Kolumne am Mittag Martin Suter muss mit Bastian Schweinsteiger in die Verlängerung

Von Bruno Bötschi

30.7.2021

Martin Suter (links) schreibt einen Roman über das Leben von Fussballer Bastian Schweinsteiger.
Martin Suter (links) schreibt einen Roman über das Leben von Fussballer Bastian Schweinsteiger.
Bild: Marco Grob/Diogenes

Wie verwandelt man das Leben eines Menschen in einen Roman? Bestsellerautor Martin Suter schreibt zurzeit über Fussballer Bastian Schweinsteiger. Das scheint komplizierter zu sein als angenommen – Suter geht in die Verlängerung.

Von Bruno Bötschi

Martin Suter muss in die Verlängerung.

Geplant war, dass sein neuer Roman über den deutschen Fussballer Bastian Schweinsteiger Ende September 2021 erscheinen soll. Nun teilte der Diogenes-Verlag mit, dass «Einer von euch», so soll das Buch heissen, erst am 26. Januar 2022 erscheinen wird:

«Wir gehen in die Verlängerung, der Erscheinungstermin näherte sich sportlicher als gedacht.»

Weitere Gründe, warum der Fussball-Roman erst in einem knappen halben Jahr erscheinen soll, wurden keine erläutert. Eine Anfrage von «blue News» dazu bei Diogenes blieb, zumindest bis jetzt, unbeantwortet.

Wir können nur spekulieren.

Gibt es Unstimmigkeiten?

Hat Schweinsteiger mehr zu erzählen, als von Suter anfänglich gedacht? Gibt es Unstimmigkeiten zwischen den beiden? Oder war Suters Frau, sie liest seine Romane zuerst gegen, mit der ersten Version nicht zufrieden?

Wie gesagt, wir können über die Gründe der Verschiebung nur spekulieren.

Wahr ist, Martin Suter ist seit Längerem am Schreiben des Romanes über Bastian Schweinsteiger. Einer Geschichte «von einem», so der Wortlaut in der Verlagsmitteilung, «der sich nie als etwas Besonderes fühlte. Und so zu etwas Besonderem wurde».

Schweinsteiger wird zum grossen Held des Fussball-WM-Finales 2014 in Rio de Janeiro. Er spielt mit blutendem Cut unter dem Auge. Deutschland gewinnt gegen Argentinien und wird Weltmeister.

Darüber schreibt Suter. Er will, so heisst es, in seinem Buch Wahres und fast Wahres aus dem Leben eines Fussballers erzählen.

Die erste Begegnung

Bleibt die Frage: Wie verwandelt man das Leben eines anderen in einen Roman? Auf Suters Internetseite kann man das mitverfolgen.

Man kann über die allererste Begegnung lesen. Die fand, pandemiebedingt, in einem Sitzungszimmer am Flughafen Zürich statt. Sie begrüssten sich und begannen zu erzählen. Wie zwei, die sich gut kennen, aber lange nicht mehr gesehen haben. Nach fünf Minuten duzten sie sich, und nach zehn sagten sie: «Komm, das machen wir.»



Man erfährt auf der Webseite, in welchem Club der Basti zum ersten Mal Fussball gespielt hat. Man erfährt zudem, dass vom Trissl-Lift von Vater Fred nichts mehr übrig und dass hier der dreijährige Basti das erste Mal alleine Skilift gefahren ist.

Man sieht handschriftliche Ausrisse von Recherche-Interviews, die Suter geführt hat – mit Ottmar Hitzfeld etwa. Die Trainerlegende beobachtete Basti schon als dieser 2002 Deutscher Meister mit der A-Jugend wurde: «Wenn die Mitspieler keine Lösung hatten, gaben sie ihm den Ball, und er machte daraus etwas Gescheites.»

Der wahre Grund für die Verspätung

Und wer noch etwas länger scrollt, erfährt auch den wahren Grund, warum die Verlängerung nötig wurde: Martin Suter schaffte es einfach nicht vor den Sommerferien, den Roman fertig zu schreiben.

Der Ball liegt also nach wie vor bei ihm.

Na dann, sind wir doch einmal gespannt, ob der Schriftsteller bis zum Erscheinen seines neuen Romanes auch eine Lösung für die Lesefaulheit des Fussballers gefunden hat.

Schweinsteiger soll einst gesagt haben: «Ich lese Spiele tausendmal lieber als ein Buch.»

Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «blue News» die Kolumne am Mittag – sie dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.