22 Sonntags-Fragen Gabriella Baumann-von Arx: «Gute Frage in einer falschen Zeit»

Von Bruno Bötschi

6.6.2021

Verlegerin Gabriella Baumann-von Arx hat in ihrem kleinen Verlag Wörterseh schon fast 100 Bestseller publiziert.
Verlegerin Gabriella Baumann-von Arx hat in ihrem kleinen Verlag Wörterseh schon fast 100 Bestseller publiziert.
Bild: zVg

Welchen Gegenstand brauchen Sie am Wochenende am meisten? Was steht jeden Samstag auf Ihrem Einkaufszettel? Heute stellen wir unsere Fragen Verlegerin Gabriella Baumann-von Arx.

Von Bruno Bötschi

6.6.2021

Jeden Sonntag stellt «blue News» einem bekannten Menschen aus Kultur, Sport, Wirtschaft und Politik 22 Fragen, um zu erfahren, was sie oder er am Wochenende tut oder lässt – und was der schönste Moment in den vergangenen sieben Tagen war.

Heutiger Gast ist Verlegerin Gabriella Baumann-von Arx. Zuvor war die zweifache Mutter Arztgehilfin, Flight-Attendant und Journalistin. Den Verlag Wörterseh gründete sie 2004. Bisher sind 142 Bücher erschienen, 90 davon schafften es in die Top Ten der Schweizer Bestsellerliste.

1. Gabriella Baumann-von Arx, was bedeutet Wochenende für Sie – in einem Wort?

Vals.

2. Was war der schönste Moment in den vergangenen Wochen?

Ich erinnere mich nicht an den schönsten, sondern den berührendsten – die Trauerfeier für einen engen Freund.

3. Wenn Sie Macht hätten zu befehlen, was Ihnen heute richtig scheint, würden Sie es befehlen gegen den Widerspruch der Mehrheit?

Befehlen ist mir absolut fremd. Ich glaube an die Kraft der Überzeugung.

4. Was steht jeden Samstag auf Ihrem Einkaufszettel?

Käse von der Sennerei Vals. Und Rahm. Auch von der Sennerei. Es gibt keinen besseren.

5. Bei welcher Modedesignerin, bei welchem Modedesigner lassen Sie Ihr Geld?

Weder bei einer Designerin noch bei einem Designer. Aber kürzlich habe ich – dank eines Artikels im «Tagi» – das Hosenlabel Seefeld.Style entdeckt. Schon der Slogan ‹Die Zero Waste Hose fürs Leben› beeindruckte mich. Und die bestellten Hosen gefielen mir derart, dass ich Hosen wohl nur noch bei diesem Label einkaufen werde.



6. Mit wem würden Sie gern einmal zu Abend essen? Die Person darf auch bereits tot sein.

Mit dem Schweizer Dramatiker Cäsar von Arx, der 1949 in meiner Heimatgemeinde Niedererlinsbach SO gestorben ist. Durch Suizid, den er am Tag des Todes seiner unheilbar kranken Frau beging. Eines seiner Werke trägt den Titel «Vogel friss oder stirb!». Die Komödie, sie wurde 1932 uraufgeführt, kennt wohl kaum jemand, aber der Titel ist in aller Leute Munde.

7. Wer ist der beste James-Bond-Darsteller? Und warum?

Antworten da nicht alle gleich? Sean Connery! Übrigens hatte ich – zu meiner Zeit als Flight Attendant bei der Swissair – mal Roger Moore im Flugzeug und wurde dabei Augenzeugin, wie er sich den Finger einklemmte. An einem Kleiderbügel! Was beweist: Für 007 gibt es nichts, was nicht machbar wäre.

8. Welche TV-Serie schauen Sie gerade?

«Die Schlange» («The Serpent») – eine Netflix-Serie, die eine wahre Begebenheit wiedergibt. Charles Sobhraj brachte auf dem sogenannten Hippie-Trail Mitte der 1970er Jahre in Südostasien mehrere Rucksacktourist*innen um. Er wäre nie überführt worden, wäre da nicht der holländische Diplomat Hermann Knippenberg gewesen. Er liess nicht locker und zeigte eine Zivilcourage, die ihresgleichen sucht. Hut ab!

