In Deutschland ist erstmals eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus bestätigt worden. In der Schweiz wurde bisher kein Verdachtsfall positiv getestet. Mittlerweile meldet China mehr als hundert Tote.
Die Lungenkrankheit, ausgelöst durch das Coronavirus, hat Deutschland erreicht. Genauer: Bayern. Ein Mann aus dem Landkreis Starnberg in Bayern hat sich infiziert.
Dies teilte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in München am späten Montagabend mit. Der Patient befinde sich klinisch in einem guten Zustand. «Er wird medizinisch überwacht und ist isoliert.»
Geringes Risiko in Bayern
Menschen, die engen Kontakt mit dem Patienten hatten, würden ausführlich aufgeklärt und über mögliche Symptome, Hygienemassnahmen und Übertragungswege informiert.
Das bayerische Gesundheitsministerium betont: «Das Risiko für die Bevölkerung in Bayern, sich mit dem neuartigen Coronavirus zu infizieren, wird derzeit als gering erachtet.»
In der Schweiz ist die Krankheit noch nicht ausgebrochen. Laut dem Bundesamt für Gesundheit BAG gibt es bisher keine bestätigten Infektionen. Mit den betroffenen Schweizern in der Provinz Hubei steht das Aussendepartement EDA in Kontakt.
Erster Todesfall in Peking
Die Zahl der Toten in China stieg unterdessen auf 106, wie die chinesische Regierung mitteilt. Ferner wurden 1291 neue Fälle von Erkrankungen durch den Erreger verzeichnet, womit die offizielle Gesamtzahl der Krankheitsfälle in der Volksrepublik auf mehr als 4000 stieg.
Das neue Virus stammt ursprünglich vermutlich von einem Markt in Wuhan, wo es wohl von dort gehandelten Wildtieren auf den Menschen übersprang. China hat im Kampf gegen eine weitere Ausbreitung drastische Massnahmen ergriffen: In der Provinz Hubei wurden mehr als 45 Millionen Menschen weitgehend von der Aussenwelt abgeschottet. Fern- und Nahverkehr wurden gestoppt. Am Montag erlag erstmals in der Hauptstadt Peking ein Mann der durch das Virus ausgelösten Lungenkrankheit.
Weder Impfung noch Therapie
Eine schützende Impfung oder eine spezielle Therapie zur Behandlung der neuartigen Erkrankung gibt es nicht. Immerhin: Die Symptome können mit Medikamenten gemildert werden.
Nach derzeitiger Einschätzung von Experten verläuft die Lungenkrankheit in den meisten Fällen mild, möglicherweise sogar ohne Symptome. Von den in China registrierten Todesfällen gehen die meisten nach bisherigen Erkenntnissen auf ältere Patienten mit schweren Vorerkrankungen zurück.
Rückholaktionen
Wegen der neuen Lungenkrankheit in China wollen immer mehr Länder ihre Staatsangehörigen aus den besonders betroffenen Regionen zurückholen. Belgien bot Landsleuten in Wuhan und der Provinz Hubei die Rückkehr an, auch die Niederlande, Grossbritannien, Dänemark und weitere Länder prüften Möglichkeiten, Staatsbürger auszufliegen. Andere Länder wie Japan, Frankreich und die USA haben solche Rückholaktionen bereits in die Wege geleitet.
Reisewarnungen
Das US-Aussenministerium rät Amerikanern derweil von Reisen nach China ab. Vor allem sollte auf Besuche der besonders betroffenen Provinz Hubei rund um die Stadt Wuhan verzichtet werden. Wer dennoch in die Volksrepublik reise, müsse sich vor Ort auf kurzfristige Reisebeschränkungen der chinesischen Behörden einstellen. Auch Kanada rät seinen Staatsbürgern von allen Reisen in die besonders betroffene chinesische Provinz Hubei ab.
Zahlreiche Firmen, wie etwa Facebook, bieten ihren Mitarbeitern an, von zu Hause aus zu arbeiten. Gleichzeitig rief Facebook seine Mitarbeiter auf, nicht dringliche Reisen nach China zu verschieben.
