Wie kann ich mein Gegenüber richtig einschätzen? Wer tut mir gut? Wer schadet mir? Der Berner Hypnotiseur und Paartherapeut Gabriel Palacios sucht in seinem neuen Buch Antworten auf diese Fragen.
Gabriel Palacios, 1989 in Bern geboren, befasst sich bereits seit seiner frühesten Kindheit aufgrund eines familiären Schicksalsschlages intensiv mit der Gedankenwelt.
Seinen ersten grossen Auftritt hatte der Hypnotiseur und Paartherapteut vor zehn Jahren bei der «The next Uri Geller»-Show. Heute verhilft er im eigenen Therapiezentrum Menschen zu mehr gedanklicher Freiheit.
Wie kann ich mein Gegenüber richtig einschätzen? Wer tut mir gut? Wer schadet mir? – Palacios Buch «Wer tut Dir gut?» will Ratgeber für all jene sein, die sich nach einem ausgeglichenen Leben sehnen, in dem sie Menschen richtig einzuschätzen und ihre Erkenntnisse wirkungsvoll anwenden lernen.
Das Buch ist mit nützlichen Tipps ausgestattet und hat es in nur zwei Wochen im offiziellen Verkauf auf Platz eins der Schweizer Bestsellerliste geschafft.
«Bluewin» publiziert exklusiv das Kapitel «Wer tut dir gut?»:
Wer tut dir gut?
Eine der wohl wichtigsten Fragen stellt sich nun uns allen: Wer tut uns gut? Um herausfinden zu können, wer dir guttut, musst du erst einmal wissen, wo du selbst stehst. Wenn du weißt, welcher Charakter-Typ du bist, kannst du dein Gegenüber analysieren und sehr rasch herausfinden, in welcher Hinsicht dir dieser Mensch guttut.
Denn wenn es um die Frage geht, ob ein Mensch dir guttut oder nicht, so gibt es grundlegend immer zwei Prinzipien: das Prinzip der Ähnlichkeit und das des Gegensatzes.
Grundsätzlich gilt das Prinzip der Ähnlichkeit, das heißt, unser Unterbewusstsein mag Menschen, die uns ähnlich sind. Das ist energiesparender und effizienter. Egal, mit wem wir sprechen: Es fühlt sich immer gut an, wenn man Gemeinsamkeiten hat, wenn man gemeinsame Interessen hat, wenn man denselben Humor hat und man sich einfach versteht.
Dieselbe Denkweise zu haben, sprich, einen ähnlichen Charakter-Typus aufzuweisen wie das Gegenüber, fühlt sich immer gut an. Dies merken wir besonders in Freundschaften und bei beruflichen Ambitionen. Es ist klar, dass wir Freundschaft mit jenen Menschen schließen, die so ticken, wie wir es tun.
Und es ist auch logisch, dass wir beruflich die Menschen bei unseren Projekten mit ins Boot nehmen, die ähnlich ticken wie wir. Das war schon zu Urzeiten so: Frauen gingen gern mit jenen Frauen Beeren und Pilze sammeln, die bekannte, vertraute Sorten Beeren und Pilze in den gemeinsamen Korb warfen, nicht aber mit jenen, die neue Sorten Beeren oder Pilze, die noch nicht erprobt oder als sicher eingestuft wurden, in den Korb warfen. Diese womöglich giftigen Beeren oder Pilze konnten alle gefährden. Und die Männer gingen nicht mit den Kollegen auf Mammutjagd, die eine ganz andere Jagdtaktik hatten und einen somit beispielsweise unnötig in Gefahr gebracht hätten.
Wir alle mögen also Menschen, die so denken wie wir. Und trotzdem gibt es Ausnahmen, die meist mit der Arbeit an unserer Persönlichkeit zu tun haben. Es gibt nämlich Situationen, in denen wir ganz unbewusst unsere Art Gegenspieler anziehen. Das ist dann der Fall, wenn wir beispielsweise eher extrovertiert, also gemäß den Energie-Typen rot sind und unser Beziehungspartner das pure Gegenteil, nämlich absolut introvertiert, folglich blau ist.
Wenn unser Gegenüber jeweils das Gegenteil von uns ist und sich für uns gut anfühlt, dann will uns das sagen, dass wir diesen Menschen brauchen können, um unsere Persönlichkeit zu entfalten. Wir können also über kurze oder für manche auch über längere Lebensabschnitte Menschen, die komplett anders sind als wir, brauchen, um uns geistig weiterzuentwickeln. Denn diese Menschen, die ganz anders als wir sind, können einen Aspekt in sich tragen, der uns dabei behilflich sein kann, unseren Geist weiterzuentwickeln.
