Boom im Angesicht des Konflikts Dubai wird reicher und immer reicher

AP/tcar

17.8.2024 - 21:06

Viele neue Bauprojekte in Dubai. Der Reichtum nimmt zu. 
Viele neue Bauprojekte in Dubai. Der Reichtum nimmt zu. 
Bild: KEYSTONE

In der Baubranche und im Tourismus jagt ein Rekord den nächsten: Die Wirtschaft von Dubai läuft auf Hochtouren. Dabei profitiert das Emirat indirekt von der Krise in der Region – und das nicht zum ersten Mal.

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  • In Dubai wächst trotz Nahost-Konflikt der Reichtum.
  • Tourismus und Baubranche lassen die Wirtschaft boomen.
  • Manche Fachleute werfen indes die Frage auf, wie lange der Rekord-Aufschwung noch dauern könne.

Während der Nahost-Konflikt einen dunklen Schatten über die Region wirft, wächst in Dubai der Reichtum. Tourismus und Baubranche lassen die Wirtschaft boomen. Zugleich positioniert sich das Scheichtum als sicherer Hafen in der Region, die nach der Ermordung des Hamas-Führers Ismail Hanija auf Messers Schneide steht.

«Dubai ist in einer einzigartigen Position», sagt Zhann Jochinke, Geschäftsführer der Immobilienberatung Property Monitor. «Wir sind per Zufall der Netto-Nutzniesser der Krise in der Region, im Guten wie im Schlechten.»

Ein solches indirektes Profitieren von Krisen hat eine lange Geschichte in dem Emirat – etwa während der Corona-Pandemie oder des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Sobald sich die Ultra-Reichen in der Region durch Unruhen alarmiert fühlen, bietet die Stadt Stabilität, niedrige Steuern und ein unkompliziertes Visa-System.

Die Nachfrage nach Immobilien in Dubai ist in die Höhe geschossen und hat die Preise auf Rekordwerte steigen lassen. Selbst historische Überschwemmungen im April taten dem Boom keinen Abbruch.

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Der staatlich unterstützte Immobilienkonzern Emaar Properties, dessen Name die Skyline von Dubai ziert, machte mit seinem Entwicklungsgeschäft im ersten Halbjahr 2024 nach eigenen Angaben 8,1 Milliarden Dollar (ca. 7 Milliarden Franken) Umsatz. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres lag die Summe bei knapp 5 Milliarden Franken.

Der Wert von Nobelvillen in der gesamten Stadt stieg im zweiten Quartal 2024 im Vergleich zum Vorjahr um etwa 38 Prozent auf eine Rekordhöhe, wie die Immobilienberatung ValuStrat mitteilt. Der durchschnittliche Preis für ein freistehendes Haus lag zum ersten Mal seit zehn Jahren bei über 2,7 Millionen Dollar. Bei Premium-Wohnungen fällt das Plus kaum geringer aus. Apartments auf der künstlichen Insel Palm Dschumeira im Persischen Golf sind bereits teurer als zu Hochzeiten 2014.

Tarik Schah, Verkaufsleiter des Maklerunternehmens Pat & Co. für hochwertige Immobilien, bestätigt die Entwicklung. Die Nachfrage sei exponentiell gestiegen und liege bei Luxusimmobilien weit über den Erwartungen, sagt er.

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Zugleich verbuchte der internationale Flughafen von Dubai in der ersten Hälfte dieses Jahres einen Rekord von 44,9 Millionen Reisenden. Für das gesamte Jahr 2024 erwarte man insgesamt 81,8 Millionen Passagierinnen und Passagiere und damit einen weiteren Rekord, sagt der Geschäftsführer des Airports, Paul Griffiths. In den kommenden zehn Jahren will Dubai den Betrieb auf einen fast 35 (ca. 30,3 Milliarden Franken) Milliarden Dollar teuren neuen Flughafen verlegen.

Nach Angaben der staatlichen Bank Emirates NBD besuchten in den ersten sechs Monaten des Jahres rund 9,3 Millionen Touristinnen und Touristen das globale Drehkreuz und damit mehr als vor der Pandemie. Die Bevölkerung des Stadtstaates wuchs von 3,2 Millionen Menschen im Jahr 2018 auf inzwischen fast 3,7 Millionen. Zusätzliche 1,1 Millionen leben temporär in der Stadt oder pendeln täglich dorthin. Die Monarchenfamilie will die Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner bis 2040 auf 5,8 Millionen steigern.

Droht ein Konjunkturabschwung?

Manche Fachleute werfen indes die Frage auf, wie lange der Rekord-Aufschwung noch dauern könne. Einige warnen, dass ein Überangebot an Immobilien irgendwann den Markt bremsen könnte, falls die Nachfrage damit nicht Schritt halte. «Ab 2025 und 2026 wird es ein grosses Angebot an neuen Einheiten geben, deren Bau 2021 begonnen hat», erklärt die Analystin Tatjana Lescova von S&P Global. «Wir rechnen damit, dass das neue Angebot bis dahin nicht vollständig vom Markt absorbiert wird, und das könnte zum Konjunkturabschwung führen.»

Bauunternehmer haben in der ersten Hälfte 2024 bereits mehr als 6000 Wohneinheiten fertiggestellt und rechnen bis Jahresende mit 20'000 weiteren, wie die staatliche Nachrichtenagentur WAM meldet. «Das sind grosse Zahlen, aber der Markt schluckt sie», sagt Experte Jochinke. «Die Leute kaufen die Wohnungen.»

AP/tcar