Immer mehr Sex-Krankheiten Chlamydien, Syphilis und Gonorrhö werden zum Problem

jke

6.9.2024

Sexuell übertragbare Infektionen nehmen europaweit zu. (Archivbild)
Sexuell übertragbare Infektionen nehmen europaweit zu. (Archivbild)
Christin Klose/dpa-tmn

Sexuell übertragbare Infektionen nehmen europaweit zu – auch in der Schweiz. Der Bund strebt nun eine Reduktion der Ansteckungen an. Mehr Aufklärung und Tests sollen helfen, die Infektionsketten zu durchbrechen.

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  • Die Fallzahlen von sexuell übertragbaren Infektionen steigen in Europa und der Schweiz stark an.
  • Die europäische Gesundheitsbehörde ECDC fordert bessere Prävention und leichteren Zugang zu Tests.
  • Die Schweiz will bis 2030 neue HIV-Übertragungen und Hepatitis-B- und -C-Infektionen verhindern.
  • Junge Menschen lassen sich oft nicht testen, weil die Kosten zu hoch sind.

Die Zahl der sexuell übertragbaren Infektionen (STIs) nimmt in Europa stark zu. In der Schweiz haben sich die Fälle von Chlamydien, Syphilis und Gonorrhö vervielfacht, berichtet das SRF. Die Europäische Gesundheitsbehörde (ECDC) zeigt sich besorgt und fordert eine verstärkte Aufmerksamkeit, bessere Prävention und einen einfacheren Zugang zu Tests.

STIs

Die Abkürzung STI steht für «Sexually Transmitted Infections» und bezeichnet Infektionen, die vorwiegend durch Geschlechtsverkehr übertragen werden. Eine Übertragung kann jedoch auch auf nicht sexuellem Weg erfolgen, etwa durch Kontakt mit Blut oder Körperflüssigkeiten.

Laut einer Umfrage des Bundesamts für Gesundheit (BAG) kennen fast 80 Prozent der Befragten HIV, aber weniger als die Hälfte kann andere sexuell übertragbare Infektionen benennen. Das BAG betont daher, wie wichtig Aufklärung weiterhin ist.

Um dem Anstieg entgegenzuwirken, möchte der Bund verstärkt auf andere STIs hinweisen. Ziel ist es, bis 2030 keine neuen HIV-Übertragungen sowie Ansteckungen mit Hepatitis B und C mehr zu verzeichnen und die Zahl der STIs zu senken.

Kostenlose Tests in Zürich

Auch die Stadt Zürich reagierte auf den Anstieg der Fallzahlen und bietet im Rahmen eines Pilotprojekts seit über einem Jahr kostenlose Tests für junge Zürcherinnen und Zürcher bis 25 Jahre an. Die Nachfrage ist gross, berichtet die Stadt.

Die wichtigsten STIs

Die «Big Five» der sexuell übertragbaren Infektionen sind HIV, Syphilis, Hepatitis B und C, Gonorrhö und Chlamydien.

Symptome
HIV: Grippeähnliche Symptome, wie Fieber, Müdigkeit und geschwollene Lymphknoten.
Syphilis: Beginnend mit Hautausschlägen, Geschwüren oder geschwollenen Lymphknoten. 
Hepatitis B und C: Oft symptomlos; falls Beschwerden auftreten, zeigen sie sich bei Hepatitis C durch Müdigkeit, Gelenkschmerzen und Übelkeit.
Gonorrhö: Schmerzen beim Wasserlassen, Juckreiz oder Rötungen, eitriger Ausfluss aus Genitalien, Anus oder Rachen.
Chlamydien: Schmerzen beim Wasserlassen, Juckreiz oder Rötungen, eitriger Ausfluss aus Genitalien, Anus oder Rachen. Bei Frauen: Vaginale Blutungen zwischen den Menstruationen.
Wichtig: Viele sexuell übertragbare Krankheiten verlaufen symptomlos. Insbesondere bei bakteriellen Infektionen bietet ein Kondom nur begrenzten Schutz.

Quellen: Sexuelle Gesundheit Schweiz, Aids-Hilfe Schweiz

Laut einem Fragebogen gaben 87 Prozent der Teilnehmenden an, dass die Kosten das grösste Hindernis für Tests darstellen. Auch Umfragen von «SRF Impact» zeigen, dass neben Bequemlichkeit, Unwissenheit und Scham die Kosten oft abschrecken.

Obwohl viele STIs ohne Symptome verlaufen, übernehmen Krankenkassen die Kosten meist nur bei Symptomen. Je nach Ort können umfassende Tests zwischen 100 und 300 Franken kosten. Für junge Menschen kommt hinzu, dass Abrechnungen oft über die Eltern laufen, was als unangenehm empfunden wird.

Fallzahlen steigen wegen vermehrter Tests

Dabei sind Tests entscheidend, um Infektionsketten zu unterbrechen, betont Oliver Vrankovic vom Checkpoint Zürich: «Es geht darum, Infektionen früh zu erkennen und zu behandeln, um eine Weiterverbreitung zu verhindern.»

Der Anstieg der Fallzahlen wird laut Expert*innen auch durch die vermehrten Tests begünstigt. Bei Gonorrhö vermutet die Aids-Hilfe-Schweiz jedoch einen echten Anstieg der Infektionen. Das ECDC vermutet zudem, dass riskantes Sexualverhalten, wie häufiger Partner*innenwechsel, zu den steigenden Zahlen beiträgt.

Bund lanciert Kampagne gegen STIs

Bund lanciert neue Kampagne gegen sexuell übertragbare Infektionen

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Weniger als die Hälfte der Bevölkerung weiss gemäss einer Umfrage über sexuell übertragbare Infektionen wie beispielsweise Syphilis, Gonorrhoe, oder Chlamydien Bescheid. Die neue «Love Life»-Kampagne des Bundes will nun die Prävention verstärken. Am Donnerstag wurden verschiedene Sujets, die ab Freitag etwa auf Plakaten und im Internet zu sehen sein werden, in Bern vor den Medien präsentiert. Die neue Hauptbotschaft des Bundesamts für Gesundheit (BAG) lautet: «Mach deinen Safer-Sex-Check». Erst dann sei man «Ready!» für Sex. Bereit sein für eine sexuelle Begegnung bedeute, sich mittels des Safer-Sex-Checks vorgängig über adäquate Schutzempfehlungen zu informieren.

25.04.2024