Drohnen rütteln am Alltag in Moskau«Ich habe zum ersten Mal richtig Angst bekommen»
Emma Burrows, AP
3.8.2023 - 19:52
Russland meldet erneut Drohnenangriff auf Moskau
Das russische Verteidigungsministerium teilte auf Telegram mit, man habe einen «versuchten Terrorangriff des Kiewer Regimes» vereitelt. Laut Moskaus Bürgermeister Sobjanin wurde dasselbe Hochhaus getroffen, das bereits am Sonntag bei einem Drohnena
01.08.2023
Mit den Drohnenangriffen kam der von Russland angefangene Krieg in der Ukraine im Herzen der russischen Hauptstadt an. Manche Moskauer spüren zum ersten Mal Kriegsangst.
DPA, Emma Burrows, AP
03.08.2023, 19:52
03.08.2023, 19:57
Emma Burrows, AP
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Nach den ukrainischen Drohnenangriffen auf Moskau am 30. Juli und 1. August sind viele Einwohner nervös.
Sie fragen sich auch, wie Betroffene im Kriegsgebiet die Angst vor Drohnen-Angriffen aushalten.
Sollten die Drohnen in der Ukraine gestartet sein, wäre das für die russische Luftabwehr «ziemlich peinlich», sagt ein Experte.
Die glitzernden Türme des Geschäftsviertels in der Moskauer City dominieren die Skyline der russischen Hauptstadt. Die eleganten Gebäude aus Glas und Stahl, die während des Wirtschaftsbooms in den frühen 2000er Jahren Investitionen anlocken sollten, sind ein dramatischer Kontrast zum Rest der mehr als 800 Jahre alten Stadt.
Doch nach einer Reihe von Drohnenangriffen, die den Ukraine-Krieg in das Zentrum der russischen Macht gebracht haben, sind sie ein Zeichen für die Verwundbarkeit Moskaus. Die Angriffe vom 30. Juli und 1. August sind nicht die ersten, die Moskau getroffen haben – im Mai schlug eine Drohne sogar im Kreml ein, ohne sichtbare Schäden zu verursachen.
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Doch diese jüngsten Explosionen zerstörten teilweise die Fensterfront eines Hochhauses und liessen Glas auf den Strassen zersplittern. Obwohl niemand verletzt wurde, reagierten manche Moskauer besorgt. «Es ist sehr beunruhigend, weil man nachts aufwacht und Explosionen hört», sagt die Anwohnerin Ulfija, die wie andere Moskauer aus Angst vor Vergeltung nur ihren Vornamen nennen will.
«Ich habe zum ersten Mal richtig Angst bekommen»
Eine Moskauerin namens Ekaterina betont, die Explosion vom Dienstag habe sich wie Donner angehört: «Ich glaube, ich habe zum ersten Mal richtig Angst bekommen. Ich verstehe nicht, wie Menschen in einem Kriegsgebiet jeden Tag so leben können, ohne verrückt zu werden.»
Bei Drohnenangriff auf Moskau Gebäude beschädigt
Im Wolkenkratzerviertel Moskwa City, wo auch mehrere Ministerien ihren Sitz haben, waren Explosionsschäden an einem Gebäude zu sehen.
30.07.2023
Das russische Verteidigungsministerium erklärte, es habe zwei ukrainische Drohnen ausserhalb von Moskau abgeschossen und eine weitere elektronisch gestört, so dass sie in das Hochhaus im so genannten IQ-Viertel stürzte, in dem die Ministerien für wirtschaftliche Entwicklung, für digitale Entwicklung und Kommunikation und für Industrie und Handel untergebracht sind – das gleiche Gebäude, das am 30. Juli getroffen wurde.
Der Komplex wurde abgesperrt und Mitarbeiter der Feuerwehr und des russischen Ermittlungskomitees waren vor Ort. Ein paar Stunden später spazierten in dem Viertel an der Moskwa schon wieder Anwohner, andere sonnten sich auf den Bänken. Gegen 13 Uhr am Dienstag begannen Arbeiter bereits mit dem Austausch der beschädigten Fenster.
