischen Gegenoffensive oder vorbereitend für einen möglichen Angriff versammelten sich die russischen Streitkräfte mit ziemlicher Sicherheit im Süden der Ukraine, schrieben die Briten. Lange russische Militärkonvois bewegten sich weiterhin weg von der ukrainischen Donbass-Region in Richtung Südwesten.

    Militärische Ausrüstung soll auch aus den russisch besetzten Gebieten Melitopol, Berdiansk und Mariupol sowie über das russische Festland über die Kertsch-Brücke auf die Krim gebracht worden sein.

  • 8.30 Uhr

    Erbitterte Kämpfe um Bachmut

    Die russischen Truppen attackieren nach Angaben aus Kiew mit aller Härte Bachmut, einen Eckpfeiler des Verteidigungssystems rund um den letzten von Ukrainern gehaltenen Ballungsraum im Donbass. «Der Feind führt einen Angriff auf Bachmut durch, die Kämpfe halten an», teilte der ukrainische Generalstab in seinem Lagebericht am Samstag mit.

    Die prorussischen Rebellen hatten am Vortag vermeldet, es gebe Gefechte bereits innerhalb des Stadtgebiets. Unabhängig können die Angaben beider Seiten nicht überprüft werden. Seit der Eroberung des Gebiets Luhansk konzentrieren sich die russischen Offensivbemühungen in der Ostukraine auf das benachbarte Gebiet Donezk.

    Zerstörung in Bachmut am 1. Juli.
    Zerstörung in Bachmut am 1. Juli.
    Keystone

    Schrittweise konnten die russischen Invasoren in den letzten Wochen die ukrainischen Verteidiger zurückdrängen. Sie kontrollieren inzwischen etwa 60 Prozent des Territoriums. Das Hauptquartier der ukrainischen Truppen im Donbass befindet sich im Ballungsraum Slowjansk-Kramatorsk, wo vor dem Krieg gut eine halbe Million Menschen lebten. Von Osten her ist dieser Raum durch die Festungslinie Siwersk-Soledar-Bachmut gesichert.

    Diese gerät nun an mehreren Stellen ins Wanken. Russische Truppen stehen auch vor Siwersk und Soledar. Die schwersten Gefechte laufen aber derzeit um den Verkehrsknotenpunkt Bachmut, den die Russen mit Artillerie und Panzern beschießen.

  • 8.15 Uhr

    Gefechte nahe Donezk

    Auch direkt vor der ehemaligen Gebietshauptstadt Donezk, seit 2014 in der Hand prorussischer Separatisten, dauern die Gefechte an. Die moskautreuen Truppen versuchen hier, die Ukrainer weiter abzudrängen. Im Raum der Kleinstadt Awdijiwka, nördlich von Donezk, habe es mehrere Angriffsversuche gegeben, die seien abgewehrt worden, meldete der Generalstab. Großflächig wird das Gebiet mit Artillerie beschossen.

  • 8 Uhr

    Ukrainische Fortschritte bei Cherson

    Im Süden des Landes geht die Initiative hingegen auf die Ukrainer über. Dort konzentrierten sich die russischen Truppen darauf, ihre Positionen in den besetzten Gebieten zu verteidigen, heisst es im Lagebericht. Die Kommandostelle «Süd» des ukrainischen Militärs hatte zuvor bereits berichtet, mindestens sechs russische Waffen- und Munitionsdepots sowie zwei Kommandopunkte im Gebiet Cherson vernichtet zu haben. Auch für diese Angaben gibt es keine unabhängige Bestätigung.