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Bötschi fragt Gülsha Adilji: «Es war schön. Ich höre mich gern reden»
Von Bruno Bötschi
19.2.2019
Moderatorin Gülsha Adilji sagt, wie sie Grüselmänner abfertigt, erzählt von ihren Lieblingsmenschen und verrät, warum sie nie mehr alkoholisiert auf einer Bühne stehen will.
Das Restaurant «Bank» am Helvetiaplatz in Zürich, kurz nach 10 Uhr morgens: Das Handy des Journalisten piepst. SMS von Gülsha Adilji: «Ich habe biz getrödelt. Bin unterwegs.»
Momoll, es gibt Schlimmeres, als auf Frau Adilji zu warten. Ein paar Minuten später sitzt sie auch bereits da: Die Frau, um die es heute geht. Ganz in echt. Keine 70 Zentimeter entfernt. Sie lächelt.
Frau Adilji, ich stelle Ihnen in den nächsten 30 Minuten möglichst viele Fragen. Und Sie antworten möglichst kurz und schnell. Wenn Ihnen eine Frage nicht passt, sagen Sie einfach «weiter».
Okay – dann überlege ich also zuerst genau, was ich sagen will. Oder ich wiederhole jedes Mal die Frage noch einmal, damit ich mehr Zeit habe, um mir eine gute Antwort zu überlegen ... und wie heisst das Format nochmals?
Welches Wort fällt Ihnen auf Türkisch schneller ein als auf Deutsch?
Kalp – übersetzt heisst das: Herz.
Gülsha, Ihr Vorname – was bedeutet er?
Wann bekamen Sie zuletzt Rosen geschenkt?
Vermutlich an irgendeinem Anlass, den ich moderiert habe.
Hassen Sie Blumen?
Nein. In Anbetracht dessen, wie Schnittblumen gezüchtet werden, ist meine Beziehung zu ihnen ziemlich gleichgültig. Blumen geben mir nicht derart viel, als dass ich mir den Kauf als guilty pleasure erlauben würde.
Fahren Sie gerne ÖV?
Ich unterscheide zwischen Tram und Zug. Tram fahren geht mir zu langsam, deshalb bin ich in der Stadt mit dem Velo unterwegs. SBB fahren hingegen finde ich grandios – ausser zwischen Zürich und Bern.
Je in einem Lift steckengeblieben?
Leider nicht. Ich habe eine romantische Vorstellung vom Im-Lift-Steckenbleiben.
Der Journalist, der vor einigen Jahren in einem Restaurant in Spanien zehn Minuten in einer Toilette eingeschlossen war und deswegen fast noch traumatisiert ist, fragt nicht nach, will einfach nicht weiter nachfragen.
Ihre Mutter stammt aus Pristina, ist aber ursprünglich Türkin.
Richtig.
Ihr Vater wuchs als Albaner in einem serbischen Dorf nahe der kosovarischen Grenze auf.
Korrekt.
Wann waren Sie zuletzt in den Heimatländern Ihrer Eltern?
Vor zehn Jahren.
Immer gut: aufs Tempo drücken.
Lieber zum Coiffeur oder zur Dentalhygiene?
Coiffeur.
Wie viel Schönheits-OPs haben Sie schon über sich ergehen lassen?
Ich hatte mit 17 oder 18 mehrere Kieferoperationen – aus ästhetischen Gründen. Es ging dabei um meine Zähne. Wäre mein Kiefer nach hinten versetzt worden, wäre keine Operation nötig gewesen, es hätte aber nicht so gut ausgesehen.
Ihr Lieblingsort in Niederuzwil im Toggenburg?
Während meiner Kindheit und der Teenagerzeit war es im Sommer die Badi, im Winter die Eishalle und der Jucker.
Der Jucker, was ist das?
Ein Ort unweit von Niederuzwil, zwischen dem Fluss Thur und einem Stück Wald. Dort hingen wir als Jugendliche ab.
Wenn ein Tourist sich nach Niederuzwil verirren würde, was würden Sie ihm zeigen?
