22 Sonntags-Fragen Rachel Braunschweig: «Ich bin eher auf der Seite der Bösewichte»

Von Bruno Bötschi

16.5.2021

«Ein Regentag in der Sauna, eine Zusage für zwei Impftermine, eine Stunde wandern auf dem Monte Lema im Tessin»: Rachel Braunschweig, Schauspielerin.
«Ein Regentag in der Sauna, eine Zusage für zwei Impftermine, eine Stunde wandern auf dem Monte Lema im Tessin»: Rachel Braunschweig, Schauspielerin.
Bild: Anne Morgenstern

Welchen Gegenstand brauchen Sie am Wochenende am meisten? Was steht jeden Samstag auf Ihrem Einkaufszettel? Heute stellen wir unsere Fragen Schauspielerin Rachel Braunschweig («Tatort»).

Von Bruno Bötschi

Jeden Sonntag stellt «blue News» einem bekannten Menschen aus Kultur, Sport, Wirtschaft und Politik 22 Fragen, um zu erfahren, was sie oder er am Wochenende tut oder lässt – und was der schönste Moment in den vergangenen sieben Tagen war.

Heutiger Gast ist Schauspielerin Rachel Braunschweig. Sie spielt die Staatsanwältin im «Tatort» aus Zürich und ist ab 24. Juni im Kinofilm «Spagat» zu sehen.

1. Rachel Braunschweig, was bedeutet Wochenende für Sie – in einem Wort?

PotpourriderliegengebliebenenPflichten.

2. Was war der schönste Moment in den vergangenen Wochen?

Ein Regentag in der Sauna, eine Zusage für zwei Impftermine, eine Stunde wandern auf dem Monte Lema im Tessin.

3. Wenn Sie Macht hätten zu befehlen, was Ihnen heute richtig scheint, würden Sie es befehlen gegen den Widerspruch der Mehrheit?

Ja.

4. Was steht jeden Samstag auf Ihrem Einkaufszettel?

Zopf, dunkles Brot und Tritt-Käse.

5. Bei welcher Modedesignerin, bei welchem Modedesigner lassen Sie Ihr Geld?

Ich entdecke gern neue, unbekannte Designer*innen. Diese finde ich in Läden wie zum Beispiel Cabinet und Fashionslave in Zürich oder bei Jeeij in Berlin, aber auch in Vintage-Secondhandläden wie Pure Jade in Zürich oder auf Flohmärkten. Ich liebe T-Shirts von Paul Smith, japanisches Design, Schuhe von Chie Mihara bis Cowboystiefel von Rodeostars, Schmuck von Reingold aus Hamburg, Ma Schellenberg über Valentina in Winterthur. Mode bedeutet Verwandlung für mich. Je vielfältiger, desto besser. Für schönes Handwerk reise und stöbere ich für mein Leben gern. Das hat etwas Sinnliches und sehr Entspannendes.

6. Mit wem würden Sie gern einmal zu Abend essen? Die Person darf auch bereits tot sein.

Frances McDormand und Chloé Zhao, Katharina von Zimmern, Annalena Baerbock, Jacinda Ardern, Golda Meir, Oprah Winfrey, Meryl Streep, Marthe Gosteli, Lady Macbeth, Josephine Baker, Rosa Luxemburg, Amanda Gorman ... Ich fürchte, meine Lebenszeit reicht dafür ebenso wenig aus wie der Platz auf ‹?›. Die Liste würde unendlich. Die Aufgelisteten wären aber schon grossartig. Können Sie das einrichten?

7. Wer ist der beste James-Bond-Darsteller? Und warum?

Laura Dern … also, wär' jetzt mal ein Vorschlag. Ansonsten bin ich eher auf der Seite der Bösewichte: Javier Bardem, Mads Mikkelsen, Christoph Waltz, Gerd Fröbe, Rami Malek, weil die Antagonisten einfach meistens die spannenderen Figuren sind.

«Ich träume von einem E-Bike»: Rachel Braunschweig als Staatsanwältin Anita Wegenast im Zürcher «Tatort».
«Ich träume von einem E-Bike»: Rachel Braunschweig als Staatsanwältin Anita Wegenast im Zürcher «Tatort».
Bild: SRF/Sava Hlavacek

8. Welche TV-Serie schauen Sie gerade?

Die wunderbare dritte Staffel von Shtisel, eine israelische Serie, die es schafft, innerhalb einer den meisten fremden Gesellschaft universelle Regelwerke des menschlichen Miteinanders aufzuzeigen. Ich bin voller Bewunderung für diese Drehbuchautor*innen und Schauspieler*innen. Die comédie humaine gelingt hier geradezu beispielhaft. Und dann hoffe ich natürlich auf die erste Staffel der SRF-Dramaserie ‹Neumatt›, die wir im letzten Winter unter der Regie von Sabine Boss und Pierre Monnard abgedreht haben und die voraussichtlich im Herbst 2021 Premiere feiern wird. Das war eine sehr schöne Arbeit mit einem tollen Team und grossartigen Dehbuchautor*innen.

