Kolumne am Mittag Marc Jacobs legt sich unters Messer und zeigt es allen

Von Bruno Bötschi

10.8.2021

«Ja, ich bin eitel»: Marc Jacobs, Modedesigner.
«Ja, ich bin eitel»: Marc Jacobs, Modedesigner.
Bild: Getty Images

Modemacher Marc Jacobs scheut sich nicht davor, der Welt zu zeigen, dass er sich unter das Messer gelegt hat. Anschliessend dokumentierte er mit Instagram-Selfies das Ergebnis – und sorgt mit der Offenheit für Aufsehen.

Von Bruno Bötschi

Marc Jacobs mag Extreme und spricht gerne darüber.

2009 verlobte sich der US-amerikanische Modeschöpfer öffentlich mit dem brasilianischen Unternehmer Lorenzo Martone, nur um sich kurz danach gleich wieder zu entloben.

Früher feierte Jacobs gerne Exzesse aller Art. Das ändert sich, als er vor einigen Jahren dem Fitnesswahn verfiel und bei jeder Gelegenheit seinen gestählten, tätowierten Körper in die Kameras hielt.

Rosen, Champagner und ein nettes Restaurant: So könnte das Ambiente für einen klassischen Heiratsantrag aussehen. Nicht jedoch bei Jacobs: 2018 stellte er seinem Freund Charly Defrancesco die grosse Frage in einem New Yorker Fast-Food-Restaurant – unterstützt von einer Tanzgruppe, mit der er einen Flashmob zu «Kiss» von Prince organisiert hatte. Das Video teilte der Modemacher danach auf seinem Instagram-Account.

Kopf in Bandagen eingewickelt

Im Zeitalter der sozialen Medien behält Marc Jacobs scheinbar nichts für sich.

Der Mann, welcher von 1997 bis 2013 Kreativdirektor für Louis Vuitton war und sich seither wieder gänzlich seinem eigenen Modeunternehmen widmet, scheut sich auch nicht davor, der Welt zu zeigen, dass er beim Schönheitsdoktor war.

Dieser Tage sorgte Jacobs auf Instagram für Aufsehen, als er ein Bild von sich nach der Operation hochlud, auf dem sein Kopf in Bandagen eingewickelt und dazu die Bildunterschrift «#LiveLoveLift» notierte. In den Kommentaren seiner über 1.6 Millionen Followerinnen und Follower lobten viele seine Offenheit.

Mit dieser Offenheit steht der 58-Jährige ziemlich allein da. Denn Schönheits-OPs sind für viele Menschen nach wie vor ein grosses Tabuthema.

Und weil Jacobs das weiss, spricht er jetzt öffentlich darüber: Er schäme sich nicht für seine Eitelkeit, sagt er im Gespräch mit dem Modemagazin «Vogue», sondern setze sich für den unverkrampften Umgang mit Schönheits-OPs ein.

Jacobs im Sauerstoff-Tank

Gerade in einer Welt «in der sich bei den jungen Menschen vieles um Transparenz» gehe, müsse sich das ändern. Den Fakt sei: Bald jeder Mensch benutze Bearbeitungsprogramme, um sein Gesicht auf Fotos zu verjüngen, «das ist die Welt, in der wir leben».

Der Designer mag es deshalb nicht, nein, er findet es sogar verrückt, wenn eine Schauspielerin oder ein Schauspieler leugne, dass er etwas habe machen lassen: «Sie behaupten dann: ‹Oh, es ist Olivenöl, ich bade in Seltzer.› Das mag alles wahr sein, ist aber sicher nicht der Grund, warum dein Hals so straff ist.»

Marc Jacobs hingegen steht hin und sagt: Ich habe es getan.

Wenige Tage nach seinem Eingriff zeigte er sich sodann auf seinem Instagram-Account in einem Sauerstofftank liegend, wo er sich scheinbar von seiner Operation erholte.

In der «Vogue» sagt der Modemacher dazu: «Ja, ich bin eitel. Ich finde, es ist keine Schande, eitel zu sein. Ich finde, es ist keine Schande, Aufmerksamkeit zu wollen. Ich finde, es ist keine Schande, sich schick zu machen und mit einem bestimmten Look anzugeben. Verstehen Sie, was ich meine?»

Ehrlich gesagt, Herr Jacobs, ich verstehe Sie nicht ganz. Muss ich aber auch nicht. Hauptsache, Sie sind glücklich in Ihrer neu gestrafften Haut.


Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «blue News» die Kolumne am Mittag – sie dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.