Ich würde mit ihm ins Café Stadler Glacé essen gehen, weil ich als Kind fand, dass es dort das beste Glacé der Welt gibt. Ich würde mit ihm in einem der Wälder, die es um Niederuzwil gibt, spazieren, und dann würde ich noch irgendwo ein Bier trinken gehen.
Dark oder Happy Valley?
Keine Ahnung, ich kenne diese beiden Netflix-Serien nicht.
Ihre Lieblings-Fernsehsendung?
Hundeflüsterer Cesar Millan. Seine Sendung wird am Sonntag auf Sky gezeigt, und wenn ich dann gerade bei meiner Schwester auf Besuch bin, kann es passieren, dass ich Milan und seinen Hunden den ganzen Tag zusehe.
In einem Satz: Was zeichnet gut gemachte TV-Unterhaltung aus?
TV-Unterhaltung muss schlau und lustig sein. Sie muss eine Haltung haben – und diese Botschaft muss auf unangestrengte Weise rübergebracht werden.
Wer ist der grössere Narzisst: Sie oder Roger Schawinski?
Roger Schawinski.
Ihre ständige Koketterie mit anderen Arbeitgebern: Wie sehr wünschen Sie sich, beim Schweizer Fernsehen einmal fest angestellt zu werden?
Sehr.
Sie hatten bereits eine SRF-Sendung: Wie schlimm war das Scheitern mit «Streetgames»?
Weiter.
«Weiter» – he he, ehrlicherweise sei gesagt, dass Gülsha Adilji auf diese Frage nicht mit «Weiter» geantwortet hat. Sie hat vielmehr verraten ... oh, das darf ja jetzt nicht verraten werden ... Aber es ist kein Verrat, dann doch zu verraten, dass Gülsha Adilji beim Gegenlesen, also dem Autorisieren des O-Tons, ihre Worte im Nachhinein korrigiert hat. Die Begründung ihrer Managerin: Weil «das Niedergeschriebene sehr viel anders erscheint als gesprochen». Bleibt die Frage: Hatte Gülsha Adilji Sorge, sich zu verraten? Oder die Managerin? Oder beide?
Ihre Vorbilder privat?
Hanna Ambühl ist ein Vorbild. Mit ihr durfte ich letztes Jahr zusammenarbeiten. Sie lebt ein Leben, das ich erstrebenswert finde. Sie kauft nur saisonales Gemüse ein, fliegt nie, fährt nur Zug. Ein Vorbild ist mein guter Freund Maximilian Speidel. Seine Entspanntheit schätze ich. Wenn ich gerade wieder einmal den Weltschmerz auf meinen Schultern spüre, sagt er: «Hey, nimm es locker, alles wird gut.» Ich könnte noch viel mehr Menschen aufzählen ... – unglaublich lustig ist meine Freundin Olivia el Sayed. Sie ist nicht viel älter als ich, ist aber trotzdem so etwas wie eine mütterliche Instanz.
Gehen Sie regelmässig an der Urne abstimmen und wählen?
Ja.
Links oder rechts?
Absolut und ganz klar links.
2011 sagten Sie in der «Weltwoche»: «Ich glaube, die Schweiz ist noch nicht ganz bereit für Gülsha.» Wie ist der Zustand unseres Landes heute?
Das kann ich nicht so gut beurteilen, weil in den letzten zwei Jahren mein öffentlicher Output nicht ganz so gross gewesen ist. Die Jahre 2011 bis 2013 waren so etwas wie der Peak meines bisherigen Daseins. Damals haben ganz viele Menschen mitbekommen, was ich mache.
Von der Newcomerin zum Immer-noch-nicht-wirklich-den-Durchbruch geschafft: Wie fühlt sich das an?
Irgendwie ... es ist ... ich weiss nicht, wie es sich anfühlt. Auf alle Fälle fühlt es sich nicht komisch oder gar blöd an. Aber ich finde auch, der nächste Schritt müsste jetzt langsam kommen. Ich bin bereit dafür. Ich spüre jedoch kein ungutes Gefühl in mir, sondern es fühlt sich mehr so an, als würde ich gerade Luft holen und Anlauf nehmen.
