Ein Kragenspiegel des Armeeseelsorgers: Mit der Öffnung für andere Religionen soll dieser angepasst werden.
Die angehenden Armeeseelsorger (von links): Daniele Scarabel mit freikirchlichem Hintergrund, Muris Begovic mit muslimischem Hintergrund und Jonathan Schoppig mit jüdischem Hintergrund.
Armeeseelsorge erweitert ihr religiöses Spektrum - Gallery
Ein Kragenspiegel des Armeeseelsorgers: Mit der Öffnung für andere Religionen soll dieser angepasst werden.
Die angehenden Armeeseelsorger (von links): Daniele Scarabel mit freikirchlichem Hintergrund, Muris Begovic mit muslimischem Hintergrund und Jonathan Schoppig mit jüdischem Hintergrund.
Die Schweizer Armee hat erstmals Vertreter der jüdischen und muslimischen Religion als Armeeseelsorger aufgenommen. Diese werden in einem dreiwöchigen Lehrgang auf ihre Aufgaben in den Truppenverbänden vorbereitet und stehen dann allen Armeeangehörigen zur Seite.
Aktuell sind in der Schweizer Armee 171 Seelsorgerinnen und Seelsorger tätig, sie leisten jährlich freiwillig mindestens zehn Diensttage. Sie führen Gespräche mit Armeeangehörigen, halten Rituale ab und stehen auch als Notfallseelsorger im Einsatz, wie Samuel Schmid, Chef Armeeseelsorge, am Donnerstag in Luzern anlässlich eines Fachgesprächs erklärte.
Die Mehrheit hat einen katholischen oder reformierten Hintergrund. 2020 wurden auch Freikirchliche Vertreterinnen und Vertreter zum Dienst zugelassen und im vergangenen Jahr schloss die Armeeseelsorge Partnerschaften mit der Föderation islamischer Dachorganisationen Schweiz und dem Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund.
Somit sind beim aktuellen Lehrgang mit 29 Teilnehmenden erstmals auch drei nichtchristliche Vertreter dabei, die anschliessend in den Rang eines Hauptmanns erhoben werden. In der Vergangenheit habe die Armeeseelsorge zu wenig Kapazitäten gehabt, sagte Schmid.
Nachfrage vorhanden
Alleine während der Coronapandemie hätten ihre Vertreterinnen und Vertreter über 10'000 Einsätze im Assistenzdienst geleistet. Trotz Säkularisierung ist laut Schmid Gesprächsbedarf in der Armee vorhanden, viele Fälle beträfen das zivile Leben. Er erlebe eine Generation von jungen Menschen, die bereit seien, über ihre Bedürfnisse zu sprechen, sagte Schmid.
Wer zur Armeeseelsorge zugelassen werden will, muss eine Rekrutenschule absolviert haben oder einen dreiwöchigen Schnellkurs in militärischer Grundausbildung. Zudem muss er oder sie über seelsorgerische und theologische Kompetenzen verfügen und von seiner Religionsgemeinschaft vorgeschlagen werden.
Damit stelle man die religiöse Verankerung sicher, sagte Schmid. Auch ein Auswahlverfahren müssen die Bewerbenden durchlaufen. Darin werde etwa geprüft, ob sie die Werte Offenheit und Respekt vertreten, auf die sich Armeeseelsorge und die 19 Partner geeinigt hätten, beispielsweise im Bezug auf Homosexualität. Man habe, sagte Schmid, auch schon Bewerber durchfallen lassen.
Missionieren als «No go»
Missionieren sei ein «No go» bei der Armeeseelsorge. Dass dies und andere unerwünschte Handlungen nicht vorkämen, stelle man mit einem mehrstufigen Controlling sicher.
Auch wenn nun Armeeseelsorgerinnen und Seelsorger mit weiteren religiösen Hintergründen ausgebildet werden: Sie sind für alle Armeeangehörigen zuständig, egal ob religiös oder nicht. «Wir wollen nicht polarisieren, sondern integrieren», sagte Schmid. Damit knüpfe man an eine historische Entwicklung an: 1894 wurde die Feldpredigergesellschaft gegründet, in der sich reformierte und katholische Geistliche vereinten.
Grundlage für die Armeeseelsorge sei die Transzendenz, sagte Schmid. Konfessionslose Seelsorger gibt es keine. Mit der religiösen Öffnung der Armeeseelsorge soll dereinst auch das Dienstzweig-Abzeichen, das bisher ein Kreuz zeigt, angepasst werden.
kad, sda