Bötschi fragtMundartsänger Kunz: «Dafür haben wir noch Sex»
Von Bruno Bötschi
9.3.2021
Er ist einer der erfolgreichsten Musiker der Schweiz. Sänger Marco Kunz, 35, sagt, wer seine unverblümteste Kritikerin ist, erzählt von der schwierigen Geburt seines Sohnes und verrät, was er als Vater unbedingt noch lernen muss.
Von Bruno Bötschi
09.03.2021, 11:04
12.03.2021, 09:06
Bruno Bötschi
3. März auf der Josefwiese in Zürich: Marco Kunz, bekannt unter dem Künstlernamen Kunz, sitzt mit dem Journalisten auf einer Parkbank. Coronakonform mit Abstand. Der Musiker sieht wie im Fernsehen aus: adrett gekleidet, schlank, sympathisch. Obwohl eine Bise geht, fühlt man sich augenblicklich wohl. Wie nennt man solche Männer? Gentlemen.
Gentleman Kunz ist an diesem Frühlingsnachmittag leicht nervös, aber er lässt es sich nicht anmerken. Ende dieser Woche erscheint sein neues Album mit dem Titel «Mai». Die Erwartungen sind gross, riesengross, nicht zuletzt von der Plattenfirma: Seine letzten drei Scheiben schossen alle auf Platz eins der Schweizer Hitparade.
Begonnen hat die Karriere von Mundartsänger Kunz mit Volksmusik. Mit zehn Jahren gewann er den nationalen Nachwuchsjodler-Preis. Später feierte er mit der A-cappella-Formation a-live musikalische Erfolge. Ab 2010 war er dann öfter solo unterwegs, bevor er 2012 einen Plattenvertrag unterschrieb und a-live verliess.
Der Journalist erklärt das Format des Interviews (viele Fragen, schnelle und kurze Antworten) und dann kann es auch schon losgehen. Und wie immer: Zum Aufwärmen wird mit einigen netten Fragen gestartet – gefolgt von einem Geständnis des Schreibenden.
Marco Kunz, wir machen heute ein Frage-Antwort-Spiel: Ich stelle Ihnen in den nächsten 30 Minuten möglichst viele Fragen – und Sie antworten möglichst schnell und spontan. Passt Ihnen eine Frage nicht, sagen Sie einfach ‹weiter›.
Weiter.
Rappen oder Jodeln?
Mit Jodeln bin ich aufgewachsen. Mein Vater ist Jodler, er war lange Zeit Mitglied in einem Jodelclub. Mit Rapmusik konnte ich noch nie etwas anfangen. Mir fehlt der Bezug zu dieser Art von Musik.
Mozart oder Wagner?
Mozart ist einfacher zu verstehen und seine Kompositionen sind kürzer.
Kriens oder Weggis?
Kriens. Die Distanz zur Stadt Luzern ist kürzer.
Sie haben drei Sätze zur Verfügung, um sich hier und jetzt einem Menschen vorzustellen, der Sie noch nie gesehen hat, also Sie überhaupt nicht kennt.
Ich bin ein 35-jähriger Mann, der in der Schweiz geboren und aufgewachsen ist. Ich bin ein Bünzli, versuche aber gleichzeitig möglichst viel Diversität in meinem Leben zuzulassen. Ich liebe Menschen und Musik.
Ich muss Ihnen ein Geständnis machen: Bis vor vier Wochen kannte ich Ihre Musik nicht.
Das macht gar nichts. Sie sind nicht allein, es geht vielen anderen Menschen auch so (lacht).
Zum Autor: Bruno Bötschi
Bild: zVg
«blue News»-Redaktor Bruno Bötschi spricht für das Frage-Antwort-Spiel «Bötschi fragt» regelmässig mit bekannten Persönlichkeiten. Bötschi hat viel Erfahrung mit Interviews. Für die Zeitschrift «Schweizer Familie» betreute er jahrelang die Serie «Traumfänger». Über 200 Persönlichkeiten stellte er dafür die Frage: Als Kind hat man viele Träume – erinnern Sie sich? Das Buch zur Serie «Traumfänger» ist im Applaus Verlag, Zürich, erschienen. Es ist im Buchhandel erhältlich.