Bloss eine Gewöhnungsfrage?
Das Geschäftsviertel liegt etwa zehn Minuten U-Bahn-Fahrt westlich vom Kreml und bietet einige der schicksten Restaurants Moskaus mit weitem Blick auf die Hauptstadt und verschiedenen Kaviarsorten, Schalentieren aus dem Fernen Osten Russlands oder französischer Küche auf der Karte.
Doch die düsteren Nachrichten waren nicht zu überhören. Während das russische Staatsfernsehen die Angriffe weitgehend herunterspielte, schob ein Sender einen Beitrag darüber, wie Moskaus Luftabwehr die Drohnen erfolgreich abgefangen hatte, zwischen Berichte über russische Angriffe in der Ukraine.
Mychajlo Podoljak, Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, sagte in der Ukraine, Moskau «gewöhnt sich schnell an einen umfassenden Krieg», ohne die Beteiligung Kiews an den Drohnenangriffen zu bestätigen oder zu dementieren. Nach dem Angriff am 30. Juli erklärte der Kreml, die Sicherheitsvorkehrungen würden erhöht.
«Ziemlich peinlich» für die russische Luftabwehr
Die Grösse der Drohne, die das Geschäftsviertel im Moskauer Zentrum traf, veranlasste Beobachter jedoch, die Fähigkeit der Luftabwehr in der Hauptstadt in Frage zu stellen, da die Drohne aus der Ukraine gestartet sein könnte.
«Wenn dies der Fall ist, wäre das für die russische Luftabwehr ziemlich peinlich», sagt Ulrike Franke, Drohnen- und Militärtechnologie-Expertin bei der Denkfabrik European Council on Foreign Relations. «Wenn sich eine Drohne schon Stunden im russischen Luftraum befindet, hätte die Luftabwehr sie früher aufspüren und abschiessen müssen.»
Der Russland-Experte Keir Giles von der Londoner Denkfabrik Chatham House betont, die Drohnen hätten zwar keinen grossen Schaden angerichtet, doch allein die Tatsache, dass die Drohnen jetzt Ziele in Moskau anvisierten, «durchlöchert die russische Darstellung, dass der Krieg gegen die Ukraine erfolgreich ist und weit weg von jeglichen Konsequenzen für die Russen selbst geführt wird. Das wird für die russische Propaganda-Maschine immer schwieriger zu erklären sein.»
«Hören Sie auf, Panik zu verbreiten»
Ein Moskauer mit dem Vornamen Eldar beschreibt die Lage so: «Wir greifen sie an, sie greifen uns an. Und es ist offensichtlich, dass sie irgendwo Erfolg haben werden, und wir irgendwo Erfolg haben werden. Wir sollten versuchen, die Verteidigung zu stärken.»
In Odinzowo, wo einige Drohnen etwa 30 Kilometer südwestlich der Hauptstadt abgeschossen wurden, diskutierten Einwohner die Ereignisse auf ihrem örtlichen Telegram-Kanal. Eine Frau erzählte, sie habe Geräusche gehört, die sich als Auto oder unsauber geschlossene Müllcontainer herausstellten.
Und dass sie vermeintliche Drohnen sah, die sich als Vogelschwarm, Flugzeug und Plastiktüte im Wind erwiesen. «Wie ist es möglich, so zu leben?», fragte sie in die Gruppe. «Hören Sie auf, Panik zu verbreiten», wurde sie ermahnt. Ein anderer schrieb: «Wenn Sie ein Geräusch hören, seien Sie froh, dass Sie nicht getroffen wurden.»
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«Das sind ein paar Erwartungen und vor allem die Botschaft, aber auch jetzt, eine Woche vor der Übernahme der Amtsgeschäfte durch den amerikanischen Präsidenten Trump noch einmal das deutliche Signal zu setzen, dass wir in Europa, dass die Nato-Partner an der Seite der Ukraine stehen, gerade auch jetzt in der besonders angespannten Situation.»
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