Die «Weltwoche» schrieb 2012 in einem Porträt über Sie, Sie hätten «geradezu den zwinglianischen Arbeitsethos verinnerlicht». Mustermigrantin – ja oder nein?
Ich fühle mich nicht als Migrantin. Ich bin in der Schweiz geboren, bin hier aufgewachsen, wurde in diesem Land sozialisiert – der einzige Unterschied ist: Ich habe eine Mutter, die wunderbar Börek kocht. Nein, als Migrantin fühle ich mich absolut nicht, vielmehr als Weltbürgerin, die zufälligerweise in der Schweiz geboren und aufgewachsen ist.
Ist die Schweiz so modern, wie wir gern glauben?
In meiner persönlichen Bubble ist die Schweiz so modern, wie mein Umfeld ist. Aber wenn ich einmal rausgehe, etwa nach Pfungen oder Bülach, sieht es oft anders aus. Oder wenn ich in der Talksendung «Club» eine Landfrau mitdiskutieren sehe und realisiere: Es sind nicht alle gleich, es leben nicht alle am gleichen Ort – und deshalb haben auch nicht alle die gleichen Ansichten.
Mit welcher noch berühmteren Frau wurden Sie schon einmal auf der Toilette verwechselt?
Ich weiss nicht mehr, mit wem ich zuletzt verwechselt wurde, aber es passiert immer wieder.
Ihr lustigstes Alkohol-Erlebnis?
Weiter.
Auch diese Antwort wurde im Nachhinein gestrichen, eben: Weil die Managerin von Gülsha Adilja nun einmal in einer E-Mail zum Ausdruck gebracht hat, dass «das Niedergeschriebene sehr viel anders erscheint als gesprochen».
Wie schafft man es, ein cooles TV-Format wie «Wein doch» bei Watson.ch zu versauen?
Ich habe «Wein doch» überhaupt nicht versaut! Ich habe diese Rubrik vielmehr auf ein neues Level gehievt – und zwar auf einen Betrunkenheitspegel, den davor niemand geschafft hat.
Wie betrunken waren Sie wirklich beziehungsweise wie viel Alkohol haben Sie innert welcher Zeit getrunken?
Ich trank eine Flasche Rosé auf ziemlich nüchternen Magen innerhalb von ein oder zwei Stunden, danach gab es noch drei, vier Wodka-Shötlis.
Je besäuselt vor der Kamera oder auf einer Bühne gestanden?
Ja. Beim Fernsehsender Joiz durfte ich, immer wenn ich Geburtstag hatte, den ganzen Tag Party machen, und ich musste mich nicht auf die abendliche Sendung vorbereiten. Das übernahm mein Moderationskollege Julian Thorner. Zudem gab es am Sonntag bei Joiz eine Sendung namens «Coffee&Charts», die ich ab und zu auch moderierte. Es kam mehrmals vor, dass ich direkt aus dem Ausgang ins Studio fuhr. Mittlerweile ist es aber so, dass ich, wenn ich für eine Show auf der Bühne stehe, absolut keinen Alkohol trinke, und auch wenn ich Anlässe moderiere, trinke ich nie Alkohol. Alkohol macht mich nicht besser oder entspannter. Zudem brauche ich eine gewisse Dosis Adrenalin und Angespanntheit, damit ich mein Bestes geben kann. Und ich will immer mein Bestes geben.
Wie geht es eigentlich Ihren Schlafstörungen?
Immer noch vorhanden, wie Sie an meinen Augenringen sehen können. Ich schlafe seit fünf Wochen total schlecht und weiss nicht, wieso.
Was tun Sie, wenn der Schlaf nicht kommen will?
Ich schaue TV-Serien oder höre Podcasts, die ich in- und auswendig kenne. Das wirkt einschläfernd. Oder ich höre Vorträge von der Managementtrainerin Vera F. Birkenbihl, die ich bereits kenne. Auch mit Baldriantropfen habe ich es versucht und mit Schlafmeditation. Oder ich lese ein Buch.