Mit welchem Ihrer Lieder sollte ich als Kunz-Laie einsteigen?
Dürfen es auch drei sein?
Von mir aus.
Der Song ‹Lüüt so wie mer› sagt viel darüber aus, wie ich denke. Das Lied ‹S Gröschte› schenkt Energie. Und mit ‹Üs ghört Nacht› kann man Party machen. Auch wenn ich zugeben muss, dass das mit dem Partymachen bei mir schon drei, vier Jahre her ist.
Damals haben Sie es noch richtig klöpfen lassen?
Ich sage nur so viel: Ein Musiker, der Single ist und in der Stadt Luzern lebt, weiss, wie er das Leben geniessen kann.
In welchem Lied erfährt ein Kunz-Kenner am meisten über Sie?
Gut bedient ist er mit dem Song ‹Musik›. In meinem Leben dreht sich, neben meiner Frau und unserem Kind, sehr viel um Musik. Das Lied ist meine Liebeserklärung an die Musik.
Ihre Einschätzung Ihrer Qualitäten als Sänger?
Für eine Oper reicht es nicht, für die meisten anderen Sachen aber schon.
Nennen Sie bitte drei Dinge, auf denen man Schlagzeug spielen kann.
Kochtöpfe, Bauch und Motorhauben aus Blech.
Welchen Rhythmus trommeln Sie auf dem Lenkrad, wenn Sie im Stau stecken?
Ich fahre Velo. Hin und wieder tue ich das freihändig und klatsche mit den Händen.
Ihr Lieblingsschlagzeuger?
Manuel Römer, der Schlagzeuger meiner Band.
Ihr Lieblingsgitarrist?
Oli Keller, der Gitarrist meiner Band. Meine Bandmitglieder sind die Geilsten.
Ihre Lieblingssängerin?
Ich höre meiner Frau sehr gern beim Singen zu. Sie hat eine wunderschöne Stimme. Bis vor ein paar Jahren war sie meine Background-Sängerin, heute singen wir nur noch privat zusammen.
Was konnten Sie als Fünfjähriger auf der Gitarre spielen?
Damals wusste ich noch nicht, was eine Gitarre ist.
Welches Kompliment Ihres Vaters, Ihre Musik betreffend, werden Sie nie vergessen?
Mein Vater sagte einmal, er sei stolz, dass ich meine Musikstunden und auch die Instrumente grösstenteils selber bezahlt hätte. Ich glaube, er fürchtete sich davor, mich jahrelang unterstützen zu müssen. Ich stand deshalb schon früh finanziell auf eigenen Beinen. Aber ehrlich gesagt, ich weiss gar nicht, ob diese Aussage von meinem Vater ein Kompliment ist, herzig finde ich sie trotzdem.
Hatte Ihnen Ihr Vater, die Frauen betreffend, jemals gute Ratschläge gegeben?
Über Frauen habe ich mit meinem Vater noch nie gesprochen.
Kann Ihre Stimme etwas auf Ihrem neuen Album ‹Mai›, das am 12. März erscheint, was sie auf den Platten davor noch nicht konnte?
Es sind einige sehr tiefe Töne von mir zu hören. Davor wusste ich nicht, dass ich diese Tonlagen draufhabe.
Warum erscheint ein Album, das ‹Mai› heisst, bereits im März?
Es ist Zeit, dass endlich der Frühling kommt. Es ist Zeit für mehr Farben, für mehr Licht, für mehr Wärme – einfach all die schönen Dinge, die der Mai bringt. Es ist Zeit, dass Blumen und Blätter spriessen. Ich will mit meiner Musik Botschaften und Meinungen verschicken.
Als Sänger haben Sie viele Fans. Spüren Sie eine Verantwortung, Ihrem Publikum politische Denkanstösse zu geben?
Mir geht es weniger um politische als vielmehr um gesellschaftliche Themen. Ich finde, jede Künstlerin, jeder Künstler sollte eine Vision haben. Als Musiker ist es gerade in komplizierten Zeiten wie heute meine Aufgabe, für mehr Zusammenhalt unter den Menschen zu sorgen und den momentanen Diskurs etwas zu entschärfen. Ich will die Gesellschaft nicht spalten, sondern vereinen, damit wir anstehende Probleme gemeinsam angehen können.
