Fragen und AntwortenDas ist über die Spital-Attacke in Gaza-Stadt bekannt
mmi
18.10.2023
Israels Militär veröffentlicht Luftaufnahmen von Krankenhaus
Israels Militär hat Aufnahmen veröffentlicht, die beweisen sollen, dass eine fehlgeleitete palästinensische Rakete für den tödlichen Einschlag in einem Krankenhaus im Gazastreifen verantwortlich sei.
18.10.2023
Der verheerende Beschuss auf das grösste Spital in Gaza-Stadt schürt Angst vor einer weiteren Eskalation. Die Hamas meldet Hunderte Tote und gibt Israel die Schuld. Die Regierung Benjamin Netanjahus macht Islamisten verantwortlich. Das ist bisher bekannt.
mmi
18.10.2023, 10:16
18.10.2023, 12:05
mmi
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Am Dienstagabend ist das grösste Spital in Gaza-Stadt beschossen worden.
Im getroffenen Al-Ahli-Arab-Spital sollen offenbar Tausende Flüchtlinge Schutz gesucht haben.
Die Hamas spricht von Hunderten Toten und macht Israel verantwortlich.
Die israelische Armee hingegen spricht von einer fehlgeleiteten palästinensischen Rakete.
Der Angriff schürt nun Ängste vor einer weiteren Eskalation des Krieges.
Eine Rakete ist am Dienstagabend ins Al-Ahli-Arab-Spital in Gaza-Stadt eingeschlagen. Dabei sind Hunderte Menschen getötet worden.
Gemäss dem Gesundheitsministerium in Gaza, das der Terrororganisation Hamas untersteht, seien bei dem Angriff mindestens 500 Menschen getötet worden. Das Ministerium erwartet, dass die Opferzahl weiter steigen werden. Zuvor hatten offenbar Tausende Zivilisten im und um das Spital Schutz gesucht.
Laut dem Gesundheitsministerium in Gaza, das der islamistischen Hamas untersteht, wurden mindestens 500 Menschen getötet. Das Ministerium teilte mit, es gehe davon aus, dass die Zahl der Opfer noch steigen werde.
Die israelische Armee zweifelt die Angaben der Hamas zur Zahl der palästinensischen Toten an. Laut Militärsprecher Daniel Hagari habe es keinen direkten Treffer auf das Spital gegeben. Aufnahmen von Militärdrohen würden eine «Art Treffer auf dem Parkplatz» zeigen, so Hagar.
Weder zur genauen Opferzahl, noch zum genauen Hergang des Geschehens gibt es bis Mittwochmorgen überprüfbaren Angaben.
Wer ist für den Raketeneinschlag verantwortlich?
Während die von der islamistischen Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde im Gazastreifen sowie auch mehrere arabische Staaten dem israelischen Militär die Verantwortung für den Raketeneinschlag gaben, wies Israel dies entschieden zurück. «Das Krankenhaus wurde durch eine fehlgeschlagene Rakete der Terrororganisation Islamischer Dschihad getroffen», erklärte die Armee in der Nacht auf Mittwoch.
Weiter kündigte die Armee an, Beweise für die Annahme öffentlich machen zu wollen. Am Mittwochmorgen veröffentlichte sie in den sozialen Medien Drohnenaufnahmen, die die Verantwortung am Anschlag dem Islamischen Dschihad beweisen sollen. Im Video (siehe oben) ist der Parkplatz des Spitals zu sehen, wo sich die Explosion ereignet hat und ein grosses Feuer entstanden ist. Gemäss eigenen Angaben der israelischen Armee hinterlassen deren Angriffe normalerweise grosse Löcher im Boden. Auf den Drohnenaufnahmen sind jedoch keine ersichtlich.
Nebst den Drohnenaufnahmen will Israel ein Gespräch des Islamischen Dschihads abgehört haben, das den Angriff der Organisation beweisen soll. Oberstleutnant Jonathan Conricus, ein weiterer Sprecher der israelischen Armee, sagte zum US-amerikanischen Nachrichtensender CNN, man werde einen Mitschnitt des Gesprächsebenfalls veröffentlichen.
Der Palästinensische Islamische Dschihad operiert an der Seite der Hamas im Gazastreifen gegen Israel. Ein Sprecher der Gruppe wies laut der Nachrichtenagentur Reuters die israelischen Anschuldigungen zurück.
Sämtliche Angaben lassen sich zum aktuellen Zeitpunkt nicht unabhängig überprüfen.
Wir reagiert Israel?
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wies unterdessen die Verantwortung für den Raketeneinschlag zurück. «Die ganze Welt sollte es wissen: Es waren barbarische Terroristen in Gaza, die das Krankenhaus in Gaza angegriffen haben», sagte Netanjahu am Dienstag.
Ähnlich reagierte Israels Präsident Izchak Herzog und kritisierte Medien, die in ihrer Berichterstattung Israel für den Raketeneinschlag verantwortlich machen. «Schande über die Medien, die die Lügen der Hamas und des Islamischen Dschihad schlucken und eine Blutverleumdung des 21. Jahrhunderts rund um den Globus verbreiten», schrieb Herzog auf X.
