Von Deutschland nach Kabul Das ist mit den ausgeschafften Afghanen passiert

phi

4.9.2024

Von Leipzig nach Kabul: Abschiebeflug nach Afghanistan gestartet

Von Leipzig nach Kabul: Abschiebeflug nach Afghanistan gestartet

Leipzig, 30.08.2024: Erstmals seit der Machtübernahme der Taliban vor drei Jahren ist ein Abschiebeflug von Deutschland nach Afghanistan gestartet. Das sächsische Innenministerium teilte mit, die Maschine sei am Freitagmorgen um 6.56 Uhr vom Flughafen Leipzig/Halle abgehoben. In der Maschine sitzen 28 afghanische Straftäter, die aus verschiedenen Bundesländern nach Leipzig gebracht worden sind. Das Bundesinnenministerium hat die Aktion federführend organisiert.  Deutschland unterhält zu den Taliban-Machthabern in Kabul keine diplomatischen Beziehungen. Nach dem tödlichen Messerangriff von Mannheim Ende Mai hatte Kanzler Olaf Scholz (SPD) angekündigt, die Abschiebung von Schwerstkriminellen und terroristischen Gefährdern nach Afghanistan und auch Syrien wieder zu ermöglichen. Auch der mutmasslich islamistisch motivierte Anschlag von Solingen hat die Abschiebedebatte neu angeheizt.

30.08.2024

Deutschland hat erstmals wieder kriminelle Afghanen in ihre Heimat abgeschoben. «Bild» weiss, wie es ihnen dort ergangen ist.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Deutschland hat am 30. August 28 kriminelle Afghanen in ihre Heimat abgeschoben. Der Vorgang stiess auch in der Schweiz auf ein politisches Echo.
  • Die Delinquenten sind in Kabul verhaftet und in das «berüchtigte Pul-e-Charkhi-Gefängnis» gebracht worden.
  • Dort würden die Fälle einzeln untersucht und vor Gericht behandelt, so die Taliban.
  • So sind die Bedingungen im Kabuler Knast.
  • Das haben einige der Delinquenten verbrochen.

Die Aktion kurz vor den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen hat Schlagzeilen gemacht: Deutschland hat am 30. August 28 kriminelle Afghanen per Flugzeug in ihre Heimat ausgeschafft. Hiesige Politikerinnen und Politiker forderten in der Folge ebenfalls rigidere Abschiebungen von straffälligen Ausländerinnen und Ausländern aus der Schweiz. 

Doch was passiert eigentlich mit diesen Personen? Die Schwerkriminellen sind nach ihrer Landung in Kabul verhaftet worden, berichtet «Bild». «Wir haben diejenigen, die aus Deutschland abgeschoben wurden, in ein Gefängnis gebracht», sagt ein Taliban-Vertreter. «Hier wird jetzt jeder einzelne Fall untersucht. Danach entscheidet ein Gericht darüber, was mit ihnen passiert.»

Die Bedingungen «im berüchtigten Pul-e-Charkhi-Gefängnis»

Laut «Bild» sind die Delinquenten «im berüchtigten Pul-e-Charkhi-Gefängnis» eingesperrt, in dem bis 2021 die Taliban selbst inhaftiert waren. Die Anstalt sei überbelegt, die Hygiene mangelhaft, Wasser fehle ebenso wie ausreichend Toiletten. Im Winter 2022 seien über 120 Insassen erfroren. Seit August 2021 habe es fünf Hinrichtungen gegeben.

Blick ins Pul-e-Charkhi -Gefängnis im September 2021.
Blick ins Pul-e-Charkhi -Gefängnis im September 2021.
Keystone

Für die Abgeschobenen verheisst das nichts Gutes: Unter ihnen soll ein 16-Jähriger sein, der eine Elfjährige vergewaltigt hat. Ein 35-Jähriger habe 166-mal mit der Polizei zu tun gehabt. Ein 45-Jähriger sass wegen versuchten Mordes. Ein 31-Jähriger wurde wegen einer Gruppen-Vergewaltigung einer 14-Jährigen ausgeschafft.

Für Diskussionen hatte in Deutschland gesorgt, dass den 28 Männern 1000 Euro mitgegeben wurden. Dass die Taliban dieses Geld nicht einkassiert haben, ist unwahrscheinlich.