Giftanschlag Britische Polizei entdeckt «kleine Flasche» mit Nervengift Nowitschok

AFP

13.7.2018

Die Polizei hatte jüngst sechs Areale in Amesbury und im 13 Kilometer entfernten Salisbury abgesperrt, in denen sich die zwei vergifteten Briten kurz vor den ersten Symptomen aufhielten.
Die Polizei hatte jüngst sechs Areale in Amesbury und im 13 Kilometer entfernten Salisbury abgesperrt, in denen sich die zwei vergifteten Briten kurz vor den ersten Symptomen aufhielten.
Matt Dunham/AP

Die britische Polizei hat nach eigenen Angaben im Haus des Nowitschok-Opfers Charlie Rowley im südenglischen Amesbury eine "kleine Flasche" mit dem giftigen Kampfstoff gefunden.

Wie Scotland Yard am Freitag mitteilte, ergaben Tests im nahe gelegenen Militärlabor von Porton Down, dass es sich bei der Substanz in dem am Mittwoch entdeckten Gefäss um das Nervengift Nowitschok handelte.

Weitere Tests müssten nun ergeben, ob das Gift, mit dem Rowley und seine Lebensgefährtin Dawn Sturgess kontaminiert wurden, von derselben Charge stammte wie das, mit dem im März ein Anschlag auf den ehemaligen russischen Doppelagenten Sergej Skripal und seine Tochter Julia verübt worden war.

Die Polizei ermittelt nun, woher die Flasche stammt und wie sie in Rowleys Haus kam. Auf Einladung der britischen Behörden sollen kommende Woche Experten der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) nach Grossbritannien kommen, um Proben zu sammeln. Diese sollen dann in von den Experten benannten Labors untersucht werden, wie das britische Aussenministerium mitteilte.

Die 44-jährige Sturgess, Mutter von drei Kindern, war am Sonntag nach acht Tagen im Krankenhaus gestorben. Ihre Autopsie ist für Dienstag vorgesehen. Rowley schwebt mittlerweile nicht mehr in Lebensgefahr. Sein Zustand ist  weiterhin "ernst, aber stabil", wie die Klinik im südenglischen Salisbury am Mittwoch mitteilte. Dort wird der 45-Jährige seit dem 30. Juni behandelt.

Nach Sturgess' Tod nahmen die Behörden Ermittlungen wegen Mordverdachts auf. Der Fall stellt die Ermittler vor Rätsel: Völlig unklar blieb bisher, wie das Paar in Amesbury mit dem höchst seltenen Nervengift in Berührung kam.

Eine Annahme lautet, dass das britische Paar mit Nowitschok-Resten in Kontakt kam, die bei dem Anschlag auf die beiden Skripals in Salisbury übrig geblieben sein könnten. Die beiden Russen überlebten. Salisbury und Amesbury sind nur etwa zehn Kilometer voneinander entfernt. Die Entfernung zum Militärlabor Porton Down beträgt von beiden Orten weniger als 15 Kilometer. In der Einrichtung werden chemische Substanzen und tödliche Viren erforscht.

Etwa hundert Anti-Terror-Spezialisten sind mit den Ermittlungen befasst, die nach Polizeiangaben "Wochen und Monate" dauern können. Die britische Regierung und ihre Verbündeten machen Russland für den Anschlag auf die Skripals verantwortlich. Moskau weist das entschieden zurück.

Bilder des Tages
Zurück zur Startseite