Begrenzte Amtszeit, Ethik-Kodex Biden plant offenbar tiefgreifende Reform des Supreme Court

SDA

17.7.2024 - 06:06

Oberstes US-Gericht spricht Trump teilweise Immunität zu

Oberstes US-Gericht spricht Trump teilweise Immunität zu

STORY: Der Oberste Gerichtshof der USA hat Donald Trump eine teilweise Immunität gegen strafrechtliche Verfolgung zuerkannt. Bezüglich Handlungen innerhalb des Kerns ihrer verfassungsmässigen Aufgaben sei dieser Schutz für ehemalige Präsidenten zwar absolut, befanden die Richter des Supreme Court am Montag. Für ein Vorgehen in einem privaten Zusammenhang geniesse ein ehemaliges Staatsoberhaupt jedoch keine Immunität. Das eigentliche Verfahren wurde an ein untergeordnetes Gericht zurückgeschickt. Damit hat das Oberste Gericht zum ersten Mal in der fast 250-jährigen Geschichte der USA dem Präsidenten einen gewissen Schutz vor Klagen bescheinigt. Trump erklärte in einer ersten Reaktion auf seinem Kurznachrichtendienst Truth Social, das Urteil sei ein grosser Sieg für die amerikanische Verfassung und Demokratie. Er sei stolz, ein Amerikaner zu sein. Trump-Gegner, die vor dem Obersten Gerichtshof protestierten, zeigten sich empört: «Und wir müssen Nein sagen. Ein grosses Nein zu Tyrannen, ein grosses Nein zu den Rechtsradikalen. Ein grosses Nein zum Obersten Gerichtshof, der diesen Mann unterstützt. Und ein grosses Nein zur republikanischen Partei, die aufgegeben hat und Trump zu ihrem Retter gemacht hat. Er ist kein Retter. Er ist der Teufel. Er ist der gefährliche Donald Trump.» Hintergrund des Falls ist ein Verfahren auf Bundesebene gegen Trump im Zusammenhang mit Versuchen, seine Niederlage bei der Präsidentschaftswahl 2020 umzukehren. Der Supreme Court verwarf mit seinem Urteil mit sechs zu drei Stimmen die Entscheidung eines untergeordneten Gerichts, wonach Trump keine Immunität geniesse. Die Anwälte Trumps hatten aber eine absolute Immunität gefordert. Es galt als unwahrscheinlich, dass ein Urteil in dem eigentlichen Verfahren noch vor der Präsidentschaftswahl Anfang November fällt. Von den sechs konservativen Richtern, die das Urteil mittrugen, waren drei von Trump während seiner Präsidentschaft nominiert worden. Da es sich um ein Verfahren auf Bundesebene handelt, könnte Trump es bei einem Sieg bei der Wahl am 5. November über das Justizministerium einstellen lassen. Experten zufolge könnte er sich auch selbst begnadigen, sollte es zu einem Schuldspruch kommen.

02.07.2024

Biden will sich offenbar für umfassende Reformen am Obersten US-Gericht der USA einsetzen. Ob er damit Erfolg hat, ist fraglich. Trump reagiert genervt.

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • US-Präsident Joe Biden plant offenbar eine weitreichende Reform des Obersten Gerichtshofs.
  • Das berichten unter anderem die US-Medien «Wall Street Journal» und «New York Times» übereinstimmend unter Berufung auf anonyme, mit der Angelegenheit vertraute Quellen.
  • Demnach will Biden in der kommenden Woche einen Vorschlag vorlegen, der eine Amtszeitbegrenzung für Richter und einen einklagbaren Ethikkodex beinhalte.
  • Donald Trump hat empört reagiert.

US-Präsident Joe Biden erwägt nach übereinstimmenden Medienberichten, Reformen am Obersten Gericht der Vereinigten Staaten anzustossen. Seine Regierung plane etwa, Vorschläge zur Begrenzung der Amtszeit der Richter und zur Einführung eines durchsetzbaren Ethik-Kodex, berichteten die «Washington Post», der Sender CNN und andere US-Medien. Sie beriefen sich dabei auf anonyme Quellen, die mit der Angelegenheit vertraut sind.

Konkrete Initiativen könnten in den kommenden Wochen finalisiert werden, hiess es. Die Regierung erwägt den Berichten zufolge auch, eine Verfassungsänderung zu fordern, um die weitreichende Immunität für Präsidenten und andere Amtsträger abzuschaffen.

Alle Vorschläge müssten vom Kongress abgesegnet werden. Dies gilt wegen des von den Republikanern kontrollierten Repräsentantenhauses und der nur knappen Mehrheit der Demokraten im Senat als unwahrscheinlich.

Supreme Court rückt immer mehr nach rechts

Richter*innen am Supreme Court werden auf Lebenszeit ernannt. Der Oberste Gerichtshof war unter Ex-Präsident Donald Trump wegen mehrerer Nachbesetzungen nach rechts gerückt. Er hat seitdem mehrfach im Sinne des Republikaners entschieden.

Die neun Richter*innen des Obersten Gerichtshofs der USA (vordere Reihe, v.l.n.r.): Richterin Sonia Sotomayor, Richter Clarence Thomas, der Vorsitzende Richter des Supreme Court, Chief Justice John Roberts, Richter Samuel Alito und Richterin Elena Kagan. Hintere Reihe (v.l.n.r.): Richterin Amy Coney Barrett, Richter Neil Gorsuch, Richter Brett Kavanaugh und Richterin Ketanji Brown Jackson. (Archivbild)
Die neun Richter*innen des Obersten Gerichtshofs der USA (vordere Reihe, v.l.n.r.): Richterin Sonia Sotomayor, Richter Clarence Thomas, der Vorsitzende Richter des Supreme Court, Chief Justice John Roberts, Richter Samuel Alito und Richterin Elena Kagan. Hintere Reihe (v.l.n.r.): Richterin Amy Coney Barrett, Richter Neil Gorsuch, Richter Brett Kavanaugh und Richterin Ketanji Brown Jackson. (Archivbild)
Bild: Keystone/AP Photo/J. Scott Applewhite

Vor wenigen Wochen fuhr Trump einen grossen Erfolg ein: Das Oberste Gericht urteilte, dass Trump für Handlungen im Präsidentenamt weitgehenden Schutz vor Strafverfolgung geniesst. Die Entscheidung hat unmittelbare Auswirkungen auf verschiedene Fälle.

Im vergangenen Jahr hatten zudem Berichte über teure Geschenke an den Supreme-Court-Richter Clarence Thomas eine Ethik-Debatte ausgelöst. Die Richter hatten daraufhin einem Verhaltenskodex zugestimmt, dessen Durchsetzbarkeit aber infrage stand.

Trump reagiert scharf

Trump, der sich gerade beim Parteitag in Milwaukee aufhält, reagierte auf die Berichte scharf. «Die Demokraten versuchen, sich in die Präsidentschaftswahlen einzumischen und unser Justizsystem zu zerstören, indem sie ihren politischen Gegner, mich, und unseren ehrenwerten Obersten Gerichtshof angreifen», schrieb er auf Truth Social.

SDA