Im Vergleich zu Bakterien sind Viren winzig klein. Bakterien haben einen Durchmesser von 0,6 bis 1,0 Mikrometer. Viren kommen gerade einmal auf 22 bis 330 Nanometer. Ein Nanometer entspricht dem Millionstel eines Millimeters.
Da sie nicht wie etwa Bakterien über einen eigenen Stoffwechsel verfügen, zählen Viren per Definition nicht zu den Lebewesen. Sie bestehen aus genetischem Material und Proteinen. Vermehren können sie sich nur mithilfe eines Wirts. Ob ein Virus in eine Zelle eindringen kann, hängt von den Oberflächenstrukturen des jeweiligen Virus beziehungsweise von der Beschaffenheit der Körperzellenhülle ab.
Unsere Zellen verfügen über einen Zellkern und eine Hülle aus Proteinen, auch Rezeptoren genannt. Das Aussehen der Rezeptoren ist davon abhängig, um welchen Zelltypen es sich handelt.
So unterscheiden sich Hautzellen von Zellen im Gehirn oder der Lunge. Passen die Aussenstrukturen des (für uns schädlichen) Virus und der Zelle zueinander, kann das Virus an die Zelle andocken (Adsorptionsphase).
Jetzt ist es dem Virus möglich, sein Erbgut in die spezifische Körperzelle einzuschleusen (Injektionsphase). Nun beginnt sich das Virus, vereinfacht ausgedrückt, in der Wirtszelle zu vermehren.
Werden zu viele Viren produziert (Latenzphase), platzt die Wirtszelle und die freigesetzten Viren (Lytische Phase) suchen sich neue, passende Wirtszellen.
So vielfältig wie die Virenwelt, so unterschiedlich ist ihr Übertragungsweg. Erkältungs- oder Influenzaviren verbreiten sich zum einen über Schmierinfektionen. Das geschieht zum Beispiel, indem sie über das Händeschütteln oder einen gemeinsam genutzten Gebrauchsgegenstand zu einer anderen Person wandern und dann in die Nasen-Rachenschleimhäute gelangen.
Zum anderen können sie via Tröpfcheninfektion weitergegeben werden. Das geschieht, indem kleine Speicheltröpfchen, wie sie beim Niesen oder Husten entstehen, an die Raumluft abgegeben und von anderen Personen eingeatmet werden.
Damit infektiöse Tröpfchen beim Husten oder Niesen in möglichst geringem Masse herumwirbeln, macht es Sinn, in die (bekleidete) Armbeuge zu Husten oder zu niesen.
Vor einer «echten» Grippe schützt eine Impfung, die jährlich aufgefrischt werden muss. Wer sich darüber hinaus regelmässig gründlich die Hände mit Wasser und Seife wäscht und den Kontakt zu Menschen mit Erkältungssymptomen meidet, hat gute Chancen, gesund durch die Grippe- und «Pfnüselsaison» zu kommen.
Andere Viren wie etwa das HI- oder das HBV-Virus (Hepatitis B) werden ausschliesslich über Blut oder Körperflüssigkeiten übertragen.
Im Zusammenhang mit kursierenden Viruserkrankungen wie der Grippe (Influenza) oder SARS- beziehungsweise Coronavirus-Infektionen, tauchen die Begriffe Ausbruch, Epidemie oder Pandemie auf.
Von einem Ausbruch spricht man dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) zufolge, wenn eine Krankheit innerhalb einer begrenzten Gemeinschaft, Region oder Saison vermehrt auftritt. Ein Beispiel dafür ist das Norovirus, das den Magen-Darmtrakt befällt.
Tritt eine Infektionskrankheit stark gehäuft, örtlich oder zeitlich begrenzt auf, wie etwa die saisonale Grippe, spricht man von einer Epidemie.
Ist von einer Pandemie die Rede, so hat sich eine Infektionskrankheit über mehrere Länder beziehungsweise Kontinente verbreitet. Dann besteht (unter gewissen Umständen) Gefahr für einen grossen Teil der Weltbevölkerung.
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