Kolumne Spektakel am Nachthimmel – von der Rigi ins Weltall

Von Caroline Fink

17.8.2020

Im August lassen sich besonders viele Sternschnuppen beobachten. Doch auch ferne Galaxien und Satelliten sind zu sehen. Von einer Wiese aus unternahm die Kolumnistin eine Reise ins Weltall. Und die war fast so gut wie ein Astronautenleben.

Letzte Woche kam ich an einem Abend erst um drei Uhr ins Bett. Schuld war? 109P/Swift-Tuttle. Keine neue Netflix-Serie, sondern ein Komet, der in 133 Jahren um die Sonne kreist. Hinter sich hinterlässt dieser eine Spur von Materie, durch die unsere Erde jährlich im August fliegt.

Das Resultat: die Perseiden. Ein Meteorstrom, der als Sternschnuppen in unsere Atmosphäre regnet.

So lag ich spät abends anstatt im Bett in einer Wiese nahe der Rigi und schaute in den Nachthimmel. Mit mir zwei Kameras, die ebenfalls himmelwärts blickten. Abertausende von Sternen glitzerten über mir, als hätte jemand leuchtenden Staub auf das Firmament gesprüht, mitten drin die Milchstrasse als helles Band.

Und hie und da leuchteten sie auf: die Perseiden. Allerdings nicht als wilder Regen, wie ich es mir vorgestellt hatte. Sondern mal hier, mal dort, mal hell, mal zart – und immer überraschend.

Eine Schatzsucherin, die ihre Trouvaillen sortiert

Wie eine Schatzsucherin, die ihre Trouvaillen sortiert, sass ich tags darauf vor dem Bildschirm und sezierte meine Bilder: Die über zwei Millionen Lichtjahre entfernte Andromedagalaxie entdeckte ich darauf; die Lichtlinien von Satelliten; dazu einen sogenannten Flare, bei dem ein Satellit Sonnenlicht für wenige Sekunden auf die Erde reflektiert.

Bloss bei den Sternschnuppen war ich mir nicht sicher: Habe ich eine fotografiert? Ich weiss es nicht.

Was mich indes fast mehr beeindruckte: Nur der Wind strich ab und zu durch die Bäume am Rand der Lichtung, ansonsten war es still. So still, dass sich die ewige Stille des Kosmos erahnen liess. Eine Stille, die seit Jahrmillionen währt und noch Jahrmillionen währen wird.



Ein wenig war mir dabei, als reiste ich selbst in den Kosmos – hin zu den Sternen und Planeten, Meteoren und Galaxien. Zwei Stunden lang dauerte diese Reise. Dann stieg der Halbmond über den Horizont und überstrahlte den Himmel mit seinem Licht. Ich nahm die Erde wieder wahr: den Zugersee, die Lichter von Zug und Cham, weit hinten den Uetliberg mit seiner Antenne.

Reisen ins All sind möglich

Wenn ich ehrlich bin: Als ich die Bilder betrachtete, hatte ich die Perseiden schon fast vergessen. Stattdessen fielen mir Erzählungen von Astronauten ein, die davon berichten, wie sie stundenlang in der Cupola der Internationalen Raumstation ISS gesessen und auf die Erde geblickt haben – verzaubert von der Fragilität und Schönheit des kleinen, blauen Planeten.

So ähnlich hatte ich mich nachts unter dem Sternenzelt gefühlt – und selbst später noch beim Betrachten der Bilder. Ich konnte mich nicht sattsehen am funkelnden Nachthimmel. Und wenngleich ich nie ein Raumschiff besitzen werde, so weiss ich nun: Reisen ins All sind möglich.

Auf einer kleinen Wiese in der Zentralschweiz. Versteckt hinter der Seebodenalp am Nordosthang der Rigi.

Zur Autorin: Caroline Fink ist Fotografin, Autorin und Filmemacherin. Selbst Bergsteigerin mit einem Flair für Reisen abseits üblicher Pfade, greift sie in ihren Arbeiten Themen auf, die ihr während Streifzügen in den Alpen, den Bergen der Welt und auf Reisen begegnen. Denn von einem ist sie überzeugt: Nur was einen selbst bewegt, hat die Kraft, andere zu inspirieren.


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