Ein Beispiel: Eine Frau hat eine von einem sehr impulsiven, extrovertierten und vielleicht sogar Macht missbrauchenden Vater geprägte Kindheit erlebt. Durch das Verhalten des Vaters nahm sie automatisch eine introvertiertere Rolle ein, egal, ob es ihrer wahren Persönlichkeit entsprach oder nicht. Hätte sie diese Rolle nicht eingenommen, hätte das psychologische Familiensystem nicht funktioniert.
Weil ihr Unterbewusstsein jedoch diese Vergangenheit mit ihrem Vater noch nicht richtig verarbeitet hat, zieht sie als Erwachsene automatisch Männer an, die so sind, wie ihr Vater es war: extrovertiert, impulsiv, Macht missbrauchend. Sie zieht diese Art Mann erneut an, damit sie in Anwesenheit von ihm, der nun stellvertretend für ihren Vater ist, aus ihrer introvertierten Rolle ausbrechen und ihrem Mann zeigen kann, dass sie auch mächtig ist – also auch ein Rot in sich trägt, das gesehen werden will.
Meist geschieht in solchen Momenten eine Art Urknall im Geiste dieser Menschen, also hier im Geiste dieser Frau. Endlich kann sie aus dem Muster ihrer Kindheit, als sie unter ihrem Vater litt, aus ihrer alten kindlichen Rolle, ausbrechen. Auch wenn inzwischen viele Jahre oder gar Jahrzehnte vergangen sind, so ist sie nun endlich ihrem Vater, in Wirklichkeit ihrem Mann gegenüber, in die Rolle gelangt, die sie sich schon als Kind wünschte. Meist ziehen Menschen, die eine solche Art Urknall erleben, von diesem Moment an ganz andere Männer als die impulsiven und Macht missbrauchenden an, weil sie ja nun diese Geschichte mit der Art von Männern abschließen konnten.
Dieses Beispiel verdeutlicht uns also, dass wir manchmal andere Menschen brauchen, denen wir zeigen können, was in uns steckt. Wir brauchen die Bestätigung des Gegenübers, seine Reaktion, um uns selbst zu verdeutlichen, dass wir noch andere Persönlichkeitsanteile in uns tragen, die wir auch gern zeigen wollen. Zeigen, was man in sich hat, kann man halt nur, wenn man vom Gegenüber reflektiert wird.
Oder ein anderes Beispiel: Ein Junge möchte die Wärme seiner Mutter spüren, die sie ihm gar selten bis nie spendet. Die Mutter ist introvertiert, ruhig, entzieht sich allem, ist also gemäß den Energie-Typen blau-gelb. Der blaue Anteil ist der sensible Anteil, und der gelbe Anteil ist der enthaltsame Anteil.
Der Junge hingegen geht automatisch in eine sehr zugängliche Rolle. In eine extrovertiertere Rolle, in eine Rolle, in der er Liebe und Harmonie herbeiführen will, folglich grün-rot. Er muss in diese auf andere zugehende Rolle schlüpfen, damit es wenigstens zu einer Begegnung mit seiner Mutter kommen könnte, denn diese würde von sich aus ja keinen Schritt auf ihn zu machen. Der Junge hat also erlernt, dass, wenn man Wärme möchte, man sich diese holen muss. Dass man auf sein Gegenüber zugehen muss. Dass man, wenn man Liebe erfahren will, grün-rot sein muss. Dabei würde dieser Junge auch gern mal blau-gelb sein, etwas schmollen und erleben können, wie Mama von selbst auf ihn zugeht und ihn in den Arm nimmt.
Also zieht dieser Junge, wenn er erwachsen ist, Frauen an, die so sind wie seine Mutter. Weil die Begegnung mit dieser Art Mensch, in dieser engen Beziehung, es ihm möglich macht, nochmals in die Rolle von damals zu schlüpfen, um seiner Mutter, nun stellvertretend durch seine Freundin, zeigen zu können, dass er auch blau-gelbe Anteile in sich trägt. Er zieht eine blau-gelbe Frau in sein Leben, bei der er aus seiner zu ein seitigen Farbe in Sachen Liebe, nämlich aus seiner grün-roten Farbe, ausbrechen kann.
