1 Jahr nach dem Sturm aufs Kapitol «Trump mischt im Hintergrund weiter kräftig mit»

Von Gil Bieler und Olivia Sasse

6.1.2022

«Trump mischt im Hintergrund weiter kräftig mit»

«Trump mischt im Hintergrund weiter kräftig mit»

Die Erstürmung des Kapitols hat über die US-Grenzen hinaus schockiert. Ein Jahr später ist die Aufarbeitung noch im Gang. Und Ex-Präsident Donald Trump? Der zieht weiter die Fäden, erklärt Claudia Fanziska Brühwiler von der Universität St. Gallen.

05.01.2022

Die Erstürmung des Kapitols hat über die US-Grenzen hinaus schockiert. Ein Jahr später ist die Aufarbeitung noch im Gang. Und Ex-Präsident Donald Trump? Der kam bisher ungesühnt davon, erklärt USA-Expertin Claudia Franziska Brühwiler.

Von Gil Bieler und Olivia Sasse

Selbst Präsidentensohn Donald Trump Jr. war schockiert darüber, was sich am 6. Januar 2021 in Washington abspielte: Eine Meute aufgepeitschter Anhänger seines Vaters verschaffte sich gewaltsam Zutritt zum Kapitol. «Er muss diese Sch**sse verurteilen, so schnell wie möglich», schrieb Trump Jr. an den Stabschefs seines Vaters, Mark Meadows.

In Washington spielten sich Szenen ab, die kaum einer für möglich gehalten hätte: Parlamentarierinnen und Parlamentarier mussten in Sicherheit gebracht werden, Wachleute und Capitol Police mussten die Eindringlinge in Schach halten. Fünf Menschen verloren bei dem Aufruhr ihr Leben. 

Claudia Franziska Brühwiler ...
Claudia Franziska Brühwiler, USA-Expertin der Universität St. Gallen.
zVg

... ist Lehrbeauftragte für Politikwissenschaft an der Universität St. Gallen. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen amerikanischer Konservatismus und amerikanische politische Kultur.

Der Sturm aufs Kapitol hat die Nation aufgeschreckt, die Aufarbeitung dauert bis heute an. Wie weit ist die Aufklärung bisher vorangeschritten? Und welche Konsequenzen hat der 6. Januar 2021 für Donald Trump selbst? Claudia Franziska Brühwiler, USA-Expertin der Universität St. Gallen, zieht im Gespräch mit blue News Bilanz (im Video oben).

Trump sagt nichts, Biden spricht

Im Repräsentantenhaus – der grossen Parlamentskammer – läuft noch immer eine Untersuchung des Sturms auf das Kapitol. Im Zentrum steht dabei die Frage, wie eng Donald Trump und seine Entourage in die Planung und Durchführung der Vorgänge verwickelt waren. 

Trump hatte unmittelbar vor diesen Ereignissen in der US-Hauptstadt eine Rede gehalten und dabei auch die Mär wiederholt, wonach ihm der Sieg bei den Präsidentschaftswahlen im November 2020 gestohlen worden sei. Er rief die Zuhörer*innen auf, zum Kapitol zu ziehen und versprach, an ihrer Seite zu stehen. Was er am Ende freilich nicht tat.

Die – mehrfach widerlegte – These vom Wahlbetrug vertritt er bis heute. Zum Jahrestag der Vorkommnisse hatte der Ex-Präsident erneut eine Pressekonferenz angekündigt, in seinem Privatresort Mar-a-Lago in Florida. Doch nur einen Tag davor sagte er diese wieder ab. 

Stattdessen will sich sein Nachfolger im Weissen Haus, Joe Biden, zum Jahrestag an das Volk wenden. Der Demokrat wolle «die Wahrheit über die Geschehnisse ansprechen», die die USA bis heute spalten.