Israel fürchtet nun, dass seine Staatsbürger auch im Ausland nicht mehr sicher sind. Aus Sorge vor möglichen Racheakten sollen Israelis die Türkei verlassen. Der israelische Sicherheitsrat hat eine Reisewarnung für Marokko herausgegeben.
Wie reagiert die arabische Welt?
Mahmud Abbas, Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde, sprach von einem «entsetzlichen Verbrechen, einem Völkermord» und machte auch Länder, die Israel unterstützen, mitverantwortlich. Abbas sagte daraufhin sein Treffen mit US-Präsident Joe Biden ab und kehrte nach Ramallah zu seinem Regierungssitz im Westjordanland zurück. Zudem hat Abbas eine dreitägige Staatstrauer ausgerufen.
Auch Ägypten verurteilte die mutmassliche Bombardierung des Spitals und machte Israels Armee verantwortlich. Das Aussenministerium in Kairo sprach von «vorsätzlichen Bombardierungen von Zivilisten». Diese seien ein Verstoss «gegen die grundlegenden Werte der Menschheit».
So wie Abbas sagten auch der jordanische König Abdullah II. und Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi ein Treffen mit dem US-Präsidenten Biden ab – zusammen mit Abbas war ein Vierergipfel geplant gewesen. Das Treffen werde erst stattfinden, wenn es eine Einigung gebe, den Krieg zu beenden, sagte Jordaniens Aussenminister Aiman al-Safadi.
Proteste gegen Israel
Ein libanesischer Protestant wirft einen Stein auf das brennende UN-Gebäude in der Hauptstadt Beirut. Stringer/dpa
In mehreren muslimisch geprägten Staaten lösten die Ereignisse spontane Proteste aus. In Amman in Jordanien versuchten Demonstranten, in die israelische Botschaft einzudringen, wie die jordanische Nachrichtenagentur Petra am Dienstagabend meldete. In der libanesischen Hauptstadt Beirut drangen Demonstranten in ein UN-Gebäude ein und setzten es in Brand (siehe Bild). Zudem kam es zu Handgemengen zwischen Protestierenden und libanesischen Sicherheitskräften vor der US-Botschaft in Awkar. Zu Protesten kam es auch in Tunis, Istanbul, Bagdad und Teheran.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan machte ebenfalls Israel für den Angriff verantwortlich. Der Beschuss des Spitals sei das jüngste Beispiel für israelische Angriffe, die frei seien von den grundlegendsten menschlichen Werten, schrieb Erdoğan auf X. Er rief die gesamte Menschheit dazu auf, diese in «in der Geschichte beispiellose Brutalität» zu stoppen.
Auch Saudi-Arabien, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate machten Israel für den Beschuss verantwortlich.
Im Libanon kündigte die proiranische Miliz Hisbollah für Mittwoch einen «Tag des beispiellosen Zorns» gegen Israel an und forderte die Menschen in der arabischen Welt auf, ihrer Empörung bei Protesten Ausdruck zu verleihen. Worte der Verurteilung reichten nicht mehr aus.
Wie reagiert die Schweiz?
Das Aussendepartement EDA hat den Raketenangriff auf das Al-Ahli-Arab-Spital in Gaza-Stadt verurteilt. Auf X schreibt das EDA, dass Spitäler und Zivilisten gemäss humanitärem Völkerrecht geschützt werden müssen. Zudem fordert das Aussendepartement eine gründliche Untersuchung. Damit reiht sich die Schweiz in eine Reihe anderer Nationen ein (z.B. Frankreich oder Deutschland), die den Angriff ebenfalls verurteilen.
#Nahost | Hunderte Menschen verloren ihr Leben, als ein Spital in #Gaza getroffen wurde.
Die #Schweiz 🇨🇭 erinnert daran, dass Spitäler und Zivilisten gemäss dem humanitären Völkerrecht immer geschützt werden müssen.
Es muss eine gründliche Untersuchung durchgeführt werden.
Wie beeinflusst der Anschlag die Reise vom US-Präsidenten?
Bei seinem Besuch in Tel Aviv will der US-Präsident auch «harte Fragen» stellen, wie der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der US-Regierung, John Kirby, am Dienstagabend (Ortszeit) auf dem Flug nach Tel Aviv erklärte. Biden wolle von den Israelis ein Gefühl für die Situation vor Ort bekommen, mehr über ihre Ziele und Pläne in den kommenden Tagen und Wochen hören.
Im Anschluss an seinen Kurzbesuch in Israel wollte Biden ursprünglich nach Jordanien, um mit dem palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas, Ägyptens Staatschef Abdel Fattah al-Sisi und Jordaniens König Abdullah II. zusammenzukommen. Jordanien sagte das Treffen jedoch kurzfristig ab. Es werde erst dann stattfinden, wenn es eine Einigung gebe, den Krieg zu beenden und «diese Massaker» zu stoppen, sagte Aussenminister Aiman al-Safadi dem jordanischen TV-Sender Al-Mamlaka.
*Mit Material der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.