Schweizer Logenplätze Unten Nebel, oben das Paradies: Die schönsten Herbst-Wanderungen

Bruno Bötschi

30.9.2018

Raus in die Natur, ab über die Nebelgrenze und die Fernsicht geniessen: Der Herbst ist die schönste Wandersaison in der Schweiz.
Raus in die Natur, ab über die Nebelgrenze und die Fernsicht geniessen: Der Herbst ist die schönste Wandersaison in der Schweiz.
Bild: Schweiz Tourismus

Über dem Nebelmeer verweilen: Das ist definitiv einer der schönsten Gründe, in den kommenden Wochen in die Natur rauszugehen. 

Der Herbst ist eine inspirierende Jahreszeit: Mal kitzelt die Sonne verführerisch im Nacken, mal treibt uns der hartnäckige Hochnebel in die schiere Verzweiflung.

Wir stellen Ihnen 8 besonders schöne, aber nicht allzu schwierige Herbstwanderungen über der Nebelgrenze vor:

Schwyzer Panorama: Engelstock-Rundweg

Mit der Gondelbahn Stuckli Rotondo, der ersten drehbaren Gondelbahn der Welt, geht es hinauf auf den Mostelberg. Während der Fahrt geniesst man den prächtigen Ausblick ins Ägerital.

Der zweistündige Rundweg um den Engelstock geht nur leicht bergab und -auf und führt längere Zeit durch den Wald. Bald zeigen sich weitere Panoramen mit dem Lützelsee, dem Vierwaldstättersee und den Urner Alpen.

Engelstock-Rundweg: Manchmal ist der Nebel am schönsten, wenn man auf ihn herunter schaut.
Engelstock-Rundweg: Manchmal ist der Nebel am schönsten, wenn man auf ihn herunter schaut.
Bild: Schweiz Tourismus

Nach dem kurzen Aufstieg wird man belohnt mit dem Blick auf die majestätischen Mythen. Vor dem Mostelberg kann die Hängebrücke Skywalk benützt werden – ein Erlebnis, zumindest für jene, die schwindelfrei sind.

Wer noch weiter wandern möchte, verzichtet auf die Gondelbahn und spaziert gemütlich hinunter zur Talstation Sattel (dauert etwas mehr als eine halbe Stunde). Oder man gönnt sich eine rasante Fahrt mit der Rodelbahn.

Langenbruck: Höhenroute im Oberbaselbiet

Den dicht bewaldeten Helfenberg gilt es auf dieser mittelschweren, vierstündigen Wanderung als erstes zu bezwingen. Weiter geht es, nach einem kurzen Abstieg, hinauf zur Felskuppel des Chellenchöpflis, dem höchsten Gipfel im Kanton Baselland.

Höhenroute Langenbruck: Die perfekte Welle schwappt über die Jurakette.
Höhenroute Langenbruck: Die perfekte Welle schwappt über die Jurakette.
Bild: Schweiz Tourismus

«Es wächsle Bärg und Täli so liebli mitenand und über alles uuse luegt mängi Felsewand», so steht's geschrieben im Baselbieter Lied.

Die Höhenwanderung von Langenbruck zum Passwang unterstreicht den Wahrheitsgehalt dieser Zeilen. Gleich drei der besungenen Felswände werden «bestiegen».

Alto Malcantone: Tessiner Kastanienweg

Ausgangspunkt der dreistündigen Rundwanderung ist die Busstation Arosio Paese. Der Weg führt durch die fünf Dörfer des Alto Malcantone. Bereits nach wenigen Metern befindet man sich im Kastanien- und Birkenwald.

Abwechselnd durch Wald und über Wiesen führt die Tour entlang idyllischer Bächlein in einem stetigen, aber angenehmen Auf und Ab zunächst via Mugena nach Vezio.

Alto Malcantone: Warum nicht durch die verschleierten Kastanienhaine des Südtessins schlendern?
Alto Malcantone: Warum nicht durch die verschleierten Kastanienhaine des Südtessins schlendern?
Bild: Schweiz Tourismus

Auf dem 15 Kilometer langen Themenweg begegnet man Infotafeln mit Erklärungen zur Kastanie. Und man erreicht eine Stelle, an der früher geköhlert, also Holzkohle hergestellt wurde. Auch ein prächtiger Aussichtspunkt mit Feuerstelle wartet.

Fiesch im Wallis: Einzigartiger Aletschwald

Der Aletschgletscher ist der grösste Gletscher in Zentraleuropa. An seiner südlichen Seitenmoräne ist ein einzigartiges Naturschutzgebiet entstanden. Die Höhenwanderung beginnt bei der Mittelstation der Eggishornbahn auf dem Kühboden und dauert drei Stunden.

Weiss in weiss: Der Aletschgletscher imponiert auch im Nebelkleid.
Weiss in weiss: Der Aletschgletscher imponiert auch im Nebelkleid.
Bild: Schweiz Tourismus

Der Weg führt Richtung Bettmeralp, die Viertausender der Mischabelgruppe immer im Blickfeld. Von der Furri Hütte verläuft die Route nach rechts hinauf Richtung Aletschwald, gefolgt von einem kurzen, aber steilen Aufstieg. 

Von der Rote Kumma führt die Route dann direkt in den Aletschwald, von wo aus man eine einmalige Aussicht auf den mächtigen Gletscher hat. Über die Altstafel Mauer wird die Riederfurka erreicht. Von dort verläuft der Weg hinunter zur autofreien Riederalp.

Berner Oberland: Höhenwanderung Niederhorn

Das Postkarten-Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau präsentiert sich auf dem Weg zum Gemmenalphorn (2061 Meter) von seiner schönsten Seite. Zuerst einfach, wird der Bergpfad später etwas schmaler – mit schönen Tiefblicken.