9. Welches Konzert haben Sie zuletzt besucht?

Nick Cave – und ich warte sehnsüchtig auf das leider verschobene Konzert von Ane Brun in der Roten Fabrik im Oktober 2021.

10. Bei welchem Song lassen Sie sofort alles stehen und liegen und stürmen die Tanzfläche?

In meinen Jugendjahren war ich lange Zeit mit einem DJ, Plattenladen-Besitzer und Prince-Experten liiert. Ich habe dank ihm viele wichtige Musiker*innen live gesehen: Prince, James Brown, Wendy & Lisa und so weiter. Funk und Soul sind somit in meiner Tanz-DNA gespeichert. Ich vermisse es im übrigen sehr.

11. Wie lange bleiben Sie am Sonntag im Bett, nachdem Sie aufgewacht sind?

Wenn ich wünschen könnte, bis zum Abendessen. Mich plagt aber leider so schnell mein Optimierungs-Ich, also erlaube ich mir zirka eine halbe Stunde mit einem Kaffee im Bett. Da komme ich mir immer schon sehr verwegen vor.

12. Frühstück im Bett – ja oder nein?

Ja, aber nicht im eigenen.

13. Wann sind Sie zuletzt in ein Gotteshaus gegangen?

Das war im Februar, als mein Neffe seine Bar Mizwa feierte.

14. Welchen Gegenstand brauchen Sie am Wochenende am meisten?

Mein Computer. Ich arbeite und erledige Korrespondenzen, schaue Filme, lerne Texte oder recherchiere für die Hausaufgaben meiner Kinder.



15. Gibt es ein Ritual, das Sie jeden Sonntag pflegen?

Kaffee ans Bett und ein erstes ungestörtes Gespräch mit meinen Lieblingsmenschen.

16. Freiburger Fondue Moitié-Moitié oder Tessiner Risotto?

Da ich diese Frage gerade aus dem Tessin beantworte, Letzteres.

17. Das beste Fortbewegungsmittel, das Sie je besessen haben?

Ich träume von einem E-Bike.

18. Locarno oder Lugano?

Ich bin eine leidenschaftliche Festivalbesucherin – als Filmfrau ganz eindeutig Locarno.

19. Wenn Sie das Wort Romandie hören: Woran denken Sie?

An meine Mutter und die ganzen Familienzusammenkünfte bei Raclette und viel Weisswein. Die französische Sprache in meinem Ohr. Meine Mutter flucht, singt und zählt bis heute nur in dieser Sprache, obwohl sie inzwischen perfekt und akzentfrei Schweizerdeutsch spricht. Ich würde übrigens sehr gern über den Röstigraben hinweg arbeiten und freue mich jetzt schon auf eine inspirierende Zusammenarbeit.

20. Was tun Sie am Wochenende zu wenig?

Das Wochenende ist ja eigentlich eine erlaubte Pause, aber da es in unserem Beruf immer etwas zu tun gibt, ist es das Nichtstun, was ich definitiv zu wenig tue.

21. Welches hartnäckige Gerücht über Sie ist schlichtweg nicht wahr?

Ich glaube nicht, dass ich so interessant bin, dass irgendetwas andauernd über mich behauptet würde, das ich widerlegen könnte, sollte, müsste.

22. Ihr Lieblingswitz?

Als kleines Mädchen habe ich meinem Vater vor dem zu Bett gehen immer den gleichen Witz erzählt und der ging so: «Duu Papi… ich muess Dir en Witz verzelle: Es Skelett chunt zum Doktär: ‹Sie Herr Doktär, ich han immer soo Buchweh.› Seit de Doktär: «Ou, wäret Si früener cho, dänn het i sie chönä röntgä.» Das ist eigentlich ein Spielwitz. Das heisst man muss ihn unbedingt vorspielen. Das Beste an dem Witz war, dass mein Vater über mein szenisches Erzählen immer schon gelacht hat, bevor ich zur Pointe gekommen bin. Das fanden wir beide so lustig, dass ich den Witz eigentlich nur beim ersten Mal zu Ende erzählen konnte. Dieser Witz verbindet uns bis heute.

Rachel Braunschweig füllte den Fragebogen schriftlich aus.

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