22 Sonntags-Fragen Stephan Pörtner: «Lieber beim Nachtessen am Tisch einschlafen»

Von Bruno Bötschi

3.7.2022

«Der Pogo ist der einzige Tanz, den ich beherrsche»: Stephan Pörtner.
«Der Pogo ist der einzige Tanz, den ich beherrsche»: Stephan Pörtner.
Bild: Dieter Kubli

Welchen Gegenstand brauchen Sie am Wochenende am meisten? Was steht jeden Samstag auf Ihrem Einkaufszettel? Heute stellen wir unsere Fragen dem Schriftsteller Stephan Pörtner.

Von Bruno Bötschi

Jeden Sonntag stellt blue News einem Menschen aus Gesellschaft, Kultur, Sport, Wirtschaft oder Politik 22 Fragen, um zu erfahren, was sie oder er am Wochenende tut oder lässt – und was der schönste Moment in den vergangenen Tagen war.

Heutiger Gast ist der Schriftsteller und Übersetzer Stephan Pörtner.

Sein neuster Roman «Heimatlos oder Das abenteuerliche Leben des Jakob Furrer von der Halde bei Wald» erschien kürzlich im Bilger Verlag.

1. Stefan Pörtner, was bedeutet Wochenende für Sie – in einem Wort?

Langsamkeit.

2. Was war der schönste Moment in den vergangenen Wochen?

Eine Begegnung auf dem Rebberg, die zwei Tage später zu einer Velotour über den Klausenpass führte.

3. Wenn Sie Macht hätten zu befehlen, was Ihnen heute richtig scheint, würden Sie es befehlen gegen den Widerspruch der Mehrheit?

Ja – die Energiewende.

4. Was steht jeden Samstag auf Ihrem Einkaufszettel?

Früchte.

5. Bei welcher Modedesignerin, bei welchem Modedesigner lassen Sie Ihr Geld?

Bei jenen, die im Hudson Surplus in Zürich angeboten werden.



6. Mit wem würden Sie gern einmal zu Abend essen? Die Person darf auch bereits tot sein.

Walter Serner. Googeln Sie ihn halt.

7. Wer ist der beste James-Bond-Darsteller? Und warum?

Die kommende weibliche Darstellerin, hoffentlich. Mich erstaunt der anhaltende Erfolg der Reihe und wie prägend ihre Definition vom prallen Leben noch immer ist: exotische Destinationen, Strände, alkoholische Getränke, Menschen in Badekleidung, Yachten, Luxusautos, Uhren. Als wären die 70er Jahre nie vorbeigegangen.

8. Welche TV-Serie schauen Sie gerade?

«Soprano, à la vie, à la mort». Wahrscheinlich werde ich sie nicht fertigschauen können, weil ich das Streaming-Abo nur für einen Monat gelöst habe und kaum verlängern werde. Die Serienflut überfordert mich und ich finde kaum mehr etwas, das die Zeit wert ist.

9. Welches Konzert haben Sie zuletzt besucht?

This is the Kit im Bogen F in Zürich.

10. Bei welchem Song lassen Sie sofort alles stehen und liegen und stürmen die Tanzfläche?

«Pretty Vacant» von den Sex Pistols. Der Pogo ist der einzige Tanz, den ich beherrsche.

11. Wie lange bleiben Sie am Sonntag im Bett, nachdem Sie aufgewacht sind?

Eine Minute vielleicht, das Bett dient zum Schlafen, zum Herumliegen dient das Sofa.

12. Frühstück im Bett – ja oder nein?

Nein, dann schon lieber beim Nachtessen am Tisch einschlafen.

13. Wann sind Sie zuletzt in ein Gotteshaus gegangen?

Ich habe an der Rahmenhandlung teilgenommen, einer Lesung mit verschiedenen Autor*innen, die in der Chiesa evangelica di lingua italiana in Zürich stattgefunden hat. Eigentlich bevorzuge ich katholische Kirchen, Christ bin ich aber nicht.

14. Welchen Gegenstand brauchen Sie am Wochenende am meisten?

Meinen Plattenspieler.

15. Gibt es ein Ritual, das Sie jeden Sonntag pflegen?

Ich trinke vier statt drei Tassen Kaffee. Daran lässt sich ablesen, wie aufregend mein Leben ist.

16. Freiburger Fondue Moitié-Moitié oder Tessiner Risotto?

Risotto, das wurde früher an linksalternativen Strassenfesten in riesigen Töpfen gekocht. Das verstand man damals unter Streetfood.



17. Das beste Fortbewegungsmittel, das Sie je besessen haben?

Ich besitze es immer noch, ein blau-weisses Lemond-Rennvelo vom Typ «Zurich», das leider kaum mehr benutzt wird, ausser letzte Woche (siehe Frage 2).

18. Locarno oder Lugano?

Locarno, wo wir früher mit stümperhaft gefälschten Presseausweisen das Filmfestival crashten.

19. Wenn Sie das Wort Romandie hören: Woran denken Sie?

An Estavayer-le-Lac.

20. Was tun Sie am Wochenende zu wenig?

Das, was ich mir vorgenommen habe.

21. Welches hartnäckige Gerücht über Sie ist schlichtweg nicht wahr?

Ich hätte früher mit stümperhaft gefälschten Presseausweisen das Filmfestival Locarno gecrasht.

22. Ihr Lieblingswitz?

Ich kann mir Witze nicht merken, diesen habe ich in David Sedaris’ Tagebüchern gelesen:

Bei einem Mann klingelt es abends spät. Vor der Tür steht eine Schnecke und fragt: «Hätten Sie Interesse, eine Zeitschrift zu abonnieren?» Der Mann versetzt der Schnecke einen Tritt und schliesst die Tür. Zwei Jahre später klingelt es wieder. Vor der Tür steht die Schnecke, schaut zu ihm hinauf und sagt: «He, was zum Teufel soll das?»

Stephan Pörtner füllte den Fragebogen schriftlich aus.


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