Wann schlafen Sie schlechter – vor einem Bühnenaufritt oder vor Dreharbeiten?
Das spielt keine Rolle, meine Jobs beeinflussen meinen Schlaf nicht.
In Ihrer Bewerbungsmail für den Job beim Fernsehsender Joiz schrieben Sie: «Ich bin Vollzeit- Studentin an der ZHAW, aber Achtung: nicht Journalismus und Kommunikation, sondern Biotechnologie. Ta-Ta. Und so ziemlich auf dem Weg die Welt oder mindestens die Schweiz im Sturm zu erobern.» – Wie schafften Sie es eigentlich, bei Teleclub eine eigene Sendung zu bekommen?
Claudia Lässer, die ich vorher nicht gekannt habe, lud mich zu einem Bewerbungsgespräch ein. Ich wollte überhaupt keine Sendung für Teleclub machen, absolut nicht, aber weil ich Claudia während unseres Gespräches als eine tolle Frau mit einer wunderbaren inneren Haltung kennenlernte, habe ich nach dem Gespräch gedacht: Mit ihr möchte ich zusammenarbeiten. She is my girl.
Zwei, drei Sätze über Roman Kilchsperger?
Mit ihm habe ich bei Teleclub leider nichts zu tun, ausser dass ich ihn einmal für meine Sendung interviewen durfte. Er ist einer der lustigsten und schlagfertigsten Moderatoren, die ich kenne. Von ihm kann man sehr viel lernen, denke ich.
Wann zuletzt bei Dreharbeiten fast ertrunken?
Mit Alkohol oder im Wasser?
Im Wasser.
Im Wasser noch nie. Ich würde niemals eine Sendung machen, während der man mich im Bikini sieht.
Wenn Sie im ganzen Universum auswählen dürften: Traumgast für einen Talk?
Felix Lopbrecht. Er kommt ursprünglich aus der Slam-Poetry-Szene, ist heute aber vor allem als Stand-up-Comedian unterwegs. Er hat auch einen sehr berühmten Podcast und löst gerade Jan Böhmermann als meinen Lieblingscomedian ab.
Am 27. Februar findet die Derniere ihrer Bühnenshow «D'Gülsha Adilji zeigt ihre Schnägg» im Kaufleuten Zürich statt. Wie viele Tickets gibt es noch zu kaufen?
Das weiss ich nicht.
Die grösste Anzahl an Zugaben, die Sie nach einem Auftritt geben mussten?
Ich gebe keine Zugaben. Nie! Ich finde es total unangenehm von der Bühne zu gehen, wieder auf die Bühne geklatscht zu werden und dann für die eigentliche Verabschiedung wieder auf die Bühne zu gehen, obwohl die Leute nicht mehr richtig klatschen. Diesen Moment möchte ich unter allen Umständen vermeiden. Ja, ich finde Applaus etwas ultra Unangenehmes, kann ihn nicht wirklich geniessen. Es gibt Künstler, die ihn sehr geniessen, ich nicht. Ich fände es cooler, wenn ich mit dem Publikum abmachen könnte, dass jede Zuschauerin, jeder Zuschauer am Ende der Vorstellung dreimal in die Hände klatscht und ich danach die Bühne verlassen kann.
Was werden Sie eine halbe Stunde nach dem Kaufleuten-Auftritt tun?
In den letzten Wochen habe ich fast keinen Alkohol getrunken. Vermutlich werde ich mich mit meinen Freunden feiern.
Und Ihre Pläne für den Tag nach der Derniere?
Da habe ich freigenommen.
Ihre Einsamkeitsbeschäftigung?
Netflixen, Freunde treffen, Sport machen.
Können Sie schon etwas über Ihr nächstes Bühnenprogramm verraten?
Es gibt ... das darf ich, glaube ich, noch gar nicht verraten, aber möglicherweise gibt es wieder ein Programm.
