MallorcaMassentourismus: So kann man ihm ausweichen
dpa
7.2.2018
Reisen dient der Völkerverständigung? Nicht unbedingt. Viele Einheimische von Amsterdam über Mallorca bis Venedig haben genug von den Touristenmassen - und protestieren lautstark. Die Reisebranche diskutiert über «Overtourism». Was hat es damit auf sich?
Proteste gegen Touristen auf Mallorca, Klagen in Kreuzfahrtzielen wie Venedig und Dubrovnik, Besuchermassen in Rom und Amsterdam: «Overtourism» ist derzeit ein viel diskutiertes Thema. Vielerorts herrscht der Eindruck: Es ist einfach zu viel.
Der Tourismusforscher Prof. Torsten Kirstges von der Jade-Hochschule in Wilhelmshaven, Deutschland, spricht im Interview über Ursachen und Lösungen.
Herr Kirstges, Massentourismus gibt es schon seit Jahrzehnten. Warum ist das Thema gerade jetzt so präsent?
Torsten Kirstges: Das Thema steht in der Tat seit mindestens 20 Jahren immer wieder auf der Agenda. Es ist keine neue Entwicklung. Einige Orte haben aber in den vergangenen Jahren besonders geboomt, zum Beispiel Venedig und Dubrovnik. Dort merkt man, dass die Kapazitäten begrenzt sind. In Island kommen aufs Jahr gesehen mittlerweile sieben Urlauber auf einen Einheimischen. Die Beeinträchtigungen für die Bevölkerung sind da: Menschenschlangen, Enge, Lärm, «Touristifizierung», Müll, unangemessenes Verhalten, Preissteigerungen. Es kommt zu Protesten gegen die Touristenmassen. Der Begriff «Overtourism» ist aber letztlich nur alter Wein in neuen Schläuchen.
Hat das Problem mit Airbnb zu tun, also der Vermittlung von Privatunterkünften an Touristen?
Airbnb ist sicher nicht der Grund dafür, dass bestimmte Ort von Touristen überrannt werden. Man kann die Schuld nicht einer bestimmten Übernachtungsform zuschieben. Viele tragen ihren Teil dazu bei. Die lokale Wirtschaft will mit den Touristen Geld verdienen, und diese wollen an einem interessanten Ort ihren Urlaub verbringen.
Es geht also schlicht um die Masse an Touristen?
Der Massentourismus ist ein Effekt der freiheitlichen Gesellschaftsordnung in Europa. Dazu gehört die Reisefreiheit - und das ist grundsätzlich auch gut so. Jeder will dorthin, wo es vermeintlich toll ist. Die Konsequenz ist dann aber eben das massenhafte Reisen.
Was können die Destinationen tun, um die Lage zu entspannen?
Die Besucherzahlen zu begrenzen, geht nur bei bestimmten Sehenswürdigkeiten. Der Zugang mit Kreuzfahrtschiffen zu einer Insel lässt sich beschränken oder der Eintritt in Nationalparks. Aber die meisten Ferienziele, vor allem die Städte, haben nur eine natürliche Begrenzung: die Zahl der Unterkünfte und Betten. Dort kann man den Aufenthalt zumindest verteuern oder erschweren.
Welche Massnahmen gibt es da?
Touristenabgaben und Bettensteuern sind eine Möglichkeit. Man kann Autos aus der Innenstadt verbannen, Anmeldesysteme für die grodden Sehenswürdigkeiten einführen. Das reguliert die Nachfrage ein wenig. Man kann ausserdem versuchen, die Besucherströme anders zu lenken und die Ferienreisenden besser zu verteilen. Dafür muss man sie informieren, was es sonst noch alles in einer Region zu sehen gibt.
Jeder weis, dass es im Hochsommer in Rom rappelvoll ist, trotzdem fahren alle hin. Ist der Feriengast selbst Schuld?
Die wenigsten Touristen wollen in einer verlassenen Gegend herumlaufen. Eine gewisse angenehme Masse wirkt also durchaus anziehend. Nur gibt es eben eine kritische Schwelle. Da wird es den meisten zu viel. Die Besucherströme zu entzerren, funktioniert aber nur eingeschränkt. Familien in Europa sind nun einmal an die Ferienmonate im Sommer gebunden. Saisonalität wird es immer geben, in vielen Urlaubsregionen auch wegen des Wetters.
Welche Ratschläge können Sie Reisenden geben?
Wer kann, sollte auf die Nebensaison ausweichen. Und wer unbedingt in der Hochsaison besondere Hotspots besuchen will, muss seine Reise gut planen. Angemeldete Gruppen werden bei vielen Sehenswürdigkeiten zum Beispiel schneller reingelassen. Und wer sich am Massentourismus wirklich stört, der wird immer Destinationen finden, die sich erholsam und nachhaltig bereisen lassen. Meist treten sich die Touristen nur an wenigen Orten wirklich auf die Füsse.
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Am Donnerstag sind die Flughäfen Hamburg, Stuttgart, Karlsruhe/Baden-Baden, Köln und Berlin betroffen.
Nach Schätzungen des Flughafenverbandes ADV sind allein davon etwa 90 000 Reisende betroffen, mehr als 580 Flugverbindungen dürften abgesagt werden.
Nachwehen könnte zudem der zweitägige Streik des Lufthansa-Kabinenpersonals in Frankfurt und München haben.
Und was noch dazu kommt: Auch an diesem Freitag können Fluggäste in Deutschland nicht überall damit rechnen, wie geplant ans Ziel zu kommen: Verdi hat auch für Freitag zu weiteren Warnstreiks des Luftsicherheitspersonals aufgerufen.
Dann soll es nach Angaben von Verdi nach und nach die fünf Flughäfen Hannover, Dortmund, Weeze, Dresden und Leipzig treffen.
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