9. Welches Konzert haben Sie zuletzt besucht?

Gute Frage in einer falschen Zeit.

10. Bei welchem Song lassen Sie sofort alles stehen und liegen und stürmen die Tanzfläche?

‹Rock Me Amadeus› von Falco. Die Frage oder vielmehr meine Antwort auf Ihre Frage, erinnert mich daran, dass wir den Film ‹Amadeus› von Miloš Forman vor drei Wochen nochmals geschaut haben. Grossartig! Genau wie die Erkenntnis, dass zwischen dem Moment, als ich ihn das erste Mal gesehen habe, nämlich damals, als er in die Kinos kam, und heute – raten Sie mal wie viele  – Jahre liegen? Aber googeln Sie selbst, es wird die älteren Semester unter den Lesenden umhauen. Mich auf alle Fälle hat es.

11. Wie lange bleiben Sie am Sonntag im Bett, nachdem Sie aufgewacht sind?

Je nach Buch, das ich gerade lese, können es Stunden sein.

12. Frühstück im Bett – ja oder nein?

Nein.

13. Wann sind Sie zuletzt in ein Gotteshaus gegangen?

Am letzten Mittwoch.

14. Welchen Gegenstand brauchen Sie am Wochenende am meisten?

Meine Lesebrille.



15. Gibt es ein Ritual, das Sie jeden Sonntag pflegen?

Ausgiebig frühstücken. Am Tisch.

16. Freiburger Fondue Moitié-Moitié oder Tessiner Risotto?

Ganz einfach. Mein Mann machte einst einen Risotto, den er Risotdue nannte. Eine Mischung aus Risotto und Fondue. Es ist das erste, was er in unseren sehr frühen Anfängen für mich gekocht hat und es war wirklich schwierig mich zu entscheiden, ob ich jetzt ein Fondue oder eher einen Risotto esse. Inzwischen nimmt er dafür keinen Fonduekäse mehr, sondern Parmesan.

17. Das beste Fortbewegungsmittel, das Sie je besessen haben?

Unser Haflinger-Geländefahrzeug, das uns in Vals überoben über Stock und Stein bringt.

18. Locarno oder Lugano?

Egal, Hauptsache Ticino.

19. Wenn Sie das Wort Romandie hören: Woran denken Sie?

Röschti.

20. Was tun Sie am Wochenende zu wenig?

Nichts.

21. Welches hartnäckige Gerücht über Sie ist schlichtweg nicht wahr?

Gibt es ein Gerücht über mich? Oder gar mehrere? Das zumindest impliziert Ihre Frage. Ich weiss von keinem. Und das ist gut, denn was ich nicht weiss …

22. Ihr Lieblingswitz?

In Australien gibt es im Winter, wenn die Schafe nicht draussen gehütet werden müssen, jeweils einen Wettbewerb im Dichten. Der Saal ist voll. Die beiden Finalisten sind bestimmt: der Dorfpfarrer und ein Schafhirte. Sie bekommen die Aufgabe, einen Vierzeiler zu reimen. Das letzte Wort muss Timbuktu sein. Der Pfarrer trägt sein Gedicht schon nach kurzer Bedenkzeit auf:

I was a father all my life,

I had no children, had no wife

I read the bible through and through

on my way to Timbuktu.

Das Publikum ist begeistert und wartet gespannt auf das Auftreten des Schafhirten, aber der will und will nicht erscheinen. Erst als man ihm sagt, wenn er sein Gedichtli in fünf Minuten nicht endlich gebrünzelt habe, habe er verloren. 30 Sekunden bevor seine Gnadenfrist abgelaufen ist, stürzt er auf die Bühne und beginnt:

When Tim and I to Melbourne went

we met three ladys in a tent

so they were three and we were two

I booked one and Tim booked two.

Gabriella Baumann-von Arx füllte den Fragebogen schriftlich aus.

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