Wie enttäuscht werden Sie sein, wenn ‹Mai› nicht wie Ihre drei Vorgänger-Alben ebenfalls auf Platz eins in die Schweizer Hitparade einsteigen wird?
Es ist megaschön, dass ich das dreimal hintereinander geschafft habe. Und natürlich wird das jetzt wieder von mir erwartet. Gleichzeitig weiss ich, dass irgendwann der Tag kommt, wo ein Album von mir nicht auf Platz eins gehen wird. So oder so: Ich hoffe megafest, dass ich es ein viertes Mal schaffe.
Sie sind dreimal nacheinander auf dem ersten Rang in den Albumcharts eingestiegen, und trotzdem kennen Sie nach wie vor viele Menschen nicht in der Schweiz.
In Zürich kennt man mich vielleicht noch nicht so gut, im Rest der Deutschschweiz hingegen schon (lacht). Möglicherweise hat es damit zu tun, dass ich kein Fan von Rot-Teppich-Anlässen bin. Ich mach lieber Musik und spiele Konzerte.
Ihre Erklärung, warum Hits so einen schlechten Ruf haben?
Hits haben doch keinen schlechten Ruf.
Wem spielen Sie Ihre neuen Songs zuallererst vor?
Meiner Frau Jenny.
Welcher Song auf Ihrer neuen Platte gefällt Ihrer Frau am besten?
Da fragen Sie besser Jenny. Möglicherweise gefällt ihr der Song ‹Du› am besten, weil ich ihn für sie geschrieben habe.
Ist Ihre Frau wunschlos glücklich mit Ihrer Musik oder übt Sie auch Kritik?
Jenny findet, ich könnte noch bessere Text schreiben. Sie ist die erste und unverblümteste Kritikerin meiner Musik.
Der schrecklichste Tag in Ihrem bisherigen Leben?
Als mein Götti, er war erst 52, wegen einer Krankheit starb.
Der bisher schönste Tag?
Ich nehme an, viele erwarten jetzt, dass ich antworte: Der Tag, an dem unser Sohn geboren worden ist. Ich jedoch finde, der bisher schönste Tag in meinem Leben war der Tag, an dem ich Jenny heiraten durfte. Meine Frau ist meine beste Freundin, meine Seelenverwandte und unsere Hochzeit war unvergesslich schön.
Waren Sie bei der Geburt Ihres Kindes im Februar 2020 im Gebärsaal dabei?
Ja, ich war dabei. Aber es war … wie soll ich sagen? Eine Geburt bedeutet viel Arbeit. Ich mag es all jenen Frauen gönnen, die eine einfache Geburt erleben dürfen. Bei meiner Frau war es nicht so. Und ehrlich gesagt, es ist nichts Schönes, die eigene Frau stundenlang leiden zu sehen und … aber klar, wenn das Baby auf der Welt ist, sind alle Schmerzen wie weggeblasen und man spürt nur noch Glück, ganz viel Glück.
Wahres Gerücht, dass Sie als Dreikäsehoch lauthals behaupteten: ‹Wenn ich einmal gross bin, werde ich ein berühmter Sänger.›
Das kann gut sein. Ich habe schon immer gern Menschen unterhalten. Den Peach-Weber-Song ‹Öberall heds Pilzli draa› coverte ich gern und ich sang Lieder von Peter Reber.
Kann man – bis zu einem bestimmten Grad – planen, ein Popstar zu werden, oder passiert das einfach?
Es braucht sehr viel Glück, dass es mit der Karriere als Musiker klappt. Und dann musst du als Kind auch die Chance haben, Musikstunden nehmen zu können und die Eltern müssen es sich leisten können, dir ein Instrument zur Verfügung stellen zu können. Ich kam zudem irgendwann an den Punkt, wo ich dachte: Wie soll es weitergehen? Ich schrieb Lieder, kratzte mein Erspartes zusammen, ging ins Tonstudio und produzierte sechs Songs. Nur leider wollte keine Plattenfirma sie veröffentlichen.
