Zeugenaussage zum Kapitol-SturmDie Geschichte hinter Trumps Wutanfällen
dpa
29.6.2022 - 09:42
Die Aussagen einer ehemaligen Beraterin im Weissen Haus vor dem US-Kongress sind alles andere als vorteilhaft für Donald Trump: Der Ex-Präsident hatte sich bei schlechten News offenbar nicht unter Kontrolle.
Über ein Interview seines Justizministers William Barr soll der Ex-US-Präsident derart in Rage geraten sein, dass er im Weissen Haus sein Mittagessen an die Wand schleuderte. So schilderte es am Dienstag die ehemalige Praktikantin Cassidy Hutchinson im Untersuchungsausschuss des Repräsentantenhauses zum Sturm aufs Kapitol.
In dem Gespräch, das Barr der Nachrichtenagentur AP gab, betonte er, dass das Justizministerium keine Belege für weit verbreiteten Betrug bei der Präsidentschaftswahl im November 2020 gefunden habe. Es gebe nichts, das den Ausgang ändern könne. Barr liess damit eine Bombe platzen, die sämtliche Bemühungen seines Chefs Trump untergrub, das Wahlergebnis zu kippen.
«Da sah ich Ketchup von der Wand tropfen»
Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Interviews am 1. Dezember 2020 habe sie Lärm aus einem Gang im Weissen Haus gehört, berichtete Hutchinson in ihrer Zeugenaussage. Sie bemerkte eine angelehnte Tür im Speisesaal im Westflügel, in dem sich die offiziellen Büros der Regierungszentrale befinden. Dort hatte Trump zu Mittag gegessen. Als sie näher kam, sah sie, wie ein Kammerdiener das Tischtuch wechselte.
«Er winkte mich hinein und zeigte dann zum Vorderbereich des Raums nahe dem Kaminsims und einem Fernseher, und da sah ich Ketchup von der Wand tropfen und einen zertrümmerten Porzellanteller auf dem Boden», sagte Hutchinson. Der Kammerdiener habe ihr gesagt, dass Trump wütend über Barrs Interview gewesen sei und sein Mittagessen an die Wand geworfen habe. «Ich schnappte mir ein Handtuch, um das Ketchup von der Wand wegzuputzen», berichtete die damalige Mitarbeiterin von Trumps Stabschef Mark Meadows.
Verfasst hatte den Artikel der AP-Reporter Michael Balsamo, der für Themen rund um das US-Justizministerium zuständig war. Tags zuvor war er informiert worden, dass Barr sich im Ministerium mit ihm zu einem Mittagessen verabreden wolle. In seiner eigenen Zeugenaussage vor dem Untersuchungsausschuss, von der ein Videomitschnitt abgespielt wurde, sollte der Ex-Minister später erklären, dass «es aus meiner Sicht an der Zeit war, etwas zu sagen» über die Behauptungen vom Wahlbetrug.
Trump war so sauer, «wie ich ihn noch nie gesehen» habe
Balsamo war sich sofort bewusst, welches Gewicht Barrs Klarstellung im Interview hatte. Er bat ihn, das zu wiederholen, was Barr auch tat. Schnell schrieb Balsamo nach dem Mittagessen in einem Büro des Justizministeriums seine Meldung und reichte sie ein.
Kurz nachdem sein Interview in der Welt war, ging Barr für ein vorab anberaumtes Treffen mit Trumps Stabschef Meadows ins Weisse Haus. Er habe seiner Sekretärin zuvor gesagt, dass er womöglich gefeuert und aufgefordert werden würde, nicht mehr in sein Büro zurückzukehren, sagte Barr in seiner Zeugenaussage. Daher müsse sie vielleicht schon einmal die Sachen packen, habe er seine Sekretärin vorgewarnt. Dann sei er zu Trump zitiert worden, der so «sauer war, wie ich ihn noch nie gesehen» habe. Der Ex-Präsident habe ihm unterstellt, ihn zu hassen, erklärte Barr. Einige Wochen später trat der Justizminister zurück.
Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels stand, dass Hutchinson «Praktikantin» gewesen sei. Wir haben den Fehler korrigiert und bitten um Entschuldigung.
Wahlhelfer und Verantwortliche berichten von Drohungen wegen Trump-Kampagne
Vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss zur Kapitol-Erstürmung im Januar 2021 berichten Wahlhelfer und Regierungsverantwortliche von massiven Drohungen wegen der Kampagne des damaligen US-Präsidenten Donald Trump gegen seine Wahlniederlag