Weder Heizung noch Warmwasser Mieter eines Neubaus müssen regelmässig frieren

tbz

15.1.2024

Zurzeit herrschen nachts landesweit Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt.
Zurzeit herrschen nachts landesweit Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt.
dpa

In einem Wohnblock im Thurgau fallen während der anhaltenden Kältewelle immer wieder Heizung und Warmwasser aus. Die Bewohner sorgen sich um die Gesundheit ihrer Kinder, die Verwaltung schweigt.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Anwohner eines Wohnblocks im thurgauischen Amriswil beklagen sich über miserable Bedingungen. Seit Monaten sollen regelmässig Heizung und Warmwasser ausfallen.
  • In Amriswil sanken die Temperaturen in den letzten Nächten auf bis zu minus zehn Grad. Mieterin Ana Carvalho sorgt sich um die Gesundheit ihrer Tochter, weil sie diese ohne Warmwasser nicht mehr baden kann.
  • Auch andere Anwohner ärgern sich über die Umstände und überlegen sich wegzuziehen.
  • Das Problem sei seit mehreren Jahren bekannt. Trotz wiederholter Gespräche mit der Verwaltung konnte bisher keine langfristige Lösung gefunden werden. Gegenüber «20 Minuten» will die Eigentümerschaft keine Stellung beziehen.

Die Schweiz friert. Selbst tagsüber steigt das Thermometer nur selten über den Gefrierpunkt, die Nächte sind an den meisten Orten im Land bitterkalt. So auch in der Gemeinde Amriswil im Kanton Thurgau. In den vergangenen Nächten fielen die Temperaturen dort auf bis zu minus zehn Grad. Funktionierende Heizungen und warmes Wasser sind in solchen Tagen besonders wichtig.

Wie «20 Minuten» berichtet, müssen die Mieterinnen und Mieter eines Wohnblocks in der Gemeinde aber genau darauf verzichten. Laut der Familie de Carvalho, die in dem betroffenen Block wohnt, fallen Heizung und Warmwasser seit Wochen teilweise stundenlang aus. «Bei dem Wetter ist es einfach unerträglich, so leben zu müssen», erklärt Ana Carvalho die Situation der Familie.

«Mit kaltem Wasser kann ich meine Tochter nicht baden»

Die 29-Jährige wohnt zusammen mit ihrem Partner und der fünfjährigen Tochter in der Siedlung. Auch ihre Eltern sind in demselben Block ansässig und von den Problemen betroffen. «In unserer Wohnung ist es so kalt. Wir müssen zu Hause einen Pulli und teils sogar die Winterjacke tragen», schildert Ana, die Nachts kaum schlafen kann. «Wir schlafen mit zwei Decken und spüren die Kälte immer noch.»

Auch das Warmwasser sei ein Problem. Alle zwei Tage komme aus dem Hahn für fünf bis sechs Stunden nur noch kaltes Wasser. Es sei auch schon passiert, dass dieses Problem mehrere Tage anhielt – und das schon seit November.

Die betroffene Siedlung an der Wuhrstrasse in Amriswil.
Die betroffene Siedlung an der Wuhrstrasse in Amriswil.
Streetview

Besonders schwierig sei die Situation für die fünfjährige Tochter. «Mit kaltem Wasser kann ich sie nicht baden. Und jeden Tag Wasser auf dem Herd aufzukochen ist keine Lösung», erklärt die junge Mutter, die sich um die Gesundheit ihrer Tochter sorgt. Im Wohnblock seien ohnehin schon viele Leute krank. Eine Nachbarin habe sogar eine Lungenentzündung bekommen.

Problem seit Jahren bekannt

Besonders ärgerlich: Das Problem sei bereits aus vergangenen Wintern bekannt. Dennoch finde die Verwaltung keine Lösung. «Sie reagieren nur schleppend auf unsere E-Mails oder Anrufe. Unsere Sorgen werden einfach abgetan», erzählt Ana. Es sei zwar eine Hauswartungsfirma engagiert worden, die immer wieder vorbeikomme, eine langfristige Lösung sei aber nicht in Sicht.

Nachbarin Emanuela klagt über dieselben Probleme: «Meiner Tochter ist in der Nacht schon so kalt, dass sie weinend aufwacht.» Schwierig sei die Situation auch für ihren Mann, der auf dem Bau tätig sei. Oft könne er nach einem Arbeitstag draussen nicht einmal warm duschen, wenn er nach Hause komme.

Verwaltung will sich nicht äussern

Mehrere Anwohner überlegen sich, aus der Siedlung auszuziehen. Eine Familie habe das bereits getan. Das sei aber nicht ganz so einfach, erklärt die 35-jährige Festi, die ihren Sohn nicht aus seinem gewohnten Umfeld herausreissen möchte. «Das Einzige, was mich noch hier hält, ist mein Sohn. Er geht in den Kindergarten.»

Gemäss «20 Minuten» sei das Problem der Verwaltung bekannt. Auf eine Anfrage hin habe die Eigentümerschaft aber keine Stellung beziehen wollen.