Ihre Investition war trotzdem nicht vergebens.
Das stimmt. Damals bildete sich eine erste kleine Fangemeinde, was dazu führte, dass ich 2012 den ‹Kleinen Prix Walo› gewann. Dieser wiederum öffnete mir die Türen zur SRF-Fernsehsendung ‹Alperose›, wo Peter Reber als mein Pate fungierte. Reber war begeistert von meiner Musik und marschierte damit direkt zur Plattenfirma Universal Music. Er sagte: ‹Den müsst ihr nehmen, diese Musik muss die Schweiz hören.› Und da war er, der Plattenvertrag.
Er entertaint besser, ist der coolere Unterhalter. Das schätzen die Leute. Nicht umsonst wird er der Alpentainer genannt.
Sie tragen auf der Bühne, ähnlich wie Trauffer, auch Hosenträger, könnten also ebenfalls als Büezer durchgehen.
Ich bin ein Büezer, mein erster erlernter Beruf ist Maurer. Und übrigens: Hosenträger auf der Bühne trug ich lange vor Trauffer (lacht).
Ihr Lieblingsheld der Popgeschichte mit Bart?
Ach, Michael Jackson hatte nie einen Bart. Ich nehme Büne Huber von ‹Patent Ochsner›. Er trägt zumindest hin und wieder Bart.
Wann zuletzt Ihren Bart abrasiert?
Gestern. Ich dachte, ich müsse mich hübsch machen, wenn ich Sie zum Interview treffe.
Ich meine nicht nur gestutzt, sondern total abrasiert.
An der Luzerner Fasnacht vor zwei Jahren. Da war ich komplett nackt im Gesicht.
Ihre Grösse in Zentimetern?
177 Zentimeter.
Ihre Schuhgrösse?
43.
Der Name Ihres Parfums?
Oh, was hat das wieder für einen Namen? Ich habe es erst kürzlich gekauft, aber ich kann mich im Moment nicht an den Namen erinnern. Sorry.
Der Name Ihrer Nachtcrème?
Ich benutze keine Nachtcrème. Mir reicht Wasser. H2O.
Ihr persönlicher Fashion-Gau?
Mit 13 wollte ich grösser sein, als ich in Wirklichkeit war. Ich lieh mir deshalb von meiner Schwester ihre Buffalo-Plateau-Schuhe aus. Die Strafe folgte auf dem Fuss: Meine Kollegen lachten mich aus.
War Ihr Aussehen für Ihre Karriere hinderlich oder förderlich?
Eher förderlich.
Mit welchem noch berühmteren Mann wurden Sie schon auf der Toilette verwechselt?
Es heisst, ich würde Adam Noah Levine ähnlichsehen, dem Sänger der Band Maroon 5. Aber wirklich interessieren tut mich das nicht. Ich bin der Marco Kunz, bin also selber ein Mensch. Natürlich ist es okay, wenn andere Menschen finden, ich würde einer berühmten Person ähnlich sehen, viel mehr kann und will ich dazu aber nicht sagen.
Wann wurden Sie zuletzt auf der Toilette mit Ryan Gosling verwechselt?
Auf dem WC ist es mir noch nie passiert, aber kürzlich rief wieder einmal jemand auf der Strasse: ‹Wow, du siehst aus wie Ryan Gosling.›
Ja, es kam schon vorher regelmässig zu Verwechslungen. Vor allem in Luzern, wo zu normalen Zeiten viele amerikanische Touristinnen unterwegs sind, ist es mir schon mehrmals passiert, dass ich vom Ausgang nach Hause lief und plötzlich eine Gruppe von US-Girls vor mir stehen blieb und alle schrien: ‹Oh my God, there is Ryan Gosling!› Und als ich vor Jahren einmal in Amsterdam in einer Apotheke etwas einkaufen wollte, blieb die Frau hinter dem Tresen plötzlich wie erstarrt stehen. Ich realisierte erst einen Moment später, was abging.
Was taten Sie?
Ich lächelte und sagt: ‹No, I’m not.›
Welche Sportart bildet Ihrer Erfahrung nach den schönsten männlichen Körper?