Hassen Sie Influencerinnen mehr als Influencer?
Ich hasse Influencerinnen und Influencer gleichermassen, also nicht alle, aber fast alle.
Woher kommt dieser Hass?
Ich bin vehement dagegen, dass Influencer eine verzerrte Realität darstellen. Das ist nicht gut und macht nichts Gutes in den Köpfen von jungen, aber auch von erwachsenen Frauen.
Warum haben Sie bei der Influencerin Anja Zeidler kapituliert und ihr die Liebe erklärt?
Ich lernte sie persönlich kennen und realisierte: Sie ist voll ein netter Mensch. Wir kennen uns nicht wahnsinnig gut, aber wir schreiben uns hin und wieder eine SMS, lästern über andere Influencer, schicken uns gegenseitig Pickel-Videos. Sie ist wie ich Fan vom Pickel ausdrücken.
Woher kommt Ihre Faszination für Raffa's Plastic Life?
Raffa ist eine unglaublich lustige Person, total selbstironisch und sehr intelligent. Raffa hat eine gute Kernbotschaft. Diese Kombination fasziniert mich.
Woher kommt die Faszination für Edvin aka Madelyne Meyer?
Edvin ist auch ein sehr selbstironischer Mensch und eine Könnerin in ihrem Fach. Während andere Vinologen oft grausam ernst sind, schafft sie es auch einer kompletten Anfängerin wie mir, auf lustige Art etwas über Wein beizubringen.
Stopp. Neuer Ansatz. Kurswechsel. Wir wollen nun über Emanzipation und Frauenanliegen allgemein reden.
Was muss man tun, damit eine echte Gleichstellung zwischen Mann und Frau Wirklichkeit wird?
Das ist eine Systemfrage. Ich allein als Gülsha Adilji kann nicht viel verändern. Aber wir Bürgerinnen und Bürger können die richtigen Leute wählen, die dann so etwas wie unsere Alliierten für unsere Anliegen sind. Neben der Veränderung des politischen Systems brauchte es aber auch eine Veränderung unserer Gedanken.
Das müssen Sie erklären.
Werden ständig frauenfeindliche Wörter benutzt, gilt das irgendwann als Realität, weil unser Hirn nicht abstrahieren kann. Das ist ein neurobiologischer Fakt. Für mich konkret heisst das: Wenn ich eine Zeitungskolumne schreibe, erwähne ich nicht nur Feuerwehrmänner, sondern immer auch Feuerwehrfrauen. Genauso wäre es wichtig, dass in Filmen Hauptrollen öfters an Frauen verteilt würden. Die skandinavische Filmindustrie macht das grandios, dort gibt es ganz viele Frauen, die Polizeichefinnen mimen. Wenn das endlich auch bei uns Realität würde, sagten irgendwann junge Frauen nicht mehr, ich möchte Konditorin werden, sondern Polizeichefin.
Brauchen wir gesetzliche Frauenquoten in Unternehmen?
Ja. Quoten würden helfen, das System schneller anzupassen und Fehler zu korrigieren.
Rita Süssmuth, die ehemalige deutsche Familienministerin, sagte letztes Jahr in einem «Spiegel»-Interview: «Die Quote ist viel zu schwach. Ich bin jetzt für Parität.»
Ich weiss nicht, was Parität heisst.
Als Parität wird in der Politik ein gleichmässiges Verhältnis von Stimmen in einem Gremium bezeichnet.
Ich müsste den ganzen Text lesen und schauen, was die Frau sonst noch gesagt hat. Aber so grundsätzlich: Ich wüsste nicht, was gegen die Parität spräche.
Warum tut sich die Schweizer Wirtschaft so schwer mit Frauen?
Um diese Frage zu beantworten, müssten Sie mir mehr Zeit einräumen. Ich glaube nicht, dass die Schweizer Wirtschaft grundsätzlich ein Problem mit Frauen hat, sondern das Problem ist vielmehr, wie unser System aufgebaut ist. Wenn man dieses anpassen würde – ein gutes Beispiel dafür sind wiederum die skandinavischen Länder – würde sich rasch vieles ändern.
