Kolumne am MittagMeine erste Feministin der Popmusik – Pia Zadora
Von Bruno Bötschi
16.7.2020
Mit «When the Rain Begins to Fall» sang sich Pia Zadora 1984 an die Spitze der Hitparade. Kritiker behaupteten, sie habe sich diesen Erfolg mit dem Geld ihres Ehemannes erkauft. Der Kolumnist findet: gut so.
Vor zwei Tagen erzählte mir ein Freund, er ist Oberstufenlehrer, dass seine Schülerinnen und Schüler neuerdings die Musik von Pia Zadora hören.
Pia wer – Zadora was? Kennen Sie nicht? Klar kennen Sie sie! Ich bin sicher, wenn Sie das obige Musikvideo abspielen, klingeln Ihnen sofort die Ohren.
Mit «When the Rain Begins to Fall» landete die US-amerikanische Sängerin 1984 ihren grössten Hit. Das Duett mit Jermaine Jackson, einem Bruder von Michael Jackson, wurde in vielen Ländern ein Top-Ten-Hit, in der Schweiz und Deutschland schaffte es der Song sogar auf Platz eins.
Zuerst belächelt, dann gefeiert
Pia Zadora war die erste Feministin der Popmusik, die mir als Jugendlicher Mitte der 1980er-Jahre begegnet ist. Die Frau nahm sich, was sie wollte, so wie es damals fast ausschliesslich die Männer taten. Und das fand ich gut.
Von 1977 bis 1993 war Zadora mit dem milliardenschweren israelischen Geschäftsmann Meshulam Riklis (2019 †) verheiratet. Das viele Geld ihres 34 Jahre älteren Mannes wurde ihr in der Folge zum Vorwurf gemacht, als sie Karriere als Sängerin machen wollte.
Milliardärsgattin Zadora galt jahrelang als «untalentierte, reiche Göre». Sie liess sich jedoch nicht unterkriegen. Stattdessen holte sie sich Hilfe beim bekannten Musikproduzenten Jack White. Ehemann Riklis habe White eine Million Dollar bezahlt, behaupten Kritiker zwar bis heute, nur damit der mit seiner Frau einen Song aufnehme.
«Ich hatte eine Karriere, bevor ich meinen Ehemann traf», sagte die trotzig. Das war nicht gelogen: Zadora stand mit sieben bereits auf der Bühne und tourte mit Frank Sinatra. Der habe sie vor jedem Auftritt zur Seite genommen und gesagt: «Don't screw up!» – Vermassle es nicht!
Glitzer, Glamour und Privatflugzeug
Mit «When the Rain Begins to Fall» vermasselte es Frau Zadora kein bisschen. Kaum war die Version mit Jermaine Jackson auf Platte erschienen, stürmte das Duo die Hitparaden dieser Welt. «Es war eine verrückte Zeit, mit Glitzer, Glamour und Privatflugzeug, beinahe wie in einem Paralleluniversum», erzählte sie später einmal.
Eine Zeit, die sich auch finanziell ausgezahlt hat für sie. Als das Paar Riklis/Zadora sich Mitte der 1990er-Jahre scheiden liess, bekam die Sängerin sage und schreibe 20 Millionen Franken Abfindung ausbezahlt. Um genügend Geld für seine Ex aufzutreiben, musste der Finanzjongleur fast seine ganze Kunstsammlung verkaufen.
Kurz nach der Scheidung beendete Zadora ihre Karriere als Sängerin und zog sich ins Privatleben zurück. Seit 2005 ist Pia Zadora zum dritten Mal verheiratet, gemeinsam mit einem Polizisten lebt sie in Las Vegas.
Dort tritt sie seit bald zehn Jahren wieder als Sängerin auf –, um das zu tun, was sie immer geliebt hat. Und von dem sie immer geträumt hat.
«Time goes by so fast You've got to have a dream To just hold on All my dreams of love began With the reality of You and I believe That all our dreams will last forever»
Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «Bluewin» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.