Also lernt er bei seiner Freundin zu schmollen, bis sie auf ihn zugeht, und ihr so zu zeigen, dass er in seinem Inneren auch blau-gelb ist. Und wenn die Freundin das Blau-Gelb in ihm anerkennt, dann zeigt er es immer mehr, bis er das Blau-Gelb als wichtigen Teil seiner Persönlichkeit ersehen und anerkennen kann. Zugleich entwickelt er Verständnis für seine Mutter, die genau in dieser Situation war, als sie keine Liebe zeigen konnte. So kann der erwachsene Junge diese Geschichte mit seiner Mutter abschließen.
Es gibt also Situationen, die kürzer, aber auch länger dauern können, in denen wir Menschen anziehen, die nicht so sind, wie wir es sind, damit wir mit sehr ähnlichen Menschen oder Situationen aus unserer Vergangenheit endlich abschließen können.
Bei vielen Menschen kann das aber bis hin zu Jahrzehnten dauern, dass sie beispielsweise in einer Liebesbeziehung zu einem Menschen stehen, der eigentlich die eigene Mutter oder den eigenen Vater oder sonst eine prägende Person aus ihrer Vergangenheit repräsentiert. Das sind die Beziehungen, die sehr spannungsgeladen sind – über viele Jahre hinweg. Meine persönliche Empfehlung an dieser Stelle ist die, dass auch eine gezielte Therapie in Hinblick auf sich und die eigene Vergangenheit dazu beiträgt, solche Menschen nicht mehr anzuziehen.
Man kann also viele Jahre in einer Beziehung mit einem Menschen leben, der für unser Unterbewusstsein die eigene Mutter oder den eigenen Vater oder eben die Person aus der Vergangenheit repräsentiert, mit der oder mit dem unser Unterbewusstsein abschließen will, indem durch Gespräche mit der Beziehungspartnerin oder mit dem Beziehungspartner automatisch auch rückwirkend mehr Verständnis für die Mutter oder den Vater oder eben diese bestimmte Person herbeigeführt werden kann.
Durch Hypnosetherapie mit sich und seiner Vergangenheit kommuniziert man mit dem Unterbewusstsein und kann auf diese Weise Verständnis für die damalige Person, wie beispielsweise die Mutter oder den Vater, aufbringen, eine Art Vergebungsarbeit leisten oder mittels Arbeit mit dem Unterbewusstsein auch Versöhnung zwischen sich und der damals prägenden Person herbeiführen.
Damit du für dich selbst herausfinden kannst, wer dir guttut und wer nicht, kannst du dich an der 50-Prozent-Regel orientieren: Wenn du merkst, dass die Person, die dich anzieht, nach deiner Einschätzung weniger als 50 Prozent Gemeinsamkeiten mit deiner MKPI-Auswertung (siehe Test im Buch, Anmerkung der Redaktion) hat, so könnte es sich eben um eine Person handeln, die deinem Unterbewusstsein dabei behilflich sein kann, etwas aus deiner Vergangenheit zu verarbeiten. Meist etwas, was mit einer Person zu tun hat, die auch in deiner Vergangenheit schon so war wie die Person, die du nun angezogen hast.
Dies hat zu bedeuten, dass deine Seele noch etwas verarbeiten möchte. Um diese Verarbeitung vonstattengehen zu lassen, kannst du den Weg nun mit dieser aktuellen Person in Angriff nehmen. Oder du kannst eine Therapie mit dir und deiner Seele machen, damit diese schon allein durch die Therapie so sehr, was diese Angelegenheit und solche Art Menschen betrifft, ausgeglichen wird, dass du diese Art Menschen gar nicht mehr anzuziehen brauchst. Das eigene Unterbewusstsein wird auf einmal gar keinen Reiz mehr an solchen Menschen finden.
Wenn die Person, die du anziehst, nach deinem Ermessen rund 50 Prozent oder mehr Gemeinsamkeiten mit deiner MKPIAuswertung hat, so ist das eine Person, die deiner Seele guttun würde, wenn sich deine Seele nicht mehr von der Vergangenheit oder einer vergangenen Person übermäßig verletzt oder in der falschen Rolle fühlt.Wenn deine Seele sich zufrieden und erfüllt fühlt in der Rolle, in der du bist, so werden dir die Menschen guttun, die deiner MKPI-Auswertung ähnlich kommen.
Kurz: Menschen, die deinem Charakter ähnlich sind, machen dich glücklicher, solange du keine Defizite mithilfe von repräsentativen Menschen zu verarbeiten hast.
Es handelt sich hier um einen originalen Textauszug. Deshalb erfolgten keine Anpassungen gemäss «Bluewin»-Regeln.
Bibliografie: Wer tut dir gut?, Gabriel Palacios, Verlag Allegria, ISBN-13 9783793424048, ca. 19.95 Fr.
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