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Ausflugstipps 15 Orte um den Säntis, die man gesehen haben muss
Nina Kobelt und Silvia Schaub
18.4.2019
Nach dem Lawinenunglück im Januar wird die Schwebebahn erst ab Juni wieder Gäste auf den Säntis bringen. Rund um den Ostschweizer Gipfel gibt es aber einige aussergewöhnliche Orte, die bereits jetzt besucht werden können.
Der 2'502 Meter hohe Säntis ist eingebettet in einer der schönsten Naturkulissen Europas und gibt den Blick frei auf sechs Länder: die Schweiz, Deutschland, Österreich, Italien, Frankreich und Liechtenstein.
Rund um den Gipfel vereinen sich viele Gegensätze – schroffe Felswände, tiefblaue Seen, liebliche Hügellandschaften. Das Appenzellerland und das Toggenburg stehen aber auch für Rätselhaftes, Skurriles und Kreatives.
Die beiden Journalistinnen Nina Kobelt und Silvia Schaub verbrachten in den letzten Jahren viel Zeit in der Region und entdeckten spannende Orte – die stellen sie im kürzlich erschienen Reiseguide «111 Orte rund um den Säntis, die man gesehen haben muss» vor.
Für «Bluewin» präsentiert das Duo Kobelt/Schaub nun seine 15 Lieblingsorte rund um den Ostschweizer Gipfel:
1. Das Hobbitland
Wer von Nesslau aus die Schwägalpstrasse hochfährt, fühlt sich bei Ennetbühl plötzlich wie im Film. Hunderte grasüberwachsene Hügel erinnern an das Hobbitland aus «Herr der Ringe». Gandalf und Frodo hätten bestimmt ihre Freude an dieser Landschaft, die von einem Bergsturz herführt. Wanderwege gibt es viele in dieser Zauberwelt, die noch anderes bietet: wunderbare, gigantische Ahornbäume auf der Alp Gössigen oberhalb von Ennetbühl.
2. Der Hammond-Corner
Das berühmteste Strassenstück im Toggenburg ist auf keiner Strasse verzeichnet: Eigentlich ein ganz normaler Dorfeingang, so ist die Kurve vor Hemberg seit dem 10. Juni 2017 weltberühmt. Das ist dem britischen «Top Gear»-Moderator Richard Hammond zu verdanken. Dieser kriegte dort – im Rahmen des jährlich stattfindenden Hemberger Bergrennens – die Kurve nicht und stürzte mitsamt Rennauto den Hang hinunter. Es war Glück im Unglück für alle Beteiligten: Hammond musste «nur» am Knie operiert werden – und das Dorf Hemberg ist seither um eine Anekdote reicher.
3. Die Postkutsche
Nicht immer sind es Kühe und Ziegen, die auf der Schwägalpstrasse den Verkehr behindern – vor allem zur Zeit des «Öberefahre» (Alpfahrten). Manchmal sind auch Manta, Max, Nastasia, Roy und Sina unterwegs. Dann ziehen die Freiberger und Moritzburger Pferde die Postkutsche von Werner Stauffacher für Publikumsfahrten von Ennetbühl über den Pass bis nach Urnäsch. Ein besonderes Erlebnis allein schon, wenn Postillon Stauffacher bei den Dorfeinfahrten kräftig ins Posthorn bläst.
4. Der Speer
Es ist ein Sehnsuchtsort mit besten Aussichten: Der Speer (1'951 Meter über Meer) ist Europas höchster Nagelfluh-Berg. Nirgends sind Schichtabfolgen so schön zu sehen wie hier, die sich über die nahe gelegenen Berge wie das Speermürli und den Federispitz weiterziehen. Gletscher, Bäche und Flüsse haben sie mit sich geschoben, geschliffen und gerundet. Auf den Gipfel führen viele Wege – anstrengende und solche für Durchschnittswanderer.
5. Die Erlebnis-Alp
Was braucht die Schweiz ein Legoland oder einen Europapark? Sie hat doch die Schwägalp! Natürlich stehe keine spektakulären Bahnen am Fuss des Säntis, dafür locken die Natur und eine Reihe von Themenwegen rund um Alpwirtschaft, Umwelt, Wald und Moorlandschaften. Oder die Schaukäserei bei der Talstation. Oder das «Schwägalp-Schwinget». Wer Ruhe sucht, findet sie in der Bruder-Klause-Kapelle – und geniesst einfach nur die Stille.
6. Der Wetterberg
Der Säntis ist ein multifunktionaler Hotspot: Wetterstation, Leuchtturm, Schwebebahnstation, Kommunikationsberg, Dorf und Aussichtsberg. Zu verdanken hat er diesen Ruf seiner exponierten, solitären Lage als nördlicher Vorbote der Schweizer Alpen. Majestätisch steht er da und lockt mit seiner 360-Grad-Rundumsicht. Und wenn ab Juni wieder die Schwebebahn auf den Berg fährt, lässt er sich auch wieder einfacher bezwingen.