Schwimmen … Nein, Rudern ist noch besser. Das ist wirklich der letzte Shit. Auf Ruderer stehen einfach alle Frauen. Ruderer haben verdammte Kästen und tolle Füdli.
Stimmen Sie zu, dass Männer insgesamt heute besser aussehen als noch vor zehn Jahren?
Das glaube ich nicht. Es hat sich einfach der Stil etwas verändert, früher war metrosexuell angesagt, heute sind es Männer mit Bart … Stopp! Vielleicht haben Sie doch recht, ein Bart kann viel vertuschen respektive dafür sorgen, dass viele Männer besser aussehen.
Ich habe drei beste Freunde: Chrigi, Thömi und Andreas.
Wie muss ich mir eine wirklich wilde Nacht mit Chrigi, Thömi, Andreas und Marco vorstellen?
Wir sind alle Familienväter geworden in den letzten Jahren, deshalb sind die Nächte nicht mehr ganz so wild. Wenn wir uns heute treffen, wird meistens gejasst.
Und früher?
Richtig trinken, zuerst Bier, danach Schnaps und später an einen Ort pilgern, wo gut Livemusik gespielt wurde und wir tanzen konnten.
Was wollen alle Frauen?
Das müssen Sie die Frauen fragen.
Was wollen alle Groupies?
Mit mir reden und mich besser kennenlernen.
Sie machen seit bald 30 Jahren Musik – was haben Sie in dieser Zeit gelernt?
Die Musik hat mich gelehrt, dass Fehler machen nicht schlimm ist. Viel wichtiger ist Leidenschaft und dass du mit deiner Musik Menschen berühren kannst.
Welche überraschende Wahrheit hat eine Kritikerin oder ein Kritiker über Sie geschrieben?
Dass ich ein Bünzli bin. Davor dachte ich jahrelang, ich sei ein cooler Typ (lacht).
Nach Hunderten von Shows und mehreren Tourneen: Was ist die verrückteste Sache, die Sie bisher auf der Bühne angestellt haben?
Ich bin nicht der Typ, der versucht, auf der Bühne verrückte Dinge zu produzieren. Auf der Bühne mache ich Musik, meine Tanzeinlagen und erzähle hin und wieder eine Geschichte.
Was machen Sie hinter der Bühne?
Auch nichts Verrücktes. Wie gesagt: Ich bin ein Bünzli.
Ist es einfach, auf einer Bühne vor mehreren Hundert Leuten ein glücklicher Mensch zu sein?
Nein, ist es nicht. Auf der Bühne spürst du irgendwann den Druck und denkst: ‹Scheisse, die sind alle wegen uns da.›
Geplant war, dass Sie dieser Tage auf Tournee gehen. Wegen der Corona-Pandemie mussten Sie die geplanten Konzerte jedoch verschieben. Wie ist Ihre aktuelle Gefühlslage?
Wir wussten schon länger, dass es wahrscheinlich schwierig werden würde mit der Tournee. Trotzdem hatte ich lange die Hoffnung, dass es doch irgendwie klappen könnte. Vor einigen Tagen absolvierten wir unser erstes Streaming-Konzert. Da habe ich Blut geleckt und gemerkt, wie extrem ich die Bühne vermisse. Wir haben ein neues Album am Start, wären also megaparat, aber dürfen nicht live auftreten. Das tut weh.
Wie sieht es finanziell bei Ihnen aus? Wie gross waren die Ausfälle in den letzten zwölf Monaten?
Gross. Zum Glück hatten wir letztes Jahr nur wenig Auftritte geplant; heuer sieht es schlimmer aus, weil 2021 ein Konzertjahr wäre. Das heisst, die Ausfälle werden viel grösser sein.
Haben Sie Ausfallentschädigung erhalten?
Ja.
Was wird aus der Kultur nach der Corona-Pandemie: Kahlschlag oder Chance?
