Jubiläum In St. Moritz wird seit 40 Jahren Snow Polo auf Weltniveau gespielt

uj, sda

24.1.2025 - 10:28

Das alljährliche Snow Polo in St. Moritz sorgt seit 40 Jahren für spektakuläre Bilder. (Archivbild)
Das alljährliche Snow Polo in St. Moritz sorgt seit 40 Jahren für spektakuläre Bilder. (Archivbild)
Keystone

Snow-Polo ist vor 40 Jahren von Reto Gaudenzi erfunden worden. Der Bündner veranstaltete 1985 erstmals ein Poloturnier auf dem zugefrorenen St. Moritzersee. Das weltweite Unikum generiert jährlich Millionen Franken an Wertschöpfung.

Keystone-SDA, uj, sda

Dieses Wochenende findet der Event zum vierzigsten Mal statt. Die Sonne scheint an diesem Tag Ende Januar nicht über St. Moritz. Der Himmel ist bedeckt, die Temperatur unter Null und es schneit leicht. Nur ein paar Flocken, nichts Vergleichbares mit dem Abend des 25. Januar 1985, als St. Moritz in einer einzigen Nacht mit einem Meter Schnee bedeckt wurde. Gaudenzi, der Vater des Snow Polo, erinnert sich noch gut an die hektischen Stunden vor der Weltpremiere des ersten Schneepolo-Turniers.

«Wir konnten die Schneemassen nicht mit Lastwagen bewegen, weil sie zu schwer waren. Deshalb habe ich Kontakt zu einigen Bekannten aufgenommen und gemeinsam haben wir 150 Leute mobilisiert, die uns beim Räumen des Spielfeldes halfen», erzählt Gaudenzi. Auch der Transport der Pferde, den Hauptdarstellern des Turniers, war alles andere als einfach. «Wir hatten es nicht geschafft, mit dem Lastwagen den Julierpass zu überqueren. Da es noch keinen Vereina-Tunnel gab, luden wir 50 Pferde auf einen Güterzug der Rhätischen Bahn.»

Die Vierbeiner aus ganz Europa hatten zwar Angst vor dem Lärm der Waggons auf der Albulastrecke, als sie in St. Moritz ankamen, erwartete sie aber eine angenehme Überraschung. «Viele Pferde hatten noch nie Schnee gesehen. Sobald sie aus den Waggons stiegen, begannen sie daran zu riechen und rollten sich einer nach dem anderen auf den Boden. Es gibt keine Fotos, aber es war ein Spektakel für die Augen», so Gaudenzi weiter.

Neue Erkenntnisse für ein neues Turnier

Gaudenzi stammt ursprünglich aus Silvaplana und Poschiavo. Seit 46 Jahren spielt er Polo, eine der ältesten Mannschaftssportarten der Geschichte. «Polo gibt es seit 3000 Jahren, es wird weltweit gespielt, aber bis vor 40 Jahren gab es keine Wettkämpfe im Schnee», erzählt er.

Auf dem St. Moritzersee wurden bereits Anfang der 1900er-Jahre Pferderennen veranstaltet. Das war ein entscheidender Faktor, um Luxushotels, Sponsoren und anfänglich skeptische Spieler vom Gelingen des Pionierprojekts von Gaudenzi zu überzeugen.

Im Vergleich zum Spiel auf dem Gras braucht es beim Schneespiel eine andere Ausrüstung, die es damals noch nicht gab. «Damit sich unter den Pferdehufen kein Schnee sammelt, hat der St. Moritz Peppino Cattaneo eine neue Technik entwickelt, indem er ein Stück Leder zwischen Eisen und Huf befestigte. Heute wird dafür ein spezieller Kunststoff verwendet.» Zudem benötigten die Spieler einen Poloball, der auf die schneebedeckte Fläche passte. Eine italienische Firma konzipierte eine grössere Kugel mit zwei Luftkammern.

Obwohl es sich um dieselbe Sportart handelt, hat sie laut Gaudenzi im Schnee eine andere Dynamik. «Es ist ein flexibleres Spiel, vielleicht weniger schnell als das auf Rasen, aber mit mehr Technik», erklärt der Gründer. Da der Ball auf schneebedecktem Boden weniger weit abprallt als auf Rasen, ist das Spielfeld kleiner und der Körperkontakt zwischen den Spielern der verschiedenen Mannschaften ist intensiver.

Ein Wirtschaftsfaktor für St. Moritz

In vier Jahrzehnten hat sich Gaudenzis mutige Idee immer mehr durchgesetzt. Die erste Ausgabe besuchten 2500 Personen und 140 Journalisten. Heute verfolgen innerhalb von drei Tagen 25'000 Personen das Turnier am St. Moritzersee und rund 270 Redaktionen aus aller Welt berichten über den Anlass.

«Wir sind zum Wirtschaftsfaktor geworden», sagt Gaudenzi. Das Eventbudget beträgt drei Millionen Franken und generiert eine Wertschöpfung von 24 Millionen. «Die Wertschöpfung entsteht in Hotels, Restaurants, Geschäften. Es ist die gesamte touristische Infrastruktur, die genutzt wird.»

Im Laufe der Jahre haben auch andere Destinationen die Idee des Schneepolos kopiert, zum Beispiel Cortina in Italien oder Kitzbühel in Österreich. Aber vom Spielstandard her ist es das einzige auf diesem hohen Niveau. Jedes Jahr Ende Januar reisen die besten Spieler der Welt in den Engadiner Nobelkurort. 120 Poloponys werden im Stall in St. Moritz Bad untergebracht.

Zwei Ausfälle in 40 Jahren

Unterdessen hat es draussen aufgehört zu schneien. «Wichtig ist, dass es kalt ist», so Gaudenzi weiter. Die grösste Unbekannte ist neben den vielen technischen Herausforderungen die Natur. In 40 Jahren fiel das Turnier wetterbedingt nur einmal aus, 2012 wegen der zu dünnen Eisschicht auf dem See. Und dann noch einmal wegen der Pandemie.

«Das letzte Jahr war etwas schwierig», erzählt der Vater des Events. «Innerhalb von 24 Stunden hatten wir einen Temperaturanstieg von 15 Grad. Der Boden ist zu weich geworden, um spielen zu können.» Das Turnier wurde jedoch nicht abgesagt. Die Teams massen sich in einem Penaltyschiessen.

Man suchte nach einer Alternative, nach einem Weg, alles möglich zu machen. Dieses Merkmal begleitet die Geschichte dieses Events seit 40 Jahren. «Es ist ein grosses dreitägiges Fest, sportlich und gesellschaftlich», erklärt Gaudenzi. Das Turnier beginnt am 24. Januar und dauert bis zum 26. Januar. Und am Tag danach beginnen der Gründer und die gesamte Organisation bereits mit der Arbeit für das nächste Turnier.