Superstreiktag Deutschland wird am Montag komplett ausgebremst

tafi/dpa

23.3.2023 - 17:54

Egal ob mit Bahn, Flugzeug, Auto oder Schiff: Am Montag nach und in Deutschland zu reisen, ist nahezu unmöglich. Ein beispielloser Superstreik legt fast das ganze Land lahm.

23.3.2023 - 17:54

«Dieser Streiktag wird massive Wirkung haben», sagte Frank Werneke, Chef der Gewerkschaft Verdi. Mit einem gross angelegten Warnstreik will Verdi am kommenden Montag zusammen mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) weite Teile des öffentlichen Verkehrs in Deutschland lahmlegen. 

Reisende im ganzen Land müssen sich auf weitreichende Einschränkungen im Bahn-, Luft- und Nahverkehr sowie auf Autobahnen und  Wasserstrassen einstellen. «Es wird im gesamten Bundesgebiet zu starken Verzögerungen bis hin zum Erliegen der Verkehrsdienste in allen genannten Bereichen kommen», hiess es.

Demnach sind auch die Beschäftigten an allen deutschen Verkehrsflughäfen ausser Berlin zum Ausstand aufgerufen. In Folge des Arbeitskampfes werde der Luftverkehr im gesamten Zeitraum eingeschränkt sein.

Diese Bahn-Unternehmen sind betroffen

Auf der Schiene sind neben der Deutschen Bahn auch zahlreiche kleine Eisenbahnunternehmen betroffen. Die Deutsche Bahn rechnet eigenen Angaben zufolge mit «massiven Beeinträchtigungen» für den gesamten Bahnbetrieb. Fern-, Regional- und der S-Bahn-Verkehr dürften bundesweit weitgehend zum Erliegen kommen.

EVG-Chef Martin Burkert riet allen Reisenden, schon am Sonntag möglichst frühzeitig ans Ziel zu kommen. Es könne «durchaus Schichten geben, die schon ab Sonntagabend in den Montag hineingehen».

In den an die Schweiz grenzenden Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg sowie in Hessen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz soll der öffentliche Nahverkehr komplett bestreikt werden.

Auch Autobahnen und Schifffahrt betroffen

Auf der Strasse müssen sich Autofahrerinnen und -fahrer auf Staus und Umleitungen einstellen. Befürchtungen, dass es zu Tunnelsperrungen kommen könnte, wies die Autobahngesellschaft zurück. «Insbesondere der Betriebsdienst auf den Bundesfernstrassen ist aufrechtzuerhalten», teilte die Gesellschaft mit. «Hierzu werden Notdienstvereinbarungen geschlossen, um zum Beispiel Tunnelschliessungen zu vermeiden.»

Weiterhin ist mit Beeinträchtigungen für die Schifffahrt zu rechnen. Sowohl zahlreiche Schleusen auf wichtigen Wasserstrassen würden bestreikt als auch der Hamburger Hafen.

Die Deutsche Bahn kündigte genauere Informationen zu den Auswirkungen auf der Schiene an. «Klar ist bereits jetzt, dass für die betroffenen Fahrgäste umfangreiche Kulanzregelungen vorgesehen sind», teilte der Konzern mit.

Dritte Verhandlungsrunde am Montag

Mit den Aktionen erhöhen die Gewerkschaften den Druck in den aktuellen Tarifverhandlungen. Im öffentlichen Dienst fordern sie 10,5 Prozent und mindestens 500 Euro mehr Lohn pro Monat. Die Arbeitgeber bieten unter anderem eine Entgelterhöhung von insgesamt fünf Prozent in zwei Schritten und Einmalzahlungen in Höhe von insgesamt 2500 Euro.

Die Eisenbahngewerkschaft EVG fordert mindestens 650 Euro mehr Lohn. Bei den höheren Entgelten strebt sie eine Steigerung um zwölf Prozent an bei einer Laufzeit des Tarifvertrags von zwölf Monaten. Die Bahn hatte unter anderem angeboten, die Löhne der betroffenen Beschäftigten in zwei Schritten um insgesamt fünf Prozent anzuheben sowie Einmalzahlungen in Höhe von zusammen 2500 Euro in Aussicht gestellt.

Der Nah- und Fernverkehr sowie Flughäfen in ganz Deutschland wurden schon vor mehr als 30 Jahren im Zuge eines mehrwöchigen Arbeitskampfes gleichzeitig bestreikt. Im Frühjahr 1992 hatten mehrere hunderttausend Beschäftigte zeitweise die Arbeit niedergelegt.

Am Montag geht in Deutschland nichts mehr: Ein beispielloser Warnstreik trifft den Bahn- und Luftverkehr ebenso wie die Schifffahrt und Autofahrer.
Am Montag geht in Deutschland nichts mehr: Ein beispielloser Warnstreik trifft den Bahn- und Luftverkehr ebenso wie die Schifffahrt und Autofahrer.
Bild: KEYSTONE

tafi/dpa