Der Abstieg führt erst über ein Karstgebiet, dann durch Wald und über steile Wiesen nach Habkern. Unterwegs warten morgens Steinböcke auf die ersten Wanderer. Es lohnt sich, leise zu sein und immer wieder anzuhalten, um Berg und Tal zu beobachten.

Höhenwanderung Niederhorn: Wenn sich der Nebel auflöst, präsentieren sich hier Eiger, Mönch und Jungfrau in bester Manier.
Höhenwanderung Niederhorn: Wenn sich der Nebel auflöst, präsentieren sich hier Eiger, Mönch und Jungfrau in bester Manier.
Bild: Schweiz Tourismus

Bis zum Gemmenalphorn sind es anderthalb Stunden Marschzeit. Hier oben gibt es freie Sicht gegen Osten auf die Sieben Hengste.

Die Wandererin oder der Wanderer begreift rasch, warum die Kalkrippen diesen Namen haben. Der etwas anstrengendere Abstieg nach Habkern erfolgt über die Gemmenalp, nochmals eine attraktive Karstlandschaft.

Creux du Van: Rundwanderung im Val de Travers

Im Creux du Van über dem Neuenburgersee präsentiert sich die Natur in einem gigantischen Amphitheater. Die Logenplätze in der 160 Meter hohen Wand sichern sich die Steinböcke.

725 Höhenmeter Aufstieg sind es, dann steht man mitten in einer Arena der Superlative. Das natürliche Amphitheater mit einem Durchmesser von einem Kilometer ist das Resultat hartnäckiger Erosion durch Wasser und Eis – und ein Paradies für Tier und Mensch.

Creux du Van: Der Grand Canyon der Schweiz wird sanft von Nebelschwaden eingelullt. Ob die grüne Fee ihre Finger im Spiel hat?
Creux du Van: Der Grand Canyon der Schweiz wird sanft von Nebelschwaden eingelullt. Ob die grüne Fee ihre Finger im Spiel hat?
Bild: Schweiz Tourismus

Dem Rand der Arena entlang führt der Weg, auf dem man sich immer in der ersten Reihe fühlt. Und ganz unten im Kessel sprudelt munter eine Quelle, die «fontaine froide», deren Wasser das ganze Jahr über eisige vier Grad kalt ist.

Wer am Ende die fünf Stunden dauernde Rundtour erstmal verdauen muss, trinkt am besten ein Gläschen «Grüne Fee»: Das Val de Travers ist die Heimat des Absinth, dem heimlichen Star des Tals.

Val Terbi: Themenwanderung im Jura

Die Wanderung durch das Val Terbi im Kanton Jura führt durch prächtige Landschaften: Unterwegs passiert man Wiesen, Wälder, Schluchten und Weiden und komm tan an zahlreichen Attraktionen vorbei. Von heimeligen Waldhütten, über eine Sammlung ausgestopfter Tiere, über Unesco-Fresken und Themenwege ist alles dabei.

Kurz nach dem Startort Vicques steigt der Weg sanft an zur Waldhütte Pré Godat. Die rund dreinhalbstündige Tour wird fortgesetzt durch Waldlandschaften und führt in die romantische Schlucht Tiergarten.

Neue Einsichten gewinnt man auf einer Wanderung im verträumten Terbi-Tal im Kanton Jura.
Neue Einsichten gewinnt man auf einer Wanderung im verträumten Terbi-Tal im Kanton Jura.
Bild: Schweiz Tourismus

Über Felder und Weiden geht es weiter bis nach Vermes. Unmittelbar nach der romanischen Kirche führt ein botanischer Themenweg in die Höhe, wo die Wiesen von Plain-Fayen erreicht werden. Die Wanderung endet in Corban. Es bestehen regelmässige Busverbindungen zurück zum Startort in Vicques.

Charetalp: Glarner Passwanderung

Mit der Standseilbahn geht es hinauf in den autofreien Ferienort Braunwald und von dort weiter mit der Gondelbahn bis zum Gumen auf 1900 Meter. Hier bietet sich einem ein Bergpanoramablick – darunter der Tödi, mit 3614 Meter der höchster Berg des Glarnerlandes.

Die Passwanderung, die dreieinhalb Stunden dauert, führt über die Braunwaldalp zum Bützi. An einigen Stellen ist der Weg etwas ausgesetzt, deshalb ist Trittsicherheit und Schwindelfreiheit von Vorteil.

Richtung Erigsmatt (2081 Meter) geht es weiter durch wilde Karstgestein-Formationen. Sogar im Sommer liegen hier noch Schneefelder. Schafe kühlen sich darauf bei heissem Wetter Bäuche und Kehlen.

Glarner Passwanderung: Die zerschrundeten Karrenfelder sind im Morgendunst noch geheimnisvoller.
Glarner Passwanderung: Die zerschrundeten Karrenfelder sind im Morgendunst noch geheimnisvoller.
Bild: Schweiz Tourismus

Nach zwei Stunden ist die Erigsmatt erreicht. Hier kann in der Alpwirtschaft gerastet werden. Bis zur Charetalphütte verläuft die Tour danach über ein Hochmoorfeld, bevor es flach weitergeht zum letzten Aufstiegsstück – zum Grossbodenkreuz.

Es lohnt sich bis zum Gipfelkreuz hinauf zu steigen: Ein Rundblick von 360 Grad wartet. Die Glattalphütte SAC liegt einem nun zu Füssen. Dort warten auf der Terrasse Liegestühle und die Seilbahn ist nur wenige Minuten entfernt.

Noch mehr Wanderungen über der Nebeldecke finden sich auf der Internetseite von Schweiz Tourismus.

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