Voraussagen sind schwierig. Was ich aber weiss: Gestreamte Auftritte oder ein Konzert in einem Autokino bringt einfach nicht das gleiche Feeling wie ein Live-Konzert. Nur wenn wir das Publikum live vor uns und die Fans uns live vor sich haben, kann Energie fliessen. Allen, die behaupten, die Musikbranche müsse neue Konzepte kreieren, denen sage ich: Vergesst es! Wer Musik live erleben will, möchte mit den Künstlerinnen und Künstlern im selben Raum sein. Menschen wollen einander spüren. Ist das nicht möglich, muss ich auch nicht auftreten. Ich hoffe, wenn die Pandemie vorbei ist oder genug Menschen geimpft sind, dass Live-Konzerte wieder möglich sein werden und die Kultur und die Kunst neu aufblühen kann – so wie die Maiglöckchen im Frühling.
Musik von anderen Künstlerinnen und Künstlern neu zu interpretieren und diese kennenzulernen und den eigenen Liedern ein neues Gewand zu verleihen: So eine coole Chance wollte ich unbedingt nutzen.
Beatrice Egli, die ebenfalls bei ‹Sing meinen Song› dabei ist, hat mir vor ein paar Tagen verraten, dass Sie Ihre Musik schon längere Zeit auf ihrer Playlist hat. Wussten Sie das?
Jöhh, das freut mich mega.
Ihren Song ‹Chliini Händ› mag Egli besonders und hat ihn deshalb für ‹Sing meinen Song – das Schweizer Tauschkonzert› gecovert. Wie hat Ihnen die Version gefallen?
Beatrice interpretiert den Song komplett andres, als ich das tue. Genau das ist das Reizvolle an Cover-Versionen.
Wenn Sie wählen dürften, mit welcher Frau, mit welchem Mann möchten Sie ein Duett singen?
Ich habe schon gewählt: Auf meinem neuen Album singe ich ein Duett mit Co Gfeller von der Band Zibbz. Der Song heisst ‹Wiit Wägg›. Ich habe eine Megafreude, dass Co mitgemacht hat.
Viele Schweizerinnen und Schweizer träumen vom musikalischen Traumpaar Beatrice Egli und Kunz.
Ist das so? Aber wer weiss, was noch alles kommen wird.
Haben Sie die Telefonnummer von Beatrice Egli?
Ja. Endlich (lacht).
Beatrice Egli hört Ihre Musik regelmässig, Sie ihre auch?
Regelmässig nicht, aber wenn ich in Luzern an der Fasnacht bin oder an einer fröhlichen Party, höre ich sehr gern Schlagermusik. Durch ‹Sing meinen Song› durfte ich Beatrice Egli zudem persönlich kennenlernen. Ich will sie, sobald es wieder möglich ist, unbedingt einmal live sehen.
Nun ist es Zeit für den berühmten Self-Rating-Test: Sie schätzen Ihr Talent zwischen zehn Punkten, super tolle Begabung, und null Punkten, keine Begabung, ein: Unterwäsche-Model.
Zwei Punkte. Obwohl ich Maurer gelernt habe, hatte ich nie ein Sixpack.
Koch?
Sieben Punkte. Ich koche sehr viel und habe mir einiges an Fertigkeiten erarbeiten können. Es gibt aber immer noch Luft nach oben, um richtig geil kochen zu können. Bekannt bin ich vor allem für meine Marronisuppe.
Vater?
Sieben Punkte. Ich muss lernen, geduldiger zu sein.
Ehemann?
Acht Punkte.
Wann sind Sie zuletzt vor dem Fernseher eingeschlafen?
Das passiert nie, wir haben keinen Fernseher. Dafür haben wir noch Sex (lacht).
Kann ich das so schreiben?
Absolut.
Ihr Lieblingsspiel auf dem iPhone?
Sudoku.
Können Sie einen guten Witz erzählen?
Ich würde sagen Ja, alle anderen würden sagen Nein.
Dann erzählen Sie jetzt bitte einen Witz.
Was macht der Clown im Büro? Faxen.
Ihr Rückblick auf die ersten 35 Jahre Ihres Lebens: Macht Älterwerden Spass?
Ich weiss nicht, ob Älterwerden Spass macht. Was ich jedoch sagen kann: Meine ersten 35 Jahre auf der Welt haben Spass gemacht und ich bin sehr gespannt, was noch alles kommen wird. Gleichzeitig gebe ich offen zu, dass ich sehr gern jung war. Zwischen 20 und 30 hatte ich eine sehr geile Zeit.