7. Der Baumwipfelpfad
Fast wie ein Vogel, der von Baum zu Baum hüpft, fühlt man sich, wenn man hoch oben zwischen den Baumwipfeln flaniert. Neben einem Perspektivenwechsel bietet der erste Baumwipfelpfad der Schweiz in Mogelsberg durch seine verschiedenen Wald-Stockwerke auch viel Informatives: 40 Stationen in luftiger Höhe und am Boden erklären das Leben von Fauna und Flora im Wald. Und unten lockt ein Spielplatz mit Balancierstämmen, Seilrutsche und Waldxylofon.
8. Das biologischische Türmlihaus
Manchmal knackt und knarzt es im Türmlihaus, als ob die Wände und Böden Geschichten erzählen würden. Dabei ist das Gebäude, in dem man auch übernachten kann, weil es auch B&B ist, gar noch nicht so alt: Vor ungefähr 20 Jahren wurde die Casa Claudia in St. Peterzell gebaut, mit biologischen Materialien aus der Umgebung und nach Vorbild der Türmlihäuser, wie man sie oft im Toggenburg sieht.
9. Der Girlen-Hang
In den 1970er Jahren war der Girlen-Hang für Skisportler einer der Hotspots in der Region. Und sogar ein Weltcup-Ort. Tausende von Fans pilgerten an die Rennen, um Skistars wie Ingemar Stenmark oder Heini Hemmi zuzujubeln. Heute weist nicht mehr viel auf die Blütezeit an diesem Hang hin, ausser die Waldschneise, die Talstation und das Bergrestaurant Girlen. Aber als Wandergebiet lohnt sich die Gegend um den Girlenhang noch immer.
10. Der Grand Canyon
Wer ins Ofenloch will, muss die richtige Jahreszeit wählen. Am besten den Sommer, wenn das Bachbett des Neckers fast ausgetrocknet ist. Wer von Hemberg her in die Schlucht schreitet, taucht in eine urzeitliche Landschaft ein. Geröll und Felsen haben sich im Ofenloch zu meterhohen Nagelfluh-Wänden verbunden. Ganz hinten klafft im Kessel ein grosses Loch: das Ofenloch. Deshalb wird die Schlucht oft auch «Grand Canyon der Ostschweiz» genannt.
11. Die unsichtbare Käsebank
«Warum ist der so gut?» Der Tourist, behangen mit Kamera und allerlei Trachtenfirlefanz, bedrängt die beiden Sennen, die neben ihm auf einer Holzbank sitzen. Die Szene aus einer Werbung für Appenzeller Käse ist lustig – und trumpft mit einer atemberaubenden Landschaft im Hintergrund auf. Die Bank, auf der das kurze Schauspiel stattfindet, wird beim Dreh jeweils am Fählensee aufgestellt. Vor einer Kulisse wie aus einer Reklame.
12. Das Freiluft-Atelier
Der Weg zum Glandenstein hinter dem Hotel Hof Weissbad ist eine Sackgasse, die im «End der Wölt» im Geröll des Weissbaches endet. Ideal zum Eislaufen im Winter und zum Flanieren und Verweilen im Sommer. Gut möglich, dass man dann auch einmal dem international bekannten Aktionskünstler Roman Signer begegnet. «Die Natur hier ist mein Freiluft-Atelier», sagt er. Schon manches seiner Experimente hat im Glandenstein seinen Ursprung genommen.
13. Der Instagram-Spot
Schon klar: Das Berggasthaus Äscher ist die unangefochtene Nummer eins, wenn es darum geht, ein attraktives Bild aus dem Alpstein auf Instagram zu stellen. Dabei gibt es einen Ort, der genau so aufregend ist: Die Saxer Lücke –man erreicht sie via Bollenwees oder von der Staubern her. Die Aussicht aufs Rheintal, hinauf zu den Kreuzbergen und in die ganze Pracht des Alpsteins (aus 1'649 Metern Höhe!) – spektakulärer geht es eigentlich fast nicht.
14. Das Naturschwimmbad
Am geografisch tiefsten Punkt des Kantons Appenzell Innerrhoden, wo die Sitter und der Rotbach zusammenfliessen, hat sich eine Naturbadewanne gebildet. «Strom» heisst der Ort, der zu den romantischsten Badeplätzen der Schweiz gehört. Wer heute das Naturschwimmbad aufsucht, wird allerdings nicht immer allein sein. Obwohl der Badeplatz ausser einer Grillstelle keinerlei Infrastruktur bietet, zieht er an warmen Sommertagen zahlreiche Familien an.
15. Der Zug-lose Bahnhof
Schon mancher Wanderer hat sich erstaunt die Augen gerieben, als er hinter der Gross Gerstengschwend in Urnäsch in einer Waldlichtung auf den Alten Bahnhof Waldstatt gestossen ist. Dort steht er einsam und verlassen, ohne Schienen und Geleise. Anno 1924 wurde das Bahnhofsgebäude in seine Einzelteile zerlegt und mit Ross und Wagen ins Bettenloch transportiert. Heute lässt sich dort gemütlich picknicken und die Idylle geniessen.
Bibliografie: 111 Orte rund um den Säntis, die man gesehen haben muss, Nina Kobelt und Silvia Schaub, 240 Seiten, Emons Verlag, ISBN 98-3-7408-0550-0, ca. Fr. 19.90