Deutscher Marinechef tritt zurück «Die Krim ist weg» und «Was Putin wirklich will, ist Respekt»

23.1.2022

Deutscher Marine-Chef nach umstrittenen Äusserungen zur Ukraine zurückgetreten

Deutscher Marine-Chef nach umstrittenen Äusserungen zur Ukraine zurückgetreten

Deutscher Marine-Chef nach umstrittenen Äusserungen zur Ukraine zurückgetreten

23.01.2022

Mit Äusserungen über Wladimir Putin und dem Ukraine-Konflikt sorgt der Chef der Deutschen Marine für Wirbel. Nun muss Vizeadmiral Kay-Achim Schönbach seinen Hut nehmen.

Vor dem Hintergrund des Ukraine-Konflikts hat ein führender deutscher Militär mit Aussagen zu Russland für Irritation gesorgt. Der Vizeadmiral und Chef der Deutschen Marine, Kay-Achim Schönbach, äusserte bei einem Auftritt in Indien Verständnis für den russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Zudem sagte er zum Konflikt zwischen Russland und der Ukraine: «Die Halbinsel Krim ist weg, sie wird nicht zurückkommen.» Dass sich Russland ukrainisches Territorium aneignen wolle, sei «Nonsens». Das ukrainische Aussenministerium bestellte gestern die deutsche Botschafterin in der Ukraine, Anka Feldhusen, ein. Das Verteidigungsministerium in Berlin distanzierte sich von Schönbachs Äusserungen.

2014 hatte Russland die ukrainische Schwarzmeer-Halbinsel Krim annektiert. Im Osten des Landes kämpfen seither von Moskau unterstützte Rebellen gegen die prowestliche Regierung in Kiew. Angesichts eines massiven russischen Truppenaufmarsches in der Nähe der Ukraine wird im Westen befürchtet, dass der Kreml einen Einmarsch in das Nachbarland planen könnte.

Der frühere Vizeadmiral Kay-Achim Schönbach, Ex-Inspekteur der Deutschen Marine, im Marinekommando. 
Der frühere Vizeadmiral Kay-Achim Schönbach, Ex-Inspekteur der Deutschen Marine, im Marinekommando. 
KEYSTONE

«Was Putin wirklich will, ist Respekt»

Das ukrainische Aussenministerium erklärte zur Einbestellung der deutschen Botschafterin in einem Schreiben, es gehe um die «Unannehmbarkeit der Äusserungen des Oberkommandierenden der Kriegsmarine Deutschlands, Kay-Achim Schönbach.» Unter anderem gehe es um dessen Aussage, «dass die Krim niemals in den Bestand der Ukraine zurückkehren wird und dass unser Staat den Mitgliedskriterien für die Nato nicht entsprechen wird».

Wladimir Putin am 19. Januar in Moskau: Er will doch bloss Respekt.
Wladimir Putin am 19. Januar in Moskau: Er will doch bloss Respekt.
KEYSTONE

Schönbach hatte laut einem im Internet veröffentlichten Video zudem mit Blick auf den russischen Präsidenten Putin gesagt: «Was er wirklich will, ist Respekt auf Augenhöhe. Und – mein Gott – jemandem Respekt entgegenzubringen, kostet fast nichts, kostet nichts. Also würde man mich fragen: Es ist leicht, ihm den Respekt zu geben, den er fordert – und den er vermutlich auch verdient.»

Er sehe die grössere Bedrohung in China. «Selbst wir, Indien, Deutschland, brauchen Russland, weil wir Russland gegen China brauchen». Das Verteidigungsministerium teilte auf Anfrage mit: «Die Äusserungen entsprechen in Inhalt und Wortwahl in keiner Weise der Position des Bundesverteidigungsministeriums.»

Vizeadmiral tritt zurück

Der Vizeadmiral bekomme die Gelegenheit zur Stellungnahme beim Generalinspekteur. Schönbach selbst meldete sich am Samstag über seinen dienstlichen Twitter-Account: Er bezeichnete seine Äusserung als «klaren Fehler» und als «unbedacht, fehleingeschätzt in der Situation».

Kay-Achim Schönbach trat gestern Abend zurück.
Kay-Achim Schönbach trat gestern Abend zurück.
KEYSTONE

Die Ukraine monierte zudem noch einmal, dass Deutschland keine Verteidigungswaffen an das Land liefern wolle: «Wir drücken unsere tiefe Enttäuschung anlässlich der Position der Regierung Deutschlands über die Nichtgewährung von Verteidigungswaffen an die Ukraine aus.» Am gestrigen Abend trat der Vizedmiral schliesslich zurück.

Die Ukraine hatte Deutschland wiederholt um Waffenlieferungen gebeten. Die Bundesregierung hat bisher an ihrem klaren Nein festgehalten. Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) sagte der «Welt am Sonntag»: «Waffenlieferungen wären da aktuell nicht hilfreich – das ist Konsens in der Bundesregierung.»

DPA/phi