Warum werden Frauen, die an die Macht wollen, so stark wegen Äusserlichkeiten angegriffen?
Weil es uns Menschen so vorgelebt wird – in Filmen, in der Werbung, in Frauen- und Männermagazinen geht es, wenn Frauen das Thema sind, fast immer um Äusserlichkeiten. Und weil uns das ständig so vorgelebt wird, adaptieren wir dieses Verhalten auch in der Politik und in der Wirtschaft.
Ein typisches Männerspiel, bei dem Sie unschlagbar sind?
Trinkspiele.
Kommt der Spass zwischen den Geschlechtern heute zu kurz?
Aus meiner Warte gesehen, also aus meiner Bubble, kann ich das überhaupt nicht unterschreiben. Im Gegenteil.
Was halten Sie von Journalisten, die von «zierlichen Frauen» schreiben?
Sie können sich sicher vorstellen, was ich von solchen Menschen halten ... Es ist nur dann okay, wenn diese Bezeichnung in einem Roman erwähnt wird und sie der Geschichte dienlich wäre. Aber in einem Zeitungsartikel hat das Wort «zierlich» absolut nichts zu suchen, es ist Nonsens, ausser ein Mann wird im gleichen Text als «stämmig» beschrieben.
Korrekt, dass irre gut aussehende Frauen nicht besonders lustig sein müssen, weil diese Frauen ja schon irre gut aussehen?
Es könnte soziobiologisch tatsächlich so sein, dass sehr attraktive Menschen nicht so lustig sind wie andere. Möglicherweise gibt es Studien, die solches besagen. Und das würde ja dann auch für die Männer gelten. Ich selber habe es bisher jedoch nicht festgestellt. Ich kenne sehr viele attraktive Frauen, die sehr, sehr lustig sind – ich zum Beispiel (lacht laut).
So grundsätzlich: Was hat die Sexismus-Debatte #MeToo in Ihrem persönlichen Umfeld verändert?
Nichts – in meinem Umfeld ist man schon immer aufmerksam gewesen, Sexismus seit Langem ein Thema. Und wenn Roger Schwanski wieder einmal ein Interview realisiert, in dem er mehr Chauwinski ist, schauen wir das zusammen an und diskutieren darüber. Sexismus ist in meinem Freundeskreis bei Frauen und Männern gleichermassen Thema.
Ihre Erfahrungen mit Grüselmännern?
Entweder verdränge ich die Grüselmänner oder sie finden bei mir keinen Nährboden, weil ich mich ihnen gegenüber selber grüslig verhalte. Ja, ich verwende hin und wieder die Mittel, die Grüselmänner auch anwenden. Und wenn mir doch mal einer grüslig kommt, dann wehre ich das so hart und so laut wie möglich ab.
Benehmen sich die Schweizer Männer Ihnen gegenüber heute anders?
Nein.
Sind Frauen vielleicht doch irgendwie die besseren Menschen?
Überhaupt nicht.
Drücken, drängeln, dranbleiben. Wir kommen zum heikelsten Absatz, dem Privatleben. Die Fragen müssen knapper, klarer, härter werden.
Ihre zwei wichtigsten Hobbies sind …
... Sport und Netflix.
Fliegen oder mit dem Zug in die Ferien gehen?
Das ist mein guilty pleasure – ich fliege.
Ihre weiteste Reise bisher?
Sri Lanka.
Tauchen Sie gern in andere Kulturen ein?
Ich würde jetzt gern antworten, dass ich so kosmopolitisch veranlagt bin und es gerne tue. Aber ich erlebe in anderen Kulturen immer wieder ein gewisses Unwohlsein, weil ich Angst habe, dass ich wichtige Regeln nicht beachten und etwas falsch machen könnte.
Fester Freund oder One-Night-Stands?
Es kommt auf die jeweilige Lebenssituation an.
Buch lesen oder lieber Dokus schauen auf YouTube?
Dokus.
Haben Sie noch einen TV-Anschluss daheim?
