22 Sonntags-Fragen Seraina Kobler: «Was liegt undeutlich am Strand?»

Von Bruno Bötschi

15.5.2022

«Ich gehe fast überall, wo ich hingehe, in eine Kirche oder eine Kapelle. Die letzte Kerze habe ich bei der Madonna del Sasso in Locarno entzündet»: Seraina Kobler.
«Ich gehe fast überall, wo ich hingehe, in eine Kirche oder eine Kapelle. Die letzte Kerze habe ich bei der Madonna del Sasso in Locarno entzündet»: Seraina Kobler.
Bild: Maurice Haas/Diogenes Verlag

Welchen Gegenstand brauchen Sie am Wochenende am meisten? Was steht jeden Samstag auf Ihrem Einkaufszettel? Heute stellen wir unsere Fragen Schriftstellerin Seraina Kobler.

Von Bruno Bötschi

Jeden Sonntag stellt blue News einem Menschen aus Kultur, Sport, Wirtschaft und Politik 22 Fragen, um zu erfahren, was sie oder er am Wochenende tut oder lässt – und was der schönste Moment in den vergangenen sieben Tagen war.

Heutiger Gast ist Seraina Kobler.

«Tiefes, dunkles Blau», der erste Krimi der 40-jährigen Schriftstellerin, erschien dieser Tage im Diogenes Verlag. Mit der Seepolizistin Rosa Zambrano bekommt die Stadt Zürich eine neue Ermittlerin. Zambrano wohnt in der Altstadt und kocht leidenschaftlich gern.

1. Seraina Kobler, was bedeutet Wochenende für Sie – in einem Wort?

Kein Stundenplan.

2. Was war der schönste Moment in den vergangenen Wochen?

Als ich zum ersten Mal dieses Jahr den Duft von Regentropfen gerochen habe, die auf warmen Asphalt fallen.

3. Wenn Sie Macht hätten, zu befehlen, was Ihnen heute richtig scheint, würden Sie es befehlen gegen den Widerspruch der Mehrheit?

Früher hätte ich mir vielleicht gewünscht, dass die Menschen weniger fliegen. Keinen China-Plastikschrott mehr kaufen, für ein Zwei-Sekunden-Glücksgefühl am Ende einer Arbeitswoche, aber dafür ihre Rüeblischalen in der Grünabfuhr entsorgen. Doch je länger, desto mehr merke ich, wie wenig ich weiss. Und wie gut es ist, dass wir das Glück demokratischer Prozesse haben, die uns von solchen Fragen befreien.

4. Was steht jeden Samstag auf Ihrem Einkaufszettel?

Braeburn-Äpfel, aber nur wenn sie nicht mehlig sind.

5. Bei welcher Modedesignerin, bei welchem Modedesigner lassen Sie Ihr Geld?

Bei meinem Schneider am Rindermarkt im Zürcher Niederdorf.



6. Mit wem würden Sie gern einmal zu Abend essen? Die Person darf auch bereits tot sein.

Mit dem Schriftsteller Urs Widmer, der in seinem letzten Buch «Reise an den Rand des Universums» das schönste Vorwort überhaupt geschrieben hat.

7. Wer ist der beste James-Bond-Darsteller? Und warum?

Pierce Brosnan. Weil er nicht nur wirklich, wirklich schlecht singt. Mamma Mia, meine Kinder lieben es. Okay, ich auch. Sondern auch von der Verzasca-Staumauer gesprungen ist. Wobei das wohl auch ein Stuntman war. Aber welcher Agent schafft es sonst noch, für Dinge berühmt zu sein, die er nicht kann?

8. Welche TV-Serie schauen Sie gerade?

Ich kann nur sagen, was ich gerade nicht schaue: «In Therapie» (irgendwie zu nahe) und «The Sinner» (zu brutal). Die letzte, die ich gut fand, war «Nebensaison».

9. Welches Konzert haben Sie zuletzt besucht?

Ein Strassenkonzert am Markt in Oerlikon.

10. Bei welchem Song lassen Sie sofort alles stehen und liegen und stürmen die Tanzfläche?

Der wechselt fast täglich. Im Moment ein Remix von Kygo, zu dem ich gestern den See entlanggefahren bin.

Mit «Tiefes, dunkles Blau», dem ersten Krimi von Schriftstellerin Seraina Kobler, bekommt die Stadt Zürich eine neue Ermittlerin.
Mit «Tiefes, dunkles Blau», dem ersten Krimi von Schriftstellerin Seraina Kobler, bekommt die Stadt Zürich eine neue Ermittlerin.
Bild: Maurice Haas/Diogenes Verlag

11. Wie lange bleiben Sie am Sonntag im Bett, nachdem Sie aufgewacht sind?

Bis die Kinder wach sind.

12. Frühstück im Bett – ja oder nein?

Nein!

13. Wann sind Sie zuletzt in ein Gotteshaus gegangen?

Ich gehe fast überall, wo ich hingehe, in eine Kirche oder eine Kapelle. Die letzte Kerze habe ich bei der Madonna del Sasso in Locarno entzündet.

14. Welchen Gegenstand brauchen Sie am Wochenende am meisten?

Einen Rucksack, in den alles reinpasst, was wir für spontane Ausflüge brauchen: Wasserflaschen, Taschenmesser, Äpfel, ein Buch und ein Tuch, um auf einer Wiese zu sitzen.

15. Gibt es ein Ritual, das Sie jeden Sonntag pflegen?

Ich weiss nur, was ich nie tue: Sonntagsspaziergänge.

16. Freiburger Fondue Moitié-Moitié oder Tessiner Risotto?

Risotto mit Safran und Steinpilzen und Ossobucco und einem Salat aus reifen Sommertomaten.



17. Das beste Fortbewegungsmittel, das Sie je besessen haben?

Eine Elektro-Vespa in derselben Farbe, die der Zürichsee an einem dieser türkisenen Sommertage hat.

18. Locarno oder Lugano?

Locarno. Die Stadt meiner Geburt bei Vollmond während des Filmfestivals.

19. Wenn Sie das Wort Romandie hören: Woran denken Sie?

Weinberge, etwas klischiert. Tut mir leid. Aber ich denke mehr an diesen Wunderblick, wenn man aus dem Eisenbahntunnel fährt und das erste Mal auf den See blickt, der von Weinbergen umschlossen ist.

20. Was tun Sie am Wochenende zu wenig?

Schlafen.

21. Welches hartnäckige Gerücht über Sie ist schlichtweg nicht wahr?

Keine Ahnung, die dringen irgendwie nicht bis zu mir. Ist das gut oder schlecht?

22. Ihr Lieblingswitz?

Der meiner Tochter, sie erzählt ihn so viel besser als ich. Was liegt undeutlich am Strand? Eine Nuschel.

Seraina Kobler füllte den Fragebogen schriftlich aus.


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