Ansturm im Heiligen Jahr 2025 bringt Rom doppelt so viele Gäste, doch Stadt ist nicht bereit

swa

25.9.2024

Ab dem 24. Dezember findet das «Jubeljahr» in Rom statt. 30 Millionen Besucher*innen mehr werden erwartet.
Ab dem 24. Dezember findet das «Jubeljahr» in Rom statt. 30 Millionen Besucher*innen mehr werden erwartet.
Andrew Medichini/AP/dpa

Am 24. Dezember beginnt das Heilige Jahr 2025 in der italienischen Hauptstadt. 30 Millionen Besucher*innen mehr werden erwartet. Die Bewohner sind skeptisch, denn Rom arbeitet an 1000 Baustellen. 

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  • Rom bereitet sich auf das Heilige Jahr 2025 vor und erwartet bis zu 30 Millionen zusätzliche Besucher, fast doppelt so viele wie in anderen Jahren.
  • Das Problem: In der Stadt gibt es über 1000 Baustellen, auf denen marode Infrastruktur repariert werden soll.
  • Bürgermeister Gualtieri weist die Kritik zurück, dass die Vorbereitungen verspätet seien.
  • Er betont, dass finanzielle Unterstützung erst nach Melonis Amtsantritt im Dezember 2022 beschlossen worden sei.
  • Trotz laufender Renovierungen und umfangreicher Bauarbeiten sind viele Bürger skeptisch, ob Rom rechtzeitig zum Jubeljahr fertig wird.

Rom bereitet sich auf das Heilige Jahr 2025 vor. Bekannt als das «Jubeljahr», italienisch «Giubileo», beginnt eigentlich sogar schon am 24. Dezember. Tatsächlich wurde bereits 1470 von der katholischen Kirche festgelegt, dass alle 25 Jahre ein solches Jubeljahr gefeiert wird, bei dem die Gläubigen nach Rom pilgern, um ihre Sünden vergeben zu lassen. Offiziell beginnt es am 24. Dezember 2024. Das sei aber auch gänzlich überraschend für die Stadtverwaltung gekommen, würden Spötter in Rom ätzen, schreibt der «Tages-Anzeiger».

2025 erwartet Rom bis zu 30 Millionen zusätzliche Besucher*innen, was die Touristenzahlen der Stadt verdoppelt. Schon jetzt ist die Ewige Stadt stark frequentiert und ihre Infrastruktur hält dem Andrang nicht stand. Marode Strassen, bröckelnde Fassaden und Schmutz prägen vielerorts das Bild. Um dennoch gut dazustehen, drängt die Stadtverwaltung darauf, in der verbleibenden Zeit möglichst viele Renovierungen abzuschliessen.

Bürgermeister von Rom kritisiert Meloni

Bürgermeister Roberto Gualtieri weist Vorwürfe entschieden zurück, zu spät gehandelt zu haben. Auf Anfrage sagt er, schliesslich hätten sich die Vorbereitungen durch die letzte Regierungskrise verzögert, die neue Regierung Meloni habe die finanzielle Unterstützung für die Stadt Rom erst nach ihrer Wahl im Dezember 2022 beschlossen und dann sei die Stadtverwaltung «in Rekordzeit» tätig geworden. Bauprojekte, die meist Jahre Vorbereitungszeit und Bürokratie brauchen, seien innerhalb von Monaten realisiert worden. 

Laut Gualtieri sind derzeit 322 Baustellen in Betrieb, die direkt mit dem Heiligen Jahr verbunden sind – der Ausbau der U-Bahn-Linie 3 nicht mitgezählt. Zweifel daran, dass alles reibungslos verläuft, bleiben dennoch. Früh wurden Absperrungen aufgestellt und Projekte angekündigt, doch vielerorts schien erst einmal nichts zu geschehen.

Nach den Sommerferien hat die Stadt jedoch den Arbeitsrhythmus erhöht. Grosse Teile des Zentrums sind gesperrt oder verhüllt, von der Piazza Venezia bis zum Kolosseum prägen Bauzäune das Bild der Stadt. Auch in der Nähe des Vatikans entstehen grosse Fussgängerzonen, was den Bau eines neuen Tunnels erforderlich macht.

Bauprojekte im Wert von 11 Milliarden

Neben den Projekten für das Heilige Jahr gibt es auch Vorhaben, die mit Mitteln aus dem Corona-Wiederaufbaufonds der EU bis 2026 finanziert werden müssen. Insgesamt arbeitet Rom an 1000 Baustellen, die insgesamt 11 Milliarden Euro kosten. Gualtieri zeigt sich «ganz zufrieden» mit dem Fortschritt, doch viele Bürger teilen diesen Optimismus nicht.

Touristen, die in den kommenden Monaten die Stadt besuchen, werden den Ausnahmezustand zu spüren bekommen. Die berühmten Brunnen der Piazza Navona sind alle drei zugehängt, während Kalkablagerungen von Jahrzehnten entfernt werden. Die Massnahmen sind sicherlich sinnvoll, doch die Frage bleibt, wieso die Stadt nicht früher gehandelt hat.