Nein.
Was vermissen Sie foodmässig am meisten als Veganerin?
Sucuk in Kombination mit Nutella.
Volkswahn Abnehmen?
Ich glaube, das hat sich verschoben, zumindest in meiner Bubble. Momentan ist der Volkswahn Sport aktuell.
Ihr Idealgewicht?
60 Kilo.
Ist das Wort «Figur» an sich eigentlich schon ein abwertendes?
Eine gute Frage, über die ich mir noch nie Gedanken gemacht habe ... – ich würde sagen: nicht abwertend.
Wo liegen Ihre sogenannten Problemzonen?
Also, meine Problemzonen ignoriere ich so gut wie möglich, indem ich möglichst weit weg vom Spiegel stehe und meistens nur bei Kerzenlicht schaue. Aber ehrlich gesagt, ich bin mittlerweile auch in einem Alter, in dem ich einfach zufrieden bin. I don’t care, ich sehe so aus, wie ich aussehe und das passt.
Das schönste Kompliment, das Sie je für Ihre Figur bekommen haben?
Komplimente, die andere Menschen über meine Figur machen, ausser von meiner Mutter und meiner jüngeren Schwester, sind für mich nicht mehr relevant.
Die lustigste Frau der Schweiz?
Neben Raffa's Plastic Life und Edvin aka Madelyne Meyer ... meine Freundin Olivia el Sayed.
Die klügste Frau der Schweiz?
Flavia Kleiner von der Operation Libero ist ultimativ schlau – und ich natürlich, of course.
Die schönste Frau der Schweiz?
Hmmm ... eine Frau, die ich immer wieder gern ansehe und denke, wow, sie ist so hübsch ... alle meine Freundinnen.
Wo liegt die vollends entspannte Gülsha Adilji?
Nicht an einem Strand, das finde ich langweilig und total nicht chillig. Vollkommene Entspanntheit spürte ich zuletzt in einem ultrateuren Hotel in den Walliser Alpen. Man kann sich dort auch nur auf der Sonnenterrasse in einen Liegestuhl legen und ein Glas Weisswein trinken. Letztes Jahr, während extrem stressigen Dreharbeiten, konnte ich mich einmal kurz ausklinken und dort Wein trinken, Pommes essen, auf meinem Laptop eine Serie gucken – und hin und wieder das Matterhorn ansehen. Das war die komplette Entspanntheit.
Welche war die glücklichste Zeit Ihres bisherigen Lebens?
Die absolut glücklichste Zeit hatte ich beim Fernsehsender Joiz. Es waren fünf Jahre Highlife. Und ganz wundervoll war letztes Jahr mein Besuch am Burningman-Festival.
Wovor haben Sie Angst?
Ich bade nicht gern im offenen Meer oder in einem grossen See. Ich werde niemals in meinem Leben Bungee-Jumping machen. Und ich habe Angst davor, dass jemand aus meiner Familie oder meinem Freundeskreis stirbt.
Denken Sie manchmal an den Tod?
Ich denke mehr über den Tod von anderen Menschen nach als über meinen eigenen.
Sind Sie Mitglied einer Sterbeorganisation?
Nein, bin ich nicht. Ich habe mich damit noch nicht beschäftigt und wusste bisher auch nicht, dass man bei einer Sterbeorganisation Mitglied werden kann beziehungsweise sein muss.
Hazel Brugger hat behauptet, ich würde DJ Diplo gleichen. Hat Sie recht?
Sorry, ich kenne leider diesen DJ Diplo nicht.
Wir sind am Ende.
Oh nein, es war schön. Ich höre mich gern reden.
Die nächste Ausgabe von «Zoom Kaboom» mit Gülsha läuft am Mittwoch, 20. Februar, um 18 Uhr auf Teleclub Zoom. Mit Swisscom TV Replay können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.
Mi 20.02. 18:00 - 18:30 ∙ Teleclub Zoom D ∙ CH ∙ 30 Min
Sendung ist älter als 7 Tage und nicht mehr verfügbar.