So sehen junge Superreiche die Klimakrise«Ich bin glücklich, alle anderen sind mir scheissegal»
gbi
12.7.2023
«Ich lebe mein Leben, ich bin glücklich, alle anderen sind mir scheissegal»
Privatjets seien die beste Art zu reisen: Das sagen jene, die es sich leisten können. Die Kritik von Umweltschützer*innen lässt viele Reiche kalt. Dazu gehört auch der Jungunternehmer Theo Stratmann, wie eine Doku von CTRL_F zeigt.
12.07.2023
Privatjets seien die beste Art zu reisen: Das sagen jene, die es sich leisten können. Die Kritik von Umweltschützer*innen lässt viele Reiche kalt, sie wollen «auf die Kacke hauen». Doch es gibt auch einen, der umdenkt.
gbi
12.07.2023, 15:58
12.07.2023, 16:59
gbi
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Privatjets sind Umweltschutzgruppen ein Dorn im Auge: Damit würden Reiche die Umwelt rücksichtslos zerstören, kritisiert etwa Greenpeace.
Junge Reiche wollen sich ihre Privatjets aber nicht madig machen lassen. Das zeigt eine neue Youtube-Doku, die mehrere dieser Jetsetter begleitet hat.
«Ich lebe mein Leben, ich bin glücklich, alle anderen sind mir scheissegal», sagt der Jungunternehmer Theo Stratmann.
CNN porträtierte derweil einen Superreichen, der sich aus Umweltschutzgründen von seinem Privatjet trennt.
Greenpeace rettet sich mit Galgenhumor: Während die Welt bei Rekordtemperaturen schwitze, würden Privatjet-Besitzer*innen auch für einen nur zehnminütigen Flug auf ihr Luxusgefährt setzen.
Das beklagt die Umweltschutzorganisation in einem Instagram-Post, garniert mit dem populären Meme eines Typen, der ein zynisch-ahnungsloses Freudentänzchen zeigt.
Schon seit Längerem wettert Greenpeace gegen Privatjets, die pro Person zehnmal mehr CO2 in die Atmosphäre blasen würden als ein Linienflug. Für die Umweltschützer*innen ist das ein Sinnbild dafür, wie Superreiche den Planeten mit ihrem ausschweifenden Lifestyle verantwortungslos in den Ruin treiben.
Lieber «auf die Kacke hauen» statt zu demonstrieren
Einer, der das ganz anders sieht, ist Theo Stratmann. Der 18-Jährige findet: Wer mehr leiste, dürfe auch mehr Treibhausgase in die Atmosphäre blasen. Und ohnehin sei der Klimawandel nicht mehr aufzuhalten. «Deshalb haue ich lieber auf die Kacke, als mich an die Strasse zu kleben.» Der selbsterklärte Jungunternehmer und die Klimakleber*innen leben in komplett unterschiedlichen Welten.
Während einer Partynacht in einem exklusiven Klub sagt er dem Kamerateam, die Klimakrise sei in seinem Freundeskreis kein Thema. «Ich lebe mein Leben, ich bin glücklich, alle anderen sind mir scheissegal.» Das wolle man nicht zugeben, «aber eigentlich ist es so».
Auch Can Mandir sieht in seiner Freude an Privatjet-Reisen kein Problem: «Der eine geht gerne Sportwagen fahren am Wochenende, ich miete mir einen Privatjet», sagt der 23-Jährige, der sein Geld nach eigenen Angaben im Onlinehandel gemacht hat.
Stratmann und Mandir sind zwei der Protagonist*innen einer neuen Doku von STRG_F, dem Social-Media-Netzwerk von ARD und ZDF, die am Dienstag auf Youtube aufgeschaltet wurde. Titel: «Privatjets, Yachten, Kaviar: Wie beeinflussen Superreiche das Klima?»
«Nicht so aufgeklärt» über Umweltthemen
Wie viel Kerosin sein Privatjet, den er für den Flug von Hannover nach Nizza gechartert hat, verbraucht? Mandir weiss es nicht. Er sei aber «auch nicht so aufgeklärt darüber».
Egal sei ihm die Umwelt aber nicht, beteuert der Jungunternehmer: Eine leere Getränkedose schmeisse er nicht einfach aus dem Autofenster, sondern brav «in den Mülleimer». Auf Privatjets verzichten möchte er trotzdem nicht: Er bestimme selber, wann es wohin gehe, es gebe keine Verzögerungen. «Besser geht’s nicht.»
Mandir ist nicht allein: Laut einer Studie von Greenpeace nahm die Zahl der Privatjet-Flüge 2022 in Europa um 64 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. Allein in der Schweiz hätten Privatmaschinen 166'000 Tonnen CO2 ausgestossen – gleich viel, wie rund 38'000 Einwohner*innen in einem Jahr produzierten, moniert die NGO.
Doch es gibt auch Reiche, die anders denken: zum Beispiel Stephen Prince. Er ist Mitglied der Patriotic Millionaires – einer Organisation reicher US-Amerikaner*innen, die sich für eine höhere Besteuerung einsetzen – und gibt nun seine private Cessna 650 Citation III. auf. Der Umwelt zuliebe.
Durch seine Vorliebe für den privaten Flugverkehr habe er schlichtweg ignoriert, welch schreckliche Folgen er der Umwelt und den zukünftigen Generationen antue, sagt Prince zu CNN. Für ihn steht fest: «Ich muss mich ändern. Ich kann einfach nicht so weitermachen.»
Der Hass auf Linienflüge
Die Vorzüge eines Privatjets seien unbestritten, findet auch Prince. «Es ist absolut der beste Weg zu reisen.» Dennoch werde er jetzt wieder auf Linienflüge setzen, obwohl er diese «hasse», sagt Prince.
Wobei: Ganz so ernst ist es ihm mit der Abkehr vom Privatjet dann doch nicht. Zwar verkaufe er seine eigene Maschine, aber er könne bei Bedarf einen Jet von einem Freund mieten. Das sei aber eine viel kleinere Maschine als seine Cessna, und verbrauche nur ein Viertel so viel Kerosin. Er werde diesen Privatjet nur zwei-, dreimal im Jahr benutzen, um nach Nebraska zu fliegen – zur Fasanenjagd.